Schlagwort: Portugal

Portugal im 16. Jahrhundert: König Dom Sebastião

Gemälde von König Dom Sebastião

Ein unreifer König führt Portugal im 16. Jahrhundert in die Katastrophe • von Andreas Lausen

> Am 2. Januar 1554 starb der portugiesische Thronfolger Infant João ­Manuel mit nur 16 Jahren an Tuberkulose und Diabetes. Die Portugiesen waren entsetzt, denn nun war auch der letzte der sechs legitimen Söhne von König João III. gestorben. Aber die Witwe des toten Kronprinzen war schwanger. Ganz Portugal fieberte der Niederkunft entgegen. Nur ein Junge konnte die ­Dynastie Avis retten. Unermesslich war die Freude im Land, als am 20. Januar 1554 Infant Sebastião geboren wurde. Der «Desejado« (der Ersehnte) war da! Das Land schien gerettet.
Als sein Großvater König João III. am 11. Juni 1557 starb, kam als Thronerbe ­Infant Sebastião auf den Thron. Er war aber erst drei Jahre alt. Die Regentschaft übernahm Kardinal Henrique, Bruder von João III. Er war ein mürrischer, hinfälliger Mann. Moralische Prinzipien und strenge Askese standen im Mittelpunkt seines Denkens und Handelns. Als Großinquisitor oblag ihm die Gewissensprüfung religiöser Abweichler. Und er war nun für das Aufwachsen seines dreijährigen Großneffen verantwortlich.
Portugal befand sich in dieser Zeit schon auf dem absteigenden Ast. Die Zeit der großen Entdeckungsfahrten war vorbei, und immer schwerer wurde die Last des weltumspannenden Imperiums. Das kleine Land hatte sich mit seinem Weltreich übernommen. Die Kolonien, Stützpunkte, Festungen und Faktoreien zogen sich von Barbados in der Karibik bis zu Nagasaki in Japan, vom Rio de la Plata bis zu den Molukken, von Brasilien bis Moçambique. Allein an den Küsten Indiens hielt Portugal mehr als 50 Stützpunkte. Zu den Streitigkeiten mit benachbarten Reichen kamen Feindseligkeiten mit aufstrebenden europäischen Rivalen, wie Spanien, Frankreich und dem eigentlich verbündeten England.
Portugal war reich − und verarmte zusehends. Viele Felder lagen verlassen und wurden von Unkraut überwuchert. Auf der Suche nach schnellem Reichtum verließen junge Männer ihre Frauen und Kinder. Und in dieser schwierigen Phase saß ein Kind auf dem Thron.
An der absehbaren Katastrophe tragen die Erzieher und Berater des jungen Königs die Schuld. Sie impften ihm die Ideale eines Rittertums ein, das es in Portugal schon seit Jahrhunderten nicht mehr gab. Im Park des Schlosses von Sintra lauschte Sebastião fasziniert den Dichtungen von Luíz de Camões, der sein Epos von nationaler Größe, Heldentaten und vom Kampf gegen den Islam deklamierte. In Sebastião reifte der Gedanke, das nahe Marokko von den Mauren zu befreien.
Entsprechende Pläne gab es schon seit der portugiesischen Eroberung von Ceuta 1415. Aber sie gelangen nie. Portugal besaß nur einige trutzige Festungen an der Küste, konnte aber nie den Islam aus dem Land drängen. Da die Türken auf dem Balkan vordrangen, meinte Portugals König, in Marokko den Europäern ein Beispiel an Wagemut und Rittertum liefern zu müssen.
Mit 14 Jahren wurde Sebastião 1568 für mündig erklärt. Seine Berater hatten es versäumt, für ihn eine Eheschließung anzubahnen, damit der junge König demnächst für einen legitimen Nachfolger sorgen könnte. Denn aufgrund alter Erb­verträge war der spanische König Felipe II. der nächste Anwärter auf den portugiesischen Thron. Es gibt aber auch die Meinung, dass der junge König an weiblichen Wesen kein Interesse hatte.
Als ob sein Land nicht genug Probleme hätte, arbeitete der junge König an der Vorbereitung seines Feldzugs nach Marokko. Er erforschte die Rivalitäten unter den muslimischen Stämmen Nordafrikas, knüpfte Kontakte und ließ Schiffe bauen. In ganz Europa warb er Söldner und Glücksritter an. 1578 fuhr schließlich eine Streitmacht von 17.000 Männern nach Marokko. Sebastião war sich seines Sieges so sicher, dass er sein Unternehmen ausgerechnet im nordafrikanischen Hochsommer durchführte. Im Gepäck hatte er eine eigens angefertigte Krone, mit der er sich als marokkanischer König krönen wollte. Am 4. August 1578 trafen die Heere bei Alcácer-Quibir aufeinander. Sultan Muley Abd-el Malik hatte ­seine Truppe gut vorbereitet.
Portugals Meister-Regisseur Manuel de Oliveira beschreibt im seinem filmischen Epos Não, wie der König hektisch und hilflos die Front seines Heeres auf- und abreitet und den Soldaten Kommandos zuruft, die von den Italienern, Deutschen, Kroaten, Engländern, Spaniern kaum jemand versteht. Die Schlacht endet im Blutbad. Die portugiesische Trup­pe wird vernichtet. Weniger als 100 Mann kehren auf Umwegen oder gegen hohes Lösegeld nach Portugal zurück.
Einige der Heimkehrer berichten, der König sei dem Gemetzel entkommen. Bald hieß es, er sei auf seinem Pferd zum Himmel aufgestiegen (die erzählerische Anleihe beim Propheten Mohammed ist offensichtlich). Unter den Portugiesen breitet sich der Glaube aus, Sebastião werde eines Tages wiederkommen, um Portugal zu retten. Noch gab es einen Nachfolger aus der Dynastie Avis. Der Großonkel des verschollenen Königs, Kardinal Henrique, lässt sich mit Sondererlaubnis des Papstes krönen. Aber er ist schwach und krank. Anderthalb Jahre später stirbt er und macht den Thron frei für die spanischen Habsburger, die ­Portugal in Personalunion 60 Jahre lang regieren.

Weitere Bauwerke in Portugal als Welterbe anerkannt

Foto von der Klosterküche des Palácio Nacional in Mafra

Bauwerke in Mafra und Braga erhalten begehrte Auszeichnung der UNESCO • von Andreas Lausen

> Große Freude herrscht in Mafra und Braga, denn das Komitee der ­UNESCO sprach auf seiner Tagung im Juli 2019 in Baku/Aserbaidschan beiden Städten dieses weltweit begehrte Prädikat zu.
In Mafra wurde der barocke Palaçio Nacional anerkannt, nachdem er schon mehrfach auf der Vorschlagsliste stand. Das 1730 eingeweihte Edifiçio Real umfasst ein Kloster für einst 330 Mönche, einen königlichen Palast und eine prunkvolle Basilika. Ebenfalls Teil der Anerkennung sind der Park Jardim do Cerco und das ummauerte, 1200 Hektar große Jagdrevier (Tapada de Mafra).
Der UNESCO-Entscheidung gingen langjährige Bemühungen von Direktor Dr. Mario Pereira voraus. Die weltweit einzigartigen sechs Orgeln unter der Vierungskuppel, für die es mehr als 50 nur hier spielbare Kompositionen gibt, erklingen nach 200-jähriger Pause wieder. Die prachtvolle Bibliothek mit fast 40.000 historischen Bänden wird unter Leitung von Maria Teresa Amaral aufgearbeitet. Die beiden raffinierten Glockenspiele sind in der abschließenden Restaurierungsphase. Als nächstes wird das ­Musikmuseum Portugals in prachtvolle Räume des Südflügels einziehen.
Bei der Entscheidung in Baku waren sich die 21 Delegierten (Portugal ist nicht vertreten) nicht sofort einig. Den Ausschlag gaben die Voten von Brasilien und Angola, die auf die weltweiten Verbindungen beim Bau von Mafra hinwiesen. Portugals damalige globalisierte Wirtschaft machte den Bau mit brasilianischem Gold und angolanischer Sklavenarbeit erst möglich.
Ebenfalls zum Welterbe erklärt wurde die Wallfahrtskirche Bom Jesus do Monte bei Braga mit ihrer prachtvollen barocken Treppenanlage. Sie fand weltweit Nachfolgebauten, so auch in der nordportugiesischen Stadt Lamego, im indischen Goa und in Brasilien.
In Portugal gibt es 17 anerkannte Welt­erbestätten, angesichts der Dimension des Landes eine einzigartige Fülle. Weitere 15 Welterbestätten portugiesischen Ursprungs sind über die ganze Welt verteilt − von der Barockstadt Ouro Preto in Brasilien bis zur Ilha de Moçambique.
Es fällt auf, dass die UNESCO inzwischen alle Anträge sehr sorgfältig und kritisch prüft. In der Vergangenheit wurde offenbar manche Attraktion zu schnell anerkannt. Der portugiesische Botschafter bei der Weltorganisation stellte klar: »Jeder Vorschlag muss eine Qualität außerordentlichen und einzigartigen Charakters haben, damit die UNESCO-­Liste nicht zu einer Art Telefonbuch wird.«
Mafra und Braga wurde diese Qualität nun weltweit zuerkannt.

Konzertbericht von den Young Euro Classic 2019 in Berlin

Foto des portugiesischen Orchesters bei den Young Euro Classic 2019

Bericht von einem Konzert der Superlative am 26.7.2019 in Berlin • von Michael W. Wirges

> Wie jetzt schon zum zwanzigsten Mal wird in den Monaten Juli und August das Festival der besten Jugendorchester der Welt im Konzerthaus am Gendarmenmarkt in Berlin veranstaltet.
Für mich war es zwar erst das dritte oder vierte Mal, dass ich diese hochkarätige Musikveranstaltung besuche, ich bin allerdings immer wieder schwer beeindruckt von der phantastischen Leistung, die diese jungen Menschen aus vielen Teilen der Welt im Alter von 14 bis 25 Jahren auf die Bühne bringen − sei es als Solisten oder als ganzes Orchester.
Mit dabei war auch diesmal wieder die Jovem Orquestra Portuguesa aus Portugal mit dem Ensemble Notas de Contacto, unter der Leitung des Dirigenten Pedro de Carneiro. Vor dem offiziellen Anfang um 20 Uhr gab es noch eine 40-minütige Konzerteinführung mit dem Dirigenten und Anne Kussmaul.
Im ersten Teil des Konzerts wurde von George Enescu (1881−1955) die Prélude á lùnisson, 1. Satz aus der Suite für Orchester Nr. 1 op.9 (1903) gespielt. Es folgte eine Uraufführung von João Godinho (geboren 1976), Alcance/Reach, unter anderem mit neuartigen Percussion-Instrumenten. Er wurde mit diesem Werk jetzt und hier als Gewinner mit dem European Composer Award ausgezeichnet.
Das Ensemble Notas de Contacto unterrichtet Menschen mit Behinderung, mit improvisierter Mitwirkung von Schlagzeugen und Mitteln, die keine Notenkenntnisse verlangen.
Nach der Pause ging es mit Ludwig van Beethovens (1770−1827) Symphonie Nr. 7 A-Dur op. 92 (1812) weiter, auch dieses meisterhaft − und stehend! − gespielt.
Als Dank gab es minutenlange, tosende Standing Ovations und zum Schluss noch eine Zugabe, die nicht im Programm stand: eine chorales Stück, begleitet von kleinerer Percussion wie Glöckchen.
Nein, das Ende war es noch nicht! Vor dem Konzerthaus am Gendarmenmarkt fand noch eine Party statt − ein jazziges Trompetenkonzert von jungen Musikern, begleitet von Tanz und Gesang aller Beteiligten und stehenden Wein und Bier trinkenden Besuchern!
Was für ein Konzert, was für ein Ausklang unter sommerlichem Himmel!

Desaströses Ungeziefer im Ambiente der Flora in Portugal

Foto von zerstörten Palmen in Portugal

Über den hilflos wirkenden Umgang der Behörden mit der Insektenplage

• von Eberhard Fedtke und Ana Carla Gomes Fedtke


> Die portugiesische Flora leidet, wie die in allen modernen Ländern, unter der Fehlanwendung von Insektiziden zur Abwehr gegen Ungeziefer. Die Menge von Insekten, Würmern und Regenwürmern, für die Stabilität von Flora und Fauna verantwortlich – viele Tiere, nicht nur Vögel, leben von Insekten – nehmen kontinuierlich ab. Die Entomologie, die Wissenschaft, welche sich mit dem globalen Studium der Insekten und deren Arten befasst, schlägt länderübergreifend Alarm. Unter dem Titel »Der Verlust der Artenvielfalt und der Rückgang von Insekten« informieren die zuständigen Institutionen die Öffentlichkeit sowie die staatlichen Stellen über die Gefahren für Gesundheit und Gleichgewicht der Umwelt. Es wurden Programme ausgearbeitet, den verschiedenen Gefahren des Insektensterbens entgegenzuwirken. Die gesamte zeitgenössische Landwirtschaft steht zur Diskussion. Inzwischen gibt es gesicherte Erkenntnisse, wonach in der »Bio«-Landwirtschaft die Lage weniger besorgniserregend ist, das natürliche Gleichgewicht von Flora und Fauna sich weniger besorgniserregend zeigt, jedoch nicht, wie anempfohlen, perfekt ist. Um einen Vergleich zur globalen Bedrohung durch Plastik heranzuziehen, schließt, so die Spezialisten, die Bewahrung des modernen Weltgefüges die unbedingte Untersagung jeglicher Insektizidenprodukte ein.
Portugal lebt noch gefährlicher, was die aus dem Welthandel importierten Ungeziefer anbetrifft. Sie führen eine tödlichen Tanz in der portugiesischen Flora auf, nehmen zu und verdienen eine feste und entschlossene Antwort, um eine Apokalypse der Flora zu vermeiden.. Sprechen wir von einer kleinen Auswahl: fünf Arten von Insekten und Käfern tanzen einen Bauchtanz in der Flora Portugals. In fesche und vielfarbige Aufmachungen gekleidet, treten sie mit zerstörerischer Macht und diabolischer Gefahr gegenüber der Natur und den Menschen auf. Nicht glaubhaft? Übertrieben? Nennen wir die hehren Akteure beim Namen und kommen ohne Umschweife zu den Tatsachen:
Als ersten vorzustellen gilt es den pitoresken »Rhynchoporus ferugineus«, ein abscheulicher Käfer, aus den tropischen Gegenden Asiens und Polynesiens stammend. Er gelangte nach Afrika, schliesslich nach Europa und trat 1994 in Spanien auf. Radikal zerstört er verschiedene Arten von Palmen. Wer kennt nicht in unserem gesamten Land den schockierenden Anblick von Palmen mit herunterhängenden und vertrockneten Zweigen oder einen verlorenen, abrasierten Stamm als traurigen Beweis einer gestorbenen Pflanze? Beklagenswerte Anblicke, Belege für Krieg in der Flora, schreckliche Szenarien für alle Naturfreunde.
Der zweite Kumpane der illustren Auswahl ist die »Vespa-das-galhas-do-castanheiros«, ein Insekt, welches die Blattsprossen gallapfelig angreift, das Wachstum der Zweige hemmt, die Früchtebildung behindert, das Wachstum und die Qualität der Kastanienbäume beeinträchtigt und sie schließlich in Gänze vernichtet. Seine geographische Ausbreitung geht von Asien, Nordamerika bis Europa, sich immer stärker nach Mitteleuropa ausbreitend, zudem ersichtlich Portugal nicht verschonend.
Als dritten Parasiten heben wir die »Asiatische Wespe« hervor, aus Indien, China, Indochina sowie Indonesien stammend, und 2011 in Portugal entdeckt. 2015 wurden hierzulande 1.215 Nester gefunden. Die Plager dezimieren die heimischen Bienen hartnäckig, indem sie aggressiv und nachhaltig in deren Nester eindringen. Das wirtschaftliche Ergebnis bedeutet, dass die Produktion heimischen Honigs abnimmt.
Die Nummer vier, welche orkanartig die Wälder überfällt, ist die »Prozessionsspinne«, gleichermaßen für Mensch und Tier gefährlich. Ihr Ursprung liegt in Südeuropa.
Hat sie Kontakt mit sensiblen Körperteilen, sei es bei Mensch oder Tier, z.B. mit der Zunge von Hunden, kann dies schwerwiegende Verletzungen hervorrufen und bis zum Tod führen, sofern nicht umgehende ärztliche Hilfe zuteil wird. Das Tier fertigt weiße, gut sichtbare Nester in Pinien. Es handelt sich um eine ständig anwachsende Plage, sowohl für Pinien wie für Zedern.
Die Nummer fünf ist der »Buchsbaumzünsler«, ein weiterer asiatischer Import aus Japan, China. Korea und Indien. Er kennzeichnet sich durch Flecken auf den Blättern in grau-bräunlicher bis orangener Farbe, welche schnell zunimmt, durch schwarze Riefen auf der Kehrseite der Zweige, was mit deren Abfall endet. Es bedarf einer radikalen Behandlung.
Somit summiert und befördert die portugiesische Umwelt Probleme eines vorrangigen Schutz des Flora. Bekanntlich leidet das Portugal unter der besonderen Krise verbrannter Wälder und erduldet einen Mangel an wilden Tieren und Vogelsorten verschiedenster Art. Viele Jäger missbrauchen die Fauna, verringern sie auf Weniges. Wann wird die gefährliche und tödliche Gefahr für Flora und Fauna ein Ende nehmen, die sicherlich in einer Umweltkatastrophe endet?
Die portugiesischen Behörden des Zivilschutzes sind sich dieses schrecklichen Dramas bewusst, aber es kommt uns vor, dass wenige wirklich verängstigt erscheinen, sagen wir indigniert und moralisch reuig. Es gibt keine angemessenen medizinischen Behandlungen, den Parasiten Nr. 1 zu bekämpfen, ausser durch Importmittel. In Spanien ist jedermann verpflichtet, seine kranken Bäume den Behörden zu melden, während der Staat die öffentliche Natur behandelt. In Portugal fehlt es an einer solchen durchdachten Regelung und einer vernünftigen Choreographie, um in imperativer Weise die derart leidende Natur zu retten. Um den Feind Nr. 5 zu bekämpfen, reicht es aus, die kranken Bäume und Pflanzen abzuschneiden, was nicht der Schönheit der Natur dienlich ist.
Einige Ortschaften betreiben eigene Vorsorge, aber was zum Beispiel den Parasiten der Prozessionsspinne anbelangt, stellt man eindeutig Betroffenheit, Hilflosigkeit bis hin zur Desorientierung fest. Es ist erforderlich, eine gutes Programm zu besitzen, die Anfangszyklen der Plagen zu analysieren, praktisch mögliche Programme zu erarbeiten und sorgfältige Massnahmen durchzuführen, damit die betroffene Natur geschützt
wird, mit anderen Worten von der vernünftigen Vorsorge über die Kontrolle bis zur Entsorgung. Wir meinen, dass es stärkerer Anstrengung bedarf, die Öffentlichkeit zu sensibilisieren, und das mit einer Strategie, wonach ein Wechsel stattfindet. Portugal verdient eine Abteilung »Spezialfeuerwehr Umwelt«, eine reine »chemische Truppe«, so wie sie andere Länder in identischen Situationen einsetzen.
Es gibt noch viel gegen diese unangenehmen Besucher zu tun, dies sehenden Blickes zunehmen. Wer kennt den nächsten indiskreten Eindringling, welcher die Pflanzen schädigt und die Gesundheit der Menschen angreift? Die portugiesische Natur verdient es nicht, eine »via mala der Umwelt« zu gehen. Es braucht Anstrengung und Ausdauer. Endgültig!
Ein Argument, mehr als abgenutzt, ist das fehlender öffentlicher Finanzen. Offenbar schenkt der Minister für Landwirtschaft, Forst und Entwicklung diesen globalen Gegebenheiten nicht genügend Aufmerksamkeit. Man weiß nicht einmal, ob die zuständigen staatlichen Stellen nicht Beihilfen der EU-Gemeinschaft, für diesen Zwecke bestimmt, beantragen. Träfe dies zu, wäre es eine unverantwortliche und skandalöse Gleichgültigkeit. Demgegenüber ist es interessant mitanzusehen, wie bestimmte Gemeinden »großzügig« einen guten Teil ihres Budgets für Feste, Feuerwerk, Jahrmärkte und die ganze Spezies übertriebener Veranstaltungen ausgeben. Prioritäten zählen. Spreche einer ein ehrliches »mea culpa« zu Gunsten der Natur als die wesentliche Grundlage unseres Lebens Tag für Tag aus.
Das Problem an sich verdient keinen Pardon. Das Naturlabor braucht effektive Unterstützung, einbezogen sämtliche aktuellen wissenschaftlichen Maßnahmen, um den Einfall, den Verbleib und die Vermehrung dieses unerwünschten Ungeziefers – tödliche Gäste – rigoros zu verhindern. Die Regionen benötigen in erster Linie die Hilfe des für diese Materie verantwortlichen Ministeriums. Die Würde der Natur erfordert gerechte und konkrete Manifestationen. Nicht angängig ist die »kommode Wechselwirkung«, in der Politik »zu denken«, in Parlamenten »nachzudenken«, akademische Regelungen zu schaffen, viel zu reden und in Gemeindeversammlungen aktive Pläne zu entwerfen, wenn nichts oder wenig geschieht. Brüssel hat zweckbestimmte Mittel.
Andernfalls wird die Identität eines Landes, dessen Umweltwert noch zufriedenstellend und multikulturellen Tourismus anzuziehen geeignet ist, verschwinden.
Sicherlich nicht?

Portugal: Bichos desastrosos em ambiente da flora

Foto einer eingehende Palme in Portugal

Medidas insuficientes do Estado no combate à praga de insetos • de Eberhard Fedtke e Ana Carla Gomes Fedtke

> A flora portuguesa sofre, assim como o ambiente em todos os países modernos, do abuso de inseticidas na luta contra muitos pesticidas. A quantidade de insetos, vermes e minhocas, importante para a estabilidade da flora e fauna − muitos animais, não só os passarinhos, vivem dos insetos − vão diminuindo continuamente. A ciência de entomologia, que é a ciência que se ocupa do estudo global dos insetos e das respetivas espécies, está em alerta intercontinental. Sobre o título «Declínio de Biodiversidade e perda de insetos», as instituições competentes informam o público e os políticos estatais sobre o perigo para a saúde e para a integridade do ambiente no país. Foram elaborados programas específicos para combater os perigos ­diversos numa «morte dos insetos». Toda a agricultura contemporânea está em causa. Existem, no entanto, resultados fundamentados que na agricultura «Bio« a situação é muito menos preocupante, o balanço natural e geral da flora e fauna é bastante positivo, se recomendado, ele não perfeito. Só a título de comparação, por exemplo, no que respeita a uma ameaça global de plástico, a salvação do mundo moderno inclui também a interdição rigorosa de qualquer produto de inseticida, sublinham os especialistas. Um perigo após outro, perguntamos qual vai ser o próximo Mostramos responsabilidade para com a nossa terra.
Portugal vive de forma mais perigosa no que se refere aos bichos importados de fora por causa do comércio mundial. Eles fazem um vórtice mortal na flora portuguesa, crescem e precisam de uma resposta certa e definitiva, para evitar um apocalipse florestal. Falamos duma pequena seleção: cinco tipo de insetos e escaravelhos dançam o ritual do ventre na flora de Portugal. Envergados nos seus vestidos garridos e multicolores, mas de uma capacidade devastadora e de um perigo diabólico revelam-se ­fulminantes para a natureza e para o ­homem. Não acreditam? Exagerado? ­Nomeamos os «condignos atores» e ­vamos aos factos, sem rodeios.
O primeiro a apresentar chama-se pitorescamente «Rhynchoporus ferrugineus», um escaravelho aborrecido, natural das áreas tropicais de Ásia e Polinésia. Chegou até África e finalmente ao Continente Europeu, tendo entrado em Espanha no ano de 1994. Corrói radicalmente vários tipos de palmeiras. Quem não vê de forma chocante por todo o nosso país palmeiras com os ramos baixos e ressequidos ou um tronco perdido e arrasado como triste testemunha de uma planta morta? Vistas lamentáveis, provas de guerra florestal, cenários terríveis para todos os amantes da natureza.
O segundo companheiro da ilustre seleção é a Vespa-das-galhas-do-castanheiro, um inseto que ataca os gomos foliares em forma de galhas, reduz o crescimento dos ramos, trava a frutificação, diminui a produção e a qualidade dos castanheiros, arruinando-os finalmente na sua globalidade. A sua distribuição geográfica vai desde a Ásia, América do Norte e Europa, alastrando cada vez mais à Europa inteira e obviamente não escapando a Portugal.
Como terceiro parasita exibimos a ­vespa asiática, oriunda da Índia, China, Indochina e Indonésia e detetada em Portugal em 2011. Em 2015 foram aqui ­registados 1.215 vespeiros. As velutinas dizimam as abelhas autóctones de forma significativa, invadindo agressiva e obstinadamente as colmeias delas. O reflexo económico é que a produção do mel português diminui.
O número quatro que atinge como um furacão as florestas é a processionária do pinheiro, igualmente muito perigosa para as pessoas e animais. A sua origem é a Europa do Sul. Se ela tiver contacto com partes sensíveis do corpo, quer humano quer animal, por exemplo com a língua dos cães, pode provocar lesões graves e pode até levar à morte, se não forem imediatamente prestados cuidados de saúde. O bicho faz ninhos brancos nos pinheiros que são notoriamente visíveis. É uma praga que está em constante crescendo quer em pinheiros quer em cedros.
O número cinco é o fungo de buxo, mais uma importação asiática do Japão, China, Coreia e India. Manifesta-se por: manchas foliares de um cinzento acastanhado a alaranjado que surge repentinamente, um micélio branco sobre o avesso de folha, as folhas caem muito rapidamente, estrias negras nos ramos, todo acabando na queda dos mesmos. Precisa de um tratamento radical.
Assim o ambiente português acumula e acelera problemas de cariz prioritário na proteção da flora. Já é sabido que Portugal sofre com a crise evidente das florestas queimadas dos incêndios e padece ainda da ausência de animais selvagens e de pássaros de várias espécies. Muitos caçadores abusam da fauna, eliminam-na aos poucos. Quando vai acabar esta evolução perigosa e mortal para a flora e fauna, culminando certamente numa catástrofe ambiental?
As autoridades portuguesas da proteção civil têm consciência deste terrível drama, porquanto dá-nos a ideia que são poucos os que parecem profundamente angustiados, diríamos até indignados ou moralmente arrependidos. Não há tratamentos medicinais apropriados para combater o parasita n.º 1, só via importação. Em Espanha cada particular é obrigado a reportar às entidades civis as suas árvores doentes, uma vez que o estado trata a natureza estatal. Em Portugal falta este sensato regime e uma coreografia razoável para imperativamente salvar a natureza tão doente. Para combater o ­inimigo n.° 5, serve cortar os ramos das árvores doentes ou as plantas em causa, não sendo um resultado para satisfazer a beleza do ambiente.
Algumas freguesias promovem prevenções individuais, mas no que respeita por exemplo ao parasita processionário do pinheiro, nota-se uma clara atitude de perplexidade, desamparo e até de desorientação. É necessário haver uma boa gestão para analisar os ciclos iniciais das pragas, elaborar e praticar programas opcionais e promover diligências eficazes para proteção da natureza atingida, queremos dizer prevenção razoável desde o controlo à erradicação. Consideramos que deve haver uma maior aposta na sensibilização do público, estratégia que se afigura preponderante para que exista uma verdadeira mudança. Portugal carece de uma secção de «Bombeiros especializados em ambiente», uma pura «armada química», tal como dispõem outros países em situações idênticas. Ainda muito há a fazer contra estes desagradáveis visitantes, que crescem a olhos vistos. Quem conhece o próximo invasor indiscreto, que danifica as plantas e afeta a saúde dos homens? A natureza portuguesa não merece viver uma «via mala ambiental». É preciso ousadia e garra. Finalmente!
Um argumento «mais que batido» é o da falta de financiamento público. Obviamente que o ministério da agricultura, florestas e desenvolvimento não disponibiliza a atenção suficiente para estas ­situações globais. Não se sabe sequer se as repartições estatais competentes pedem verbas comunitárias destinadas a esta matéria. A ser verdade, é uma comodidade irresponsável e escandalosa. Mas não deixa de ser bastante interessante em ver como determinados municípios gastam «generosamente» uma boa parte do seu orçamento em festas, foguetes, feiras e toda a espécie de exacerbados eventos. São as prioridades que contam. Quem dera fazer um justo «mea culpa» ao favor da natureza a base essencial da nossa vida dia por dia.
O problema em si não merece um perdão. O laboratório natural precisa de um apoio efetivo, observando todas as medidas científicas em curso, rigorosamente para evitar a entrada, a permanência e a multiplicação desta indesejável bicharada – hóspedes mortais.
As regiões necessitam maioritariamente da ajuda do ministério responsável nesta matéria. A dignidade pela natureza apela a manifestações justas e concretas. Não adianta este «cómodo ciclo» em «pensar» na política, «repensar» no parlamento e fazer leis académicas, falar demasiado e sugerir planos ativos nas reuniões de municípios, sem que nada ou pouco aconteça. Bruxelas tem determinados fundos.
Caso contrário a identidade de um país cuja avaliação ambiental ainda satisfatória e capaz de atrair o turismo multicultural, desaparecerá.
Por certo?

Auf den Spuren der Portugiesen

Foto: Blick über die Altstadt von Muscat (Oman) auf die Festungen Mirani und Jalali

Notizen von einer faszinierenden Reise in den Orient und nach Südostasien • von Michael W. Wirges

> Im vergangenen Jahr unternahm ich mit meinem jüngeren Sohn eine Kreuzfahrt in den Orient. Wir besuchten die Vereinigten Arabischen Emirate, den Oman und Bahrain. Dieses war nicht nur die Begegnung mit der arabischen Welt, sondern auch mit alten Spuren, die die Portugiesen hier hinterlassen haben.
Eine weitere Inspiration fand ich bei der Ausstellung »Europa und das Meer«, die im vergangenen Jahr im Deutschen Historischen Museum in Berlin stattfand. Sie spannte in verschiedenen Kapiteln einen Bogen von der Antike bis in die Gegenwart und präsentierte zwölf europäische Hafenstädte − darunter natürlich auch Lissabon.
Als erste Europäer erreichten die Portugiesen 1498 mit ihrem berühmten Seefahrer Vasco da Gama auf dem Seeweg nach Indien den Arabischen Golf und eroberten Muscat (Oman) im Jahre 1507. Der portugiesische Einfluss wurde von britischen und niederländischen Schiffen aus bekämpft, sowie von arabischen Seeräubern mit ihren Dhaus. Erst 1622 konnten Briten und Perser die Portugiesen aus dieser Region vertreiben.
Nach der Eroberung von Muscat, Sohar, Qalhat und Quriat und dem Königreich von Hormuz in den Jahren 1506 bis 1508 behielten die Portugiesen hier ihre Macht, bevor sie endgültig von den Arabern vertrieben wurden.
Einige Spuren der Portugiesen konnten wir noch im Oman und Bahrain ausfindig machen. In Muscat, der Hauptstadt des Oman, errichteten die Portugiesen 1587 die Festung Mirani, die heute von der könig­lichen Garde genutzt wird und für Besucher nicht zugänglich ist.
In Bahrain besuchten wir die Ausgrabungsstätte mit der Ruine einer portugiesischen Festung aus dem 16. Jahrhundert, Qat’ at al-Bahrain, auch als Bahrain Fort bekannt. Die Anlage ist seit 2005 als UNESCO-Welterbe eingetragen.
Die Kreuzfahrt mit meinem jüngeren Sohn nach Südostasien am Anfang dieses Jahres führte uns nach Thailand, Malaysia und Singapur. Auch hier haben die Portugiesen zahlreiche Spuren hinterlassen, die auch nach über 500 Jahren nicht ganz verwischt sind.
Ab 1507 wurde auch die Malaiische Halbinsel von den Portugiesen entdeckt. Durch die Ankunft der Portugiesen 1509 unter Diogo Lopes de Sequeira in Malakka, das ab 1511 von portugiesischen Truppen unter Afonso de Albuquerque erobert wurde − Errichtung der Festung A Famosa − begann die Kolonialisierung durch die Europäer. Bis 1641 stand Ma­lakka unter portugiesischer Herrschaft, bevor es die Niederländer eroberten und bis 1824 halten konnten. Danach kamen die Briten. Die Straße von Malakka war unter den drei europäischen Kolonialmächten stark umkämpft, da sie eine wichtige Passage auf der Gewürzroute und das Tor zum China-Handel bildete.
Wer sich für die Geschichte der portugiesischen Seefahrt interessiert, dem empfehle ich wärmstens das Museu da Marinha in Lissabon (Belém), das sich am westlichen Flügel des Mosteiro dos Jerónimos (Hieronymus-Kloster) befindet.

1437: Ein Geiseldrama erschüttert Europa

Bild des Infante Dom Henrique

Wie der Größenwahn des Infante Dom Henrique seinen Bruder Fernando in den Kerker brachte • von Andreas Lausen

> Die Ursache für diese emotionale Tragödie liegt im Jahre 1415. Portugal hatte in einer waghalsigen Operation die Stadt Ceuta an der Nordküste Marokkos erobert und damit den Grundstein für die Entdeckungsfahrten und den Kolonialismus der Europäer gelegt. Infante Dom Henrique − in Deutschland als Heinrich der Seefahrer bekannt − hatte sich als junger Prinz und Ritter bei der Einnahme der Festung hervorgetan.
Die Einnahme der Stadt verbanden die Portugiesen mit der Hoffnung, den ertragreichen Handel Ceutas mit dem Orient und Nordafrika übernehmen zu können. Diese Erwartung erfüllte sich nicht: Die Karawanen und Schiffe der Mauren mieden das jetzt portugiesische Ceuta und liefen das 50 Kilometer westlich gelegene Tanger an.
Ceuta war zur Bürde für Portugal ­geworden. Alle Lebensmittel, jede Versorgung für Ceuta musste aus Portugal herangeschafft werden. Tausende Männer waren für die Verteidigung der Stadt nötig, ohne dass irgendein Profit für das Mutterland abfiel. König Duarte (Regierungszeit 1433−1438) und seine Berater entschieden nach langem Zögern, dass eben auch Tanger erobert werden müsste, um endlich das Handelsmonopol der Mauren, Venezianer und Genuesen zu durchbrechen.
Dem Infanten Henrique wurde die Leitung einer Militärstreitmacht von 6.000 Männern übertragen, der auch sein jüngster Bruder Fernando (1402−1443) als stellvertretender Befehlshaber angehörte. Im Gegensatz zur erfolgreichen Ceuta-­Expedition erledigte Henrique die Vorbereitungen schlampig. Die Ratschläge seiner Berater nahm er nicht ernst.
Im September 1437 landete die portugiesische Streitmacht zehn Kilometer östlich von Tanger. Entgegen den Warnungen seiner Berater ließ Henrique ­seine Truppe auf dem Landweg gegen Tanger marschieren. Bei den Schiffen blieb nur eine kleine Bewachung. Wasser nahm man kaum mit − Tanger war schließlich voller sprudelnder Brunnen, und für die Eroberung von Ceuta hatten die Portugiesen 1415 nur zwei Tage gebraucht.
Aber der Plan des Infanten ging nicht auf. Der Sultan hatte Tanger gut auf den portugiesischen Angriff vorbereitet. Die schnelle Eroberung der Stadt war unmöglich, und für eine Belagerung waren die Portugiesen nicht ausgerüstet. Die Soldaten des Sultans unter ihrem Feldherrn Salah Ibn Salah schnitten Portugals Truppe den Rückweg zu den Schiffen ab.
Der Infant saß mit seinen Männern in der Falle. Der Durst nahm ihnen allen Mut. So schmachteten sie in der heißen Steppe vor den Mauern von Tanger und waren dem Tod geweiht. Doch der Sultan machte ihnen ein Friedensangebot: Die Portugiesen könnten ehrenvoll abziehen, wenn sie Ceuta räumten. Infant Henrique versprach den Abzug aus Ceuta. Den Befehl dazu könne allerdings nur der König geben − mit Zustimmung der Cortes.
Der Sultan willigte ein, verlangte aber, dass Henriques Bruder, Infant Fernando, als Bürge für diese Abmachung im Gewahrsam der Mauren bliebe. So begaben sich Fernando und 12 Gefährten in die Gefangenschaft, während Henrique die Streitmacht sicher zu den Schiffen und heim nach Portugal brachte. Alle gingen davon aus, dass Portugal die Abmachung einhalten und Ceuta übergeben würde.
König Duarte war sofort damit einverstanden, nicht aber die Cortes. Diese Versammlung war einem Parlament ähnlich, war jedoch nicht nach heutigen Maßstäben gewählt, sondern aus Vertretern von Adel, Geistlichkeit und Ständen zusammengesetzt. Sie berieten ausführlich über die Lage. Eindringlich appellierte der König, Ceuta an die Mauren zurückzugeben und seinen Bruder aus der ­Geiselhaft zu erlösen.
Aber die Cortes lehnten ab. Die Eroberung Ceutas sei mit dem Leben hunderter Portugiesen teuer bezahlt worden, und das wöge schwerer als das Leben eines Prinzen. Allenfalls Lösegeld könne man zahlen. Der Sultan ließ sich darauf nicht ein. Hatte man in Marokko den Infanten bis dahin als Gast behandelt, wurde er nun in den Kerker von Fèz gebracht. Dort wurde Fernando gefoltert und nur mit Abfällen ernährt.
Fernando schickte flehentliche Briefe nach Portugal, man möge ihn doch aus dem Kerker befreien. Boten berichteten, dass sich sein Zustand immer weiter verschlechterte. Aber die Cortes blieben bei ihrer unnachgiebigen Haltung. Nach sechs Jahren starb Fernando elendig am 5. Juni 1443 im marokkanischen Verlies.
Infant Dom Henrique, verantwortlich für das Desaster von Tanger, wurde ein anderer Mensch. Er sah ein, dass Portugals Ziele auf dem afrikanischen Kontinent nicht mit blinder Gewalt erreicht werden konnten, sondern nur mit Planung, Verhandlungen und gründlicher Vorbereitung. Grübelnd und in Askese verbrachte er seine Tage und Nächte in Lagos und Sagres. Die Expeditionen an der Küste Afrikas wurden gründlich ausgearbeitet, die Kapitäne handverlesen. Die Entdeckungen der Portugiesen auf dem Seeweg nach Indien waren abenteuerlich, aber ihre Protagonisten waren keine Abenteurer, auch nicht nach dem Tod des Infanten im Jahre 1460.
Ceuta hatte für Portugal nur noch symbolische Bedeutung. 1668 wurde es nach einem Vertrag den Spaniern übergeben. Spanisch ist Ceuta auch heute noch − Ziel von Afrikanern auf dem Fluchtweg nach Europa.
Tanger wurde 1471 doch noch von Portugal erobert. 1661 wurde die Stadt als Mitgift der Infantin Catarina an England übereignet.
Die Gebeine Fernandos wurden von Portugal 1471 ausfindig gemacht und in der Grabkapelle der Dynastie Aviz im Kloster von Batalha beigesetzt. Der spanische Dramatiker Pedro Calderon de la Barca ließ sich durch das Schicksal des portugiesischen Prinzen zu seinem Schauspiel »El Principe Constante − Der standhafte Prinz« inspirieren (1636).

Cidades Invisíveis von Guilherme Parente

Foto des portugiesischen Malers Guilherme Parente

Über eine Ausstellung im Kunstraum der portugiesischen Botschaft in Berlin

> Am 6. Dezember 2018 fand im Kunst­raum der Botschaft von Portugal in Berlin die Vernissage der Ausstellung »Cidades Invisíveis« (Unsicht­bare Städte) des bekannten portugiesischen Malers Guilherme Parente in Anwesenheit des Künstlers und des portugiesischen Botschafters, S.E. João Mira Gomes, statt, zu der auch Mitglieder der DPG eingeladen wurden.
Guilherme Parente wurde im Dezember 1940 in Belém, Lissabon geboren. Er ist ein einflussreicher portugiesischer Maler mit mehr als 50 Jahren künstlerischer Tätigkeit, die durch Arbeiten in Aquarellen, Kacheln und Gravuren gekennzeichnet sind. Er hat an mehr als 100 Ausstellungen in Portugal und im Ausland teilgenommen.
1961 beginnt er seine künstlerische Laufbahn in der Sociedade Nacional das Belas-Artes, unter Orientierung an Meister Roberto Araújo. Dort verbringt er sehr viel Zeit, widmet sich seiner großen Leidenschaft, der Malerei, und nimmt 1968 an einer, seiner Meinung nach, größten kollektiven Ausstellung teil, nachdem er auch Gravur-Kurse an der Sociedade Cooperativa de Gravadores Portugueses besucht hat.
Zwischen 1968 und 1970 studiert er an der Slade School der University of London Union als Stipendiat der Stiftung Funda­ção Calouste Gulbenkian, einer Schule mit großer portugiesischer Tradition, die schon berühmte Künstler wie Sá Nogueira, Paula Rego und Bartolomeu Cid be­sucht haben.
Der Aufenthalt in London und seine Rückkehr nach Portugal waren für seine künstlerische Karriere maßgebend, vor allem für die Kunst und von der Kunst zu leben. 1970 realisiert er die erste eigene Ausstellung in der Galeria de Arte Moderna da Sociedade Nacional de Belas-Artes, ab 1974 folgt eine Reihe von Ausstellungen auf natiolaler Ebene, einschließlich Leiria, Porto, Lissabon, Ponta Delgada, Coimbra, Vila Viçosa.
Der Anfang der 1970er Jahre ist auch geprägt durch seine Beteiligung am künstlerischen Kollektiv »5+1«, einer Gruppe, die sich aus Leidenschaft zur Kunst zusammengeschlossen hat, zu der auch der Bildhauer Virgílio Domingues und die Maler João Hogan, Júlio Pereira, Sérgio Pombo, und Teresa Magalhães gehören.
Erneut als Stipendiat der Stiftung Fun­dação Calouste Gulbenkian kehrt er 1989 nach London zurück, um eine Studie über Holografie zu machen.
Er hat verschiedene Ausstellungen in Portugal und im Ausland realisiert, einschließlich Brüssel (1992), Frankfurt (1994), Macau (1995, 2013), Paris (1998), London (1999), Goa (2000), Atlanta (2001), Rom (2006) und Madrid (2007).
Er wird geehrt mit dem Prémio Malhoa (1975) und dem Prémio de Pintura da Sociedade Nacional de Belas-Artes (1989).
Er ist in verschiedenen Museen und Institutionen repräsentiert. Aktuell befindet sich sein Atelier im Palácio Valada Azambuja in Lissabon.

Text: Camões Instituto da Cooperação e da ­Lingua, Berlim; Übersetzung: Michael W. Wirges

Fußball verbindet die Portugiesen in Berlin

Foto von Spielern des Vereins »Fußball auf Portugiesisch e.V.«

Der Verein »Fußball auf Portugiesisch e. V.« besiegt die Verletzungen der Vergangenheit • von Christian Sachse

> Fußball auf Portugiesisch e.V.: So nennt sich ein in Berlin gegründeter Verein mit einer langen Geschichte. Es fing an im Jahre 2012, als die Berliner Zweigstelle der SOS Kinderdörfer ein Projekt der Kinderhilfe in der Willy-­Brandt-Teamschule hatte. Die in dem Projekt tätigen Mitarbeiter des SOS Kinderdorf nutzten die Gelegenheit, sich nach Unterrichtsschluss zu einer gemein­samen Runde Volleyball zu treffen. So entstand eine lockere Runde.
Nach und nach wurden auch aufgrund der entstandenen Freundschaften die unterstützten Jugendlichen zu dieser ­Aktivität eingeladen. Nach einiger Zeit kamen mehr und mehr Jugendliche zusammen, und es wurde beschlossen, statt Volleyball Fußball zu spielen. Es kamen vor allem Jugendliche aus den portugiesischsprachigen afrikanischen Ländern und aus Brasilien, die sich aus der gemeinsamen Schulzeit in der Grundschule Neues Tor und aus der Kurt-Schwitter-­Gesamtschule kannten. Beide Schulen ­geben zusammen mit den Kindergärten Casa Azul, Carvalho Marinho und Primavera den Kindern portugiesischsprachiger Eltern die Möglichkeit, ihre Kinder bilingual aufwachsen zu lassen. Hauptbetreuer und längster Spieler im Verein ist Herr Friese, der viele der Jugend­lichen über etliche Jahre begleitet hat. Zuletzt war er auch der einzige aus dem SOS Kinderdorf, der noch der Fußball-­Gruppe angehörte.
Als er Ende 2018 nach Hamburg zog, war die Fortsetzung des Fußballspielens in der Halle nicht gewährleistet, da kein Verantwortlicher aus dem Verein die Halle mehr nutzt. Aus diesem Grund haben die Spieler der Gruppe gemeinsam den Verein Fußball auf Portugiesisch e.V. gegründet. Dieser steht für die Spieler, die fast ausschließlich portugiesisch miteinander sprechen. Dieser Verein soll nun die Räume übernehmen, damit weiterhin gespielt werden kann. Der Verein und die Spielweise zeichnen sich − trotz heftiger und hitziger Diskussionen − vor ­allem durch gegenseitige Rücksicht­nahme aus, da die als Tore verwendeten Matten oft keine eindeutige Aussage zulassen, ob es ein Tor war oder nicht.
Sie selbst sind teilweise Profifußballer, teilweise Schüler und Hobbyspieler. Dieser Zusammenschluss der Schüler und Spieler steht auch für einen Zusammenschluss der portugiesisch-sprachigen Länder als Zeichen, dass die gegenseitigen Vorurteile und Verletzungen aus der Vergangenheit zwischen Portugal, den ehemaligen afrikanischen Kolonien und Brasilien in den Köpfen der heutigen ­Jugendlichen zumindest in Berlin nicht mehr bestehen.

Adéus, Princesa: Hommage auf Catarina Eufémia

Foto von Catarina Eufémia

Kämpferin gegen die Tyrannei – über die Landarbeiterin Catarina Eufémia • von Catrin George Ponciano

> Ein bisschen Freiheit für eigene Träume, ein klein wenig mehr Lohn. Dafür lebte sie, dafür starb sie. ­Ermordet vor den Augen aller im Dorf, entfachte ihr brutaler Tod einen Flächenbrand der Rebellion, der erst mit der Nelkenrevolution am 25. April 1974 gelöscht wurde. 
Ihre Augen glühten. Ihr Blick war hart. Zu hart für das fragile Mädchen, das nicht mehr vom Leben wollte als eigene Träume und genügend zu essen. Es gab oft kein Mehl, kein Brot, nicht einmal Bohnen. Doch Catarina verspürte längst keinen Hunger mehr. Spielen wollte sie. Mit ihrer Puppe. Zusammengenäht aus Flicken. Den Kopf gerollt aus Zeitungs­papier, eingeweicht in Wasser, verquirlt mit Staub, zwischen ihren Kinderhänden zu einer Kugel modelliert. Aber an jenem Tag im späten Sommer, die Getreidefelder standen trocken und rasiert, das Korn war längst gedroschen, die Sonne glühte senkrecht hoch, gab es wieder einmal kein Mehl, auch keine Puppe, nicht einmal mehr einen Traum. Das Kind saß vor der Tür des Bauernhauses, in dem sie mit ihren Eltern, ihren Großeltern und ihren Geschwistern schlief, und schaute der Sonne zu, bis sie den Tag verabschiedete, der Mond die heran­nahende Nacht begrüßte. Bis ihr kleiner zartgliedriger Körper, der Rücken bereits gekrümmt von der Arbeit auf dem Feld, einen Schatten warf. Catarina sah zum ersten Mal ihren Schatten, im Land ohne Schatten: Das Flämmchen Ich entfachte.
Geboren war sie an einem kalten Tag im Februar 1928, dem Jahr, als der Estado Novo unter Salazar gebar. Catarina Eufémia wuchs auf in Baleizão, einem kleinen Dorf mit dicht aneinander gedrängelten Häusern entlang der Dorfstraße im Land­kreis Beja, am Gutshof Monte Olival, einem Getreide-Latifundium, das sich rund um Beja und Serpa, an beiden Ufern des Guadiana-Flusses nach Norden und Süden, nach Osten und Westen erstreckt, bis dorthin, wo die Erde den Himmel küsst. Hunderte Landarbeiterinnen schufteten auf den Feldern des Patrão von Monte Olival mit ihren Händen in Mutter Erde, von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang, einzig freigestellt am Sonntagmorgen zur Frühmesse. Der karge Lohn reichte nicht für mehr als für eine Handvoll Brosamen. Mehr konnte der Patrão ihnen nicht zahlen, sagte er. Wegen der Rezession.
Der Zweite Weltkrieg, danach die Auswirkungen des zweiten Weltkrieges. Die allgemein marode Wirtschaft nach Kriegsende in Europa und in Portugal besonders, verwandelten das an sich reich mit Naturressourcen ausgestattete Land in ein Armenhaus. Gnadenlos beutete das Salazar-Regime die Kornkammer des Alentejo aus, verschacherte das lebensnotwendige Getreide meistbietend ins Ausland, beteiligte die Latifundien an den horrenden Gewinnen der Kriegsmaschinerie und lobte das Volk für seinen selbstlosen Verzicht auf Wohlstand für das Mutterland.
Besonders die Frauen, speziell die Landarbeiterinnen, ernteten sein zweischneidiges Lob. Glück allein läge nicht im materiellen Lohn, sondern in der ­Bescheidenheit des eigenen Tuns. Ihre Arbeit bliebe nicht unbemerkt, ihre Arbeit sei ein wichtiger Teil im großen Staatsapparat, sie sollten stolz darauf sein, das Rad mit ihrer Körper Kraft und ihrer Liebe zu Portugal anzutreiben. Nicht wenige Arbeiter und Bauern sonnten sich in diesem sogenannten Lob, aber gerade im Alentejo kannten die Menschen die Grenze zwischen Bescheidenheit und Misere genau. Ihr Leid bot fruchtbaren Boden für die Aussaat einer zweiten politischen Idee, dem Kommunismus. Ein Riss vollzog sich. 
Die einen hielten an der staatlich indoktrinierten Misere fest und hofften auf die Einlösung eines Versprechens, die anderen wandten sich ab vom Ein-Mann-Staat. Sie rebellierten gegen die Knute des Gehorsams, die Prügelstrafen und den als solchen betitelten Mutterland-Dienst. Durchströmt von dem Wunsch nach leichteren Lebensumständen, getrieben von der Hoffnung auf Gleichstellung und Gerechtigkeit, folgte eine Hälfte des Volkes dem Ideal der PCP. Diese gesellschaftlich hochkochende Diskrepanz diente letztlich beiden politischen Lagern, emotional und existenziell, für politische Parolen und für Stimmenfänger. Die Lage der Nation teilte vor allem das arbeitende, größtenteils schulisch völlig benachteiligte Volk in zwei Teile, obwohl beide Seiten auch weiterhin in ihrer Armut steckenblieben.
Salazar reagierte. Er verbot die PCP, verhängte Zensur über sämtliche politisch kommunistisch orientierte Parolen, konfiszierte Presse-Material und verurteilte kommunistische Anhänger als Landesverräter. Die Propaganda seiner Partei wurde schärfer, unterlegt mit Bildern. Mit Rücksicht auf 75% Analphabeten im Land, visualisierte er ab sofort seine Ideologie. In einem eigens editierten Bilderbuch-Band namens «A Lição de Salazar» proklamierte der Regierungschef das portugiesische Ideal-Heim A Casa Portuguesa, und die drei Säulen des Staates zur obersten Aufgabe zur Erziehung der Nation: Gott, Mutterland, Familie − Deus, Patria, Família. 
Salazars Propaganda zielte auf den Nationalstolz der Portugiesen, auf ihr einstiges Imperium als Entdeckermacht und auf das Kolonialreich, rückte die Postion der Frauen in ein scheinbar glanzvolles Licht, doch gleichzeitig hinaus aus dem öffentlichen Leben, fort von gesellschaftlichen Aufgaben, weit ins verfassungsrechtliche Abseits. Salazar entmündigte die Frauen und raubte ihnen ihre Selbstbestimmung. 
Die eigens zu diesem einzigen Zweck aufgelegte Bilderbuch-Galerie »Lektion Salazar« bestärkte die Frau in ihrer einzigen, ihr ebenbürtigen Rolle als Schoß der Nation und fütterte sie mit Stolz. Genau hingeblickt, erkennt man deutlich die durchgehende Herabsetzung der Frau, dargestellt in Comic-ähnlichen Zeichnungen (siehe Abbildung S. 6). Auf der Kommode neben der Tür steht das Kreuz als Symbol für Gott. Vor dem geöffneten Fenster erkennt man ein Castelo, die Bastion Portugal, uneinnehmbar, unzerstörbar. Die Burg symbolisiert das Mutterland, gekrönt von der National­flagge. Die Frau steht in Landarbeiterkleidung, mit langem Rock und Schurz in der Kaminküche. In den Händen hält sie einen Topf und schaut zur Tür. Ihr Mann kommt von der Arbeit zurück, eine Ackerhacke über der Schulter. Sein Gesicht glänzt glücklich, denn Arbeit ist des Mannes Lohn. Die Tochter sitzt auf dem Boden und spielt mit Dingen, die ihr späteres Leben erfüllen werden − Töpfen und Pfannen. Der Sohn sitzt auf einem Schemel. Er arbeitet nicht, sondern er liest. Er trägt die Uniform der Moçidade portuguêsa, die Kleidung der portugiesischen Salazar-­Jugend, und erfährt von Kindesbeinen an die faschistische Erziehung samt faschistischem Denkmodell. Im Haus gibt es keinen Strom und kein einziges Haushaltsgerät, denn das Familienglück liegt allein in der Hände Arbeit der Frau.
Catarina Eufémia kannte also kein anderes Leben als das mit Feldarbeit und  Hausarbeit, seit sie neun Jahre alt war. Auch sie wächst auf mit der »Lektion ­Salazars« und lernt von Kindesbeinen an, wo ihr Platz ist. Sie darf nicht in die Schule und nicht ohne Begleitung der Mutter auf die Straße, sie darf kein Interesse zeigen für das Leben außerhalb dem ihr zugeteilten Raum, Haus und Heim. Von Geburt an war sie verdammt zu einem Leben in Lehnarbeit. Anonym, ein Weib von vielen, deren Existenz im Land ohne Schatten unter einem breitkrempigen Strohhut auf den Feldern des Monte ­Olival dahinschmilzt, und vorbei ist, ­bevor es je begonnen hat. 
Catarina wächst ­heran, ein bildhübsches Mädchen mit einem wunderschönen Gesicht und einem erhärteten Blick. Ihr Schatten, den sie jeden Abend wieder nach getaner Arbeit auf ihrem Lieblingsplatz vor der Haustür sieht, wird größer. Sie beginnt Fragen zu stellen. »Warum bin ich eine Frau, und nicht einfach weiblich?«, fragte Catarina den Gutsverwalter eines Tages und kassierte zur Strafe eine Tracht Prügel. 
»Warum verdienen Männer mehr als Frauen, warum verdient der Patrão noch mehr als zuvor und wir hungern  immer noch?«, fragte sie ihre Genossinnen eines Morgens im Mai 1954, als die Rezession längst vorbei war, als die Latifundien mehr Ernteertrag einfuhren als je zuvor, als der Getreidepreis höher stieg als je erträumt.
»Warum warst du nicht still, warum bist du nicht zurückgewichen, warum du?«, fragte die portugiesische Nationaldichterin Sophia de Melo Breyner Andresen in ihren Catarina Eufémia gewidmeten Zeilen «Dual». Diese Zeilen passen poetisch-­­tragisch perfekt zu Catarina ­Eufémia. >>>
Am 19. Mai 1954, als es wieder einmal kein Mehl für die Frauen zum Brot­backen gab, legen die Landarbeiter die Arbeit nieder und treten in den Streik. Catarina Eufémia führt die Landarbeiterinnen hinauf zum Gutshaus auf dem Monte Olival. Sie verlangt den Patrão Senhor Fernando Nuno Ribeiro zu sprechen. Sie verlangt eine Lohnerhöhung von 2 Centavos, 2/100 portugiesische Escudos, für die Frauen, damit diese ihren Kindern Milch kaufen können. 
Der Patrão war aber am Morgen des 19. Mai nicht zu Hause, und sein Stellvertreter, der Gutsverwalter José Vedor, mit der ­Situation restlos überfordert. Er rief die Guarda Nacional da República zu Hilfe gegen die streikenden Frauen und ihre Wortführerin Catarina Eufémia, die, wie bei jedem Schritt des Tages, ihren acht Monate alten Sohn auf dem Arm trug. Tenente Carrajola traf auf dem Gutshof mit einem Dutzend Polizisten ein. Nach kurzem Handgemenge hatten die Polizisten die Frauen im Griff. Der Tenente erfüllte kraft seines Amtes seine Pflicht, bestrafte Catarina Eufémia wegen Ungehorsams und Aufwiegelei und schlug zu. Er schlug, er trat, er schoss auf Catarina Eufémia, die längst zusammengebrochen wehrlos am Boden lag. Er schlug die 26-Jährige, bis sie sich nicht mehr rührte. Ihr Kind saß neben seiner Mutter im Staub, und weinte.
Die Landarbeiter und Landarbeiterinnen des Patrão, seine Knechte und Mägde, alle Kinder und Alten aus Baleizão standen wehrlos, stumm, gelähmt vor Schreck und Angst im Kreis um den Tatort herum, bezeugten jeden Tritt, jeden Schlag, jeden Schuss. 
War es die Brutalität des Tenente? Die Ermordung in aller Öffentlichkeit? Das weinende Kind neben der toten Mutter? Oder war es Catarinas Entscheidung, sich selbst für ein besseres Leben aller Frauen zu opfern? Catarina Eufémias brutaler Tod lässt viel Raum für Interpretation. Ihr Martyrium tränkte die Seele der Landarbeiter mit Zorn. Ihr Tod schrieb mit Blut ein Wort: Genug!
Ihr Martyrium war nicht das einzige im Alentejo, im Ribatejo, an der Algarve, und sie nicht das einzige Todesopfer der Salazar-Diktatur. Doch gerade ihr Tod löste die Starre der Menschen in Beja, in Serpa, in Grandola, in Évora. Wie bei einem Vulkanausbruch macht sich die Jahrzehnte lang angestaute Wut Luft. Die Ohnmacht, die Not, der Hunger, die Misere: Das Volk steht auf, es rebelliert.
Zwanzig Jahre später, am 25. April 1974 kam es zum Befreiungsschlag. Mit Kämpfern aus der Untergrundbewegung LUAR, mit militanten Aktivisten aus der PCP, mit Verbündeten im bewaffneten Militär, mit Hilfe erfahrener Militärs und letztlich mit Unterstützung des Volkes gelang die Revolution und der Sturz der Diktatur. Die Flamme der Rebellion brannte an vielen Orten in Portugal, vor allem aber in Orten wie Baleizão, seit dem Tag, als Catarina Eufémia ihren Schatten zum letzten Mal sah.
Zeca Afonso, der Komponist der Freiheitshymne Grandola Vila Morena schickte Catarinas Stimme nach ihrem Tod in Liedform auf den Weg: «Cantar Alentejano», »Sing, Alentejo, sing«. Die Autorin ­Clara Pinto Correa aus Baleizão schrieb Catarinas Geschichte auf: Adeus, Princesa. Die Dichterin Sophia de Melo Breyner Andresen schließt den Lebenskreis der 26-jährgen Landarbeiterin in ihrem Gedicht für sie mit den Worten: »Die Suche nach Gerechtigkeit hört nie auf.« 
 
Die Tyrannei ist glücklich, denn sie legitimiert zu Taten, die nicht erlaubt, nicht erwünscht, nicht vorstellbar sind.