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Auf den Spuren des Marmors

Foto eines Marmorsteinbruchs bei Vila Viçosa

Alentejo: Unterwegs zwischen Estremoz und Vila Viçosa    von Dr. Ingolf Wernicke

> Wem trockene Hitze von 35 bis 40 Grad nichts ausmacht und wer in Portugal in der Hauptreisesaison im Hochsommer einmal abseits der überfüllten Strände in den touristischen Zentren und Städten an der Algarve und der Atlantikküste auf Entdeckung gehen möchte, dem sei eine Reise in den östlichen Alentejo, in die Region von Estremoz, Borba und Vila Viçosa, empfohlen. Dort findet man Orte, die von der Geschichte Portugals erzählen − inmitten einer hügeligen Landschaft, ausgedehnten Wein- und Olivenbaumplantagen, zahlreichen malerischen, kleinen Städten und Dörfern mit historischen Bauten wie Kirchen, ehemaligen Klöstern, Platz- und Brunnenanlagen, vielen Burg- und Befestigungsanlagen.

Die Kleinstadt Estremoz mit etwa 8.000 Einwohnern ist dafür ein Beispiel. Sie liegt knapp 50 Kilometer nordöstlich von Évora in der Region Alto Alentejo und bietet einen guten Ausgangspunkt für das Kennenlernen dieser ­Region, die sich bis zur spanischen Grenze nach Elvas erstreckt.

Estremoz gliedert sich in eine auf einer Anhöhe gelegene Oberstadt mit malerischen Gassen, die noch etwas maurisch wirken, sowie eine seit dem 16. Jahrhundert entstandene, von Stadtmauern umgebene Unterstadt, deren Mittelpunkt ein sehr großer Marktplatz, der Rossio Marquês de Pombal, ist, auf dem Verkaufsstände zu finden sind und auf dem auch am Samstag Markt abgehalten wird. In der Nähe dieses zentralen Platzes befindet sich der «Lago do Gadanha», eine große Brunnenanlage mit einer Saturn-Statue aus dem Jahr 1688, an den sich weitere Quartiere der Altstadt anschließen. Das Rathaus von Estremoz befindet sich in einem 1698 errichteten Kloster, dem ehemaligen Convento de Congredados. Nördlich des Rossio liegt der Convento São Francisco aus der Zeit des Königs Afonso III. aus dem 13. Jahrhundert, in dem König ­Pedro I. 1367 starb. Seit der Säkularisation 1834 wird das Kloster als Kaserne genutzt. Gegenüber liegt der Palácio Tocha aus dem 17. Jahrhundert mit auf Azulejos dargestellten Szenen des Unabhängigkeitskrieges Portugals gegen Spanien.

Die Hauptattraktion von Estremoz ist jedoch das Kastell aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts mit einem wuchtigen 27m hohem Bergfried. Die Burg war im 14. Jahrhunderts der Königs­palast, in dem sich zeitweise König ­Dinis I. mit seiner Gemahlin aufhielt − der heiligen Isabell, die hier 1336 verstorben ist. In der Nähe der Kirche ­erinnert eine Skulptur an die Königin Isabell, die im Klarissenkloster in Coimbra bestattet worden ist. Heute befindet sich im ehemaligen Königspalast der Burganlage eine luxuriöse Pousada. Schräg gegenüber des Bergfrieds wurde 1559 die dreischiffige Kirche Santa Maria do Castelo errichtet, in der zwei Marienbilder von El Greco erhalten sind. An den Kirchenbau schließt sich ein in späterer Zeit, im manuelistischen Stil, umgebauter Audienzsaal an.

Estremoz hat aber insbesondere aufgrund seiner Marmorsteinbrüche Bekanntheit in aller Welt erlangt. Die alentejanische Stadt wird heute auch als cidade branca, die Weiße Stadt, bezeichnet.

In zahlreichen Steinbrüchen in der Umgegend wird Marmor als Baumaterial für Häuser, Fliesen, Inneneinrichtungen, Fassadenverkleidungen und auch für Grabanlagen abgebaut. Die Firmen, die diese Steinbrüche betreiben, exportieren Marmor in allen gewünschten Formen und Größen. Estremoz-Marmor, der von Natur aus cremefarben bis rosa ist und auch Schattierungen haben kann, spielt eine äußerst wichtige Rolle in der portugiesischen Steinindustrie. Seit vielen Jahren zählt er zu den meist exportierten und auf allen großen und kleinen Märkten der ganzen Welt bekanntesten portugiesischen Gesteinen.

Auch auf den Internetseiten deutscher Importeure, insbesondere für Treppen- und Bodenfliesen sowie Küchen- und Bad-Ausstattungen wird der Marmor aus Estremoz als Baustoff erster Qualität angepriesen.

In Estremoz trifft man schon direkt am Stadtrand und auch weiter außerhalb auf zahlreiche Marmorsteinbrüche, die man oft schon links und rechts der Straßen an den Baggerkränen sowie den weiß leuchtenden Wald- und Wiesenwegen erkennen kann. Es lohnt sich, die Steinbrüche zumindest von oben zu besichtigen. Man muss nur vorsichtig sein, da Marmorbrüche Firmen- bzw. Privatgelände sind und oftmals nicht durch Absperrungen oder Zäune gesichert wurden. Mittlerweile gibt es in der gesamten Region auch zahlreiche touristische Angebote, Museen, Ausstellungen und geführte Touren von zahlreichen örtlichen Agenturen zum Thema Marmor.

Möchte man sich jedoch individuell einen Überblick über die einst über 200 Marmorsteinbrüche verschaffen, sollte man einfach eine Rundfahrt durch das Dreieck Estremoz—Borba—Vila Viçosa machen.

Foto des Fonte das Bicas (Marmorbrunnen in Borba von 1781)

Fonte das Bicas: Marmorbrunnen in Borba von 1781 · © Dr. Ingolf Wernicke

Das kleine Städtchen Borba liegt circa 15 Kilometer von Estremoz entfernt, ist etwas kleiner und besitzt eine sehr hübsche Altstadt, im Zentrum mit einer Burganlage, die von starken Mauern mit Stadttoren umgeben ist. Auch in Borba gibt es zahlreiche Sehenswürdigkeiten in der Stadt wie z. B. den Praça do Cinco de Outubro mit einem Rathausbau von 1797 und einer Pfarrkirche. Von dem Marmorabbau hier aus der Gegend zeugt die Fonte das Bicas, eine prächtige Brunnenanlage von 1781, die inmitten einer Grünanlage liegt. Die meisten Portugal-Kenner denken bei Borba aber in erster Linie an den Weinanbau, an Adega de Borba, an Marques de Borba, an Gallitos und viele andere Marken, wenn sie den Namen der Stadt hören. Weitere überregional bekannte Produkte aus Borba sind Olivenöl, Wurstwaren, die Enchidos de Borba und Käsespezialitäten.

Der Weg führt weiter in das benachbarte Vila Viçosa, wo es ebenfalls zahlreiche Marmor-Steinbrüche gibt. Während man in Estremoz eher ältere Steinbrüche im Tagebau findet, die teilweise schon aufgelassen sind, kann man in der Umgegend von Vila Viçosa viele neuere Steinbrüche finden, deren Abraumhalden man schon kilometerweit erblicken kann. Viele Hügel sind durch den Abraum entstanden und mit großen Steinquadern minderer Qualität oder auch anderen Gesteinsarten überdeckt, so dass man den Eindruck hat, durch eine Mondlandschaft zu fahren. Viele Steinbrüche in der Region von Vila Viçosa haben ein gewaltiges Ausmaß und reichen mit einer senkrechten Steilkante bis über 150 Meter in die Tiefe. Sofern es möglich ist, lohnt es sich auf jeden Fall einmal von oben in die riesigen Abbaugruben hineinzuschauen.

Foto des Paco Ducal in Vila Viçosa

Paco Ducal in Vila Viçosa · © Dr. Ingolf Wernicke

Der architektonische Hauptanziehungspunkt des kleinen Städtchens Vila Viçosa ist jedoch der Paço Ducal, der Palast der Herzöge von Bragança. Im Stil der italienischen Renaissance wurde er mit einer hundert Meter langen Fassade aus Marmor ab 1501 erbaut. Er diente dem portugiesischem König João IV. und seinen Nachfolgern als Palast und wurde, obwohl Lissabon die Hauptstadt war, von den Familienangehörigen des Hauses Bragança häufig besucht. Im Innern kann man Deckengemälde, Ahnenbilder, Azulejos aus dem 17. Jahrhundert, Wandteppiche, Porzellan, Rüstkammern und vieles andere besichtigen. Heute gehört der Palast zu einer Stiftung und beherbergt neben den soeben beschriebenen Ausstellungsräumen auch die Bibliothek und das Archiv des Hauses Bragança. Vor dem Palast erstreckt sich der Terreiro do Paço, der Schlossplatz, der ursprünglich einmal eine Stierkampf-­Arena gewesen sein soll. In seiner Mitte befindet sich ein Reiterstandbild mit König João IV. An der Ostseite des Platzes steht die Kirche eines ehemaligen Augustinerklosters, die Igreja dos Agostinhos, wo die sterblichen Überreste der Herzöge von Bragança ruhen.

Als ein weiteres historisches und architektonisches Highlight in der Nähe ist noch das kleine Städtchen Alandroal zu erwähnen, das etwa 10 Kilometer von Vila Viçosa entfernt liegt. Hier kann man eine eindrucksvolle Burganlage besichtigen, die auf Resten einer aus dem 13. Jahrhundert von König Dinis erbauten Befestigung errichtet wurde. Außerdem gibt es ebenfalls eine eindrucksvolle Brunnenanlage auf dem Marktplatz, die mit Marmor aus der Region erbaut wurde.

In einem Gespräch mit einem einheimischen Portugiesen in Estremoz wurde mir auf meine Frage, ob das Geschäft mit dem Marmor denn floriere, erwidert: »Leider nicht, denn es gibt immer weniger Diktaturen auf der Welt! Die Hauptabnehmer unseres Marmors waren einst Nicolai Ceauçescu, der seinen Palast in Bukarest aus alentejanischem Marmor erbauen ließ, und auch Muammar al-Gaddafi in Libyen, der ebenfalls seine zahlreichen Paläste mit Marmor von hier errichten ließ.«  

Obwohl man den Menschen vor Ort den Erhalt ihrer Arbeit, ein florierendes Geschäft mit dem Ausland und damit auch den Erhalt der Basis ihrer Existenzgrundlage wünscht, wäre die Forderung des Portugiesen aus Estremoz nach mehr »diktatorische Regierungen«, die auch etwas scherzhaft gemeint war, ein wohl doch etwas zu hoher Preis.

Com Goethe nas ruas de Gerês

Foto der Fedtkes Weihnachten 2020 im menschenleeren Gerês

de Eberhard Fedtke e Ana Carla Gomes Fedtke

> Johann Wolfgang von Goethe − 1749 até 1832 − é para o povo alemão o poeta mais celebre de sempre. A biografia universal deste homem genial, durante a sua ativa vida, como escritor, ensaísta, dramaturgo, cientista e ministro, dispõe de uma variedade de publicações infinitas nos setores sociais, culturais, ambientais, poéticos, políticos, ilusórios e futuristas. Quem procura uma resposta para um problema não resolvido, encontra uma solução nas suas insaciáveis filosofias, com receitas profundas e verdadeiras. Goethe encontra sempre uma solução ou oferece receitas razoáveis e adequadas de consolação para cada emergência. 

A crise sanitária do Covid-19, iniciada em janeiro do ano de 2020, que teve como ponto culminante uma segunda onda no final de 2020, não trouxe apenas efeitos arriscados para a humanidade. Aliada à catástrofe surgiram também vantagens essenciais e várias mudanças respeitáveis. Sob o ponto de vista da realidade ética está expressamente provado no opus de Fausto de Goethe, se trata do destino literário dum homem que, frustrado com a sua vida se ligou ao diabo. Na segunda parte do opus Goethe deixa cantar um coro de anjos, para a consolação e salvação de Faust «que poderá ser redi­mido, todo aquele que se esforça». A esperança autêntica num verbalismo transparente para cada alma, contrasta com tentativas diabólicas.

Lutaram com esforço exemplar, mesmo antes do fenómeno do vírus como uma «salvação desatendida», inúmeros cidadãos nas grandes e pequenas cidades do mundo, por causa de uma vida cheia de barulho, de smog que paralisa os pulmões, do turismo insuperável e exagerado, das atividades psicadélicas ruidosas, brutalmente ininterruptas, 24 horas por dia, sete dias por semana. O crescimento económico histórico das últimas décadas atribuiu aos povos uma explosão incontrolável do tráfico nos centros das cidades, apenas um exemplo das misérias «anti-covid-19», entre tantos outros determinantes sociais catastró­ficos. Os consequentes esforços contra este «combate nas ruas», foram encetadas pelos responsáveis políticos, como fechar partes específicas das cidades a automóveis, por forma a limitar a circulação ­automóvel, trocando carros por outros meios de movimentação, promovendo fins de semanas sem uso de autocarros e outros ajustamentos rituais, a fim de melhorar os riscos da saúde do ambiente e o sofrimento das pessoas. Não deram suficientes resultados o egoísmo da exploração moderna e as suas desenfreadas economias, pelo contrário, multiplicou-se a resignação das gentes continuamente: o fator «praga moderna dos autocarro nas cidades», com crescimento assustador, aumentou e piorou com vigor esta paralisação pública.

Como «estrelas da manhã oriental» apareceu em novembro de 2019, o vírus ­covid-19. Os confinamentos inevitáveis como esforços racionáveis mudaram um pouco o martírio, mas não acabou com ele. Nasceu, de repente, só num intervalo simples, não se configurou uma solução contínua e definitiva. Pelo menos obteve-se uma «pausa saudável«, para se refletir sobre as inúteis tribulações do dia-a-dia e as torturas desumanas sofridas por um variadíssimo número de pessoas. Resultaram elas em meditações num apoio radical: o silêncio generalizado do trafico nas ruas, a diminuição de acidentes e do smog, o sol pleno sem sombras duma civilização ultra avançada, a solidão agradável e criativa dos centros verdes das cidades, os coros dos passarinhos retornados, os corais das campainhas surgidos, a restrição física carregada e o bloqueio mental contra os amplos, inúteis, acústicos e ruidosos públicos, o foco comum das reflexões éticas  sem horizontes, levou a uma nova experiência, nomeadamente também em respirar o ar puro, o oxigénio como salvação santíssima, das janelas abertas, o gozar do renascimento da natureza torturada, para não o esquecer, a possibilidade de se saborearem conversas e comunicações sem um fundo pérfido, advindo da tonalidade intensa dos carros, aviões e outras decorações da «selvática» vida humana moderna: enfim, surgiu o culminar de uma aurora lindíssima, da épocas perdidas, em vez de uma alvorada cinzenta e hostil, estigma das cidades do século 21. Que nova qualidade da vida!

O anúncio dos anjos, companheiros santos do desanimado e descoroçoado Fausto, funciona e tem o extenso valor espiritual na consolação solidária para todos os demais flagelos da pandemia, mais do que um mero simbolismo ou surrealismo mítico, quero dizer, para cada vírus mutante, mesmo um «turbo vírus», sem compromissos ou com uma dimensão bíblica sem pré-história nasce como resposta para uma verdadeira consolação ajustando o autêntico poeta Goethe, dizendo: «Quem sempre se esforça, pode ser redimido.»

Foto von Gerês zu Zeiten der Ausgangssperre 2020

Gerês zu Zeiten der Ausgangssperre 2020 · © Eberhard Fedtke

Acham, afeiçoados leitores, que todo este cenário poderia retratar uma teoria fraca e anémica, um sonho ingenuamente irreal dum mundo místico, em paralelo com uma brincadeira repleta de palavras vazias? A foto na página esquerda revela uma situação autêntica, do dia 25 de dezembro do ano passado, na Avenida Central na Vila do Gerês: os autores desta publicação, em plena «self authorization», dramaturgia marciana entre a raça hu­mana em plena epidemia. Permaneceram os autores sentados com toda a calma e segurança num «confortável bálsamo», em plena estrada, aproveitando o pleno «lock down», com pura alegria, ­satisfação e deleite, o adverso confinamento obrigatório, vivendo uma humorista e ambígua sobrevivência simbólica. Mostram-se numa atmosfera epicamente comovente e simpática, num período de tempo dramático, em diálogo com este novo companheiro mega perigoso e invisivelmente omnipotente, mas fazendo contas em toda a concordância e harmonia com os anjos, cheios de esperança e convicção para combater os períodos importunos de distâncias sociais com esforços inteligentes. Valem por este fim, não só a coordenação comum de uma máscara e uma distância social de 1,5 metros, mas também estas medidas bastante sarcásticas na vida quotidiana, inspirando diversos criadores de máscaras de proteção. 

Os dois protagonistas emocionados pela nossa cena flagrante no boulevard de Gerês, farejando vir uma nova distância digital perpétua na sociedade humana, sem aperto de mãos e intimidades amigáveis, sem abraços e beijinhos, sem festas, festivais, assim como eventos sociais e desportivos, sem visitas familiares e outros hábitos culturais. Se perguntarem, nesta situação, nada há de satírico e nada há de apocalíptico, apenas um episódio para registo da posteridade, como prometem os cientistas em matéria pandémica: quem sabe, quantos esforços imensos, agora, e talvez até ao fim desta década, já exaustos, muito acima das reservas físicas e mentais no mundo inteiro, vamos a ver, até que ponto vai o génio inventivo humano, para bater o inimigo cobarde e as suas crescentes mutações e plagiatos incalculáveis? Mas a estrada da vida humana, tão fenomenalmente evoluída, tem ainda um horizonte de boa recuperação da espécie humana gravemente atingida.

Talvez as canções divinas dos anjos de Fausto são efetivamente insuficientes. Analisamos as obras competentes de Goethe, para encontrar uma receita sanitária mais eficiente e definitiva, por amor de Deus.

Mit Goethe auf den Straßen von Gerês

Foto von Gerês zu Zeiten der Ausgangssperre 2020

von Eberhard Fedtke und Ana Carla Gomes Fedtke

> Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832) ist seit jeher für das deutsche Volk der berühmteste  Dichter. Die universelle Biographie dieses genialen Mannes – zu Lebzeiten unter anderem als Schriftsteller, Essayist, Dramaturg, Wissenschaftler und Minister tätig – bietet eine Vielfalt umfänglicher Veröffentlichungen auf den Gebieten des Sozialen, der Kultur, der Umwelt, der Dichtung, der Politik, des Illusionären und Futuristischen. Wer eine Antwort auf ein nicht gelöstes Problem sucht, findet eine Lösung in seinen unersättlichen Philosophien mit  tiefgründigen und wahrhaftigen Rezepten. Goethe weiß immer eine Lösung und bietet vernünftige und adäquate Überlegungen des Trostes für jedwede  Notlage.

Die sanitäre Krise des Covid-19, im Januar des Jahres 2020 begonnen und mit einem Höhepunkt einer zweiten Welle Ende 2020, brachte nicht nur risikohafte Ergebnisse für die Menschheit. Im Zusammenhang mit der Katastrophe traten gleichfalls wesentliche Vorteile und vielfältige respektable Änderungen hervor. Unter dem Blickwinkel ethischer Wirklichkeit wird es im Opus Faust von Goethe, behandelnd das literarische Schicksal eines Menschen, welcher, enttäuscht über sein Leben, sich dem Teufel anschloss, ausdrücklich belegt. Im zweiten Teil dieses Bühnenstücks lässt Goethe zur Tröstung und Rettung von Faust einen Engelchor singen, »dass erlöst werden könne, wer immer strebend sich bemühe«. Authentische Hoffnung in einer transparenten Formulierung gegen jegliche teuflische Versuchung.

Mit exemplarischer Anstrengung kämpften, noch bevor das Phänomen des Virus wie eine »unerwartete Rettung« aufkam, unzählige Bürger weltweit in großen und kleinen Städten angesichts eines Lebens voller Krach, die Lungen lähmenden Smogs, eines übertriebenen und unüberwindlichen Tourismus, lärmender drogenabhängiger, brutal ununterbrochener Aktivitäten 24 Stunden pro Tag, sieben Tage pro Woche. Das historische Wirtschaftswachstum der letzten Jahrzehnte bescherte den Völkern eine unkontrollierbare Explosion des Straßenverkehrs in den Zentren der Städte. Die Covid-19-Misere ist lediglich ein Beispiel unter anderen sozialen Katastrophen. Konsequente Anstrengungen gegen diese »Schlacht auf den Straßen« wurden von verantwortlichen Politikern in Angriff genommen, wie etwa bestimmte Stadtteile für Automobile zu sperren, den Autoverkehr zu begrenzen, PKWs gegen andere Fortbewegungsmittel auszutauschen, Wochenenden vom Autoverkehr auszunehmen und andere rituelle Verbesserungen mehr, um die Risiken für das Wohlbefinden der Umwelt sowie die Leiden der Personen zu verringern. Der Egoismus der modernen Exploration und seine hemmungslosen Ökonomien verstärkten im Gegenteil fortwährend die Resignation der Menschen: Der Faktor »moderne Plage  der Autos in den Städten« nahm mit erschreckendem Anstieg zu und verschlechterte machtvoll die öffentliche Lähmung.

Wie ein »Morgenstern« erschien im November 2019 der Virus Covid-19. Die unausweichlichen Ausgangsbeschränkungen als sinnvolle Maßnahmen änderten ein wenig das Martyrium, beendeten es jedoch nicht. Unvermittelt trat lediglich ein einfaches Intervall ein, ohne eine dauernde und endgültige Lösung zu schaffen. Zumindest trat eine »gesunde Pause« ein, um sich über die tagtäglichen unnützen Widerwärtigkeiten sowie die unmenschlichen erlittenen Torturen einer unbestimmten Anzahl von Menschen Gedanken zu machen. Sie resultierten in Meditationen unter radikaler Hilfestellung: Die allgemeine Ruhe des Verkehrs in den Straßen, die Verringerung von Unfällen und von Smog, die pralle Sonne ohne Schatten einer superfortschrittlichen Zivilisation, die wohlige und kreative Einsamkeit der grünen Zentren der Städte, die Chöre der zurückgekehrten Singvögel, die Choräle der wieder aufgetauchten Glocken, die Abnahme physischer Belastung und die geistige Abschirmung gegen den mannigfachen unnützen akustischen öffentlichen Lärm, der gemeinsame Focus ethischer Überlegungen ohne Horizonte – alles eine neue Erfahrung, vor allem auch, um saubere Luft, Sauerstoff als heilige Rettung aus offenen Fenstern zu atmen, die Wiederauferstehung der geschändeten Natur zu genießen, und, um es nicht zu vergessen, die Möglichkeiten für Unterhaltung und Kommunikation ohne perfiden Hintergrund lautstarker Autos, Flugzeuge und anderer Dekors des rauhen menschlichen Daseins zu genießen. Als Höhepunkt erschien eine schöne Aura vergangener Epochen anstelle einer grauen und feindlichen Morgendämmerung, das Stigma der Städte des 21. Jahrhunderts.  Welch eine neue Lebensqualität!

Die Ankündigung der Engel, heilige Begleiter des mutlosen und enttäuschten Faust, wirkt und hat einen hohen spirituellen Wert solidarischer Tröstung für alle weiteren Unbilden der Pandemie. Sie ist mehr als reine Symbolik, mehr als mystischer Surrealismus. Es wächst sozusagen für jeden mutierten Virus ein Turbo-Virus, der in biblischer Dimension ohne Vorgeschichte eine wahrhaftige Tröstung bereithält, die sich an der Poesie des authentischen Goethe anlehnt, der sagt: »Wer immer strebend sich bemüht, den können wir erlösen.«

Foto der Fedtkes Weihnachten 2020 im menschenleeren Gerês

Corona: Die Fedtkes Weihnachten 2020 im menschenleeren Gerês

Glauben Sie, verehrte LeserIn, dass dieses Szenario eine schwache und blutarme Theorie wiedergibt, ein unbefangen irrealer Traum aus einer mystischen Parallelwelt ist oder eine Spielerei voller leerer Worte? Das Foto rechts offenbart eine authentische Situation am 25. Dezember letzten Jahres auf der Hauptstraße von Gerês: die Autoren dieser Veröffentlichung, in voller Selbstbestimmung inmitten dieser martialischen Dramaturgie von menschlicher Rasse und epochaler Epidemie. Sie verweilen sitzend, in aller Ruhe und Sicherheit und konfortablem Wohlbefinden mitten auf der Fahrbahn, profitieren im tiefen Lockdown in reiner Freude, Zufriedenheit und Wonne von der auferlegten widerwärtigen Ausgangssperre und leben eine zweideutige Humoreske symbolischen Überlebens. Sie zeigen sich in einer rührenden und sympathischen Stimmung in einer Zeit des Dialogs mit diesem neuen superfeindlichen und unsichtbar omnipotenten Gefährten, stimmen sich indes mit den Engeln in voller Hoffnung und Überzeugung ab, um mit intelligenten Kräften die lästigen Perioden sozialer Distanz zu bezwingen. Zu diesem Zweck ist nicht nur die Verbindung einer Maske mit einem sozialen Abstand von 1,5 Metern von Wert, diese Maßnahmen im Alltagsleben für sich gesehen sarkastisch genug, um die Schöpfer von Masken zu eigenwilligen Produkten anzuregen.

In Witterung einer neuen langanhaltenden digitalen Distanz der menschlichen Gesellschaft ohne Händeschütteln und freundschaftliche Intimitäten, ohne Umarmungen und Küsschen, ohne Feste, Festivals, ohne soziale sowie sportliche Events, ohne Familienbesuche und andere kulturelle Gewohnheiten, fragen sich die beiden emotionalisierten Protagonisten unseres Schnappschusses auf dem Boulevard von Gerês, welche lediglich – wie die WissenschaftlerInnen der Pandemie versprechen – eine Episode ist, die für das Register der Nachwelt bestimmt ist: Wer weiß, welche immensen Anstrengungen heute und bis zum Abschluss dieser Dekade, am Ende über die physischen und mentalen Kräfte der gesamten Welt hinaus, der erfinderische menschliche Genius unternehmen wird, um den hinterhältigen Virus und seine Mutationen, Plagiate sowie unkalkulierbaren infektiösen Collagen zu überwinden? Der menschliche Lebensweg auf Erden, derart phänomenal entwickelt, hat immer noch einen diskutierbaren Horizont!

Vielleicht reichen die himmlischen Gesänge der Engel von Faust bei weitem nicht aus. Schauen wir uns die kompetenten Arbeiten von Goethe an, um ein effizienteres sanitäres Rezept zu finden. Ein endgültiges, um des lieben Himmels Willen. 

De Sousa bleibt Präsident Portugals

von Andreas Lausen

Mit 60,7 Prozent der Wählerstimmen bleibt Marcelo Rebelo de Sousa für weitere fünf Jahre der Staatspräsident Portugals. Der 72-jährige Professor der Rechtswissenschaft setzte sich schon im ersten Wahlgang gegen sechs Konkurrenten durch. De Sousa gilt als liberaler Konservativer, arbeitet aber gut mit dem ­Sozialisten António Costa zusammen, der als Ministerpräsident eine Mitte-Links-­Regierung führt. 

Den zweiten Platz belegte mit großem Abstand die Sozialistin Ana Gomes mit 12,9 Prozent. Unerwartet stark schnitt der rechte Populist André Ventura ab, der 11,9 Prozent erreichte. Das gilt als überraschend, denn seine Partei CHEGA (»es reicht«) spielte bisher in Portugal keine Rolle. Am besten schnitt Ventura in den besonders stark von Corona betroffenen Gebieten ab. 

De Sousa stand in den Umfragen vor der Wahl noch besser da, nämlich zwischen 70 und 80 Prozent. Aber die niedrige Wahlbeteiligung von 39,5 Prozent lässt vermuten, dass viele Wahlberechtigte aus Angst vor Corona zu Hause ­geblieben sind.

De Sousa stammt aus einer Familie des gebildeten Bürgertums aus der Nähe von Lissabon. Sein Vater war mehrfach Minister während der Salazar-Diktatur und Gouverneur der bis 1975 portugiesischen Kolonie Mosambik. 

Der Präsident Portugals hat mehr Befugnisse als sein deutscher Kollege Steinmeier. De Sousa kann Gesetze mit seinem Veto verhindern, das Parlament auflösen und die Regierung ernennen oder entlassen. Er ist außerdem Oberbefehlshaber der Streitkräfte. 

Beim Volk ist de Sousa beliebt. Im vergangenen Jahr stürzte er sich mutig in den tosenden Atlantik und rettete zwei Surferinnen aus den Wellen. Hoch angerechnet wird ihm, dass er 2012 den Konflikt mit Kanzlerin Angela Merkel nicht scheute: Sie warf den Portugiesen pauschal vor, sie arbeiteten zu wenig und hätten zu viel Urlaub. Rebelo de Sousa drehte mit seinen Studenten einen kleinen Film, in dem er das Gegenteil nachwies. Der Film ist heute noch bei Youtube in deutscher Sprache zu sehen: Ich bin ein Berliner (Prof. Marcelo) – Deutsch: https://www.youtube.com/watch?v=2SY3SrPibeQ

Weihnachtsfeier digital

Bericht von einer Premiere    von Michael W. Wirges

So etwas hat es in der Geschichte der DPG noch nie gegeben − eine digitale Weihnachtsfeier über PC-Bildschirme, mit Mitgliedern, die weit auseinanderleben! Leider haben wir diesen Umstand der weltweiten Covid-19-­Pan­demie zu verdanken, die uns das ­Leben seit dem vergangenen Jahr sehr erschwert.

Nach einem erfolgreichen Start der digitalen DPG-Jahrestagung haben wir von Berlin aus alle DPG-Mitglieder in Deutsch­land und Portugal per E-Mail eingeladen, an unserer digitalen Weihnachtsfeier teilzunehmen. Durch die künstlerische Unterstützung einiger Mitglieder konnte schnell ein Programm zusammengestellt werden. Diejenigen, die sich dazu angemeldet hatten, erhielten einen Link, um sich an jenem 22. Dezember von 19 bis 21 Uhr zuzuschalten.

Die Weihnachtsfeier wurde von unserer Bundesschatzmeisterin, Gabi Baumgarten-Heinke, moderiert. Sie begrüßte die Mitglieder,  die sich zugeschaltet hatten und die sich total darüber freuten, sich zu sehen und voneinander zu hören. Gerade in den jetzigen Zeiten! Einige der Mitglieder hatten sich schon seit Jahren nicht mehr gesehen oder kannten sich noch nicht persönlich. 

Ich begrüßte als Präsident ebenfalls alle Mitglieder und freute mich, Mitglieder in weihnachtlicher Stimmung anzutreffen. Ich sprach die aktuelle Lage zu Covid-19 an und auch die Folgen, die sich dadurch (auch für den Kulturbetrieb) für uns alle ergeben − keine Konzerte, keine Veranstaltungen, keine Treffen sind möglich. Die Zuschaltungen kamen aus Deutschland und Portugal, so meldete sich aus Porto unser langjähriges Mitglied Guido Orlando Freitas Rodrigues, der über die aktuelle Lage im hohen portugiesischen Norden berichtete. 

Madalena Leal de Faria, pensionierte Kammersängerin, hatte leider etwas mit der Stimme zu kämpfen und spielte deshalb im Laufe des Abends drei portugiesische Weihnachtslieder von ihrer eigenen produzierten CD vor: Menino Jesus à Lapa, Vai-te embora passarinho und Ò pastores, pastorinhos. Sehr mutig! Direkt aus Lissabon!

Pascal Zahn, einer der Inhaber von OLIMAR Reisen, mit denen wir unsere Reise zur DPG-Jahresversammlung in Porto im Oktober 2021 planen, berichtete über die aktuelle Lage auf dem Reisemarkt, speziell zu der in Portugal. Überall gibt es große Probleme, bei den Reiseveranstaltern, in der Hotellerie und Gastronomie, bei Flug- und Busunternehmen. Er betonte aber auch, dass die geplante DPG-Reise nach Porto sehr schön ausgewählte Höhepunkte enthält. Er geht sehr davon aus, dass ab Sommer 2021 die Reisen nach Portugal wieder wie gewohnt stattfinden werden. 

Der besonders in Berlin bekannte portugiesische Theater-Schauspieler Vasco Esteves, der seit Jahrzehnten in Deutschland lebt, trug das Gedicht Poema do Menino Jesus (Gedicht des Jesuskindes) von Alberto Caeiro − einem der drei Heteronyme von Fernando Pessoa − vor, zunächst auf Deutsch, und später am Abend noch einmal auf Portugiesisch.

Über die Legende vom Bolo Rei, dem Königskuchen, des für die Weihnachtszeit in Portugal beliebtesten Kuchens, sprach Paula Galaz Goyke aus Berlin. In diesen Kuchen wurden früher kleine Geschenke und eine dicke Bohne mit eingebacken. Wer die Bohne erwischte, musste den nächsten Kuchen bezahlen. Auf die kleinen Geschenke und die Bohne wurde inzwischen aus Gründen der Gesundheitssicherheit verzichtet.

Auch die instrumentale Musik kam nicht zu kurz. Hans-Heinrich Kriegel nahm in Bochum seine Oboe zu Hand und spielte auf ihr einige Stücke von deutschen und portugiesischen Weisen: vier in Deutschland sehr bekannte Weihnachtslieder und vier Fados aus Portugal. Als deutsches Stück spielte er eine Ouvertüre von Georg Philip Telemann mit dem Titel Allemande, als portugiesisches aus der sogenannten Völker-Ouvertüre der Satz Le Portugais ancien et Le Portugais moderne. Als Gruß nach Berlin kam noch der dritte Satz aus einer Oboen-­Sonate in C-Dur von Johann Ludwig ­Matthes, der bei Friedrich dem Großen in der Hofkapelle angestellt war.

Im hohen deutschen Norden setzte sich in Scharbeutz (Schleswig-Holstein) Jan-Taken de Vries ans Klavier, und während er spielte, sang seine Frau Martha dazu die Weihnachtslieder Linda Noite de Natal und Süßer die Glocken nie klingen, letzteres in der Version von Alexa Feser.

Bevor ich die Schlussworte mit guten Wünschen für Weihnachten und ein hoffentlich besseres Neues Jahr sprach, erklang noch einmal Weihnachtliches von Madalena Leal de Faria aus Lissabon von ihrer eigenen produzierten CD Um Feliz Natal mit dem Coro de Santo Amaro de ­Oeiras.

DPG: Stadtsektion Köln

Vorstellung der neuen Vorsitzenden Joaquim und Pauline Guimarães    von Gabriele Baumgarten-Heinke

> Der Name Guimarães hat in der DPG einen guten Klang und erinnert an Marlies F.S. Guimarães. Viele Mitglieder kannten diese warmherzige und engagierte Frau in Köln, die über viele Jahre Veranstaltungen und Treffen für die DPG organisierte. Der Ordner der Stadtsektion Köln, den sie führte, ist mit Fotos, Berichten und Protokollen prall gefüllt. Im Mai 2018 antwortete sie auf die Glückwünsche des Präsidenten zu ihrem 80. Geburtstag, dass sie noch viel vor hat mit der DPG. Eine kurze und schwere Erkrankung beendete leider diese Vorhaben im Dezember 2018. Marlies F.S. Guimarães bleibt uns in bester Erinnerung. 

Kurze Zeit später sandte uns Joaquim F.S. Guimarães, der Sohn von Marlies, ­seinen und den Antrag seiner Tochter Pauline auf Mitgliedschaft in der DPG zu. Zusammen mit seiner Tochter, eines von drei Kindern, möchte er die Arbeit seiner Mutter fortsetzen. 

Joaquim Fritzsche Salgado Guimarães wurde 1962 in Köln geboren und zog mit seinen Eltern 1963 nach Porto. Hier besuchte er die Deutsche Schule. 1976 zog er als 14-Jähriger mit seiner Mutter zurück nach Köln und schloss seine schulische Ausbildung am Gymnasium Kreuzgasse ab. Der Ausbildung als Grafiker folgte später eine Fortbildung als Werbefachmann an der Werbefachlichen Akademie in Köln. Über mehrere Jahre war er in den Bereichen Werbung, Messedesign und Digitaldruck unterwegs. Seit einem Jahr ist er im Deutschen Sport und Olympia Museum in Köln verantwortlich für die Museums- und Ausstellungstechnik. Joaquim F.S. Guimarães spricht neben den Muttersprachen deutsch und portugiesisch auch französisch und englisch. Er ist verheiratet und hat drei Kinder. 

Pauline Guimarães, die Enkelin von Marlies, wird ihren Vater Joaquim bei der Leitung der Stadtsektion unterstützen. Sie ist 32 Jahre alt, studierte Kunstgeschichte und Romanistik an der Universität zu Köln und arbeitet derzeit im Hetjens − Deutsches Keramikmuseum in Düsseldorf.

Die Stadtsektion Köln wurde in den vergangenen Jahren von Pascal Zahn, ­einem der Inhaber von OLIMAR Reisen, geführt. Nachdem die Corona-Pandemie den Tourismus fast lahm gelegt hat, hat die Fortführung seines Unternehmens verständlicherweise absolute Priorität, und er stimmte einem Wechsel in der Leitung der Stadtsektion zu. Sicher werden sich zwischen OLIMAR Reisen und der Leitung der Stadtsektion Synergien ergeben. Eine enge Zusammenarbeit wird es auch mit Hans-Heinrich Kriegel, dem Vorsitzenden des Landesverbandes Nordrhein-Westfalen, geben. 

Die Ära Guimarães findet eine Fortsetzung − wir freuen uns darauf!

Lissabon im Herbst 2020 – Zwei Tourguides berichten

Foto einer leeren Elétrico 28 in Lissabon zu Corona-Zeiten

von Ariane Reipke und Claudia Rutschmann

> Lissabon, die Prinzessin des Tejo, die Stadt des Lichts und der sieben Hügel. Die westlichste Hauptstadt Europas mit ihren drei tausend Jahren Stadtgeschichte. Lissabon, eine Stadt der Gegensätze, eine Stadt im Umbruch. 
In diese Stadt haben wir uns vor gut zwei Jahrzehnten verliebt und beschlossen, uns hier eine neue Existenz aufzubauen. 
Mich, Ariane, faszinierte die Leichtigkeit des portugiesischen Lebensstils in einem Land, dessen Geschichte so tiefgründig ist wie der Atlantik, sowie die Spiritualität, die Ästhetik, der Witz und die Lebenskunst der PortugiesInnen. Gleich im ersten Jahr ergab sich die Chance, im Tourismus zu arbeiten und die habe ich sofort ergriffen. 
Der ruhige Lebensstil, das ganz besondere Licht und der so ganz eigene Charme der Stadt und seiner Bewohner haben auch mich, Claudia, in ihren Bann gezogen. Seit gut 15 Jahren arbeite ich als freiberufliche Stadtführerin und bringe Lissabons Gästen die Eigenheiten und versteckten Winkel näher. 
Wir beide lieben unsere Arbeit und die Stadt, in der wir leben. Und tatsächlich hat Lissabon viel zu bieten: das ­riesige Mündungsbecken des Tejo, die charmanten Altstadtviertel mit verwunschenen Gassen und Aussichtspunkten, die UNESCO-Weltkulturerbe in Belém, sowie postmoderne Architektur auf dem ehemaligen Expo-Gelände. Hotels und Restaurants gibt es für ­jeden Geschmack und Geldbeutel. Viele der touristischen Highlights lassen sich fußläufig erkunden. Auch können sich Besucher Tag und Nacht frei bewegen, zählt Lissabon doch zu den sichersten Hauptstädten Europas. Mit fast acht Millio­nen ausländischen Gästen wurde 2019 ein neuer Besucherrekord aufgestellt. Im gleichen Jahr wurde Lissabon zu Europas Top-Destination für City Breaks gewählt und gewann den World Travel Award. 
Doch die steigenden Besucherzahlen haben die Stadt verändert. Gerade in den Altstadtvierteln wurden unzählige Mietwohnungen zu Ferien-Apartements umgewandelt und die gleichzeitige ­Immobilienspekulation verteuerte den Wohnraum. Viele der alteingesessen BewohnerInnen können sich die Innenstadt nicht mehr leisten. Gentrifizierung und Überfremdung sind auch in Lissabon zum Problem geworden. Die Stadt hat in den letzten Jahren deutlich an EinwohnerInnen verloren. Kleine Familienbetriebe, Geschäfte und traditionelle Restaurants mussten − gerade in der Innenstadt − großen Marken und Restaurant-Ketten Platz machen. Öffentliche Verkehrsmittel, darunter auch die historische Straßenbahnlinie 28, konnten von den LissabonnerInnen kaum mehr zum Transport genutzt werden. Lange Warteschlangen, überfüllte Straßen, Cafés und Restaurants gehörten zur Tagesordnung. 
Dennoch sind BesucherInnen weiterhin herzlich willkommen, und es tut der Gastfreundschaft keinen Abbruch, profitieren doch viele LissabonnerInnen vom Tourismus. Die Branche war eine der wichtigsten Arbeitgeber und für fast neun Prozent des Brutto-Inlands­produkts verantwortlich. Umso härter trifft die Pandemie und der seit März 2020 zu verzeichnende Zusammenbruch der Tourismusbranche Portugal. Seit dem sind die Tourismuseinnahmen um 55 Prozent, die BesucherInnen­zahlen um 60 Prozent zurückgegangen: Geschlossene Hotels und Restaurants, leerstehende Ladenlokale und verwaiste Plätze zeugen davon. Steigende Arbeitslosenzahlen und immer mehr Obdachlose auf den Straßen lassen Erinnerun­gen an die erst kürzlich überwundene Wirtschaftskrise wach werden. Doch jetzt − wo kaum noch TouristInnen zu sehen sind − erkennen viele LissabonnerInnen ihre Stadt kaum wieder. 
Bis zum Ende des Sommers ist Portugal, anders als das Nachbarland Spanien, relativ gut durch die Pandemie ­gekommen und verzeichnete relativ geringe Infektionszahlen. Die Regierung hatte das Land frühzeitig in einen Lockdown geschickt; angesichts der ­beschränkten Kapazitäten des öffentlichen Gesundheitssystems eine weise Entscheidung, so die Meinung vieler PortugiesInnen. Mitte September wurde dann, aufgrund steigender Infek­tionen, die Region Lissabon vom Robert Koch-­Institut als Risikogebiet eingestuft, und das Auswärtige Amt rief eine Reisewarnung aus. Betroffen war jedoch weniger die Stadt Lissabon selbst, als die angrenzenden Städte im Speckgürtel. 
Ähnlich wie in Deutschland, wurden die Öffnungszeiten des Einzelhandels stark reduziert. Anfang November wurde der Ausnahmezustand ausgerufen. Restaurants schließen um spätestens 22.30 Uhr. Auch auf den Straßen, wenn kein Mindestabstand eingehalten werden kann, herrscht Maskenpflicht. Temperaturmessungen, sei es z. B. am Arbeitsplatz oder in Geschäften, sind ­zulässig, ein Covid-19-Test kann eingefordert werden. Wie im restlichen Europa auch, bleibt es also abzuwarten, wie heftig die zweite Welle im Winter verlaufen wird. 

Doch ein Neuanfang wird kommen − ob direkt im kommenden Frühjahr, wird sich zeigen. 

Wie könnte es weitergehen? Der Tourismus in Lissabon soll nachhaltiger werden: kleinere Reisegruppen, hin zum Individualtourismus und weg vom Massentourismus. Da sind sich die SpezialistInnen der Branche einig. Und ­genau das lässt auch uns trotz allem guter Dinge bleiben. Wir bieten schon seit langem maßgeschneiderte Spaziergänge für kleine Gruppen und auch Einzelpersonen an. Der Zugang zur Stadt ist persönlich und individuell. Und in Lissabon lassen sich immer wieder neue und auch alte Dinge entdecken. So wird jetzt die freie Zeit genutzt, um Ideen zu sammeln, weitere Bücher zu lesen und neue Touren zu entwickeln. So beschäftige ich, Ariane, mich beispielsweise im Moment eingehend mit Bacalhau, dem Stockfisch, der hier in Portugal so geschätzt wird. Sein Verzehr steht in Verbindung mit den Eroberungen aus dem 15. und 16. Jahrhundert. Aber auch religiöse Gründe spielen eine Rolle. Das Steckenpferd von mir, Claudia, sind unter anderem die Azulejos, die wunderschönen Kacheln, die so manche Fassade schmücken. Auch in Palästen und Kirchen sind sie zu finden. Sie erzählen Geschichte und Geschichten. Die interessantesten Informationen werden dann zu einer für die kommende Saison neu geschneiderten Tour verarbeitet. 
Beide leben wir im Zentrum der Stadt, in unmittelbarer Nähe des zentralen Platzes Rossio. Was für die einen ein Urlaubsort ist, ist für uns Arbeitsplatz, Wohn- und Lebensraum. Eingekauft wird in den kleinen Läden der Unterstadt, der beliebte Kaffee, der bica, wird im Café um die Ecke getrunken, und Abends trifft man sich mit Freunden in den umliegenden Tascas. Man kennt sein Viertel und seine Nachbarschaft, aber auch die InhaberInnen und MitarbeiterInnen der Geschäfte und Restaurants. Gerade diese kleinen, familienbetriebenen Betriebe kämpfen im Moment um die bloße Existenz. Uns ist es ein Anliegen, auch in schlechten Zeiten diejenigen zu unterstützen, die den besonderen Flair Lissabons aus­machen.

Gerade die Vielseitigkeit der Stadt gibt Kulturinteressierten wie uns immer wieder neue Anregungen für unsere Touren, sei es für die klassische Variante durch das historische Zentrum oder maßgeschneidert und Themen bezogen für private Touren. Und in einem sind wir uns einig: Lissabon lässt sich am besten in kleinen Gruppen und zu Fuß erkunden.
An unseren Arbeitsbedingungen hat sich also nicht viel verändert, außer vielleicht, dass Wartezeiten für Museums-, Palast- und Kirchenbesuche sich verringert haben, freie Sitzplätze in der 28er Straßenbahn zur Verfügung stehen und Warteschlangen für einen ­freien Tisch in den Pasteis de Belém oder an der Kasse beim Pena-Palast in Sintra überschaubar sind. 
Und natürlich steht Sicherheit an erster Stelle. Hierzu hat der portugiesische Tourismusverband klare Richtlinien durch das Gütesiegel clean and safe eingeführt. Daran halten sich professionelle Tourguides wie wir. Zusätzlich stellt das Auswärtige Amt Empfehlungen und Reisetipps zur Verfügung.

Der nächste Frühling kommt bestimmt und auch der Neubeginn der Reisesaison. Und weiterhin werden António Nobres Worte gelten: «Quem não viu Lisboa, não viu coisa boa» − »Wer Lissabon nicht gesehen hat, der hat nichts Schönes gesehen.« Bis dahin scouten wir weiterhin die Stadt, damit die Tage ohne TouristInnen nicht zu lang werden.

Weitere Informationen:
www.gotolisboa.de
www.lissabonentdecken.com

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Was ist der einzig »richtige« Weg?

Bild des Covers von Dagmar Fohls Roman

Zum Roman von Dagmar Fohl über Aristides de Sousa Mendes    von Andreas Lahn

> Über das Leben von Aristides de Sousa Mendes ist schon viel geschrieben worden. Deshalb bin ich skeptisch, was ein Roman über ihn Neues sagen kann. Die reißerische (überflüssige) Beschreibung »Der portugiesische Oskar Schindler« lässt meine Skepsis eher wachsen. Doch was die in Hamburg lebende Autorin Dagmar Fohl auf 220 Seiten schreibt, begeistert mich allein deshalb, weil sie es schafft, das Jahr 1940 lebendig werden zu lassen. Ich bin ein ganzes Wochenende gefangen in dieser für Millionen Menschen schwierigen Zeit und kann − ansatzweise − mitempfinden, welches Leid der Nazi-Terror verursacht.
Und den Roman von Aristides de Sousa Mendes selbst erzählen zu lassen, ist schlicht eine wundervolle Idee. Schade nur, dass die Geschichte nicht im Präsens erzählt wird, dann wären die LeserInnen noch intensiver Teil der Ereignisse.
Mendes dient unter der portugiesischen Salazar-Regierung als Generalkonsul in Bordeaux. Als immer mehr Menschen vor der Verfolgung durch die Faschisten fliehen, verweigert Salazar ihnen die benötigten Transit-Visa für eine Weiterfahrt von Portugal nach Übersee. Die Menschen stranden vor dem Konsulat in Bordeaux. Dagmar Pohl schildert akribisch die persönliche Situation von Sousa Mendes, wie er schwankt zwischen dem Gehorsam zu Salazar und der Rettung der Verfolgten in so eindrucksvoller Art und Weise, dass man selbst in den »Gewissenskonflikt« hineingezogen wird. Spätestens als Rabbi Chaim Krüger das angebotene Visum mit der Begründung verweigert, er nehme es nur, wenn alle anderen Flüchtlinge auch ein Visum kriegen, beschließt Sousa Mendes, sich Salazars Befehlen zu widersetzen und sagt: »Es gibt Augenblicke des inneren Aufruhrs, wo einem das Herz sagt, welches der einzig richtige Weg ist.« (S. 123). 
Mit diesem Gefühl im Herzen arbeiten er und seine Mitarbeiter rund um die Uhr und stellen im Juni 1940 mehr als 30.000 Transit-Visa für Portugal aus, eine Aktion, die unzähligen Menschen das Leben rettet und ihnen einen Neuanfang in anderen Teilen der Welt ermöglicht.
Sousa Mendes wird nach Portugal zurückbeordert, wo Salazars Gerichte dafür sorgen, dass ihm die Fähigkeit, ein Konsulat zu führen, aberkannt wird. Er wird für ein Jahr vom Dienst suspendiert und in den vorzeitigen Ruhestand versetzt: »Ich war gefangen in meinem eigenen Schicksal und ein Gefangener im eigenen Land.« (S. 148)
Trotzdem hat er seine Entscheidung nie in Frage gestellt. Das ist bei allen Entscheidungen so, die wirklich vom Herzen kommen. Natürlich nimmt er das Urteil nicht hin und kämpft einen aussichtslosen juristischen Kampf gegen das, was für ihn Unrecht ist. Doch Salazars Gefolgsleute kennen kein Erbarmen. Mendes verliert sein Einkommen, sein Haus, und seine Kinder dürfen nicht an der Universität studieren. »Ich blieb als gekrümmter morscher Eukalyptusbaum in einem verwüsteten Wald zurück.« (S. 198) 
Nach dem Tod seiner langjährigen Ehefrau Angelina kümmert er sich um seine Geliebte Andrée, mit der er ein viele Jahre verheimlichtes Kind gezeugt hat, und heiratet sie 1948. Doch für sein Leben gilt: »Ich sitze in einem Boot, das mich Ruderschlag für Ruderschlag von der Welt entfernt.« (S. 209) Er stirbt verarmt am 3.4.1954 im Armenspital des Franziskaner­ordens Ordem Terceira. Auf seinem Grabstein steht: »Wer ein Leben rettet, rettet die Welt.« Leider gehören die Rettenden manchmal nicht mehr zur Welt dazu …
Dagmar Fohl schreibt »Romane über Menschen in Grenzsituationen«. Das ist ihr mit diesem grandiosen Buch auf geradezu wunderbare Art und Weise gelungen. Vielleicht trägt es eines Tages dazu bei, Menschen in ähnlich dramatischen Entscheidungssituationen den Weg des Herzens gehen zu lassen. Je öfter das nämlich der Fall wäre, desto angenehmer würde es sein, in dieser Welt zu leben. 
1986 wird in der Jerusalemer Gedenkstätte Yad Vashem in der »Allee der Gerechten« ein Baum für Mendes gepflanzt. Merkwürdig spät − nämlich erst 1988 − wird er in Portugal rehabilitiert und  posthum wieder ins diplomatische Corps aufgenommen. Er erhält den höchsten Orden Portugals. Und 1995 erklärt Mario Soares ihn zum »größten Helden des 20. Jahrhunderts«.
Weitere Informationen über das Leben von Aristides de Sousa Mendes finden Sie unter www.sousamendesfoundation.org und centerofportugal.com.

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Die Mesquita in Mértola

Foto von Mértola: Blick auf die Stadt, die Mesquita und den Rio Guadiana

Symbol für eine friedliche Koexistenz von Muslimen und Christen    von Dr. Ingolf Wernicke

> Mértola, eine Kleinstadt inklusive Landkreis von etwa 6000 EinwohnerInnen im Südosten des Alentejo an den Grenzen zu Spanien und der Algarve gelegen, ist heute aufgrund ihres geschichtlichen und kulturellen ­Erbes wie ein Freilichtmuseum. Zu den Sehenswürdigkeiten gehören neben ­einer gewaltigen Befestigungsanlage mit dem einem Bergfried Torre de Menagem von 1292, eine von Mauern umschlossenen Altstadt, mit steilen und engen Gassen, ein Uhrenturm Torre do Relogio von 1593 und den Torre do Rio als Ruine am Fluss, der einst die Handelsschiffe schützte und die Stadt mit Wasser versorgt hat. Mértola besitzt verschiedene Museen und Ausgrabungen aus römischer Zeit sowie historische Wassermühlen und ein Bergwerksmuseum bei São Domingo im Umland der Stadt.
Die Ursprünge der an einem strategisch wichtigen Punkt auf einem Bergrücken am nördlichsten, noch schiffbaren Teil des Flusses Guadiana gegründeten Siedlung mit Hafenplatz gehen bis in die Zeit der Phönizier 750 v. Chr. zurück. Sie lieferten mit dem Schiff von hier aus ­neben landwirtschaftlichen Produkten vor allem Gold, Silber, Zinn aus nahe­gelegenen Bergwerken nach Südspanien und in den Mittelmeerraum.
Von den Römern weiter ausgebaut erhielt Mértola, Myrtilis Iulia, während der Herrschaft des Augustus Stadtrecht und wurde innerhalb der Provinz Lusitania an das Straßennetz angeschlossen und mit der Stadt Pax Iulia, dem heutigen Beja, verbunden. 
Nach der Völkerwanderung und der Invasion der Sueben und Westgoten ­erfuhr die Stadt während der Zeit der Mauren vom 8. bis 12. Jahrhundert einen großen Aufschwung in Wirtschaft und Handel. Es wurden nordafrikanische und nahöstliche Techniken wie die Bewässerungskunst, die Glasproduktion oder die Webkunst von Berberstoffen, in der Landwirtschaft u.a. die Schaf- und Ziegenzucht und der Anbau von Feigen und Datteln eingeführt. Händler aus Mértola verkauften ihre Produkte im gesamten Mittelmeerraum und lieferten ihre Waren nach Pisa, Cartagena in Spanien bis nach Kairouan im heutigen Tunesien. 
Das in Mértola bis heute noch existierende, eindrucksvollste architektonische Zeugnis der späten maurischen Zeit, entstanden unter der Herrschaft der Almohaden, ist die Moschee Mezquita, heute die Igreja de Nossa Senhora da Assunção Matriz. Sie wurde unterhalb der Burg­anlage in der Mitte des 12. Jahrhundert als quadratischer Bau mit einem Minarett errichtet, war fünfschiffig und hatte 20 Säulen im Innern. Der architektonische Grundriss war so angeordnet, das ein verbreitertes Mittelschiff im Zentrum und ein zusätzliches Querschiff vor der Quibla-Wand, der Seite der Moschee mit der vorgeschriebenen Gebetsrichtung nach Mekka, ein großes T bildeten. Eine bauhistorisch ähnlich Moschee existiert heute zum Beispiel in Tinmal im Westen des Hohen Atlas in Marokko.

Nach der Reconquista durch Sancho II., König von Portugal, im Jahre 1238 behielt die Mezquita von Mértola, dann durch einen kleinen Glockenturm auf dem Minarett ergänzt, noch knapp 300 Jahre ihre ursprüngliche Form. Eine Abbildung der Moschee ist auf einem Stich von Mértola von Duarte de Armas in seinem Buch Livro das Fortalezas von 1515 erhalten. 1532 wurde die Mezquita zur Kirche in ihrer heutigen Form umgebaut mit auffälligen kleinen Zinnen und Türmchen auf dem Dach im Mudejar-Stil, der maurischen Architektur vom 12. bis 16. Jahrhundert. 
Die Igreja Matriz ist heute kleiner als die Mezquita, besitzt aber noch architektonische Zeugnisse im Innern, die von dem Ursprungsbau als Moschee erhalten geblieben sind. Sie wird nur noch von zwölf anstelle der zwanzig Originalsäulen mit verschiedenen Kapitellen aus spätantiker Zeit getragen und besitzt noch vier, für die maurische Architektur typische, Hufeisenbögen arco em ferradorua als Portale, drei wieder freigelegte an einer Seite und eine an der Gebetsmauer Quibla im Original.

Das bauhistorische Highlight ist die aus der Zeit der Mauren stammende, mit einem Flechtbandornament geschmückte Gebetsnische Mirhab, die sich direkt hinter dem heutigen Hauptaltar, an der Quibla-Wand befindet.
Der portugiesische Archäologe Cláudio Torres bezeichnet die kunsthistorisch einmalige Igreja Matriz als die gleichzeitig besterhaltene mittelalterliche Moschee Portugals. Die Kirche ist ein Ort, an dem die Christen seit Jahrhunderten in Richtung Mekka beten. Sie gilt als Beleg friedlicher Koexistenz von Christen und Muslimen. 
Cláudio Torres, 2020 vom Staat die Medalha Mérito Cultural erhalten hat, schuf mit dem Campo Archeologico (http://www.camertola.pt) eine der heute bedeutendsten islamischen Kunstsammlungen, die Arte Islãmica, Portugals. Im Kontext dieser historischen Tradition findet alle zwei Jahre in Mértola ein großes Islamisches Fest statt, wo sich die gesamte Altstadt in einen Souk und die Straßen und Plätze in kleine Basare mit orientalischen Waren und Köstlichkeiten verwandeln.

Reines künstliches Lithium: die Lösung zur Rettung der Umwelt

Foto von bunten Batterien

von Ana Clara Gomes Fedtke und Eberhard Fedtke

> Die Elektromobilität ist ein immer stärker integrierender Teil unseres heutigen Lebens. An illustrer Spitze der neuzeitlichen sozialen Struktur steht das Elektroauto. Regierungen zahlen dem Volk Subsidien, um Automobile mit Diesel und Benzin gegen ein neues elektrisches Model, zumindest in seinen wesentlichen Charakteristika, einzutauschen. Für die entsprechende Fertigung benötigen sämtliche Hersteller der Welt von Automobilen immense Mengen von Batterien. Diese Batterien enthalten Substanzen wie Lithium, Kobalt und Magnesium. Täglich sind Tonnen dieser Grundmaterialien vonnöten.
Bekanntlich ist die Gewinnung dieser mineralischen Elemente für die Umwelt nicht günstig.. Regionen der Litiumproduktion wie beispielsweise in Argentinien, Australien, Bolivien, Chile und China existieren zu Lasten einer Verdrängung von viel menschlicher Existenz, indem deren Lebensgrundlagen abgeschnitten sowie die Natur zerstört werden. Die internationale Presse spricht von der Kehrseite der Sicherheit dieser modernen Revolution an Energiebedarf mit ständiger täglicher  Veränderung. Ohnehin fast immer, wenn es verschiedene Aspekte technischer Innovation angeht, haben das Geld, die Macht der Industrie sowie politische Interessen Vorrang, während die menschliche Rasse mit seinen ehrbaren Träumen und Werten zurücksteht.
Portugal belegt in der Welt den fünften Platz, diesen besonderen Reichtum des Leichtmetalls Lithium zu besitzen. Der Bau einer Batteriefabrik in Aveiro und das neue Projekt zur Gewinnung von Litium in Montalegre belebten eine wissenschaftliche und ökonomische Debatte über den Schutz der portugiesischen Bevölkerung, diesen zumindest in jenen Regionen, einbezogen einer Analyse  unvermeidbarer  und vorhersehbarer Eingriffe in den sozialen Bereich und die Umwelt. Im Fall von Montalegre ist die via mala der Bürger, welche gegen die bedrohlichen Auswirkungen der Gewinnung des Minerals zwischen den Haustüren agieren, hinreichend bekannt: gegründet wurde eine Gesellschaft Associação Montalegre Com Vida. Diese Institution zum Schutz der Umwelt kämpfte gegen eine staatliche Entscheidung der Lizenzierung zur Gewinnung von Litium, indem sie eine Verwaltungsklage einreichte. Zur Beurteilung stand der Abbau von Mineraldepots an Litium und assoziierten Stoffen im Ortsbereich von Montalegre, exakt im Distrikt von Vila Real. Die Associação befand, gestützt auf verschiedene Gutachten, die Rechtmässigkeit eines Vertrages mit einem privaten Betreiber, der das Leben der Bürger und ihre fundamentalen Rechte schwerwiegend in Gefahr brachte, für absurd und unterstrich zugleich den Verlust für alle Zeiten von gesunder Umwelt. Es traf ein, dass das Volk  und das öffentliche Leben diesen emotionalen und ungleichen Kampf für ein fortdauerndes schönes Portugal verloren. Das Ministerium widersetzte sich der Klage, die gerichtliche Entscheidung fiel negativ für die Associação aus und dieserhalb sah sich die Regierung zu einer Entscheidung in dem Sinne gehalten,  der betreffenden Firma eine Konzession mit der Begründung zu erteilen,  dass diese sich an das aktuelle Vertragsrecht halte. Es ging um Gutdünken versus Vernunft und Gerechtigkeit. Unabhängig einer profunden Vernachlässigung konstitutioneller Regeln – an die jeder Richter gebunden ist – ist in erster Linie der Schutz der Bevölkerung anstelle privater ökonomischer Interessen zu beachten, vor allem dann, wenn irreparable öffentliche Schäden angerichtet werden. In diesen Fällen steht dem Richter das Recht zu, unterschriebene und in Kraft getretene Verträge zu annullieren. Doch der gut begründete Protest des Volks von Montalegre verflog vor den Augen des Gerichts wie im Wind.
Verblieb nur die Hoffnung auf ein technisches Wunder. Es ist voraussehbar, dass erforderliche Mengen an Lithium für die weltweite Mobilität, diese ständig im Wachsen begriffen, nicht aus begrenzten Beständen natürlicher Vorkommen in der Welt gespeist werden können.
Dieses Wunder findet statt: gemäss einer ausführlichen Publikation in der deutschen Zeitung WELT AM SONNTAG, einer Wochenausgabe, vergleichbar nach Inhalt, Themen und Darbietung dem Expresso in Portugal, erschien in der Ausgabe vom 14. Juni 2020, Seite 27, die sensationelle Mitteilung, dass es einer deutschen Firma gelungen sei, ein System der Herstellung künstlichen Lithiums zu erfinden und auszuarbeiten, und zwar in der Qualität eines reinen Lithiums ohne das gefährliche Beielement von CO2: mithin – so der große Effekt für Umwelt, Moral und Ethik – ohne jegliche negative Auswirkung für die Umwelt zu produzieren; mit wissenschaftlichen Worten  ausgedrückt, ein umweltneutrales Litium zu produzieren. Das technische Geheimnis ist, mit allgemeinen Worten beschrieben, eine Ausfilterung und ein Ausscheiden von Litium aus Wassern in großen Erdtiefen, generell vergleichbar mit dem Verfahren auf Öl- und Gasförderung mittels Frackingdrucks.  Die Vermarktung des reinen Lithiums ist für das Jahr 2022 vorgesehen. Den großen Vorteil dieser Exploration, so sagen die Investoren, belegt die optimale Feststellung, dass in fast allen Erdteilen filtrierbare tiefe Wasser vorhanden sind. Das erspart, wie heute der Fall, künftig exzessive Transportkosten von Orten der Gewinnung bis zu Plätzen der Verarbeitung dieser Mineralien für die  moderne Elektromobilität.
Also, Associação Com Vida, eine ausreichende Neuheit, um ein neuerliches Rechtsverfahren zu versuchen, schliesslich den Staat zur Aktualisierung seiner Auffassung zu überzeugen? Für den Fall, dass ein nationales Gericht nicht den Mut aufbringt, zu Gunsten seines eigenen Volkes für eine sakrosankte Umwelt zu votieren, hält das europäische Gericht für Menschenrechte in Strassburg vielleicht die Türen auf und hat die klare Kompetenz für derart delikate Fälle unserer gemeinsamen Existenz.
Der ernsthafte und wirksame Schutz der Natur ist eine Aufgabe für uns alle.

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