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Algarve genießen: Zum Buch von Catrin Ponciano

Foto vom Cover des Buches »Algarve genießen« (Catrin Ponciano)

Algarve genießen

Zum Buch von Catrin Ponciano    von Andreas Lahn

Wenn Sie den Algarve genau so lieben wie gutes Essen, dann sind Sie mit diesem Reise-ErlebnisKochbuch bestens bedient. Auf über 300 Seiten breitet die ehemaligen Küchenchefin und seit mehr als zwanzig Jahren am Algarve lebende Catrin Ponciano ihr Wissen aus. Sie lernen alles, was eine abwechslungsreiche Küche ausmacht: Rezepte mit Fisch, Fleisch, Meeresfrüchten, Gemüse, Salz, Muscheln, Käse, Olivenöl, Hülsenfrüchten, Desserts. Diese Re­zept-­Sammlung kann Ihr Begleiter für die portugiesische Küche zu Hause werden.

Doch nicht nur das: Sie lernen die Geschichte des Algarve kennen, erfahren, wie die Algarvios ticken und warum es nicht die Algarve sondern der Algarve heißt. Extra-Kapitel zu Wein, Markthallen und Salz, Tipps zu Restaurants und Cafés und ein portugiesisch-deutsches Glossar zum Thema Essen und Trinken machen dieses Buch zu Ihrem Nachschlagewerk. In der Widmung für ihre Mama schreibt Catrin Ponciano: »Algarve duftet nach Zistrosen, nach Eukalyptus, nach wildem Oregano und im Frühling ganz besonders nach Orangenblüten. Algarve schmeckt zartbitterlecker nach Salzblüten, nach Olivenöl, nach Mandeln und nach Meer. Algarve schenkt Fernweh,Heimweh und ungebremst Lebensfreude. Herzlich willkommen.«

Catrin Ponciano – Algarve genießen. 
Reisebuch Verlag, Plön; 310 Seiten
ISBN 9783947334490 · 19,90 €

Dieter Schneider: Ankerplatz Portugal

Dieter Schneiders Stopp vor der Kirche von Barranco do Velho

Dieter Schneider: Ankerplatz Portugal

Der Algarve als Base Camp eines Weltreisenden    von Jörg Hahn

> Der Deutsche Dieter Schneider will mit einer Initiative deutlich machen: »Die Welt ist zu schön für Depression.« Ein Gespräch mit ihm wird schnell zum Kopfkino und zu einer Reise um die Welt − der 1959 in Koblenz geborene, ehemalige Olympia Fechter ist leidenschaftlicher Motorradreisender. In Würzburg begann er seine berufliche Karriere in der Medien- und Werbebranche, gründete eine Familie. Der Einschnitt im Leben war der Tod des Sohnes, der sich im Alter von 23 Jahren nach einer schweren Depression das Leben nahm. Ein Jahr danach, 2015, brach Dieter Schneider zu einer viermonatigen Trans­afrika-Tour auf, die ihn von Würzburg bis nach Kapstadt brachte. Und im Juni 2018 startete er eine − zwischenzeitlich von der Corona-Pandemie unterbrochene − Weltumrundung, 130.000 Kilometer. »Ich bin durch Länder gerast, in Honduras zum Beispiel war ich genau einen Tag lang. Da habe ich nur die Oberfläche gesehen. In Portugal will ich alle Kurven fahren und erleben«, sagte der Neubürger von Barranco do Velho im Hinterland des Algarve, etwas oberhalb von Loulé in den Kork­eichenwäldern gelegen.

Die Weltreise half ihm nicht nur, den Schicksalsschlag zu bewältigen und die Trauer zu verarbeiten. Die globale Tour wurde auch zu einer Initiative, um auf eine Krankheit aufmerksam zu machen, die in unserer Gesellschaft noch immer ein Randdasein führt. Und das, obwohl die psychische Gesundheit und die mentale Fitness in fast allen Lebensbereichen des modernen Menschen eine immer größere Rolle spielen. »Wenn Deine Seele Fernweh hat, setz Dich aufs Motorrad und fahr los«, heißt seine Devise. Als Elternteil war er indirekt betroffen von den Folgen der Krankheit Depression. Dieter Schneider musste schmerzhaft erkennen, dass wir uns schwer tun damit, die Symptome zu deuten und richtig einzuordnen. In der Arbeitswelt, in Schulen und Universitäten sowie im privaten Bereich gibt es damit noch zum Teil erheblichen Nachholbedarf. »Ich bin kein Psychologe, ich möchte dabei helfen ein Klima zu schaffen, in dem über mentale Krisen offen gesprochen werden kann. Ich möchte direkt und indirekt betroffenen Menschen Mut machen und ihnen die Angst vor einer Stigmatisierung nehmen.« Mut machen, um rechtzeitig ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen, wie bei jeder anderen Krankheit auch. »Psychisch erkrankte Menschen ­haben (noch) keine Lobby. Je mehr wir darüber in aller Offenheit reden, umso mehr wird sich zum Positiven verändern.«

Dieter Schneider weiß, wie man Öffentlichkeit schafft, er ist ausgebildeter Fachjournalist für Reise und Motor. Er engagiert sich schon lange ehrenamtlich in sozialen Projekten. Unter anderem hat er gemeinsam mit seinem Freund und ehemaligem Weltklasse-Schwimmer Thomas Lurz eine Stiftung zugunsten des Behindertensports sowie für Depressionshilfe ins Leben gerufen. Er hält Vorträge über seine Motorradreisen und plant weitere Touren für die Zukunft. Die Aufmerksamkeit, die seine Bilder und Geschichten beim Publikum und in den Medien wecken, will er auf die Depressionshilfe lenken.

Dieter Schneiders Motorrad vor Ortsschildern am Algarve

Dieter Schneiders Motorrad vor Ortsschildern am Algarve · © Jörg Hahn

Unter dem Motto Mit offenem Visier für Depressionshilfe organisiert er verschiedene Projekte in der Motorrad-Community. Unter anderem den Fellows Ride, eine 2021 in Würzburg begründete Motorradausfahrt zugunsten der mentalen Gesundheit. Fellows Ride steht einerseits für das Kennenlernen von Fellows, Mates, Compañeros, Buddys und Freunden, mit und ohne Motorrad. »Wir sind brave Fahrer, keine Lederjackenträger, die mit offenem Auspuff laut durch die Landschaft brettern.« Auf der anderen Seite steht Fellows Ride auch für die Mission, Aufmerksamkeit für Depressionshilfe zu schaffen. In diesem Jahr gibt es vier Fellow Rides, mit denen zugleich Spendengelder gesammelt werden, in Wolfsburg, Innsbruck, Würzburg und im Odenwald. Berlin, das Rhein-Ruhr-Gebiet und Frankfurt am Main könnten bald dazukommen – und natürlich steht der Algarve oder der Großraum Lissabon auch auf der Wunschliste von Dieter Schneider. Für die Organisation sucht er schon Mitstreiter. »Gemeinsam mit engagierten Menschen bringen wir etwas Gutes ins Rollen.« In Wolfsburg gingen jüngst die Spenden an die Robert-Enke-Stiftung. Der frühere Fußball-Nationaltorhüter hatte sich depressionskrank ebenfalls das Leben genommen, dessen Frau Teresa führt heute die Stiftung.

Dieter Schneider ist durch alle Welt­religionen gefahren − vier Tage Teaching beim Dalai Lama in seinem Exil in Dharamsala in Indien hätten ihm gezeigt, was Glück bedeuten kann: »Glück ist, Dinge zu akzeptieren, die du nicht ändern kannst.« Er war Zeuge der Rituale des Thaipusam-Festivals in Malaysia, hat im australischen Outback mit Aborigines gesprochen und war eingeladen zu einer Sundance Ceremony der Blackfootindianer in Kanada. »Neben dem Reichtum der Kulturen und der Schönheit von Mother Earth machen die vielen Begegnungen mit den Menschen vor Ort eine solche Reise aus. Gefunden wurde ich von der Seele meines Sohnes. Ohne ihn und seinen Tod hätte ich das alles nicht erlebt. Darf ich ihm dafür dankbar sein?« Man könne unter dem Motorradhelm heulen, ohne dass es jemand merke, stellt er fest.

Portugal sei für ihn als Base Camp vorprogrammiert gewesen, sagt er. »Ich wollte nach der Weltreise in den europäischen Süden, Portugal stand oben auf der Liste, irgendwas wartet hier auf mich.« Vom Nordkap kommend blieb er zunächst in Cascais und startete dann die Suche nach einer Bleibe im Algarve. »Der Mensch braucht eine Adresse, einen Standort.« Es gehe ihm nicht um den Begriff Heimat, er habe auch nie Heimweh verspürt. Sein Lebensstil bleibe für die nächsten zehn Jahre das «Travelling», wie er es nennt. »Ich will von Barranco aus nach Marokko, Westafrika, Andalusien. Ich bin mehr Entdecker als Reisender, ich habe keinen großen Plan, nur grobe Leitplanken — etwa, wann durch das Wetter eine gute Zeit für eine Reise ist. Ich fahre morgens los ohne zu wissen, wo ich abends lande. Das wird nicht aufhören.« Die E.N. 2, die auch durch Barranco do Velho führt, nennt Dieter Schneider die »Route 66 Portugals«, diese 700-Kilometer Strecke von Süd nach Nord reizt ihn natürlich.

Dieter Schneider in Lagos

Dieter Schneider in Lagos ·© Jörg Hahn

Über seine Transafrika-Tour 2015/2016 hat er ein Buch verfasst: »Wenn dich dein Leben rechts überholt − Mit Freude und Tränen durch Afrika«. Nach seiner Weltumrundung ist eine 70-minütige Filmdokumentation entstanden mit dem Titel »Ride don’t hide − Die Welt ist zu schön für Depression.« Es sei ein Film, der Leben retten könne. Auf der ganzen Welt nach Erklärungen, Sinn und Seelenfrieden suchen, darum sei es ihm persönlich gegangen − und damit ist er ein Vorbild geworden. In einem Text von Dieter Schneider heißt es: »Wir Deutschen tun uns schwer mit dem Glück. Allein, dass wir nur ein einziges einsilbiges Wort (mehr ein Glucksen) für ein so vielschichtiges Bedeutungs-Spektrum kennen, ist auffällig. Im Sanskrit gibt es über zehn Begriffe, die das unterschiedliche Glücksempfinden beschreiben. Grundsätzlich unterscheiden wir ›Glück haben‹ (to be lucky) vom ›glücklich sein‹ (to be happy). Mich interessiert nicht das Zufallsglück − wie etwa beim Lotto. Ich will wissen wie das Erreichen eines gelingenden zufriedenen Lebensglücks funktioniert.«

Einen Buchtipp hat Dieter Schneider zum Thema auch noch: »Ich möchte lieber nicht« von Juliane Marie Schreiber. »Wir dürfen uns nicht dem Zwang zum Glücklichsein unterwerfen«, meint er. »Und wir dürfen nicht vergessen: Die Welt wird von Unzufriedenen verändert.«

LINKS:
www.fellowsride.de
www.sport-stiftung.de

Die weiße Braut des Meeres

Foto vom Strand in Fuseta

Kleine Liebesgeschichte über Fuseta    von Jörg Hahn

> Dies ist eine kleine Liebesgeschichte. Sie gilt keinem Menschen, sondern einer Ortschaft im Algarve, die − grob beschrieben − zwischen Faro und Tavira liegt: Fuseta.

1979, als es fast nur langatmige, schwere Kunstreiseführer für die Nachkriegsgeneration gab, wurden die mit echten Geheimtipps, praktischen Überlebenshinweisen sowie selbstgezeichneten Karten und Bildchen versehenen Broschüren von Michael Müller schnell ein Muss für alle jungen Menschen, die Europa intensiv und echt erleben wollten. Die Generation Interrail sog Michael Müller förmlich auf.

Basierend auf Recherchen im Herbst 1978 erschien 1979 auch ein rund 130 Seiten umfassender Portugal-Band (alles in schwarz-weiß, mit der Schreibmaschine getippt und mit handgemalten Überschriften). In alten Reiseführern − wie dem von Müller − wird der Ort Fuseta noch mit Z geschrieben. Und auch der Schriftzug auf der Praça da República, aus Pflastersteinen (Calçada portuguesa) gestaltet, ist in alter Schreibweise: «Fuzeta Branca Noiva Do Mar» (»Fuzeta, weiße Braut des Meeres«) steht dort, direkt neben den Tischen der Cervejaria O Pescador. Der Ortsname ist wohl ist eine Verkleinerungsform von Foz (Mündung), und bezieht sich auf den kleinen, hier in den Atlantik mündenden Fluss.

Müller schrieb damals: »Fuzeta liegt inmitten üppiger Felder und weißglänzender Salzgärten, in denen nach der ­Uraltmethode (wie auch in Tavira) Salz gewonnen wird. Das Meerwasser verdunstet in großen, sehr seichten Becken, und übrig bleibt eine dicke Salzkruste. Wenn man in den Ort reinkommt, riechts schon nach Fisch aus den dunklen Lagerschuppen. (…) Zum gerade wohnzimmergroßen Hautplatz kommt man nach der ersten Hälfte der kerzengeraden Hauptstraße. Auf den Bänken krümmen sich die Dorfältesten und fluchen gemeinsam über die Jungs auf ihren knatternden Zündapps, die auf der Hauptstraße hin- und herjagen.« Müller vermerkte auch: »Das Dorf ist nicht auf Tourismus eingestellt.«

Foto von Booten in Fuseta

Boote in Fuseta · © Foto: Jörg Hahn

Die geschilderte Szenerie ist bis auf die Marke der Mopeds bis heute erlebbar. Über vier Jahrzehnte Tourismus haben diesen Ort natürlich nicht unberührt gelassen, aber auch nicht entstellt. Samstagmittags ist in der Cervejaria O Pescador am Hauptplatz regelmäßig volles Haus. Das Publikum ist zu 95 Prozent portugiesisch und männlich, die Gesichter und Hände der Gäste sind von harter Arbeit gezeichnet. Das Bier fließt zwei Stunden lang in Strömen, die kleinen Gläser ­(Imperial) werden in beeindruckender Geschwindigkeit gefüllt und über den Tresen geschoben. Danach leert sich das Lokal rasch.

An der Cervejaria führt auch die Rua Dr. Virgílio Inglês vorbei, und diese Straße bringt uns mitten hinein in die Geschichten rund um den Hamburger Polizisten Leander Lost, die Fuseta seit 2017 unter deutschen Krimi-Lesern bekannt, vielleicht sogar berühmt gemacht haben. Lost in Fuseta: Die Mund-zu-Mund-Propaganda von Portugal- beziehungsweise Algarve-Fans katapultierte gleich das erste Buch in die Bestsellerlisten, alle folgenden dann auch. »Es war einer dieser Tage, der so verheißungsvoll begonnen hatte, dass man fürchtete, es müsse zwangsläufig etwas dazwischenkommen«, so lautete der erste Satz im ersten Lost-Band.

In der Rua Dr. Virgílio Inglês hat der Autor Holger Karsten Schmidt alias Gil Ribeiro das Haus der Eltern von Graciana Rosado verortet, die als Sub-Inspektorin der Kripo Faro (Polícia Judiciária) die Chefin von Leander Lost ist. Lost ist Polizist, aber auch ein Asperger-Autist. Als Asperger-Autist verfügt er über außer­gewöhnliche Fähigkeiten wie ein fotografisches Gedächtnis oder ein untrüg­liches Gespür, ob sein Gegenüber lügt. Gleichzeitig versteht er weder Ironie noch kann er emotionale Schwingungen während eines Gesprächs deuten, und er ist unfähig selbst zu lügen. Im Rahmen eines Austauschprogramms von Deutschland nach Portugal gekommen, setzt er sich mit seiner besonderen Sicht auf die Welt und die Menschen als unkonventioneller Ermittler durch − und wird in Fuseta heimisch. Im Haus in der Rua Dr. Virgílio Inglês, besser gesagt auf der Dachterrasse, werden die Fälle oft besprochen, bei Wein, Gegrilltem, Petiscos.

Blick auf die Cervejaria «O Pescador» in Fuseta

Blick auf die Cervejaria «O Pescador» in Fuseta · Foto: © Jörg Hahn

Das alles hat Schmidt / Ribeiro in inzwischen fünf Bänden beschrieben und dabei seine LeserInnen nicht nur kreuz und quer durch den Algarve, sondern auch in den Alentejo oder das benachbarte Spanien geführt. Es geht, so funktioniert das Genre der Regional-­Krimis ja, nicht nur um perfide Verbrechen, sondern sehr viel auch um Land und Leute, Wetter und Klima, Essen und Trinken. Mit Lost kann man das Naturschutzgebiet Ria Formosa kennenlernen, die Bahnstrecke Linha do Algarve oder das alltägliche Leben zwischen Mercados, Praias, Ilhas und Tascas.

Fuseta ist im Kern beschaulich, mit vielen weißen kubistischen Häusern, etwa 2.000 Menschen leben permanent hier. Durch den großen Campingplatz hinter dem Strand geht es im Sommer in den Straßen nahe am Meer wuselig zu. Doch nur eine Ecke weiter umfängt einen schon wieder die Stille. Vor den Fischerhütten treffen sich Einheimische, Residenten und manchmal auch mutige ­Touristen zum Petanca-Spiel. Das eindrucksvollste Gebäude ist der alte, langsam verfallende Stelzenbau der Lebensretter in Gelb und Rot (Socorros a Náufragos de Fuzeta).

Der erste Bahnhof von Fuseta an der Eisenbahnlinie Linha do Algarve (sie führt von Lagos im Westen nach Vila Real de Santo António im Osten) wurde schon Anfang des 20. Jahrhunderts eröffnet − im September 1904. Mit dem Bahnhof Fuseta-Moncarapacho und der Halte­stelle Fuseta-A verfügt die kleine ­Gemeinde sogar über zwei Haltepunkte.

 

Foto von einem der beiden Bahnhöfe in Fuseta

Einer der beiden Bahnhöfe von Fuseta · Foto: © Jörg Hahn

Die Zahl der Liebhaber von Ort und Umgebung könnte bald noch sprunghaft steigen, denn Lost in Fuseta ist für die ARD an Schauplätzen an der Algarve als Zweiteiler verfilmt worden und wird in diesem Herbst ausgestrahlt. Holger Karsten Schmidt (er ist schon Grimme-Preisträger) schrieb auch die Drehbücher, und es soll nach Mitteilung der Produktionsfirma in Zukunft noch weitere Lost-Verfilmungen geben. 

Auf seiner Webseite hat Holger Karsten Schmidt schon 2020 einen ersten Einblick ins Drehbuch gegeben: »1. Ilha da Armona − Aussen/Tag − Wasser. Klares blaues Wasser, über das wir fliegen und dann hochschwenken. Die vorgelagerte Insel Ilha da Armona. Sand nach links und rechts soweit das Auge reicht. Und fast kein Mensch. Wir erheben uns, jagen über die Insel hinweg, wir fliegen über die Lagune mit dem charakteristischen Bootshaus. Eine Fähre mit weißem Korpus und orangem Dach tuckert durch die Lagune. Ein sonniger Tag, keine Wolke am Himmel. Ein kleiner Ort mit einem Kanal, malerisch an der Lagune gelegen: Fuseta.«

Wen befällt dabei nicht das Fernweh, eine Sehnsucht nach dem Meer. »Das Meer ist nicht die Antwort.«, heißt ein Sprichwort, es erübrigen sich aber alle Fragen. Fuseta ist einer dieser Orte, die einem das Gefühl geben, angekommen zu sein und keine Fragen mehr stellen zu müssen. 

Schon heute sieht man BesucherInnen, die mit einem Lost-Krimi in der Hand die Gassen von Fuseta erkunden. Ein Phänomen, das sich dank der Verfilmung verstärken dürfte.

MEHR INFOS
finden Sie auf der Webseite von Holger Karsten Schmidt (Gil Ribeiro):
www.holger-karsten-schmidt.de

Azulejos mit Werbung der besonderen Art

Foto über Schweppes-Werbung am Algarve

Ein Rundgang durch den Algarve    von Jörg Hahn

> Wer in Carvoeiro an der Algarve-Küste ankommt, kann auf der linken Seite der Zufahrt­straße die bunt bemalte Hauswand nicht übersehen, auf der einerseits die bekannte Strandansicht des Ortes zu erkennen ist und andererseits ein Rechteck aus Azulejos mit einem von Blüten umrankten Schornstein sowie den drei Worten «Algarve … É Super.» »Der Algarve ist super.« Das empfinden viele Touristen und Residenten auch so. 

Ähnliche Bild-Text-Kompositionen begegnen einem an der ganzen Algarve, nämlich als Werbung für das Getränk Schweppes. Eine kleine Spurensuche nach diesen Werbetafeln, die eine besondere Geschichte haben, ist spannend. 

Es dürfte sich um die älteste ununterbrochen gezeigte Reklamebotschaft der Welt handeln. Da die Tafeln nicht aus Papier oder einem anderen schnell vergänglichen Material bestehen, sondern aus Azulejos, haben viele von ihnen Jahrzehnte überstanden. Die Schweppes-­Werbefliesen zeigen typische Algarve-­Szenen, einen verzierten Schornstein, ­einen Felsenstrand, eine auffällige Dachformation.

Foto über Werbung am Algarve

Werbung am Algarve · Foto: © Jörg Hahn

In der Zeit zwischen 1956 und 1965 hatte Schweppes die noch heute existierende Fabrica Aleluia de Aveiro (auf den Tafeln ist unten rechts die Signatur zu finden) mit der Herstellung beauftragt. Sie tragen jeweils die Aufschrift «Algarve… E Schweppes» (»Algarve und… Schweppes«) und wurden in der Regel gut sichtbar neben Restaurants oder Cafés am Straßenrand platziert. 

Wir haben solche Tafeln in Olhão ebenso entdeckt wie in Loulé, in São Marcos da Serra oder in São Brás de Alportel. Nicht immer sind sie heutzutage sofort zu finden, weil davor inzwischen Pflanzen gewachsen sind wie auf dem Weg nach Monchique oder weil wie an der Landstraße N125 bei Boliqueime Briefkästen aufgestellt wurden. Und manchmal sind sogar nur noch Reste übriggeblieben, wie in Porches, wo wenige der ursprünglichen Azulejos in der Rua Igreja an einer Mauer hängen, mehr als «Algarve… E» ist nicht zu lesen.

Foto über Schweppes-Werbung am Algarve

Schweppes-Werbung am Algarve · Foto: © Jörg Hahn

Nicht allein Schweppes-Werbung hat die Fabrik in Aveiro einst hergestellt. Es gibt hier und dort noch ein paar andere alte Werbe-Fliesen, doch kaum eine der Marken ist heute noch auf dem Markt oder überhaupt im Gedächtnis geblieben. Beispiele sind Jaguar Refrigerantes, Nitrato do Chile, Mabor Geral oder einige andere Hersteller diverser Produkte, von Getränken über Radios bis Autoreifen. 

Im Gegensatz zur Schweppes-Werbung, die es augenscheinlich nur an der Algarve gibt, sind andere alte Tafeln in ganz Portugal verteilt. Das kann man mit einer interessanten Webseite nachvollziehen, die zu einer Art Schnitzeljagd nach alten Werbe-Azulejos einlädt. Eine Gruppe von drei portugiesischen Freunden aus dem Norden hat nämlich das Online-Projekt Azulejo Publicitário Português ins Leben gerufen. Das Trio hat, auch mit Hilfe von Menschen, die ihnen immer wieder Fotos und Fundorte zusenden, die Kacheln kartiert und geordnet. So halten sie eine schöne Erinnerung wach: »Diese Website wurde von Lieb­habern von Werbetafeln aus Keramikfliesen entwickelt, insbesondere von solchen, die an vielen der ältesten portugiesischen Straßen zu finden sind«, heißt es dort. »Angesichts ihres allmählichen Verschwindens soll diese Website dazu beitragen, die Erinnerung an die Werbetafeln aus Keramikfliesen zu bewahren, die aufgrund ihrer Geschichte und Vielfalt ein schützenswertes Erbe darstellen.«

Foto über Werbung am Algarve

Werbung am Algarve

Die alten Schilder sind keine Kunst, sondern Wind und Wetter ausgesetzte Gebrauchsgegenstände. Und sie sind deshalb zunehmend bedroht. Sie werden nicht gepflegt, und da sie sich meist an Privathäusern befinden, werden sie oft übermalt, verdeckt oder gleich ganz entfernt. Doch die Tafeln sind mehr als Reklame − sie sind ein Teil der Geschichte des Algarve und des Tourismus der letzten sechs Jahrzehnte.

Weitere Infos auf der Webseite Azulejo ­Publicitário Português:
https://azulejopublicitario.pt/t/sc/

Mal wieder reisen? Buchtipps für Portugal-Freunde

Foto von der Küste des Algarve nahe Lagos

Buchtipps für Portugal-Freunde    von Heinz R. Brecher

> Es gibt sicher manche Freunde Portugals, die einen Reiseführer von Portugal oder von bestimmten Regionen oder Städten dieses Landes kaufen wollen, aber bei dem umfangreichen Angebot dieser Bücher in deutscher Sprache unsicher sind, für welchen Reiseführer sie sich entscheiden sollen. 

Die Anschaffung eines Reiseführers in Buchform richtet sich natürlich in erster Linie nach den persönlichen Interessen und Wünschen des einzelnen Käufers. Hierbei können Art und Umfang der gewünschten Information sowie Gliederung und Übersichtlichkeit eine Rolle spielen. Es kann ausschlaggebend sein, ob die Beschreibungen für den Käufer anschaulich und präzise genug sind und ob zahlreiche gute Fotos in Farbe sowie eine Landkarte, Stadt- oder Lagepläne enthalten sind. Daneben können auch Größe und Gewicht des Buchs (ob handliches Taschenbuch oder dicker Wälzer) und nicht zuletzt die Höhe des Kaufpreises für die Kaufentscheidung wichtig sein.

Der Verfasser dieses Artikels, der kein Buchhändler und kein Interessenvertreter eines Verlags oder einer sonstigen Verkaufsorganisation ist, will mit seinen Tipps nur eine kleine Hilfe leisten für einen etwa geplanten Erwerb eines Portugal-Reiseführers. Er hat die folgende Auswahl von Reiseführern, die nur ein geringer Teil des riesengroßen Angebots von Portugal-Reiseführern ist, als privater Buch- und Portugal-Freund zusammengestellt anhand von Reiseführern, die er besitzt, und aufgrund seiner Recherchen im Internet. Er hat nicht die Absicht, mit den genannten Reiseführern für einen Autor, einen Verlag oder eine sonstige Organisation in irgendeiner Weise Werbung zu machen. Deshalb verzichtet er auch auf jede Kommentierung zu den Büchern. 

Außerdem empfiehlt der Verfasser den Lesern, die einen Buchtipp aufgreifen, vor dem Erwerb des Buchs eigene Informationen im Internet einzuholen (auch zu der Frage, ob Versandkosten hinzukommen und wann sie entfallen). Soweit im Folgenden ein reduzierter Kaufpreis angegeben ist, unterliegt das Buch keiner Preisbindung mehr. Soweit ein solches Buch zu einer Restauflage gehört, können die noch vorhandenen Exemplare innerhalb kurzer Zeit vergriffen sein. Der Inhalt eines Reiseführers, der einige Jahre älter ist als eine jüngere Auflage, gilt größtenteils unverändert weiter. Jokers ist im Internet unter www.jokers.de zu erreichen. 

  • REISEFÜHRER PORTUGAL von Gisela und Werner Tobias (DPG-Mitglied), als Neuauflage im Juni 2021 erschienen im Vista Point Verlag, Potsdam. 296 Seiten; Format: 21 × 15 × 2,2 cm; Gewicht: ca. 600 g. Kaufpreis laut Angabe im Internet: 22,95 €
  • REISEFÜHRER PORTUGAL von Gisela und Werner Tobias (DPG-Mitglied), als Neuauflage im Februar 2016 erschienen im Vista Point Verlag, Potsdam. 264 Seiten, Format: 21,2 × 15 × 2 cm, ­Gewicht: 572 g. Reduzierter Kaufpreis bei Jokers: 4,99 €
  • Go Vista Info Guide REISEFÜHRER PORTUGAL von Werner Tobias (DPG- Mitglied), als 2., überarbeitete Auflage im April 2018 erschienen im Vista Point Verlag, Potsdam, 96 Seiten, Format: 21,6 × 10,6 × 1 cm, Gewicht: zirka 175 g. Reduzierter Kaufpreis bei Jokers: 4,99 €
  • REISEFÜHRER PORTUGAL von Michael Müller, als 23., überarbeiteter Auflage im Mai 2021 erschienen im Michael Müller Verlag, Erlangen. 792 Seiten, Format: 19,3 × 12 × 3,2 cm, Gewicht: 784 g. Kaufpreis laut Angabe im Internet: 26,90 €
  • REISEFÜHRER NORDPORTUGAL von Michael Müller, als Neuausgabe im Februar 2020 erschienen im Michael Müller Verlag, Erlangen. 300 Seiten, Format: 19 × 12,1 × 2,2 cm, Gewicht: 437 g. Kaufpreis laut Angabe im Internet: 18,90 €
  • MM-CITY-REISEFÜHRER PORTO von Michael Müller, als 1. Auflage (Neu- ausgabe) im April 2021 erschienen im Michael Müller Verlag, Erlangen, 168 Seiten, Format: 19 × 12 × 1,1 cm, Gewicht: 280 g, Kaufpreis laut.Angabe im Internet: 12,90 €
  • REISEFÜHRER ALGARVE von Michael Müller, als 10., überarbeiteter Auflage im Februar 2019 erschienen im Michael Müller Verlag, Erlangen. 264 Seiten, Format: 19 × 12,1 × 1,7 cm, Gewicht: 398 g. Kaufpreis laut Angabe im Internet: 16,90 €
  • REISEFÜHRER LISSABON UND COSTA DE LISBOA von Johannes Beck, als 8. Auflage im April 2018 erschienen im Michael Müller Verlag, Erlangen. 512 Seiten, Format: 19 × 12,1 × 3 cm, Gewicht: 590g. Kaufpreis laut Angabe im Internet: 22,90 €
  • MM-City-REISEFÜHRER LISSABON von Johannes Beck, als 11. Auflage im Januar 2021 erschienen im Michael Müller Verlag, Erlangen. 300 Seiten, Format: 19 × 12,1 × 2,5 cm, Gewicht: 462 g, Kaufpreis laut.Angabe im Internet: 17,90 €
  • REISEFÜHRER LISSABON von Ruth Tobias (DPG-Mitglied), als 7. Auflage im März 2020 erschienen im Vista Point Verlag, Potsdam, 96 Seiten, Format: 21,1 × 10,6 × 1,5 cm, Gewicht: 197 g. Kaufpreis laut Angabe im Internet: 4,99 €
  • DuMont direkt REISEFÜHRER LISSABON von Gerd Hammer, als 2. Auflage im Oktober 2018 erschienen im DuMont Reiseverlag, Ostfildern, 120 Seiten, Format: 19 × 10,6 × 1,7 cm, Gewicht: 191 g. Kaufpreis laut.Angabe im Internet: 11,99 €
  • DuMont REISE-TASCHENBUCH LISSABON von Jürgen Strohmaier, als 1. Auflage im April 2019 erschienen im DuMont Reiseverlag, Ostfildern, 304 Seiten, Format: 18,6 × 11,9 × 2,5 cm, Gewicht: 391 g. Kaufpreis laut.Angabe im Internet: 18,90 € 
  • Merian live! REISEFÜHRER LISSABON von Harald Klöcker, als 5. Auflage im September 2017 erschienen bei Merian / Holiday im Gräfe und Unzer Verlag, München. 128 Seiten, Format: 19 × 11,1 × 1,7 cm, Gewicht: 224 g. Kaufpreis laut. Angabe im Internet: 11,99 €
  • Top 10 REISEFÜHRER LISSABON von Tomas Tranaeus, als 2., aktua­lisierte Neuauflage im September 2020 erschienen im DK (Dorling Kindersley) Verlag, 128 Seiten, Format: 19 × 10,4 × 1,5 cm, Gewicht: 220 g. Kaufpreis laut.Angabe im Internet: 11,99 €
  • Top 10 REISEFÜHRER LISSABON von Tomas Tranaeus, als aktualisierte Neuauflage im September 2017 erschienen im DK (Dorling Kindersley) Verlag, 128 Seiten, Format: 19 × 10,1 × 1,5 cm, Gewicht: 220 g. Reduzierter Kaufpreis bei Jokers: 4,99 €
  • ADAC REISEFÜHRER PLUS: PORTUGAL von Daniela Schetar und Friedrich Köthe, als neue Auflage im Dezember 2019 erschienen in der Reihe ADAC Reiseführer plus. 192 Seiten, Format: 21,2 × 12,7 × 2,3 cm, Gewicht: 366g. Kaufpreis laut Angabe im Internet: 14,99 €
  • ADAC REISEFÜHRER PLUS: PORTUGAL von Daniela Schetar und Friedrich Köthe, im Januar 2019 erschienen in der Reihe ADAC Reiseführer plus. 192 Seiten, Format: 22,1 × 13,2 × 1,5 cm, Reduzierter Kaufpreis bei Jokers: 4,99 €
  • ADAC REISEFÜHRER PORTUGAL von Friedrich Köthe und Daniela Schetar, als 1. Auflage im Januar 2021 erschienen in der Reihe ADAC Reiseführer. 144 Seiten, Format: 20,5 × 11,8 × 1,5 cm, Gewicht: 250 g. Kaufpreis laut Angabe im Internet: 9,99 € 
  • ADAC REISEFÜHRER LISSABON von Renate Nöldeke, als 1. Auflage im März 2020 erschienen in der Reihe ADAC Reiseführer. 144 Seiten, Format: 20,2 × 12,4 × 1,5 cm, Gewicht: 244 g. Kaufpreis laut.Angabe im Internet: 9,99 €

ZUM SCHLUSS noch ein Hinweis auf einen preisgünstigen Bildband: HIGHLIGHTS PORTUGAL von Norbert Kustos, Dörte Saße und Andrea Lammert, als 2., überarbeitete Neuauflage im Jahre 2018 erschienen in der Reihe »Die 50 Ziele, die Sie gesehen haben sollten« im Bruckmann Verlag, München. 164 Seiten, Format: 27,8 × 23,2 × 1,8 cm, Gewicht: 996g. Reduzierter Kaufpreis bei Jokers: 7,99 €

Landkarte von Portugal (Grafik)

Landkarte von Portugal · © Illustration: Andreas Lahn

Bolas de Berlim gibt’s auch wieder

Fotos des Verkaufs von Bolas de Berlim am Algarve

Portugals Algarve ohne Sommergäste? Unvorstellbar • von Catrin George Ponciano

> Am 30. Juni stand ich in Vila Real de Santo António am Flussufer und schaute auf den seicht dahin- strömenden Rio Guadiana, der von jeher die beiden Ufer und ihre Menschen im Süden der Iberischen Halbinsel voneinander trennt: die außerrömischen Provinzen Hispanien von Lusitanien, die islamisch besetzten Gebiete Al-­Andaluz vom Algarve, später das Königreich Portugal und der Algarven vom Königreich Kastilien und heute Spanien von Portugal.
Doch etwas stimmt nicht. Der Fluss, der hier zwischen Vila Real de Santo António in den Atlantik schwemmt, breit, gemächlich und tintenblau, ist leer: Kein einziges Boot hinterlässt einen Gischtschweif und schwappende Wellen, kein Dieselmotor tuckert im Zwei-Takt, das einzig Hörbare ist das Knarzen eines Segelschiffsbauches. Ein fliegender, nein, ein schwimmender Holländer, der vor den ehemaligen Thunfischhallen vertäut am Kai liegt. Das blau-rot lackierte Fährboot, das sonst ständig zwischen Ayamonte am Ufer gegenüber in Spanien und Vila Real de Santo António in Portugal hin und her schippert, fehlt. Die Erkenntnis trifft mich blitzartig in dem Moment, als ich eine ältere Frau sehe, die ihr Auto neben den Fischhallen parkt, aussteigt und all die fiependen, streunenden Katzen füttert. Sie trägt einen Mundschutz. Wir leben im Zeitalter der Corona-Pandemie und heute ist der 30. Juni. Die Grenze ist geschlossen und somit auf dem Guadiana nichts los.
Morgen wird es anders sein, denn morgen ist ein neuer Tag. Am 1. Juli öffnen Portugal und Spanien ihre Grenze wieder, die seit dem 17. März für die Dauer des internationalen Lockdowns geschlossen ist und danach, präventiv, weitere zwei Monate lang. Seit Anfang Mai ist der Hausarrest in Portugal vorbei. Seit Mitte Mai sind Cafés, Restaurants und Geschäfte wieder geöffnet. Seither wartet Algarve. Warten Angestellte. Warten Arbeitssuchende. Warten Lieferanten. Alle warten. Auf Touristen.
Die Stadtväter, die Geschäftsinhaber und vor allem die derzeit wegen Covid Ausgestellten und noch nicht wieder Angestellten hoffen, der gesamte Algarve hofft, dass während des Sommers, zumindest ein Teil der nach wie vor geltenden 50% Belegung ausgelastet wird. Dass wenigstens die Hälfte der erlaubten Betten, der erlaubten Sitzplätze im Restaurant besetzt werden. Dass Urlauber kommen mögen, und konsumieren. Einkaufen. Essen. Trinken. Übernachten. Damit Löhne bezahlt werden können. Mieten. Energie. Versicherungen. Steuern. Damit, ach nein, lieber nicht an den nächsten Winter denken.
Mitte Juni dann die Hiobsbotschaft: England sagt, Portugal wäre ein Risikoland. Andere stimmten in den Refrain ein. Die Angst wächst. Keiner will zu uns kommen. Portugal dankt einer Handvoll Partybestien, die in Lagos und in Lissabon das Tanzbein geschwungen haben, bis einige Tage später die Fallzahlen rasant in die Höhe schossen. Die Nation hielt den Atem an. Steht etwa ein zweiter Lockdown bevor? Sollte der Flughafen Faro, eben erst wieder zum Leben erweckt, etwa erneut in den Tiefschlaf gleiten?
Nein. Seit Anfang Juli erfährt der Algarve Belebung. Erst allmählich, dann rasant ansteigend. Die Engländer reisen in den Algarve via Amsterdam/Spanien und weiter mit dem Mietwagen. Die Spanier reisen ein, weil sie mehr Angst vor einer Ansteckung mit dem Corona-Virus im eigenen Land haben, und verbringen Wochenenden oder Ferien lieber hier. Mitte Juli − und seither unaufhörlich − höre ich, egal wo, im Supermarkt, an der Kasse, im Restaurant, in der Eisdiele, avec moi, und avec toi, und bonjour, ça va. Franzosen reisen an mit dem Flugzeug oder mit eige­nem Fahrzeug, quer durch Spanien. Peux á peux füllt sich der Algarve. Vor den Supermärkten bilden sich täglich längere Warteschlangen als in der gesamten Arrest-Zeit. Stop-and-go-Verkehr auf den Straßen innerorts und auf der Nationalstraße N 125 seit dem ersten August, seit die übliche alljährlich wiederkehrende Reisewelle aus Portugals Hauptstadt und dem Norden anrollt und portugiesische Touristen, wie alle Jahre wieder, sich in ihrer Provinz, häuslich einrichten − in Ferienwohnungen, bei Ávo und Avô oder in Hotels. Mitbringen tun sie alles, was man im ­Algarve braucht oder nicht, vom Klo­papier bis zur Babywindel sind ihre Autos vollgeräumt bis unter das Dach. Trotzdem gehen sie täglich alle zur gleichen Zeit einkaufen. Die Warteschlange vor den Discountern, egal wie er heißen mag, ist nicht die einzige. In den Shopping-Oasen herrscht Betrieb wie an Heiligabend. An der Einfahrt zum Parkplatz am Strand staut sich die Wagenkolonne. Am Strand zieht die Karawane in Gleichschritt und Gänsemarsch weiter ihre Runden, steht in den Strandlokalen an für einen freien Tisch oder bloß für ein Eis. Wie eh und je bevölkern Urlauber Algarves Strände, kommen vollbepackt mit Strand-Accessoires, Sonnenschirm und Liegestuhl, lassen sich Handtuchnaht an Handtuchnaht nebeneinander in den Sand sinken und bestöhnen im polyphonen Gleichklang das verflixte Virus­Jahr.
Am Abend zappelt die Karawane ungeduldig und hungrig − vor den Restaurants wartend − auf der Straße, bis ein Tisch frei wird. Wenn ein Gastronom verkündet, dass alle Tische belegt sind und danach Feierabend sei, reagieren die Wartenden entrüstet und polemisch. Trotz aller geltenden COVID-­Empfehlungen halten sich derzeit (gefühlt) mehr Gäste im Algarve auf, als Sitzplätze in den Restaurants zur Verfügung stehen. Service-MitarbeiterInnen und Küche arbeiten am Limit. Halb so viele Plätze stehen den Gästen bloß zur Verfügung, aber diese wechseln im Stundentakt. Um wirtschaftlich arbeiten zu können, haben die Gastronomen ihren Mitarbeiterstamm auf die Hälfte reduziert, aber alle Tische bleiben bis nach Küchenschluss ununterbrochen neu besetzt. Kinder quengeln, Frauen keifen, Männer fluchen. KellnerInnen eilen überfordert hin und her, stundenlang und pausenlos mit Mundschutz, bei Temperaturen zwischen 30 und 35 Grad Celsius, der Schweiß rennt ihnen über das Gesicht, das Hemd klebt ihnen am Rücken. Ihre zwei Hände und zwei Beine reichen nicht, um den ungeduldigen Ansturm zu bewältigen − aber irgendwie schaffen sie es trotzdem. ­August-Business as usual.
Der Mundschutz, auch für Gäste beim Betreten eines Lokals vorgeschrieben, baumelt bei den meisten − leider − bloß am Handgelenk. Der Abstand in der Warteschlange beträgt eher zwei Handbreit als zwei Meter, wobei zusätzlich alles versucht wird, um sich vorzudrängeln und den nächsten freien Tisch zu ergattern.
Am Strand sieht sie Situation ähnlich aus. Zu viele StrandbesucherInnen und zu wenig Platz. Die mit Liegen konzessionierten Flächen und die für freies Liegen mit Sonnenschirm sind deutlich erkennbar getrennt. Fahnenstangen markieren die Grenzen, Schiffstaue liegen kennzeichnend im Sand. StrandgängerInnen mit eigenem Sonnenschirm sind im konzessionierten Teil unwillkommen. Kleinkriege zwischen dem Strandliegen-Vermieter und dem Urlauber brechen aus − selbst im Covid-­Jahr. Denn auch hier gilt die 50%-Belegung, die Strandliegen stehen weiter auseinander, aber die Strandbetten-­Vermieter bezahlen trotzdem ihre Konzession, die RettungsschwimmerInnen und sorgen für sauberes Ambiente.
Todo boe da fixe. Die Strandbesucher teilen sich den Strand unter Algarves perfekt blauem Himmel und lassen sich rundherum sonnenbräunen oder röten. Der Algarve ist voll. Zumindest entlang der Küste. Der Tourismus boomt, alles ist wie immer: Alles wird gut! Und − Gott sei Dank − Bolas de Berlim gibt’s auch. Frisch, fettig, fluffig − und frech vom Verkäufer aus der Kühltasche angepriesen. Na dann: Schöne Ferien!

Krippenlandschaften zu Weihnachten im Algarve

Foto der Krippenlandschaft von Castro Marim am Algarve (Portugal)

In den beiden Algarve-Städten Castro Marim und Vila Real de Santo António erleben Sie eine Weihnachtsstimmung der besonderen Art    von Catrin George Ponciano

> Die beiden Grenzstädte des Algarve, Vila Real de Santo António und Castro Marim, wappnen sich bereits seit Mitte Oktober für Weihnachten und bauen bis zum Nikolaustag zwei außergewöhn­liche Krippenlandschaften für Besucher auf.
Die Weihnachtskrippe im Algarve ist Familienbrauchtum. In jedem Haushalt steht sie ab dem 8. Dezember aufgebaut in einem zum Stall umfunktionierten Puppenhaus, gefüllt mit Stroh und Tierfiguren. Die Krippe bekommt einen Ehrenplatz, ist dekoriert mit Moos, Kerzen, Korkrinde, Weizen-Keimlingen und dem religiösen Figurenensemble. In den ­lokalen Pfarrkirchen herrscht ebenfalls reges Krippenspiel, man begegnet Krippen im Kreisverkehr, in Markthallen, den »Heiligen drei Königen« als lebensgroße Puppen ausgestopft mit Kamel auf der Straße, und in manchen Städten sogar lebenden Krippenfiguren. Mit von der Partie sind Akteure, die sich maskieren, verkleiden, als Pantomime eine Krippenfigur darstellen und so das Stadtbild animieren. Neben diesen ­bereits bekannten Ausdrucksformen kommen im Osten des Algarve noch zwei außergewöhnliche Krippen-­Kuli­s­sen hinzu: Die eine steht in Vila Real de Santo António, und die andere ist in Castro Marim aufgebaut.
Vila Real de Santo António liegt ganz im Osten des Algarve am Fluss Rio Guadiana. Nach der 16. Edition der Riesenkrippe presépio gigante in Vila Real Santo António in der Weihnachtssaison 2018/2019, begannen gleich nach dem Abbau der Exponate und dem Einlagern der über 5.000 von Hand gefertigten Figuren, die Vorbereitungen für die heurige Krippenausstellung Nummer 17. Schließlich wollen 220 Quadratmeter Ausstellungsfläche auch in diesem Jahr in weihnachtlich inspiriertem Licht glänzen und die Krippenlandschaft wohl gestaltet sein. Damit die Ausstellung in der ehemaligen Markthalle, in der heute das Kulturzentrum Centro Cultural de António Aleixo untergebracht ist, auch künftig die größte Krippenausstellung von Portugal bleibt, ist die Mithilfe etlicher Freiwilliger gefragt. 
Diese braucht die Stadt vor allem für das Sammeln von geeignetem Natur­material für die Landschaftsdekoration in der Krippe. Hier dominieren Kork, Moos und Sand. Etwa zwanzig Tonnen Sand, vier Tonnen Quarzsand und 2500 Kilogramm Kork bilden die Basis für die Riesenkrippe in der Grenzstadt. Dazu kommt Moos, eigenhändig gesammelt und abgegeben von Bauern, Jugend­lichen und Schülern, die sich eigenständig auf die Pirsch nach dem grünen ­Natur-Waldteppich machen, und ihre Ausbeute im Kulturzentrum abliefern. 
Allein für den Aufbau der Krippe sind fünf Handwerker zwei Monate lang beschäftigt, bis das letzte Lämpchen montiert ist und leuchtet, der letzte Hügel in Miniaturausgabe errichtet ist und das letzte Stück Moos und Kork an der richtigen Stelle liegt. Die auf einem Podest aufgebaute Riesenkrippe entsteht somit Stück für Stück, Szene für Szene. Einmal aufgestellt, erreichen die Mitarbeiter die Krippen-Kulisse nur noch von unten, in dem sie unter dem Podest auf allen Vieren über den Boden zu der Stelle kriechen, wo sie eine Glühlampe auswechseln oder eine umgefallene Figur aufrichten müssen. 

Foto der Krippenlandschaft von VR de Santo António am Algarve (Portugal)

Krippenlandschaft von Vila Real de Santo António am Algarve (Portugal) · © Catrin George Ponciano


Die Vorbereitungen für die diesjährige Krippenausstellung laufen bereits seit Anfang Oktober auf Hochtouren, und dauert so lange, bis die letzte Figur, das letzte Haus und das letzte schmückende Beiwerk auf seinem Platz stehen. Das Projekt Presépio gigante erfreut sich seit seiner Premiere enormer Besucherzahlen, Tendenz steigend. Im letzten Jahr kamen mehr als 30.000 BesucherInnen. Und natürlich hoffen alle in dieser Saison auf weiteren Zuwachs.
Die jüngste Stadt in der Lokalgeschichte des Algarve wurde nach dem Erdbeben 1755 unter der Ägide von König D. José I, und nach Plänen des Marqués de Pombal erbaut. Für Vila Real de Santo António ist die Presépio gigante ein echtes Aushängeschild. Keine andere Stadt in Portugal bietet ein größeres Krippen-Erlebnis als die hübsche Spätrenaissance-­Stadt am Ufer des Rio Guadiana mit ihrer pombalinisch angelegten Fußgängerzone, die an die Baixa in Lissabon erinnert. Das Zentrum bildet der Marktpatz Marquês de Pombal mit emblema­tischen Obelisken, gekrönt von den königlich Insignien. Die vier Türmchen mit grüner Kuppel der früheren Markthalle ragen über die Walmdach-­Landschaft hinaus und weisen dem Besucher den Weg zum Eingang in die weihnachtliche Wunderwelt. Decke und Wände glänzen nachtblau gestrichen, und werden von vielen hundert winzigen Glühbirnchen beleuchtet, die die gesamte Kulisse in ein Sterneparadies verwandeln. Weihnachtsmusik rieselt leise aus unsicht­baren Lautsprechern. Die Wirklichkeit bleibt ausgesperrt. Die Augen der Besucher funkeln glücklich, egal, ob sie groß sind oder klein, von Mädchen oder Jungen: Alle wandeln fasziniert um das Podest herum und finden 1001 magische Details inmitten der über 5.000 Figuren.
Kaum fünf Minuten Fahrtzeit von Vila Real de Santo António entfernt liegt die älteste Stadt des Algarve, Castro Marim. Gekrönt von zwei Ritterburgen, die Santiago-Burg und die Sebastian-Burg, liegt die einst mittelalterlich bedeutsame Stadt und größte Verteidigungsfeste im Süden des Landes an der Grenze zum antiken Hispanien, dem späteren al-Andaluz und heutigen Spanien, zwischen zwei Hügel gebettet und umgeben von Meersalz-Salinen. Ein Stück flussaufwärts, mit Blick auf Ayamonte am spanischen Ufer und inmitten der Salzmarsch im Mündungsgebiet des Rio ­Guadiana erbaut, wachten der Santiago-­Ritterorden und später der portugiesische Christus-Ritterorden mit seinen Ritterbrüdern über das Ein- und Auslaufen von Handelsschiffen, Lastkähnen und die Armada-Flotte und verteidigte den uralten Grenzposten gegen feind­liche Invasionsversuche zu Land und zu Wasser. Somit spielte Castro Marim beinahe zwei Jahrtausende lang − erst für die römischen, danach für die maurischen und später für die christlichen Herrscher − eine bedeutende Rolle als Militärposten an der Grenze zu Spanien. Und auch als Fluss- und Seehafen für die Schifffahrt flussaufwärts bis nach Mértola und zum Hafen von Pomarão im Alentejo, wo die Bodenschätze aus den Minen rund um Serpa, Beja und Almodovar verladen wurden. Aufgrund seiner geografischen Lage zählte Castro Marim außerdem in Portugal zum Hauptumschlagplatz für das weiße Gold der Antike − Salz.
Die Gewinnung von Meersalz in Cas­tro Marim läuft heute wie vor 2800 Jahren. Das Salzhandwerk machte in Castro Marim die Salinen-Besitzer reich und bescherte den Salzbauern Salär und Existenz. In dem ehemaligen Salzhaus Casa do Sal ist heute ein Salz-Museum untergebracht. Die Ausstellung dokumentiert die Geschichte rund um die lokale Salzkultur Salinícola und veranschaulicht, wie die Salzgewinnung funktioniert und welche Arbeitsschritte erforderlich sind, bis das kristalline Meersalz Sal tradicional unsere Speisen würzt und die Salz-­Blüte Flor de Sal ­unsere Speisen veredelt. Das Salzhaus, genannt Balalaica, ist eine der original erhalten gebliebenen Salzlagerstätten aus dem vergangenen Jahrhundert. Das aufwendig sanierte Gebäude soll seit der Wiedereröffnung dem lokalen Kulturerhalt dienen. Neben der Dauerausstellung über die Meersalzgewinnung finden im Salzhaus kulturelle Veranstaltungen mit Schwerpunkt-Genres aus der Region statt. Seit dem letzten Weihnachten dient die Casa Balalaica außerdem als Ausstellungsfläche für die zweite und einzigartige Krippen-Idee O Presépio do Sal – die Salz-Krippe.
Salz und Castro Marim gehören zusammen wie das Meer zu Portugal. Somit war es bloß eine Frage der Zeit, bis jemand die grandiose Idee, eine Weihnachtskrippe mit Salz zu dekorieren, in die Tat umsetzte. Das Salzhaus glitzert wie eine Schatztruhe und das ausgestreute Salz als Untergrund für die fantastisch gestaltete Krippen-Landschaft lässt die Kulisse erstrahlen, als wäre eben frischer Schnee gefallen. Extra kühl ist es tatsächlich im Ausstellungsraum, damit das Salz nicht warm und feucht wird und die Kristalle verkleben. Auch hier sorgen mehrere tausend Figuren, Häuser, Wald, Flur, Tiere und Nutzgegenstände für ein echt weihnachtliches Krippen-Gefühl.
Wenn Sie mich fragen, ist es einerlei, welche der beiden Krippen der Besucher zuerst bestaunt. Ein Tag reicht prima, um sich beide Krippenausstellungen anzusehen und darüber hinaus beide Städte kennenzulernen. 
In Vila Real de Santo António (VRSA)locken die charmante Fußgängerzone mit hübschen Boutiquen, Cafés und Souvenirgeschäften zum Bummeln; die Flusspromenade zum Flanieren; das Fährboot nach Spanien zu einem Ausflug nach Ayamonte; der Leuchtturm immer mittwochs zu einem Aufstieg auf den Balkon rund um die Laterne in 45 luftigen Höhenmetern. Oder man geht im Nationalforst zwischen VRSA und Monte Gordo wandern. Lecker Mittagessen kann man besonders gut an der Flusspromenade in VRSA mit Blick über den Fluss auf die andere Seite des Rio Guadiana nach Spanien.
In Castro Marim wird der anstrengende Aufstieg zu Fuß zur Santiago Burg mit einem atemberaubenden Ausblick belohnt auf die Flussmündung, das spanische Ufer, den Fluss, die Guadiana-­Brücke und auf die Salzmarschlandschaft rundherum. Die Santiago-Burg und das kleine Museum in der ehemaligen Santiago-Kapelle im Burginneren, bezeugen die über 2000-jährige Geschichte der Bastion und ihrer Herren. Die prächtige Märtyrer-Kirche im Zen­trum von Castro Marim überrascht mit Spätrenaissance, die Sebastian-Kirche auf dem Weg zum Salzhaus mit farbenfrohen, original erhaltenen Freskenbildern. Castro Marim zeigt sich gut erhalten mit kleinen Gassen, idyllischen Plätzen und typisch ländlich geprägten Häusern. An der Ortsausfahrt Richtung VRSA, laden der Aussichtspunkt Revelim de Santo António und der maurisch geprägte Wasser-Park am Hang davor zu einer Pause ein.
Die Krippenausstellungen öffnen um den Nikolaustag herum und schließen am Dreikönigstag ihre Pforten. Sie machen einen Ausflug im Dezember bis in den Osten des Algarve zu einem einmalig weihnachtlichem Erlebnis. Am besten fährt man zweimal hinüber bis an die Grenze zu Spanien, einmal vor und einmal nach Heiligabend. Denn in der Heiligen Nacht reitet die schwangere Maria auf ihrem Esel fort aus der Kulisse, und die Krippe mit dem neugeborenen Christkind findet seinen Platz im Stall. Und über allen leuchtet der Stern zu Betlehem. 
Feliz Natal − Bom ano novo!

Literatur-Veranstaltung in Silves (Algarve)

Bild von der Einladung zum LUSO-LIT in Silves

LUSO-LIT – Portuguese Literature for everybody

Der Startschuss für den literarischen Zirkel LUSO-LIT mit der an der Algarve ansässigen Buchautorin Catrin George Ponciano fällt am 8. Juni 2019 in Silves-Gare im Künstler-Atelier «O Templo do Tempo».
Die Autorin stellt den Portugal-Tag am 10. Juni vor und seinen literarischen Bezug zum Nationaldichter Luis de Camões. Dazu erzählt sie ein wenig über sich selbst und ihr aktuelles Reisebuch «111 places along the Algarve».
Die Veranstaltung findet in einem besonderen Rahmen statt, nämlich in der Werkstatt des national bekannten Bildhauers António Villares Pires. Hier sollen auch zukünftig die in loser Folge vierteljährlich geplanten, literarischen Stelldicheins an der Algarve stattfinden, die sich mit portugiesischer Literatur und lusophoner Autorenwelt beschäftigen. 
Ziel dieser Stelldicheins ist es, Künstler, Avantgardisten, Musiker und Autoren mit Literatur-Begeisterten aus den hier residierenden Kulturkreisen zusammenzubringen, die das Interesse an Literatur zu teilen. Zum mehrsprachigen Verständnis finden die «Luso-Lit»-Zusammenkünfte in englischer Sprache statt.
Eine Buch-Tauschbörse ist künftig ebenso geplant wie musikalische Interludien, Der Eintritt ist frei, ein Hut geht um. 

Ankündigung: Im Herbst stellt Catrin George Ponciano den Schriftsteller Fernando Pessoa und seine Heteronyme vor. Das Datum wird rechtzeitig bekannt gegeben.

O Templo do Tempo
Largo da Estação de Silves
8300-054 Silves (Algarve/Portugal)
Samstag, den 8. Juni um 18 Uhr

Kontakt, Infos, Anmeldung bei Catrin George Ponciano:
Mobil: 00351-969052712
E-Mail: catringeorge@yahoo.de
https://otemplodotempo.pt/

Naturpark Ria Formosa am Algarve (Portugal)

Blick über den Lagunenstrand von Ria Formosa (Algarve)

Blick über den Lagunenstrand von Ria Formosa (Algarve) · © Catrin George Ponciano

Über die Zukunft des Naturparks Ria Formosa (Algarve)

Löst Natur-Tourismus die Probleme von immer mehr TouristInnen? · von Catrin George Ponciano

Das Archipel Ria Formosa an der Ostalgarve vereint das Meer mit der Erde, bietet Flora und Fauna einen einzigartigen Lebensraum und den Menschen eine solide Lebensgrundlage und neue berufliche Chancen. Früh am Morgen schimmert das sich seicht ins Meer ausstreckende Archipel im Sotavento milchig trüb, gletscherfarben im Dunst der sich davonstehlenden Nacht. Mittags leuchtet es unendlich tintenblau, im Licht der Nachmittagssonne schilfgrün, am Abend gülden orange. Eine milde Brise kräuselt die Oberfläche. Die Ruhe der Natur ist spürbar zum Greifen nahe: ein kleines Paradies! Vielleicht meinte António Aleixo, der Heimatdichter der Algarve, deshalb einst: »Wer hier stirbt, lebt weiter.«
1987 zum Naturpark erhoben, breitet sich das Wasserschutzgebiet im Ria Formosa-Archipel etwa 60 Kilometer entlang der Küste auf einer Gesamtfläche von 18.400 Hektar aus. Zweimal täglich schwemmt der Atlantik Meerwasser in die Lagune hinein und hinaus, gibt so die grazile Unterwasserwelt für wenige Stunden frei.
Die markant geformte Dünen-Barriere verläuft ab Faro durch fünf Landkreise, beginnend westlich von Faro im Landkreis Loulé, vorbei an Olhão und Tavira gen Osten bis an die Landkreisgrenze Tavira/Vila Real de Santo António in Cacela Velha, und schützt die Küste vor Erosion durch Meeresströmung und Wind.
Bereits beim Landeanflug auf Faro bietet die Ria einen imposanten Anblick, am Boden gewährt der Naturpark dann ­unterwegs zu Fuß bemerkenswerte Einblicke in die Biodiversität, zum Beispiel auf einem Spaziergang im eigens angelegten Parque da Reserva Natural da Ria Formosa in der Nähe des Campingplatzes von Olhão, wo Besucher auf einem eigens markierten Naturlehrpfad an Salinen vorbei zu einer noch intakten Gezeitenmühle gelangen, durch schattigen Kiefernwald wandeln und auf römische Salzbecken sowie im Schilf verborgene Vogelbeobachtungsposten stoßen.
Um den Naturpark auf eigene Faust zu Wasser zu erkunden, eignet sich die regelmäßig vom Kai in Olhão verkehrende Fähre zu den Inseln Armona, Farol, Deserta oder Culatra, und die in Tavira zu den Düneninseln Cabanas oder Ilha de Tavira. Vorne am Bug der Fähre stehend, die Nase im Wind, gewinnt man rasch Abstand zum Urlaubertrubel in den Touristenhochburgen.
Authentische Mee(h)r Einblicke in die fragile Flora und Fauna des Archipels schenkt ein privat gebuchter, mehrstündiger Bootsausflug. »Am besten bei Ebbe«, sagt João Sabino, Bootseigner, Skipper, und Betreiber des Naturtourismus Unternehmens »Sabino Boattours« in Olhão. »Denn erst, wenn sich das Meer zurückzieht, wird unser Paradies wirklich sichtbar und ich kann euch sogar das Leben am Meeresboden zeigen, wenn wir durch noch völlig unberührtes Marschland steuern«, lächelt er. Der Sohn einer Fischerfamilie geht dem Geschäft am Arbeitsplatz Meer seit seinem zwölften Lebensjahr nach. João weiß genau, wo es die besten Krebse gibt, wo die größten Lagunenherzmuscheln »wachsen« oder die fleischigsten Herzmuscheln im Sand verborgen liegen, denn er hat als Muschelbauer gearbeitet, bevor er sein Unternehmen gründete. Der Kapitän kennt die Verstecke der ­Seepferdchen-Kolonien und jeden Priel zwischen den Inseln. Unterwegs zeigt João seinen Gästen die spannendsten Stellen zum Schnorcheln oder wo Löffler nisten. Gewusst wie, sammelt er Seesterne, Seeigel und Seegurken zum Anschauen und hinterher wieder ins Wasser entlassen. Seinen Erfahrungsschatz über das bio-kosmische Zusammenspiel in »seiner« Ria vermittelt er spielerisch und mit großer Hingabe zum Detail, sammelt ganz nebenbei jeden Tag Plastikmüll aus dem Meer, während er sein komfortabel ausgestattetes Boot mit einer Hand souverän durch die mäandernde Lagune steuert.
»Wichtig für sauberes Wasser in der Lagune sind die Salz-Schlickgras-Weiden«, erklärt er. Die Halme heißen Spartina ­anglica. Sie wachsen moosgrün störrisch kräftig dicht an dicht am Meeresboden und wandeln Monoxid mittels Photosynthese in Sauerstoff um. In diesen Seegrasweiden fühlt sich der Mini-Dinosaurier Cavalo Marinho ganz besonders wohl. Der knorpelig possierliche See­pferdchen Jurassic-Geselle hat hier in der Ria keine natürlichen Feinde, pflanzt sich gefahrlos fort und zählt mit der hiesig heimischen Population zu den größten Seepferdchen-Kolonien der Welt.
Heutzutage hat das biologische Gleichgewicht in der Lagune eine andere Priorität als früher. Die Fischergemeinschaft hat erkannt, dass sie ihre Ria nicht grenzenlos ausbeuten kann, sondern mit sensibel durchdachten Projekten die Umwelt schonen muss, um auch künftig von den Ressourcen ihrer Ria profitieren zu können. Dazu zählen zum Beispiel Kinderstuben und Aufzucht-Sandbänke für Schaltiere und Austern, sowie streng kontrollierte Schonzeiten für gewisse Muschelsorten und Fischarten, damit sich ihr Bestand nicht weiter dezimiert, sondern behutsam erholt. Bereits die Phönizier wussten sich die natürliche Kraft der Gezeiten zunutze zu machen und legten Meersalz-Salinen an, die den Salzbauern bis heute das begehrte weiße Gold nachhaltig bescheren. Die Römer bauten die weiterverarbeitende Indus­trie sowohl für Fischpasteten auf als auch für den begehrten Meeresschinken Muxama vom Thunfischfilet. Ansässige Fischer entwickelten spezielle Fischfallen für den Thunfischfang, Muschelbauern legten Muschelfelder für Schaltiere an. Somit sorgen die endogenen Ressourcen seit über 2500 Jahren für solide Einkommensquellen. Mit dem neuen Markt-­Sujet Naturtourismus bietet die Ria ­Formosa berufliche Alternativen zum ­Fischfang und jungen Salzbauern völlig neue Zukunfts-Perspektiven, so dass sie nicht abwandern müssen. Dank aktiv umwelt­orientierten Unternehmern wie João ­Sabino wird auch der Blick des ­Besuchers für die fragile Biodiversität sensibilisiert. Sie tragen als Kunden dazu bei, dass die historisch begründete ­Lebensform im Archipel erhalten wird und das Paradies paradiesisch bleibt.

TIPPS
Sabino Boattours – Naturtourismus Ria Formosa:

www.sabinoboattours.com/en/

Spazierwege-Beschreibungen mit Karte finden Sie hier:
www2.icnf.pt/portal/turnatur/visit-ap/pn/pnrf

Parque da Reserva Natural da Ria Formosa
www.olhao.web.pt/parquenatural.htm

Catrin George Ponciano: 111 Orte am Algarve

Buch-Cover 111 Orte an der Algarve · © Emons Verlag

Buch-Cover 111 Orte an der Algarve · © Emons Verlag

111 Orte am Algarve

Anmerkungen zu Catrin George Poncianos Buch über interessante Orte am Algarve · von Andreas Lahn

Keine Angst: Sie müssen nicht 111 Orte angucken, um den Algarve zu verstehen! Alle von Catrin George Ponciano vorgestellten Orte sind speziell, zum Teil skurril − und deshalb nur für Menschen mit Vorlieben für das Besondere interessant. Wer keine Bücher mag, wird nicht nach Aljezur fahren, um sich die wundervolle Bücherei von Berenike Jacob anzusehen. Alle anderen werden begeistert sein und gerne in den deutsch- und portugiesischsprachigen Büchern stöbern. Hier gibt es Infos, Internet, Lesungen, Vorträge etc. und deshalb ist die Bücherei »eine Stätte der Begegnung zwischen Büchern, Menschen und Sprachen«, wie Berenike Jacob es treffend auf den Punkt bringt.
Wollen Sie wissen, wo »romantische Kreisverkehre« sind, warum es die Santa-Casa-Lotterie gibt, was es mit der Knochenkapelle in Alcantarilha auf sich hat, wo die Eselsfarm, das Goldgras-Dorf und der Gockelstein sind, dann stöbern Sie in diesem kurzweiligen Buch.
Das Konzept dieser Buchreihe ist immer gleich: Auf der linken Seite steht der Text und auf der rechten sind ein großes Foto, Adresse, Anfahrt und Tipps. Sie müssen das Buch nicht von vorne bis hinten lesen, sondern können sich jeweils auf die Orte konzentrieren, in deren Nähe Sie sich gerade aufhalten. So lassen sich spontane Besuche realisieren. Wenn Sie zum Beispiel nach Monchique wollen und sich für Algen interessieren, planen Sie kurzfristig einen Besuch der Spiru­lina-­Farm ein. Das geht auch mit dem Obelisk in Faro, den Rittern aus Stahl in Castro Marim und den Petence-Spielfeldern in Fuseta. Sie mögen Skurriles? Na, dann nichts wie los zum Dorf der Henker.
Es gibt viele Artikel aus der Geschichte des Algarve, zum Anfassen sozusagen. Manches ist bloßes Wissen oder mittlerweile auch bereits Geschichte wie zum Beispiel die alten Sardinen-Fabriken in Portimão, anderes erzählt die Herkunft wie die Geschichte zur versteinerten ­Träne, dem »Pedra Mourinha«, einem riesigen Felsen, der wie eine Träne aussieht. Am Algarve tauchen häufig Namen auf, die auf alten Traditionen beruhen. So auch die Geschichte zum Namen von Olhos de Água, eines Strandes, der östlich von Albufeira liegt: »Ganz vorn am Ende der Felsenwiese blubbert Wasser aus dem Sand empor. Das sieht aus, als hätte das Meer Augen, die weinen, und deswegen heißt der Strand Olhos de Água − Meer-­Augen.« (S. 18)
Wenn Sie sich für die Eigenarten des Algarve interessieren, werden Sie zum Beispiel im Artikel über die Korkfabrik von São Brás de Alportel fündig. Schließlich wird seit über 2000 Jahren mit Kork gehandelt. Und Kork ist nicht nur auf Weinflaschen zu finden, sondern ist ­sowohl wertvoller Baustoff als auch Material für exklusive Mode-Accessoires wie Handtaschen, Portemonnaies, Regenschirme etc. Auf einem geführten Rundgang durch die Fabrik »Novacortiça« erfahren Sie alles Wissenswerte zum Kork. Und auch ein Hinweis auf den »Rota Cortiça« ist als Tipp vorhanden.
Haben Sie schon von der Süßkartoffel »Batata Doce« gehört? Die aus Brasilien eingeführte Kartoffel wächst in der Umgebung von Rogil blendend und passt perfekt zu etlichen Gerichten. Sie möchten probieren, aber nicht lange suchen? Dann vertrauen Sie der Autorin und testen Sie das empfohlene Süßkartoffel-Restaurant.
Wie vielfältig dieses Buch ist, zeigt auch die Geschichte zu Álvaro de Campos. »Das ist doch eines von Fernando Pessoa verwendeten Heteronymen«, werden Sie jetzt vermutlich denken. Und das stimmt auch. Doch es gibt auch in Tavira eine Bibliothek, die diesen Namen trägt: Casa Álvaro de Campos. Warum das so ist, steht auf Seite 216 des Buches von Catrin ­George Ponciano.
Ich möchte dieses kurzweilige Buch allen Algarve-LiebhaberInnen empfehlen. Stürzen Sie sich auf die spannenden Geschichten und freuen Sie sich auf Orte, die Sie ohne die Fleißarbeit der Autorin vermutlich nie kennengelernt hätten.

111 Orte an der Algarve, die man gesehen haben muss
mit zahlreichen Fotos · Emons Verlag, Köln · ISBN 978740803629 · 240 Seiten · 16,95 €

Lesungen mit Catrin George Ponciano

ALBUFEIRA-GALÉ
20.12.2018, 16 Uhr
Moderation: Georg Franzky Cabral
Hapimag-Resort, Lounge Bar
Rua da Torre Velha
Albufeira
Eintritt frei; Nicht-Hotelgäste willkommen
Info und Anmeldung: 00351-969052712
E-Mail: catringeorge@yahoo.de
Weitere Informationen