Alle Artikel von PORTUg@NDI_20

Strategie-Workshop der DPG 2018 in Leipzig

Illustration »Los geht's«

Los geht’s · © fotogestoeber@stock.adobe.com

Strategie-Workshop in Leipzig: Eindrücke vom DPG-Treffen am 21. April 2018 · von Michael W. Wirges

»Die Gesellschaft hat eine beeindruckende Historie, eine bundesweite Verankerung und ein gutes nationales und in Portugal bestehendes Netzwerk. Diese Faktoren sind eine entwicklungsfähige ­Basis für das Überleben der Gesellschaft.« (Falk Zirnstein, eine der Thesen zum Workshop)

Unter diesem Motto fand am 21. April 2018 in Leipzig ein Strategie-Workshop zur aktuellen und zukunfts­orientierten Situation der DPG statt, das von unserem Mitglied, Rechtsanwalt Falk Zirnstein, für alle DPG-Mitglieder initiiert und organisiert wurde. Ein kleiner Kreis von 17 Personen fand sich zusammen, um diverse Themen zu diskutieren. Es wurden fünf Gruppen gebildet, die sich mit den folgenden Themen auseinandersetzten, und ergebnisorientiert ausarbeiteten: Zweck des Vereins / Themen der Vereinsarbeit, Finanzen / Mitgliederbeiträge, Mitgliederarbeit / Mitgliederwerbung, Organisation / Führung, Öffentliche Wahrnehmung / Außenbeziehungen. Professionelle Hilfestellung erhielten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nicht nur durch Falk Zirnstein, sondern auch durch das Coaching von unserem Mitglied Ida Küttner-Funke, die beruflich Training-­Coaching-Seminare durchführt . Nach den getrennten Gruppenarbeiten, bei denen nach den bewährten Regeln des Brainstormings verfahren wurde, präsentierte jede Gruppe ihre Ergebnisse. Diese Ergebnisse werden zunächst in einem gemeinsamen »Cloud-Portal« bearbeitet, und zu einem späteren Zeitpunkt an interessierte Mitglieder weitergegeben. Für die Stärkung am Mittag sorgte ein großzügiges Buffet, das bei strahlendem Wetter im Hof der Kanzlei ausgegeben wurde. Am Abend trafen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu einem ausgiebigen Abendessen im portugiesischen Restaurant »Portus Cale«. Am Abend zuvor hatte ein kleines Zusammentreffen im Ratskeller des Neuen Rathauses stattgefunden. Als Ausklang der Tagung führte eine Stadtführerin am Sonntag Vormittag über einen Teil der »Leipziger Notenspur«, an dem viele Stationen berühmter Komponisten wie J.S. Bach, Felix Mendelssohn-Bartholdy, Robert Schumann, Clara Wieck, Richard Wagner und viele andere erlebbar gemacht worden sind.

Der Polizei-Chef baut sich eine Stadt

Foto aus Manique do Intendente

Manique do Intendente · © Andreas Lausen

Der Polizei-Chef baut sich eine Stadt

Über die Machenschaften von Diogo Inácio de Pina Manique (1733–1806) · von Andreas Lausen

Ein riesengroßer, sechseckiger Platz, im Sommer in flirrender Hitze, im Winter mit schneidend kaltem Wind, dahinter die große Ruine eines Palastes: Wohl jeder Besucher ist überrascht, wenn er nach Manique do Intendente kommt. Der außerhalb Portugals fast unbekannte Ort zwischen Estremadura und Ribatejo ist das Ergebnis absolutistischer Politik Portugals um das Jahr 1790 und sichtbare Folge der französischen Revolution. Aber der Reihe nach…
Diogo Inácio de Pina Manique diente unter dem mächtigen und erfolgreichen Premierminister Marquês de Pombal als Richter. Pombal förderte den verschlossenen, ernsthaften und ehrgeizigen Juristen, sah in ihm aber auch einen möglichen Konkurrenten. Erst nach dem Sturz Pombals (1777) und wenige Tage nach der Thronbesteigung von Portugals erster regierenden Königin Maria I. begann der Aufstieg von Pina Manique.
Die Königin machte ihn zum Intendente-Geral und damit zum Chef der portugiesischen Polizei. Pina Manique kämpfte gegen den verbreiteten Schmuggel, gegen Steuerhinterziehung, gegen Korruption und den moralischen Verfall im Adel. Seine große Stunde kam, als die französische Revolution ab 1789 Europa erschütterte. Plötzlich war der unterdrückte »Dritte Stand« eine Macht, der die alte Ordnung in Frage stellte und ihre Abschaffung betrieb.
Königin Maria beauftragte Pina Manique, mit aller Härte gegen revolutionäre Ideen und ihre Befürworter in Portugal vorzugehen. Der Polizeichef überzog Portugal mit einem Netz von Spitzeln, die gegen gute Bezahlung alle Abweichler, Freigeister und Aufwiegler meldeten. Bücher und Flugblätter wurden beschlagnahmt, ihre Autoren verhaftet. Hunderte landeten im Gefängnis oder wurden hingerichtet.
Pina Manique war erfolgreich. Er brachte die Rufe nach Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit zum Schweigen, und die alte absolutistische Ordnung blieb bestehen. Die Königin zeigte sich dankbar. 1791 schenkte sie ihrem Polizeichef das Dorf Alcoentrinho, westlich von Santarém. Dieser Ort lag fast genau in der geografischen Mitte Portugals, und in seinen Träumen sah Pina Manique hier schon Portugals neue Hauptstadt entstehen.
Den Anfang dazu machte er mit dem Bau eines riesigen Palastes, bei dem er sich den Palast von Mafra zum Vorbild nahm. Der Palast wurde nie fertiggestellt. Lediglich die Kirche in der Mitte wurde vollendet und ist heute die Gemeinde­kirche. Die seitlichen Flügel ragen als geisterhafte Kulisse über die niedrigen, bescheidenen Straßenzüge.
Imposant wirkt der sechseckige Kaiserplatz (Praça dos Imperadores) einige hundert Meter weiter. Heute ist er meist menschenleer, aber er sollte einst das Zentrum von Portugals neuer Kapitale werden. Vollständig gepflastert, wird er von sechs langgestreckten Gebäuden umgeben. Mitten auf dem Platz steht der prächtig verzierte Pelourinho. Nur das ehemalige Rathaus protzt mit einer reich verzierten Fassade. Die anderen fünf Riegel sind schmucklos. Die sechs Alleen, die von dem Platz abzweigen, sind nach ­römischen Kaisern benannt, enden aber schon nach zwanzig Metern in den Gassen des Dorfes.
Schon bald war Pina Manique das Geld ausgegangen. Seine Gönnerin Maria I. verfiel mehr und mehr dem religiösen Wahn. Umgeben von Teufeln und Heiligen wurde sie schließlich im Palast von Queluz eingeschlossen. Die Macht übernahm ihr Sohn Prinz João als Regent. Pina Manique verlor 1803 seine Stellung, wobei Napoleon Bonaparte die treibende Kraft gewesen sein soll. Verbittert starb Pina Manique 1806 an Krebs.
Aber auch seine andere Seite soll nicht vergessen werden. Pina Manique sorgte sich auch um arme Bauern, gründete Waisenhäuser und kümmerte sich um die Ausbildung von Jugendlichen. Ein Stadtteil Lissabons ist nach ihm benannt. Im Gedächtnis der Portugiesen aber bleibt er der finstere, effiziente Polizeichef und Geheimdienstler, der sich eine eigene Stadt schuf.
PS: Eine wundervolle Übernachtung in historischem Ambiente bietet sich auf dem etwas abseits gelegenen Weingut Quinta da Lapa.

Naturpark Ria Formosa am Algarve (Portugal)

Blick über den Lagunenstrand von Ria Formosa (Algarve)

Blick über den Lagunenstrand von Ria Formosa (Algarve) · © Catrin George Ponciano

Über die Zukunft des Naturparks Ria Formosa (Algarve)

Löst Natur-Tourismus die Probleme von immer mehr TouristInnen? · von Catrin George Ponciano

Das Archipel Ria Formosa an der Ostalgarve vereint das Meer mit der Erde, bietet Flora und Fauna einen einzigartigen Lebensraum und den Menschen eine solide Lebensgrundlage und neue berufliche Chancen. Früh am Morgen schimmert das sich seicht ins Meer ausstreckende Archipel im Sotavento milchig trüb, gletscherfarben im Dunst der sich davonstehlenden Nacht. Mittags leuchtet es unendlich tintenblau, im Licht der Nachmittagssonne schilfgrün, am Abend gülden orange. Eine milde Brise kräuselt die Oberfläche. Die Ruhe der Natur ist spürbar zum Greifen nahe: ein kleines Paradies! Vielleicht meinte António Aleixo, der Heimatdichter der Algarve, deshalb einst: »Wer hier stirbt, lebt weiter.«
1987 zum Naturpark erhoben, breitet sich das Wasserschutzgebiet im Ria Formosa-Archipel etwa 60 Kilometer entlang der Küste auf einer Gesamtfläche von 18.400 Hektar aus. Zweimal täglich schwemmt der Atlantik Meerwasser in die Lagune hinein und hinaus, gibt so die grazile Unterwasserwelt für wenige Stunden frei.
Die markant geformte Dünen-Barriere verläuft ab Faro durch fünf Landkreise, beginnend westlich von Faro im Landkreis Loulé, vorbei an Olhão und Tavira gen Osten bis an die Landkreisgrenze Tavira/Vila Real de Santo António in Cacela Velha, und schützt die Küste vor Erosion durch Meeresströmung und Wind.
Bereits beim Landeanflug auf Faro bietet die Ria einen imposanten Anblick, am Boden gewährt der Naturpark dann ­unterwegs zu Fuß bemerkenswerte Einblicke in die Biodiversität, zum Beispiel auf einem Spaziergang im eigens angelegten Parque da Reserva Natural da Ria Formosa in der Nähe des Campingplatzes von Olhão, wo Besucher auf einem eigens markierten Naturlehrpfad an Salinen vorbei zu einer noch intakten Gezeitenmühle gelangen, durch schattigen Kiefernwald wandeln und auf römische Salzbecken sowie im Schilf verborgene Vogelbeobachtungsposten stoßen.
Um den Naturpark auf eigene Faust zu Wasser zu erkunden, eignet sich die regelmäßig vom Kai in Olhão verkehrende Fähre zu den Inseln Armona, Farol, Deserta oder Culatra, und die in Tavira zu den Düneninseln Cabanas oder Ilha de Tavira. Vorne am Bug der Fähre stehend, die Nase im Wind, gewinnt man rasch Abstand zum Urlaubertrubel in den Touristenhochburgen.
Authentische Mee(h)r Einblicke in die fragile Flora und Fauna des Archipels schenkt ein privat gebuchter, mehrstündiger Bootsausflug. »Am besten bei Ebbe«, sagt João Sabino, Bootseigner, Skipper, und Betreiber des Naturtourismus Unternehmens »Sabino Boattours« in Olhão. »Denn erst, wenn sich das Meer zurückzieht, wird unser Paradies wirklich sichtbar und ich kann euch sogar das Leben am Meeresboden zeigen, wenn wir durch noch völlig unberührtes Marschland steuern«, lächelt er. Der Sohn einer Fischerfamilie geht dem Geschäft am Arbeitsplatz Meer seit seinem zwölften Lebensjahr nach. João weiß genau, wo es die besten Krebse gibt, wo die größten Lagunenherzmuscheln »wachsen« oder die fleischigsten Herzmuscheln im Sand verborgen liegen, denn er hat als Muschelbauer gearbeitet, bevor er sein Unternehmen gründete. Der Kapitän kennt die Verstecke der ­Seepferdchen-Kolonien und jeden Priel zwischen den Inseln. Unterwegs zeigt João seinen Gästen die spannendsten Stellen zum Schnorcheln oder wo Löffler nisten. Gewusst wie, sammelt er Seesterne, Seeigel und Seegurken zum Anschauen und hinterher wieder ins Wasser entlassen. Seinen Erfahrungsschatz über das bio-kosmische Zusammenspiel in »seiner« Ria vermittelt er spielerisch und mit großer Hingabe zum Detail, sammelt ganz nebenbei jeden Tag Plastikmüll aus dem Meer, während er sein komfortabel ausgestattetes Boot mit einer Hand souverän durch die mäandernde Lagune steuert.
»Wichtig für sauberes Wasser in der Lagune sind die Salz-Schlickgras-Weiden«, erklärt er. Die Halme heißen Spartina ­anglica. Sie wachsen moosgrün störrisch kräftig dicht an dicht am Meeresboden und wandeln Monoxid mittels Photosynthese in Sauerstoff um. In diesen Seegrasweiden fühlt sich der Mini-Dinosaurier Cavalo Marinho ganz besonders wohl. Der knorpelig possierliche See­pferdchen Jurassic-Geselle hat hier in der Ria keine natürlichen Feinde, pflanzt sich gefahrlos fort und zählt mit der hiesig heimischen Population zu den größten Seepferdchen-Kolonien der Welt.
Heutzutage hat das biologische Gleichgewicht in der Lagune eine andere Priorität als früher. Die Fischergemeinschaft hat erkannt, dass sie ihre Ria nicht grenzenlos ausbeuten kann, sondern mit sensibel durchdachten Projekten die Umwelt schonen muss, um auch künftig von den Ressourcen ihrer Ria profitieren zu können. Dazu zählen zum Beispiel Kinderstuben und Aufzucht-Sandbänke für Schaltiere und Austern, sowie streng kontrollierte Schonzeiten für gewisse Muschelsorten und Fischarten, damit sich ihr Bestand nicht weiter dezimiert, sondern behutsam erholt. Bereits die Phönizier wussten sich die natürliche Kraft der Gezeiten zunutze zu machen und legten Meersalz-Salinen an, die den Salzbauern bis heute das begehrte weiße Gold nachhaltig bescheren. Die Römer bauten die weiterverarbeitende Indus­trie sowohl für Fischpasteten auf als auch für den begehrten Meeresschinken Muxama vom Thunfischfilet. Ansässige Fischer entwickelten spezielle Fischfallen für den Thunfischfang, Muschelbauern legten Muschelfelder für Schaltiere an. Somit sorgen die endogenen Ressourcen seit über 2500 Jahren für solide Einkommensquellen. Mit dem neuen Markt-­Sujet Naturtourismus bietet die Ria ­Formosa berufliche Alternativen zum ­Fischfang und jungen Salzbauern völlig neue Zukunfts-Perspektiven, so dass sie nicht abwandern müssen. Dank aktiv umwelt­orientierten Unternehmern wie João ­Sabino wird auch der Blick des ­Besuchers für die fragile Biodiversität sensibilisiert. Sie tragen als Kunden dazu bei, dass die historisch begründete ­Lebensform im Archipel erhalten wird und das Paradies paradiesisch bleibt.

TIPPS
Sabino Boattours – Naturtourismus Ria Formosa:

www.sabinoboattours.com/en/

Spazierwege-Beschreibungen mit Karte finden Sie hier:
www2.icnf.pt/portal/turnatur/visit-ap/pn/pnrf

Parque da Reserva Natural da Ria Formosa
www.olhao.web.pt/parquenatural.htm

Denkmal für die Opfer des Kolonialismus

Die Schattenseite der Entdeckungen

Für die Opfer des portugiesischen Kolonialismus soll es endlich ein Denkmal geben · von Vasco Esteves

Ich bin als Flüchtling nach Deutschland gekommen, weil ich mich weigerte, an den Kriegen Portugals gegen die Befreiungsbewegungen in »unseren« Kolonien in Afrika teilzunehmen …
In Portugal gibt es viele Denkmäler für Kriegsopfer. Mich hat immer gestört, dass es dort kein Denkmal für die Opfer der eigenen Diktatur gibt und − noch schlimmer − für die afrikanischen Opfer unserer Kolonialkriege: ein unverzeihliches Manko angesichts des unendlichen Leidens der schwarzen Bevölkerung unter portugiesischer Herrschaft!
Portugal hat nicht nur die Afrikaner in ihrer Entwicklung gebremst und ausgebeutet, sondern sie auch in ihrer Würde verletzt und oft mit Gewalt bekämpft − militärisch oder durch Sklaverei. Zwischen 1501 und 1866 sind ungefähr 12,5 Millionen Sklaven von Afrika nach Amerika verschifft worden. Die Hälfte davon wurde von Portugiesen nach Brasilien gebracht! Portugal beschäftigte sogar Sklaven als Handwerker, Fischer oder Bauern auf dem eigenen Festland!
In diesem Jahr wird in Lissabon endlich ein Denkmal für die Opfer der Sklaverei und des Rassismus errichtet. Leider nicht ganz freiwillig und offiziell, sondern auf Initiative des Vereins DJASS, der Afrodeszendenten in Portugal, mit Unterstützung der Lissaboner.
Beatriz Gomes Dias, Vorsitzende des DJASS-Vereins: »Mit diesem Denkmal wollen wir einen Dialog eröffnen und unbekannte Geschichten erzählen. Es ist wichtig anzuerkennen, dass der Glanz Portugals zum größten Teil dem Sklavenhandel zu verdanken ist.«
Das Denkmal soll nun auf dem Platz »Ribeira das Naus« gleich neben der »Praça do Comércio« in Lissabon errichtet werden, genau dort, wo damals der Hauptsklavenmarkt Lissabons war.
Schwarze Sklaven in Lissabon: Anhand der folgenden drei Beispiele soll gezeigt werden, dass die Afrikaner schon immer gegen die Fremdherrschaft der Portugiesen gekämpft haben und sich dabei oft heldenhaft verhalten haben.

Nzinga Mbandi
Die angolanische Königin Nzinga Mbandi bot schon im 17. Jahrhundert der Kolonialmacht Portugals die Stirn. Sie lebte von 1583 bis 1663 im heutigen Angola. Das war am Anfang der portugiesischen ­Kolonisierung, in einer Zeit, in der das Geschäft mit der Sklaverei aufblühte… Angefangen hat Nzinga Mbandi als Diplomatin. Sie war bekannt für ihren Stolz und verhandelte immer auf Augenhöhe mit den Portugiesen. 1623 bestieg sie für 40 Jahre den Thron des Ndongo-Königreiches und wurde gleichzeitig Führerin und Mitkämpferin der Armee, die Widerstand gegen die Besatzer leistete. Ein Friedensvertrag, den Mbandi 1622 mit den portugiesischen Machthabern ausgehandelt hatte, wurde kurz danach von den Portugiesen gebrochen, weswegen sie sich mit den Holländern gegen die Portugiesen verbündete.
In ihren Methoden war sie manchmal skrupellos und handelte teilweise selbst mit Sklaven. Nzinga Mbandi konnte portugiesisch sprechen, lesen und schreiben und beherrschte auch mehrere native Sprachen.
Die UNESCO hat (allerdings nur auf Portugiesisch und Englisch, nicht auf Deutsch) eine PDF-Datei mit der Geschichte dieser angolanischen Königin in Zeichentrick-Format herausgebracht: Download unter http://unesdoc.unesco.org/images/0023/002309/230931por.pdf

Ngungunhane
Der Bantukönig Ngungunhane führte im 19. Jahrhundert das zweitgrößte afrikanische Imperium. Auf Wikipedia steht über ihn: »Er war von 1885 bis 1895 König von Gaza, dem letzten großen, unabhängigen Bantu-Königreich im heutigen ­Mosambik. Erst ein Vasall des portugiesischen Königs, rebellierte er später ­gegen die portugiesische Obrigkeit«. Ngungunhane war Führer des zweitgrößten afrikanischen Imperiums im 19. Jahrhundert in Afrika, also kein kleiner oder unbekannter Stammesführer!
Er hatte einen Pakt mit den Portugiesen geschlossen, fiel aber in Ungnade, als er anderen afrikanischen Stämmen, die gegen die Portugiesen rebelliert haben, Schutz gewährte. Die portugiesische Kolonialmacht schickte Truppen gegen ihm. Er verlor mehrere Schlachten und suchte schließlich Zuflucht in seiner eigenen heiligen Stadt »Chaimite«, wo er von den Portugiesen festgenommen wurde. Weil er aber in Europa schon sehr bekannt war, wurde er nicht − wie in solchen Fällen üblich − einfach erschossen, sondern zuerst nach Lissabon gebracht, wo man ihn auf demütigende Weise als »Trophäe« präsentierte: Er wurde in einem Käfig durch Lissabon gekarrt und später im botanischen Garten von Belém wie in einem Zoo ausgestellt. Danach brachte man ihn auf die Azoren-Inseln ins Exil, wo er 1906 starb. 1985, zehn Jahre nach der Unabhängigkeit Mosambiks, wurde Ngungunhanes Leichnam endlich nach Mosambik gebracht, wo er als Held empfangen wurde.
Ich erinnere mich noch, dass in den Geschichtsbüchern zu meiner Kindheit in Portugal Ngungunhane als Beispiel aufgeführt wurde, wie die Portugiesen die »wilden« Afrikaner »domestizierten«, das heißt: mit vielen Toten und »militärischen Erfolgen«, um so die Überlegenheit der »weißen Rasse« zu demonstrieren. Und gleichzeitig predigte uns die Katholische Kirche in Portugal damals, dass alle Menschen, egal von welcher Farbe, vor Gott gleich seien!

Amílcar Cabral
Amílcar Cabral war der wahre Vater der Unabhängigkeit von Guinea-Bissau und den Kapverden. Er war ein Agrarwissenschaftler aus Guinea-Bissau, der später zum Unabhängigkeitskämpfer und charismatischen Führer der PAICG (Afrikanische Partei für die Unabhängigkeit von Guinea und Kap Verde) wurde. Er war auch populär als Dichter und Theoretiker der Entkolonialisierung. Er veröffentlichte mehrere Schriften, die sogar ich damals als oppositioneller Student in Portugal mit Begeisterung gelesen habe: Als »portugiesischer Frantz Fanon«, plädierte er für Blockfreiheit und bekam auf der internationalen Bühne viel Anerkennung. Er war Mitglied in der Sozialistischen Internationale und befreundet mit wichtigen Sozialisten aus Europa wie Olof Palme oder Francois Mitterand).
Ein Zitat von Amílcar Cabral: »Wenn in Portugal ein Regime herrschen würde, das bereit wäre, die Zukunft und den Wohlstand des portugiesischen und auch unseres Volkes gleichberechtigt aufzubauen, also in absoluter Gleichheit, das heißt wo zum Beispiel der Staatspräsident auch aus Guinea oder Kap-Verde stammen könnte, und dasselbe für alle andere staatlichen Stellen gelten würde, dann gäbe es für uns keine Notwendigkeit, für Unabhängigkeit zu kämpfen. Wir wären nämlich alle schon unabhängig, und das sogar in einem aus historischer Perspektive viel größeren und vielleicht effektiveren menschlichen Rahmen.«
Er wurde 1973 in Guinea-Conakry im Rahmen eines misslungenen Putsches innerhalb der PAIGC ermordet. Man vermutet die Auftraggeber hinter diesem Mord aber in der portugiesischen Geheimpolizei PIDE. Trotzdem war der Befreiungskampf in Guinea-Bissau schon damals so weit fortgeschritten, dass das Land noch im gleichen Jahr seine Unabhängigkeit von Portugal erklärte!
Schlusswort: Die Nelkenrevolution am 25. April 1974, welche den Portugiesen wieder Freiheit und Demokratie brachte, ist gewissermaßen auch in den portugiesischen Kolonien entstanden, weil die ­afrikanischen Völker sich erfolgreich gegen den portugiesischen Kolonialismus und Faschismus gewehrt haben. Deswegen bin ich meinen afrikanischen Brüdern für immer dankbar: Sie haben nicht nur für ihre eigene Freiheit, sondern auch für unsere gekämpft!

VASCO ESTEVES kommt 1969 aus politischen Gründen von Portugal nach Deutschland. Als Mathematiker arbeitet er 30 Jahre in der IT-Industrie im Rhein-Main-Gebiet. Ab 2007 fängt er eine zweite Laufbahn als Theaterschauspieler an. Seit 2009 lebt er in Berlin und ist Mitglied der DPG. Seine damalige Flucht nach Deutschland hat sein Leben komplett verändert − und ist Motivation für diesen Artikel.

INFORMATIONEN
https://lisboaafricana.com/tag/djass-associacao-de-afrodescendentes/ https://www.facebook.com/­memorialescravatura/

Jahrestagung der DPG 2018 in Düsseldorf

 
Grafik der Silhouette von Düsseldorf

Silhouette von Düsseldorf · © JiSign-stock.adobe.com

Einladung zur Mitgliederversammlung in Düsseldorf (19.10.–21.10.2018)

 

TAGUNGSHOTEL
CVJM Düsseldorf Hotel & Tagung · Graf-Adolf-Straße 102, 40210 Düsseldorf
Tel.: +49 211 172 85-0 · Fax: +49 (0) 211 172 85-44 
www.cvjm-duesseldorf-hotel.de

FREITAG, DEN 19.10.2018

Individuelle Anreise ins Hotel
16.00 Uhr  Präsidiumssitzung im Hotel
18.00 Uhr  Treffpunkt Hotellobby zum Get together und Abendessen: Fahrt mit der U 79 ab Düsseldorf Hbf Richtung Neuss bis zur Haltestelle Tonhalle. Dann 5 Minuten Spaziergang.
18.30 Uhr  Get together im Gewölbekeller 1641  »Vinho de Portugal«, Altestadt 6−8: Carlos Manuel Lopes Qiuintas erwartet Sie im ältesten privaten Gewölbe in Düsseldorf − direkt neben der Basilika St. Lambertus − zu einem Umtrunk mit Sekt, Orangensaft und Wasser. Auf Einladung des Landesverbandes NRW!
19.30 Uhr  Fahrt zum Abendessen: Fußweg bis Haltestelle Tonhalle und von dort mit der U79 in Richtung Vennhausen bis U-Bahnhof Oststraße
20.00 Uhr  Abendessen in der Hausbrauerei Schumacher (Selbstzahlerbasis), Oststraße 123, 40210 Düsseldorf, T: +49 (0) 211 828 9020: Seit über 175 Jahren steht der Name SCHUMACHER in Düsseldorf für bestes Altbier und traditionelle Gastfreundschaft. Genießen Sie den ersten Abend der DPG-Jahrestagung in stimmungsvoller Atmosphäre und genießen Sie leckeres Essen bei einem frischen Glas SCHU­MACHER ALT.

SAMSTAG, DEN 20.10.2018

09.30 Uhr  Treffpunkt Lobby CVJM Hotel 

Alternative A
10.00 Uhr  Teilnahme am IV. Kolloquium der Initiative ­Lisboa-Düsseldorf im Stadtmuseum zum Thema »Die soziale Stadt« − u.a. mit Vorträgen zur Sebastianus-­Schützenbruderschaft Düsseldorf und Casa Misericordia Lisboa: Mit der Tram 709 ab Stresemannplatz bis Haltestelle Poststraße, Fußweg zum Stadtmuseum, Berger Allee 2, 40213 Düsseldorf, ­T: +49 (0) 211 899 6170 
Die Initiative Lisboa-Düsseldorf/A Iniciativa ­Lisboa-Düsseldorf: Anlässlich der 150-jährigen Wiederkehr der Heirat der Düsseldorfer Prinzessin Stefanie von Hohenzollern-Sigmaringen mit dem portugiesischen König Pedro II. 1858 hat sich aus kulturinteressierten Bürgerinnen und Bürgern der Aktionsgemeinschaft Düsseldorfer Heimat- und Bürgervereine der Freunde Lissabon eine Initia­tive gegründet, die sich zum Ziel gesetzt hat, auf der Basis der geschichtlichen Verbindung von Düsseldorf und Lissabon den kulturellen Austausch zwischen beiden Städten zu fördern. 

Alternative B
10.00 Uhr  Individueller Bummel über die Königsallee, durch die Altstadt, an den Kö-Bogen zum Carlplatz (Markt); U-Bahn ab Hauptbahnhof bis Kö / Steinstraße oder Heinrich-Heine Allee

Beginn Tagungsprogramm
13.00 Uhr  Mittagessen im Hotel: 3-Gang SB-Buffet und 1 Glas ­Mineralwasser
13.30 Uhr  Begrüßungskaffee/Check in vor dem Tagungsraum
14.00 Uhr  Beginn der Mitgliederversammlung im Raum Paris
15.30 Uhr  Kaffeepause mit Kuchen
18.00 Uhr  Ende der Tagung 
19.00 Uhr  Treff in der Hotellobby und Fahrt zum Restaurant Cave Tapas: Fahrt mit der U79 Richtung Vennhausen bis H Kettwiger Straße, Fußweg (ca. 350−400m) zum Cave Tapas, Erkrather Straße 218 b, 40233 Düsseldorf, T: +49 (0) 211 879 312 70 
20.00 Uhr  Abendessen (Geschlossene Gesellschaft) auf Einladung der DPG (Getränke Selbstzahler): Das Cave Tapas ist ein gemütlicher Treffpunkt und ein ­Restaurant mit echtem portugiesischem Lebensgefühl. 

SONNTAG, DEN 21.10.2018

09.30 Uhr  Treffpunkt Lobby CVJM Hotel
10.00 Uhr  Stadtrundfahrt im HopOn/HopOff City Tours ab Touristeninformation am Hauptbahnhof: Die ca. 1,5-stündige Fahrt führt Sie rund um und durch die Innenstadt der pulsierenden Metropole am Rhein. Das moderne HopOn-HopOff-Konzept ermöglicht es Ihnen, an jedem Haltepunkt auszusteigen und Ihre Lieblingsplätze in Ruhe zu entdecken. Über Kopfhörer (zehn Sprachen) erfahren Sie während der Tour mehr über die Sehenswürdigkeiten der Stadt.
12.00 Uhr  Ende der Tagung und individuelle Abreise 

Lage des Tagungshotels und Anreise: Das Tagungshotel liegt nur 200 Meter vom Düsseldorfer Hauptbahnhof entfernt. Es ist ein 3-Sterne Hotel mit Komfort bei relativ moderaten Preisen. 

Anreise mit der DB: Das CVJM Hotel hat für seine Hotel­gäste einen Vertrag mit der Deutschen Bahn, mit dem diese besondere Sparpreise für DB-Tickets in Anspruch nehmen können. Falls Sie mit der Bahn anreisen möchten, kontaktieren Sie bitte das Hotel wegen dieser Vereinbarung. 

VRR–Ticket: Alle Hotelgäste, die im CVJM Hotel übernachten, erhalten darüber hinaus unentgeltlich ein VRR–Ticket zur Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel im gesamten VRR–Raum (Regionalbahnen, S-Bahnen, U-Bahnen und Stadtbusse).   

Anreise per Flugzeug: Wenn Sie per Flug zur Tagung anreisen und im Tagungshotel übernachten, wird Ihnen auf Anfrage das VRR Ticket vorab per Post zugesandt, damit Sie mit der S11 vom Airport bis Düsseldorf Hauptbahnhof fahren können.

Anreise mit dem PKW: Für PKW–Nutzer ist das Parkhaus Grupellostraße / Ecke Karlstraße, ca. 300m vom Hotel entfernt, geeignet. Die Parkgebühr beträgt 7 € pro Nacht. 

Kosten:
EZ inkl. Frühstück pro Nacht: 53,10 € 
DZ inkl. Frühstück pro Nacht: 71,10 € 
Die Preise verstehen sich pro Zimmer und Nacht inklusive Frühstücksbuffet, Service und der gesetzlichen Mehrwertsteuer.

Bitte buchen Sie gleich Ihr Zimmer, das Abrufkontingent »DPG 2018« gilt nur bis zum 15. September 2018

 
 

Nordportugal: Surfen über Bergkiesel

Foto vom Naturbad in Parada de Bouro

Naturbad in Parada de Bouro ·© Ana Carla Gomes Fedtke

Surfen über Bergkiesel

Eberhard Fedtke und Ana Carla Gomes Fedtke

Die Strände Portugals sind berühmt dafür, dass sie exzellente Bedingungen für außergewöhnliches Wellenreiten bieten. Der meist bekannte Ort befindet sich am Nordstrand von Nazaré, wo im November des vergangenen Jahres ein neuer fulminanter Rekord von einem brasilianischen Surfer aufgestellt wurde, welcher die seit jeher größte Welle mit 24,38 Metern ritt. Eine fantastische »Show« für ein fasziniertes Publikum, auch eine gute Dosis Mut für diejenigen Sportler, die wahrhafte Akrobatenstücke im Meer aufführen. Jedes Mal bedeutet es in der Tat eine Höchstmenge an Adrenalin sowohl für den, der sich diesen waghalsigen radikalen Sportaktivitäten hingibt, wie auch für den, welcher »open air« diese Ekstase von fester Erde aus miterlebt.
Portugal bietet nicht nur gute Gelegenheiten für Surfen auf gigantischen Wellen an seinen Stränden. Die Täler des Minho beispielsweise haben Naturschwimmbäder, ausgestattet mit einer Ansammlung von Felssteinen, minutiös geformt und gerundet durch die Natur, Zeugnis einer Milliarden von Jahren andauernden Bearbeitung, auf deren Kämmen man surfen kann, und dies nicht weniger spektakulär und gefährlich als im Meer.
Besuchen wir drei Bäder inmitten originärer und wilder Täler. Vorab erforschen und akzentuieren wir, was für diese Orte typisch ist, sei es ein bevorzugter touristischer Zielpunkt zu sein oder eine kulturelle, soziale oder ökonomische Sonderstellung in der Region oder in den Gemeinden zu genießen.
Wir sprachen mit Besuchern, Nachbarn und Anwohnern, auch mit Verantwortlichen der Gemeindeverwaltungen. Interessanterweise ist die Beschreibung stets gleichförmig: es handelt sich um Naturreservate, bewahrt in ihren unberührten Strukturen, ausgestattet mit einer
Polyphonie aus Einsamkeit, Ruhe und Bergaromen, ohne Rückgriff auf irgendwelche baulichen Zusätze ausser der Anlage von Sicherheitstreppen eines gefahrlosen Zu- und Abgangs für diese exponierten Orte. Es finden sich keine Bewachungsdienste.
Die Nutzer sind in ihrer Mehrzahl Einzelgänger und Liebhaber der Ruhe, der Monotonie des Meeres und menschenüberfüllten Stränden entfliehend, diese getränkt mit 24-stündigem Lärm einer turbulenten, animierenden Touristik-Industrie, dafür eine erlesene Befindlichkeit mit der seltenen Magie einer faszinierenden Natur von gigantischen Steinen inmitten von Wasserkaskaden zu suchen, eine erholsame Gegenwelt für ein Wochenende. Der Heilwert dieser Wasseranlagen, dem eigentlichen Publikum nicht als medizinische Quellen gegenwärtig, kann mit demjenigen der therapeutischen Thermen des nahen Gêres verglichen werden. Wie auch immer.
Viele Touristen verknüpfen einen Tag im Minho mit einem Ausflug in die Berge. Das Minho offeriert hunderte von Kilometern intimer Wanderwege, einbegriffen antike Pfade mit dem Charme glorreicher römischer Zeiten. Baden in reinsten Bergwassern und zugleich eine Bergwanderung zu unternehmen, ist für viele eine feste Tagesformel. Die Gemeinverwaltungen bieten gute Parkmöglichkeiten, bemängeln lediglich, dass Gegebenheiten für das Einsammeln von Müll nicht verknüpft sind, ein Umstand, der dem Schutz der Umwelt abträglich ist. Das Minho wird jedes Wochenende von Besuchern aus dem Unterland überflutet, wobei in dieser wöchentlichen Welle die Anzahl derer, welche die gewisse Mikrokosmoswelt der Wasserkaskaden bevorzugt, glücklicherweise nicht nennenswert ist.
Der erste Ort unserer Auswahl wird von der Quinta da Luz besetzt, gelegen in Parada de Bouro. Wir fahren am Kreisel von Cerdeirinhas an der Nationalstraße 103 los (30 Kilometer von Braga entfernt) und begeben uns in Richtung Parada de Bouro. Nach 10 Minuten, immer geradeaus, den Staudamm des Sees von Caniçada rechts liegen lassend, kommen wir zur Einfahrt der Quinta da Luz, parken unseren Wagen an der nahen Brücke und steigen zu Fuss zum Naturbad hinab, einem Ort mit ruhigem Wasser ohne Wasserfall, aber sehr angenehm, zwischen Felsen
zu schwimmen.
Der zweite Ort ist die Cascada do Tahiti. Ausgehend von Cerdeirinhas fahren wir in Richtung Gêres, überqueren die beiden Brücken am Kreisverkehr von Terras de Bouro und setzen unsere Fahrt in Richtung Gêres fort, bis wir nach rechts gen Ermida abbiegen. Dort können wir, bevor wir Richtung Montalegre weiterfahren, einen Stop an der Cascata do Arado einlegen, einem spektakulären, steil abfallenden Wasserfall mit einer Höhe von 90 Metern, jedoch ohne Möglichkeit zum Baden, was wir einige Kilometer weiter unterhalb an der Cascada do Tahiti können, einem Ort, der durch seine Wasserfälle in Etappen wahrhaft beeindruckend, zudem bekannt ist für seine tödliche Gefahr, falls insbesondere jemand versucht, das Tal auf den glitschigen Steinen zu überqueren.
Unser drittes Objekt befindet sich nahe der spanischen Grenze, wo wir den Platz Portela do Homem besichtigen können. Wir wählen denselben Anfahrtsweg wie beim zweiten Ziel, bleiben aber stets Richtung Gêres, durchqueren den Ort und biegen Richtung Spanien ab. Nach einer fabelhaften Fahrt durch eine komplett unberührte Natur kommen wir an einem natürlichen Wasserloch an, der Cascata do Rio do Homem, wo wir einen enormen Wassersturz bewundern können sowie viele sichere Plätze, ein erquickendes Bad im klaren, aber kühlen Bergwasser nehmen zu können.
Es lohnt, den Besuch der Cascata do Rio do Homem mit einem Besuch der bekannten »banheira de água quente« von Torneros in Spanien zu verbinden, einige Kilometer über die Grenze weiterfahrend. Dieses grosse Freibad ist gut sichtbar am Eingang von Torneros, mit freiem Zugang für die Öffentlichkeit. Mithin kann die Tagesplanung eine sehr effiziente spanisch-portugiesische Behandlung mit heissem Wasser in Torneros und kühlem Wasser an der Cascata do Rio do Homem bedeuten. Kostenlose Natursauna.
Mentale Begeisterung und aussergewöhnliche Faszination sind es, so begeistern sich und schmunzeln die Liebhaber und Experten des Wellenreitens. Sie reden von einer magischenSensibilität nackter Füsse, ohne Flügel über das Meer oder die runden Steine der Berge zu fliegen, keinerlei intellektuelle Vorbehalte hegend, aber mit starkem Herzen.
Eine universelle Vergnügen für Abenteurer, so scheint es.

Catrin George Ponciano: 111 Orte am Algarve

Buch-Cover 111 Orte an der Algarve · © Emons Verlag

Buch-Cover 111 Orte an der Algarve · © Emons Verlag

111 Orte am Algarve

Anmerkungen zu Catrin George Poncianos Buch über interessante Orte am Algarve · von Andreas Lahn

Keine Angst: Sie müssen nicht 111 Orte angucken, um den Algarve zu verstehen! Alle von Catrin George Ponciano vorgestellten Orte sind speziell, zum Teil skurril − und deshalb nur für Menschen mit Vorlieben für das Besondere interessant. Wer keine Bücher mag, wird nicht nach Aljezur fahren, um sich die wundervolle Bücherei von Berenike Jacob anzusehen. Alle anderen werden begeistert sein und gerne in den deutsch- und portugiesischsprachigen Büchern stöbern. Hier gibt es Infos, Internet, Lesungen, Vorträge etc. und deshalb ist die Bücherei »eine Stätte der Begegnung zwischen Büchern, Menschen und Sprachen«, wie Berenike Jacob es treffend auf den Punkt bringt.
Wollen Sie wissen, wo »romantische Kreisverkehre« sind, warum es die Santa-Casa-Lotterie gibt, was es mit der Knochenkapelle in Alcantarilha auf sich hat, wo die Eselsfarm, das Goldgras-Dorf und der Gockelstein sind, dann stöbern Sie in diesem kurzweiligen Buch.
Das Konzept dieser Buchreihe ist immer gleich: Auf der linken Seite steht der Text und auf der rechten sind ein großes Foto, Adresse, Anfahrt und Tipps. Sie müssen das Buch nicht von vorne bis hinten lesen, sondern können sich jeweils auf die Orte konzentrieren, in deren Nähe Sie sich gerade aufhalten. So lassen sich spontane Besuche realisieren. Wenn Sie zum Beispiel nach Monchique wollen und sich für Algen interessieren, planen Sie kurzfristig einen Besuch der Spiru­lina-­Farm ein. Das geht auch mit dem Obelisk in Faro, den Rittern aus Stahl in Castro Marim und den Petence-Spielfeldern in Fuseta. Sie mögen Skurriles? Na, dann nichts wie los zum Dorf der Henker.
Es gibt viele Artikel aus der Geschichte des Algarve, zum Anfassen sozusagen. Manches ist bloßes Wissen oder mittlerweile auch bereits Geschichte wie zum Beispiel die alten Sardinen-Fabriken in Portimão, anderes erzählt die Herkunft wie die Geschichte zur versteinerten ­Träne, dem »Pedra Mourinha«, einem riesigen Felsen, der wie eine Träne aussieht. Am Algarve tauchen häufig Namen auf, die auf alten Traditionen beruhen. So auch die Geschichte zum Namen von Olhos de Água, eines Strandes, der östlich von Albufeira liegt: »Ganz vorn am Ende der Felsenwiese blubbert Wasser aus dem Sand empor. Das sieht aus, als hätte das Meer Augen, die weinen, und deswegen heißt der Strand Olhos de Água − Meer-­Augen.« (S. 18)
Wenn Sie sich für die Eigenarten des Algarve interessieren, werden Sie zum Beispiel im Artikel über die Korkfabrik von São Brás de Alportel fündig. Schließlich wird seit über 2000 Jahren mit Kork gehandelt. Und Kork ist nicht nur auf Weinflaschen zu finden, sondern ist ­sowohl wertvoller Baustoff als auch Material für exklusive Mode-Accessoires wie Handtaschen, Portemonnaies, Regenschirme etc. Auf einem geführten Rundgang durch die Fabrik »Novacortiça« erfahren Sie alles Wissenswerte zum Kork. Und auch ein Hinweis auf den »Rota Cortiça« ist als Tipp vorhanden.
Haben Sie schon von der Süßkartoffel »Batata Doce« gehört? Die aus Brasilien eingeführte Kartoffel wächst in der Umgebung von Rogil blendend und passt perfekt zu etlichen Gerichten. Sie möchten probieren, aber nicht lange suchen? Dann vertrauen Sie der Autorin und testen Sie das empfohlene Süßkartoffel-Restaurant.
Wie vielfältig dieses Buch ist, zeigt auch die Geschichte zu Álvaro de Campos. »Das ist doch eines von Fernando Pessoa verwendeten Heteronymen«, werden Sie jetzt vermutlich denken. Und das stimmt auch. Doch es gibt auch in Tavira eine Bibliothek, die diesen Namen trägt: Casa Álvaro de Campos. Warum das so ist, steht auf Seite 216 des Buches von Catrin ­George Ponciano.
Ich möchte dieses kurzweilige Buch allen Algarve-LiebhaberInnen empfehlen. Stürzen Sie sich auf die spannenden Geschichten und freuen Sie sich auf Orte, die Sie ohne die Fleißarbeit der Autorin vermutlich nie kennengelernt hätten.

111 Orte an der Algarve, die man gesehen haben muss
mit zahlreichen Fotos · Emons Verlag, Köln · ISBN 978740803629 · 240 Seiten · 16,95 €

Lesungen mit Catrin George Ponciano

ALBUFEIRA-GALÉ
20.12.2018, 16 Uhr
Moderation: Georg Franzky Cabral
Hapimag-Resort, Lounge Bar
Rua da Torre Velha
Albufeira
Eintritt frei; Nicht-Hotelgäste willkommen
Info und Anmeldung: 00351-969052712
E-Mail: catringeorge@yahoo.de
Weitere Informationen

Werner Schümann ist tot

Die Deutsch-Portugiesische Gesellschaft e.V. trauert um ihr Ehrenmitglied Werner Schümann. Er verstarb im Alter von 94 Jahren am 30. März 2018 in seiner Heimatstadt Hamburg.

Seine Kontakte zu den portugiesischsprachigen Ländern pflegte er sein Leben lang, sowohl beruflich im Im- und Exportgeschäft als auch im privaten Leben. Seit dem 1. Februar 1965 gehörte er der Deutsch-Portugiesischen Gesellschaft an. 1978 rief er den Landesverband Hamburg ins Leben, den er bis 1994 erfolgreich als Präsident führte. Unvergessen bleiben mehr als 200 Veranstaltungen, die er mit hanseatischem Verstand und portugiesischem Herzen organisierte. In dieser Glanzzeit deutsch-portugiesischer Freundschaft vermochte er es, bei Deutschen und Portugiesen die Begeisterung für unser Partnerland zu wecken und zu erhalten.

Wir denken mit Dankbarkeit und Bewunderung an einen großen Freund Portugals. Unser Mitgefühl gilt seiner Ehefrau Anny und seiner Familie.

Muito obrigado, Werner !

Michael W. Wirges, Präsident der DPG
Harald Heinke, Ehrenpräsident der DPG

Berlin, 31. März 2018

Teilen Sie diese Nachricht bitte in Ihrem Umfeld und nutzen Sie das Kommentar-Feld gerne für Ihre Anteilnahme und Beileidsbekundung. Vielen Dank!

Portugal ist 2021 Gastland der Leipziger Buchmesse

Pressemitteilung der Botschaft Portugals
Portugal nimmt in diesem Jahr zum dritten Mal in Folge an der zweitgrößten Buchmesse Deutschlands und einer der wichtigsten Europas teil und wird im Jahr 2021 Gastland der Leipziger Buchmesse sein.

Bei der Leipziger Buchmesse 2018, die zwischen dem 15. und 18. März stattfindet, werden die portugiesischen Schriftsteller Almeida Faria, Isabel Figueiredo, Rui Cardoso Martins, Miguel-Manso und Marta Chaves anwesend sein; die Kapverdier Arménio Vieira (Camões-Preis 2009) und Filinto Elísio; ebenso Bernardo Carvalho, der brasilianische Schriftsteller, der bereits zweimal mit dem Jabuti-Preis ausgezeichnet wurde, und Ricardo Domeneck, der seit 2002 in Berlin lebende brasilianische Lyriker und Übersetzer. Kalaf Epalanga (Schriftsteller und Musiker aus Angola, der in Lissabon und Berlin lebt) wird an einem Gespräch über portugiesischsprachige Literatur teilnehmen. Darüber hinaus wird die erste deutschsprachige Ausgabe der Autorin Hélia Correia (Camões-Preis 2015) vorgestellt, die auch aus ihrer Anwesenheit auf der Leipziger Buchmesse 2016 resultiert. Diana Gomes Ascenso, Wissenschaftlerin an der Freien Universität Berlin, stellt ihre Dissertation “Resistência Poética no Estado Novo – A Poesia de Sophia de Mello Breyner Andersen” im Gespräch mit Prof. Dr. Verena Dolle von der Universität Gießen vor, die dem literarischen Werk von Sophia de Mello Breyner gewidmet ist, einer der größten Namen der portugiesischen Literatur. Die Autorin wurde 1999 mit dem Camões-Preis ausgezeichnet, eines ihrer Werke wurde in Deutschland veröffentlicht, weiterhin sind ihre Gedichte in einigen Anthologien zu finden.

Die Planung und Koordination der portugiesischen Teilnahme an der Leipziger Buchmesse liegt in der Verantwortung des Camões – Instituto da Cooperação e da Língua und der Botschaft von Portugal in Berlin.

Die Präsenz auf der Leipziger Buchmesse ist eine Initiative im Rahmen der Auswärtigen Kulturpolitik Portugals, bei der das Camões – Instituto da Cooperação e da Língua, die DGLAB – Direção Geral do Livro, dos Arquivos e das Bibliotecas (Ministerium für Kultur), die Calouste Gulbenkian Stiftung, die EGEAC – Empresa de Gestão de Equipamento e Animação Cultural/Casa Fernando Pessoa, und verschiedene portugiesische und deutsche Verlage kooperieren.

Portugal war im Jahr 2016 zum ersten Mal auf der Leipziger Buchmesse vertreten. Dieser Auftritt erfolgte im Rahmen der Arbeit der Botschaft von Portugal in Berlin im Bereich der Literatur und des Buches. Dazu gehören zum Beispiel auch die Einladung von deutschen Verlagen zur Lissaboner Buchmesse; die Verleihung eines Residenzstipendiums an Schriftsteller; ein Programm mit Lesungen auf der Frankfurter Buchmesse sowie eine enge Zusammenarbeit mit Verlegern, Übersetzern und Literaturfestivals in Deutschland.

Die Leipziger Messe, die aus historischen Gründen seit Jahren auf die Literatur aus Mittel-, Ost- und Südosteuropa ausgerichtet ist, gewinnt zunehmend eine internationale Ausrichtung: Die Messe hatte zuletzt 2493 Aussteller aus 43 Ländern, 285.000 Besucher, davon 206.000 auf der Messe und 79.000 bei Leipzig Liest, sowie 56.500 Fachbesucher. Mehr als 3000 Journalisten berichten über die Messe- und Parallelveranstaltungen.

Mit über 10.000 Übersetzungen, die jährlich veröffentlicht werden, ist der deutsche Buchmarkt einer der größten der Welt.

Lissabon, 15. März 2018

Koch aus Leidenschaft: Interview mit Luis Ehlert

 

Foto von Luis Ehlert (»Insider Cooking«)

Luis Ehlert von »Insider Cooking« · Foto © Yara Ehlert

»Kochen ist meine Leidenschaft!«

Luis Ehlert über die portugiesische Küche, seine Kochkurse in Penedo und was er weder kochen noch essen mag • Fragen von Andreas Lahn

Hallo Luis, wie findest du ein Restaurant, wenn du auf Reisen bist und Hunger hast: Gehst du in das erstbeste, auch auf die Gefahr hin, enttäuscht zu werden?
Luis Ehlert: Nein, ich habe das Glück, dass meine Frau sich vorher erkundigt und gute Restaurants an der Strecke bucht. 

Das ist ja clever. Aber weißt du immer schon vorher, wo es lang geht?
Es ist selten der Fall, dass wir nicht vorher wissen, wo es hingeht. Wir waren zum Beispiel gerade in Aveiro. Da haben wir uns auch vorher erkundigt und sind nicht enttäuscht worden. Das war super!

Da kommt die Leidenschaft des Kochens voll zur Geltung. Wenn man ein bestimmtes Niveau erreicht hat, möchte man im Restaurant keine negativen Erfahrungen mehr machen?
Ja, genau! Weil wir nicht enttäuscht werden wollen, informieren wir uns vorab.

Du betreibst die Firma »Insider Cooking« zusammen mit deiner Frau Regina. Ihr bietet Kochkurse auf eurem Grundstück in Penedo an. Was wird da gekocht?
Da werden in erster Linie portugiesische Gerichte gekocht. Die Kurse sind ein Projekt der traditionellen, aber auch der zeitgenössischen Küche. Darüber hinaus habe ich die Ehre, immer mal wieder Gastköche einzuladen zu können, die nicht unbedingt portugiesisch kochen müssen. Sie kochen vielmehr das, was sie können und wollen. Das ist in der Regel zumindest portugiesisch angehaucht, weil viele Chefs auch in Portugal wohnen und sich mit dem Land verbunden fühlen. Im Mai bieten wir zum Beispiel einen Kochkurs zur iranischen Küche an, weil eine Freundin von mir Iranerin ist und vorzüglich kocht. Ein anderer Freund ist Brasilianer und kocht auch sehr gut. Das sind aber eher die Ausnahmen.

Was sind das für Leute, die an den Kochkursen teilnehmen?
Wir bieten die Kurse seit 2011 an. Die TeilnehmerInnen lassen sich in keine Schubladen stecken Da kommen ganz unterschiedliche Leute zusammen. Unsere Kochkurse sind für Einheimische und auch für Touristen. Wichtig ist das Ambiente. Wenn du aus Lissabon kommst, fährst du 40 Minuten und bist auf dem Land. Hier tauchst du in dieses pittoreske Dorf Penedo mit Blick aufs Meer in eine ganz andere Welt ein. Wir haben zwei Typen von Kochkursen. Zu den einen wird individuell eingeladen. Die anderen werden im Internet angekündigt und sind öffentlich. Daraufhin melden sich viele Leute unterschiedlicher Nationalitäten an, die zum großen Teil hier in der Gegend wohnen. In den Kursen sprechen wir portugiesisch, englisch und deutsch. Auch die Rezepte gibt es in diesen drei Sprachen. Über die Jahre hat sich ein Stammpublikum entwickelt. Es gibt sogar einige Menschen, die zu fast jedem Kochkurs kommen − unabhängig davon, was gekocht wird. Letztlich geht es ja nicht nur um das Kochen und Genießen. Ein Kochkurs ist quasi ein gesellschaftliches ­Ereignis, bei dem man in entspannter ­Atmosphäre viele Leute kennenlernt − auch aus anderen Ländern −, so dass interessante ­Gespräche geführt werden können.

Du legst Wert auf regionale Produkte und Weine aus der Gegend. Wie funktioniert das in der Praxis?
Bei Weinen aus der Gegend muss ich eine Einschränkung machen. Colares-Weine sind sehr spezielle Weine. Wir legen uns nicht so fest und denken landesweit. Portugal ist ja ein eher kleines Land. Wir haben Alentejo-Weine, aber auch welche aus dem Douro oder Dão. Ich lade auch mal ein Weingut ein, damit sie ihre Weine vorstellen können. Da möchte ich mich nicht festlegen. Portugiesische Produkte ja, aber für komplett regionale Produkte fehlt die Notwendigkeit. Portugal ist ein kleines Land.

In portugiesischen Restaurants lautet die erste Frage meistens Fisch oder Fleisch. Welche Rolle spielen vegetarische und vegane Gerichte in deinen Kursen und in der portugiesischen Küche insgesamt?
Das ist eine sehr gute Frage. Meine Töchter sind seit vielen Jahre Vegetarierinnen und jetzt Veganerinnen. Ich musste mich deshalb früher mit diesem Thema beschäftigen als mir lieb war. Ich habe auch schon Kochkurse mit vegetarischen Gerichten angeboten und dafür Köche eingeladen, die diese Herausforderung angenommen haben. Mittlerweile könnte ich es auch selber machen… Im Vergleich zu anderen Ländern hinken portugiesische Restaurants mindestens zehn Jahre hinterher. Es gibt bisher nur einige wenige Restaurants, die sich diesem Trend verschrieben haben.

Letztlich geht es ja nicht nur darum, was man anbietet, sondern darum, was die Gäste haben wollen. Wenn eine Gruppe von sechs Leuten zusammen essen geht, und zwei Personen wollen vegetarisch essen, dann wird kein Restaurant gewählt, das zu 99 Prozent Fisch und Fleisch anbietet. Das hat somit auch geschäftliche Gründe.
Du hast vollkommen Recht. Wir haben erst vor Kurzem einem Restaurant in Praia Grande die Empfehlung gegeben, zumindest ein vegetarisches und ein veganes Gericht anzubieten. Die haben diese Anregung gerne übernommen. Du musst dich diesem Markt stellen. Ansonsten kommen die Leute dort hin, essen quasi nur Beilagen und finden das nicht so witzig. Wenn ich ein Restaurant hätte, würde ich mindestens je zwei vegetarische und vegane Gerichte auf die Karte setzen.

Welche Gewürze sind typisch für die portugiesische Küche?
Knoblauch, Olivenöl, Koriander, Paprika, Oreganum, Petersilie, Minze, Piri Piri und Brunnenkresse. Zum Würzen ist Wurst sehr wichtig − in kleinen Stückchen, um den Speisen eine gewisse Geschmacksrichtung zu geben.

Du bietest zusammen mit anderen Veranstaltern kulinarische Reisen in portugiesische Regionen an. Im nächsten Jahr darüber hinaus sogar nach Marokko. Mit welchem Ziel?
Marokko hat mit der Kochbuch-Autorin Julie Stafford aus Australien zu tun, die auch die Veranstalterin ist. Sie hat zwei Workshops bei uns mitgemacht. Wir kamen ins Gespräch. Ich habe sie dann gebeten, eine kulinarische Reise zu organisieren und gleichzeitig auch eine Weinreise, was ja in einem muslimischen Land nicht so einfach ist. Mir macht es einfach Spaß, auch mal ins Nachbarland zu gehen. Warum nicht?

Haben diese Reisen Einfluss auf deine bestehenden Rezepte? Werden sie vielleicht zukünftig mit marokkanischen Gewürzen verfeinert?
Die habe ich schon Zuhause. Ich koche zum Beispiel einen Bacalhau bei Niedrig-Temperatur mit einem Kichererbsen-Püree. Da sind dann Kumin (geriebener Kreuzkümmel) drin und auch eine Gewürzmischung. Das kontrastiert wunderbar zum Bacalhau mit Olivenöl und Knoblauch. 

Wie wichtig sind Weine bei einem Essen in Portugal?
Ganz wichtig! Zumindest für mich und die meisten Portugiesen. Wir haben in Portugal bis zu 250 autochthonen Rebsorten, da kann man herrliche Cuvés draus machen. Das ist unsere Waffe gegen die weltweit angebauten Cabernet Sauvigons oder ­Syrahs. Rebsorten wie Touriga Nacional, Touriga Franca, Alfrocheiro etc. macht portugiesische Weine zu etwas Besonderem! Der Portugiese ist von Haus aus ein Genussmensch. Er isst nicht nur gerne, sondern er trinkt auch gerne seinen Wein. Wenn wir nicht soviel Wein selber trinken würden, könnten wir mehr davon exportieren. 

Wie seid ihr überhaupt nach Portugal und speziell nach Penedo gekommen? 
Das ist ganz einfach zu erklären. Ich bin in Lissabon geboren. Ich frage mich eher, wie ich nach Deutschland gekommen bin! Seit meinem achten Lebensjahr bin ich in der Gegend von Colares und Praia Grande aufgewachsen. Im Alter von 14 Jahren bin nach Deutschland gekommen und dort 20 Jahre geblieben. Ich frage mich heute wirklich, wie ich das geschafft habe. 1996 war die Saudade dann so groß, dass ich nach Portugal zurückgekehrt bin. Wir wohnen jetzt weiter oben auf dem Berg und schauen auf die Gegend, in der ich früher gewohnt habe. Kurz vor der Geburt meiner ersten Tochter bin ich mit meiner Frau Regina nach Portugal gezogen.

Du kannst dich glücklich schätzen, das Regina Lust hatte, mit dir nach Portugal zu gehen, oder?
Ja natürlich. Wenn sie keine Lust gehabt hätte, wäre das ein großes Problem ­gewesen. Aber dann müsste ich mich auch fragen, ob ich die richtige Frau kennengelernt habe. Wer Portugal nicht zu schätzen weiß …

Was denken die Portugiesen über die deutsche Küche? Gibt es Gerichte, die geschätzt werden?
Eisbein, deutsche Würste und Bier. Ich würde behaupten, dass die meisten Portugiesen nicht mehr aus der deutschen Küche kennen. 

Du bist Unternehmens- und Steuerberater von Beruf. Im Vergleich zum Kochen klingt das eher langweilig. Macht dir diese Arbeit noch Spaß?
In meinem Beruf arbeite ich, um Geld zu verdienen. Dem Kochen widme ich mich aus purer Leidenschaft. Das eine fordert den Kopf, das andere das Herz.

Welches ist dein Lieblingsessen? Wie oft kochst du es oder lässt du es dir kochen?
Ein richtiges Lieblingsessen habe ich in diesem Sinne gar nicht. Es gibt viele sehr gut schmeckende Gerichte. Ich habe letztlich deshalb angefangen zu kochen, weil ich außer gegrilltem Fisch oder Fleisch auch mal etwas Anderes essen wollte. Und das konnte ich in einem portugiesischen Restaurant nicht ohne Weiteres bekommen. Einen confierten Bacalhau zum Beispiel kriege ich besser hin als die meisten Restaurants.

Kocht ihr Zuhause getrennt oder auch mal zusammen?
Das ist unterschiedlich. Unter der Woche kocht meistens Regina, am Wochenende bin ich dann dran. Dazu werde ich quasi verdonnert. Natürlich kochen wir auch mal zusammen, bisweilen auch mit Freunden.

Gibt es Gerichte, die du nicht magst, die du nicht kochen kannst oder willst?
Ja, auf jeden Fall! Tripas à moda do Porto zum Beispiel. Damit kannst du mich ­jagen. Quasi alle Gerichte, die Innereien enthalten, esse ich nicht. Und weil ich sie nicht mag, macht es mir natürlich auch keinen Spaß, sie zu kochen. In China habe ich es beispielsweise auch nicht übers Herz gebracht, frittierte Kakerlaken zu essen.

Gibt es etwas, was du gar nicht kochen kannst?
Ich habe viele Kochbücher von Sterne­Köchen. Wenn du anfängst, die zu lesen, ist das Kochen einiger Gerichte derart aufwändig, dass es nicht zu bewältigen ist. Damit müsste ich mich intensiver ­beschäftigen als es meine Zeit häufig zulässt. Es ist wunderbar, diese beeindruckenden Bücher zu lesen, weil man sich daraus die eine oder andere Idee holen kann, um dann Teile daraus zu kochen. Das mache ich hin und wieder.

Letztlich muss es ja so sein, dass du die Gerichte, die du in den Kochkursen anbietest, etliche Male gekocht haben musst, damit auch alles klappt?
Ja, natürlich! Alles, was ich anbiete, kann ich aus dem effeff zubereiten. Sonst würde ich das gar nicht erst machen. Wenn ich koche, beschränke ich mich auf die portugiesische Küche und versuche, die eher traditionellen Gerichte in die heutige Zeit zu übertragen und sie dabei etwas leichter und bekömmlicher zu machen. Und wenn es geht, noch geschmackvoller, aber ohne dabei zu prätentiös zu sein. Das funktioniert prima!

LUIS EHLERT ist am 18.4.1961 in Lissabon geboren. Dort und in Penedo verbringt er seine Kindheit. Im Alter von 14 Jahren zieht die Familie nach Deutschland. 1996 kehrt er mit seiner schwangeren Frau Regina nach Portugal zurück. Er arbeitet als Steuer- und Unternehmensberater in Cascais. Auf seinem Grundstück in Penedo bietet er Kochkurse an. Hobbys sind Garten und Musik. Sein Lebensmotto lautet: »Verträume nicht das Leben, sondern lebe deine Träume!«
Luis Ehlert ist verheiratet und Vater zweier erwachsener Kinder. Er liest am liebsten Kochbücher und mag den Film »Mission«. Seine Lieblingsfarbe ist grün.

KONTAKT:
E-Mail: luis.ehlert@insider-cooking.com
Website: www.insider-cooking.com