60 Jahre Amnesty International

Foto eines Plakates von Amnesty InternationalPlakat von Amnesty International · Foto: © Christian Lue · unsplash.com

Ein Vorfall in Lissabon führt 1961 zur Gründung der Menschenrechts-Organisation    von Josef Wolters

> Am 28. Mai 1961 erscheint in der Britischen Zeitung The Observer ein Artikel mit dem Titel The Forgotten Prisoners (Die vergessenen Gefangenen). Der Verfasser dieses Zeitungsbeitrags, der britische Rechtsanwalt Peter Benenson, geb. Solomon, ist erschüttert über eine Nachricht, dass zwei portugiesische Studenten zu sieben Jahren Haft verurteilt worden sind.

Was haben sie getan oder verbrochen?
In einem Café in Lissabon haben sie gut gelaunt mit einem Trinkspruch auf die Freiheit angestoßen, etwa: À sua saúde e liberdade! Diesen Spruch und ein paar kritische Aussagen zur Diktatur nehmen Geheimpolizisten des damaligen portugiesischen Herrschers António de Oliveira Salazar auf und verhaften die zwei Studenten, denen dann der Prozess gemacht wird.

Das Rechtsempfinden Benensons ist so stark gestört, dass er diesen Vorfall und dessen Folgen sowie ähnlich gelagerte Fälle aus anderen Ländern zum Anlass nimmt, den Zeitungsartikel zu schreiben und zu veröffentlichen. 

Andere namhafte Blätter wie die französische Le Monde, die italienische Corriere della Sera und die International Herald Tribune drucken Benesons Artikel nach. Diese Aktion − auch «Appeal for amnesty, 1961» genannt − gilt als Geburtsstunde von Amnesty International.
Noch heute wird im alle zwei Monate veröffentlichten Amnesty Journal das Schicksal von Menschen beschrieben, die nach allgemeinen Menschenrechtsgrundsätzen zu Unrecht ihrer Freiheit beraubt und oft unter unwürdigen Bedingungen inhaftiert sind − und nicht selten misshandelt bzw. gefoltert werden.

»Briefe gegen das Vergessen« können an die in Berlin/Deutschland akkreditierten Botschafter der Länder geschrieben werden, in denen Personen aus allgemeiner Sicht zu Unrecht eingesperrt sind. Viele Kirchengemeinden und Ortsgruppen von Amnesty International halten auch fremdsprachlich abgefasste Briefe vor, in die nur noch Adresse mit Namen und Unterschrift eingetragen, frankiert und abgesendet werden müssen.

Allen Interessierten sei gesagt, dass die Briefe in der Vergangenheit vielfach Erfolg haben. Freilassungen, Hafterleichterungen, Aufhebung von Todesurteilen etc. erfolgen vermutlich in totalitären Staaten nicht überall aus humanen Gründen, sondern weil auch mehr oder weniger diktatorisch regierte Regime in der Welt ihr Gesicht nicht (gänzlich) verlieren wollen. Mit Sicherheit kann der schriftliche Einsatz vieler Menschen sich lohnen, wenn das Einzelschicksal eines zu Unrecht einsitzenden Menschen Solidarität erfährt und ihm Beachtung geschenkt wird.
Rund zwei Millionen Menschen in rund 150 Staaten unterstützen die Arbeit von Amnesty International, deren Zentrale in London ist und die in Deutschland ihren Sitz in Bonn hat.

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