Programa Regressar: Zurück nach Portugal?

Foto zum Artikel »Zurück nach Portugal?«Herzlich willkommen in Lissabon? Bem-vindo? · © Andreas Lahn

Das Programm für RückkehrerInnen und die Realität    von Eberhard Fedtke und Ana Carla Gomes Fedtke

> Das Rückkehrprogramm für portugiesische Emigranten ins Heimatland ist in Kraft. Seine Grundlage ist, dass Portugal in puncto Demografie den Verlust seiner Intelligenz erleidet. Zahlreiche Ortschaften finden sich verlassen, weil junge Menschen ein sicheres Leben für sich und ihre Familien draußen suchen. An der Spitze stehen Frauen,  doch im allgemeinen betrifft es alle jene mit höherer Ausbildung  oder Kandidaten mit Universitätsstudium. Die wenigen Arbeitsstellen, welche alljährlich im Land entstehen, sind bekannterweise vorzugsweise für Familienmitglieder und Freunde der Elite bestimmt. »Ein Wettbewerb für beliebige Positionen findet nicht statt«, wie Nuno Garoupa, Ex-Direktor der Stiftung Francisco Manuel dos Santos. in einer profunden und alarmierenden Untersuchung bemängelt.
Der portugiesische Staat versucht erneut, auf diese besorgniserregende und ungünstige Situation im ökonomischen Konzert der Großen zu reagieren und lockt mit dem Programm zur Rückkehr, das nach einer Entscheidung des Ministerrats vom 14. März 2019 auf die Rückkehr von Personen ausgerichtet ist, die Portugal bis zum Dezember 2015 verließen, damit sie in diesem oder nächstem Jahr wieder ansässig würden. 
Die finanzielle Unterstützung für eine Rückkehr kann 6.536 Euro erreichen, bestehend aus 2.614,56 Euro Finanzbeihilfe, 1.307,28 Euro Reisekosten, 871,25 Euro Transportkosten für Güter, 435,76 Euro Aufwendungen zur Anerkennung beruflicher Qualifikationen sowie eine Zulage von 10% bis zur Obergrenze von 1.307,28 Euro für jedes Mitglied der angeschlossenen Familie.
Kann dieses Programm auf entsprechender finanzieller Basis ein ernsthafter Ansporn sein, vor allem für Familien, die politisch,  sozial und kulturell draußen bestens integriert sind? Macht es Sinn, in ein Land  mit so vielen schwachen sozialen Strukturen, vor allem auf den Gebieten von Arbeit, Medizin sowie Pensionen und Renten zurückzugehen, teils noch reichlich archaisch bezüglich der Frauenrechte? Können die genannten Beträge Stabilität für einen neuen Start in Portugal gewähren?
Analysieren wir und wählen zwei Beispiele aus: Eine Krankenschwester, die in der Schweiz circa 2.000 Euro monatlich erhält, eine geregelte Arbeitszeit unter gesetzlich geschützten Bedingungen und Sicherheit für die Altersversorgung hat, kann mit Zutrauen nach Portugal mit  dieser höchst unstimmigen Lage im Gesundheitssektor zurückkehren? Ein Schullehrer in Deutschland mit fester Anstellung und einem Gehalt von 2.200 Euro kann es wagen, hierzulande alljährlich in einem unwürdigen Wettbewerb für seine lebensnotwendige Arbeit zu kämpfen, ohne hinreichende Absicherung seiner künftigen Pension? Jedweder Beruf mit Wertstellung im Ausland begegnet mitunter ähnlichen Problemen in einem Land, dessen Grundcharakterzüge Improvisation, fragile Zuständigkeiten und Bequemlichkeit in Administrationen von Industrie und Politik,  Vernachlässigung von Terminen und Fristen sowie eine »quasi massive Korruption« sind, wie Miguel Szymanski in seiner Analyse Portugal korrupt (PORTUGAL POST vom Mai 2019) feststellt und ironisierend in seinem Artikel Emigrant, Emigrant, warum kommst Du zurück? in der PORTUGAL POST vom Juli 2019 die Frage stellt, ob die Summe von 6.536 Euros attraktiv sein könne, ein Wert, der in etwa zwei Gehältern eines Fliesenlegers oder eines  Maurers in Hamburg oder München entspricht, und die angebotenen Summen zugleich als lächerlich erachtet.
Man kann einen Schritt weitergehen und die Bewertung wählen, das diese Plattform, finanzielle Hilfe für eine Rückkehr von Emigranten zu gewähren, in Wahrheit eine Politik bedeutet, nicht von einem Gastland mit besseren Konditionen und Serviceleistungen in sämtlichen beruflichen und sozialen Bereichen zurückzukehren. Die Summe von 6.536 Euro schmeckt sehr heuchlerisch. Bekanntlich haben die Portugiesen auf dem Gebiet des Geldes eine Sensibilität des offenen Blicks für finanzielle Prioritäten und investieren nicht in Projekte ohne praktische Effizienz. Die Mobilität der Portugiesen belegt ihre Fähigkeit, Grenzen entsprechend persönlichen geldlichen Notwendigkeiten zu erweitern. So gesehen wirken die wenigen 6.536 Euros deutlich wie eine Politik der Nichtrückkehr und gehen über eine surreale und irreale Propagandaaktion nicht hinaus. 
Es kehren mit Freude die portugiesischen Rentner zurück und profitieren von viel besseren Renten aus Gastländern, kommen zum Lebensabend in ihre eigenen Häuser, diese bezahlt Jahr für Jahr von den Einkünften ihrer beruflichen Mobilität, und verbinden sich harmonisch am Ende mit meiner Heimat.
Ändern wir die Perspektive und sehen Portugal als eines der letzten Paradiese in dieser unausgewogenen, konfliktreichen und wenig heilen Welt an, als ein friedfertiges Land, so ist es, und mit einem vollen Repertoire von »F« − Feste, Festivals, Ferien, Feiertage, Folklore, Fun- Veranstaltungen, Fußball, Feuerwerk, Fado −, begleitet von einer Luft ohne Verschmutzung in vielen Regionen und ­einer Gastronomie mit fünf Sternen im Angebot. Europa braucht einen solchen umweltgemäßen und kulturellen Gegenpol. Portugal kann dieser Aufgabe genügen und vermag existentiell ohne einen Re-Immigranten fortzubestehen. 
Der Staat spart auf diese Weise einige magische 6.536 Euro für jeden Re-Immigranten und hat Reserven, um seine vordringlichen sozialen Aufgaben zu erfüllen, diese mehr und mehr bedauernswert für die mittlere und untere Sozialschicht .
Denk ein wenig nach, Staat! Sieh’ die politischen Realitäten und die sozialen Prioritäten.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert