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Josef Wolters auf der N.R.P. Sagres

Josef Wolters mit António Manuel Maurício Camilo, dem Kommandanten der N.R.P. Sagres

Josef Wolters mit António Manuel Maurício Camilo, dem Kommandanten der N.R.P. Sagres

Josef Wolters auf der N. R. P. Sagres

Almada, gegenüber von Lissabon: Bei herrlichem Wetter übergibt Josef Wolters, DPG-Vorsitzende von Nord­rhein-­West­falen, eine Ausgabe des PORTUGAL REPORTs an António Manuel Maurício Camilo, Kommandant des portugiesischen Segelschulschiffes  N.R.P. SAGRES. Das Schiff ist am 30.10.1937 in der Werft Blohm & Voss in Hamburg vom Stapel gelaufen und diente früher der deutschen Kriegsmarine . Nach Beschlagnahme durch die Alliierten und den Verkauf an Brasilien gelangte es Anfang der 60er Jahr nach Portugal. Wolters besichtigt das gesamte Schiff und auch das Marinehauptquartier im Palácio Real da Alfeite mit dem dahinterliegenden Garten, der in diesem Jahr durch eine Aktion der Initiative Lisboa-Düsseldorf umgebaut wird. Am 8. Juni 2018 soll der neu gestaltete Garten mit einer feierlichen Zeremonie (wieder-) eröffnet werden.

Bolo Rei

Foto vom Bolo Rei

Bolo Rei – der König der Kuchen · © Andreas Lahn

Der König der Kuchen: Bolo Rei

Jede Konditorei in Lissabon hat »ihren« speziellen Bolo Rei im Angebot • 
Rezept von Ana Paula Goyke
 
Hier ist das Rezept vom »König der ­Kuchen«, dem Bolo Rei, unserem Weihnachtskuchen:
 
Zutaten:
• 750g Mehl
• 30g frische Hefe
• 150g Margarine
• 150g Zucker
• 4 Eier
• 150g kandierte Früchte
• 150g Trockenfrüchte
• Zitronenschale
• Orangenschale
• 1 dl Portwein
• 1 TL Salz
• 1 getrocknete dicke Bohne
• Puderzucker
• 1 kleines Geschenk
 
Die kandierten Früchte werden kleingehackt und in Portwein gelegt, um weich zu werden. Einige Früchte werden für die spätere Dekoration des Kuchens beiseite gelegt. Die frische Hefe wird in 1 dl lauwarmem Wasser aufgelöst und mit einer Tasse Mehl gemischt. Alles zusammen wird 15 Minuten an einem warmen Ort gehengelassen.
Jetzt Margarine, Zucker und die Zitronen- und Orangenschale dazumischen. Dann die Eier einzeln mit dem Hefeteig vermischen, den Rest des Mehls und das Salz dazugeben. Alles kneten bis der Teig weich und elastisch wird. Die gehackten Früchte und Trockenfrüchte dazugeben und zu einer Kugel formen. Den Teig mit Mehl bestäuben und abgedeckt circa 5 Stunden gehenlassen.
Nachdem der Teig sich verdoppelt hat, legt man die Kugel auf ein Blech, macht ein Loch in die Mitte des Teigs und drückt dort die getrocknete dicke Bohne rein. An einer anderen Stelle des Kuchens verfährt man mit dem kleinen »Geschenk« ebenso. Der Teig muss jetzt eine weitere Stunde ruhen. Der Kuchen wird dann mit Eigelb bestrichen und mit ganzen kandierten Früchten, Pinienkernen, Nüssen und anderen trockenen Früchten dekoriert. Danach wird der Kuchen im mittelwarmen Ofen circa 25 Minuten gebacken, bis er eine goldene Kruste bekommt. Wenn der Kuchen abgekühlt ist, wird er mit Puderzucker bestreut. 
Ach, übrigens: Wer die dicke Bohne bekommt, muss den Bolo Rei im nächsten Jahr backen oder kaufen!
Bom apetite e bom Natal!
 
 

Ruprecht Günther – Lisboa

Foto des Buch-Covers »Lisboa – Die melancholische Schöne«

Buch-Cover »Lisboa – Die melancholische Schöne« · © Salon Literatur Verlag

Das Schöne an der Melancholie

Fotobuch mit Bildern aus und kurzen Texten über Lisboa • von Andreas Lahn

Ruprecht Günther kommt Mitte der 1970er Jahre zum ersten Mal nach Lissabon. Auf den ersten Seiten des Buches schildert er seine ersten Eindrücke in der Alfama und im Bairro Alto. Dann sind Fotos zu sehen, in unterschiedlichen Formaten, oft quadratisch, aber auch doppelseitig oder horizontal, in Farbe oder Schwarzweiß. Klassische Motive aus dem Reiseführer spielen keine Rolle. Die Auswahl ist subjektiv, was ich zu schätzen weiß. Einigen Fotos hätte in meinen Augen eine kurze Beschreibung gutgetan, denn entgegen der verbreiten Meinung sagt ein Bild eben nicht mehr als tausend Worte. Das liegt vermutlich daran, dass Bilder normalerweise nicht sprechen können.
Der Fotograf meistert unterschiedliche Lichtsituationen und fängt die Stimmung in der Stadt so ein, wie er sie empfindet. Das ist am Aussichtspunkt St. Catarina so, bei einer telefonierenden Frau oder diskutierenden Männern, bei den verschiedenen Linienführungen von Gebäuden, dem roten Blütenmeer vor einem zugemauerten Balkon oder am Abend. Die Sortierung leuchtet mir nicht ein, ein paar Fotos sind mir zu gelb, aber alle zusammen lassen den Wunsch aufkommen, sofort einen Flug in ja auch meine Lieblingsstadt zu buchen.
Nach einigen Seiten mit Fotos sind Texte eingefügt − das zieht sich so durch das ganze Buch. Thematisiert werden nicht nur portugiesische Eigenarten, sondern auch Veränderungen in der Stadt durch die zunehmende Zahl der TouristInnen oder steigende Mieten. Es geht um die portugiesische Melancholie und den Fado, um Sardinen und die Sehnsucht: »So könnte man die Saudade auch beschreiben als Sehnsucht nach einem imaginären Ziel, das eigentlich niemals erreicht sein will, denn der scheinbare Erfolg würde ihr jeglichen Grund unter dem Boden entziehen.«
Es sind häufig Personen zu sehen auf Ruprechts Günthers Fotos: Sie sind jung oder alt, groß oder klein, sie arbeiten, essen, lesen, diskutieren oder sitzen in der Bar und schauen fern. Mir gefallen die eingestreuten Texte. Auch die beiden Seiten über bedeutsame Ereignisse der portugiesischen Geschichte sind sorgfältig formuliert. Schade, dass Ruprecht Günther die Bilder so nackt lässt. Trotzdem mag ich den Kiosk und die Möwe auf der anderen Seite des Tejo. Der Leuchturm und das Schiff dagegen erreichen mein Herz nicht, dafür dann aber wieder die beiden Laternen und die junge Frau am Brunnen auf dem Rossío. Den abendlichen Blick von der Graça über das Lichtermeer der Baixa hin zur beleuchteten Ponte 25 de Abril kenne ich selbst nur zu gut.
Wer diesen Foto-Band von Ruprecht Günther kauft, erhält einen subjektiven Blick auf Lisboa. Und wenn man fünf Menschen fragen würde, welche Bilder für sie die schönsten sind, bekäme man garantiert fünf verschiedene Antworten. Das ist der Vorteil einer Auswahl, die sich nicht am Mainstream orientiert, sondern an den Empfindungen eines feinfühlenden Fotografen.
»Seit meiner ersten Reise nach Portugal sind Jahrzehnte vergangen, und Lissabon, das so viel Freude und Leid gesehen hat, ist nicht mehr dasselbe wie damals.« schreibt Ruprecht Günther. Das empfinde ich auch so. Natürlich hat sich Lisboa im Laufe der Jahrzehnte verändert. Aber der Charme dieser Stadt ist in meinen Augen exakt derselbe wie vor einigen Jahrzehnten. Man muss nur etwas genauer hinsehen…

Ruprecht Günther − Lisboa, Die melancholische Schöne, Salon Literatur Verlag 2017, 21×21cm, 112 Seiten, Hardcover, ISBN: 9783947404018, 18,90€

Portugiesischer Abend: »Wer tief fühlt, schweigt.«

Foto von Vasco Esteves

Vasco Esteves trägt Pessoa-Texte vor · © Michael W. Wirges

»Wer tief fühlt, schweigt!«

Michael W. Wirges über einen Portugiesischen Abend mit Fernando Pessoa im Berliner Café K

Unter diesem Motto hat am 26. Oktober 2017 im Café K, einem urigen kleinen Café und Restaurant auf dem ­Gelände des Georg-Kolbe-Museums in Berlin-Charlottenburg, ein portugiesischer Abend stattgefunden − mit Texten aus den Werken von Fernando Pessoa, organisiert vom DPG-Landesverband Berlin-Brandenburg unter der Leitung von Dr. Ingolf Wernicke.
Der Berliner Schauspieler portugiesischer Herkunft Vasco Esteves unternimmt mit etwa 50 Personen in dem ausverkauften Lokal eine literarische Reise mit ­einem »Nachtzug nach Lissabon«, ­wobei er Texte und Gedichte des inzwischen weltweit bekannten portugiesischen Schriftstellers vorliest.
Im Wechsel mit Vasco Esteves trägt der deutsch-österreichische Musiker Daniel Pircher seine Musik mit Obertongesang vor, begleitet von seiner Gitarre, inspiriert von der ­Atmosphäre der Lissaboner Altstadt.
Beide zusammen führen schließlich Pessoas Mini-Theaterstück »Ein anarchistischer Bankier« auf. Wegen der großen Nachfrage ist die erfolgreiche Veranstaltung an gleicher Stelle am ­­7. November 2017 wiederholt worden.
Fernando Pessoa (1888 − 1935) ist in Lissabon geboren und auch gestorben. Er verbringt einen großen Teil seiner Kindheit und Jugend in Durban (Südafrika), kehrt mit 17 Jahren nach Lissabon zurück, das er nie wieder verlässt, studiert dort Literaturwissenschaft und ist beruflich als Handelsvertreter tätig. Seine Werke verfasst er nicht nur unter seinem Namen, sondern er benutzt diverse Heteronyme wie Alberto Caeiro, Ricardo Reis, Àlvaro de Campos und den Halb-Heteronym Bernardo Soares. Sein wohl bekanntestes Werk ist die Sammlung seiner Notizen unter dem ­Namen »Das Buch der Unruhe«, das allerdings erst 47 Jahre nach seinem Tod veröffentlicht wird.
Vasco Esteves kommt 1969 als politischer Flüchtling nach Deutschland. Er arbeitet 25 Jahre als Mathematiker und Informatiker, bevor er 2007 den Beruf wechselt und Schauspieler wird. Er lebt und arbeitet seit 2009 in Berlin.
Daniel Pircher stammt aus deutsch-­österreichischem Hause, verbringt jedoch einen großen Teil seiner Jugend in Portugal, wo er die Musik des Landes kennen und lieben lernt. Er gründet die Gruppe »Extravagante«, sein »O.Ton.Projekt« und arbeitet heute mit dem »Trio Fado« zusammen.

Jede Menge Weihnachtsbräuche in Portugal

Foto einer Weihnachtsbeleuchtung in Lissabon

Weihnachten in Lissabon · © Andreas Lahn

Die gemütlichste Zeit des Jahres in Portugal

Um Weihnachten ist überall im Land eine besondere Stimmung · Weihnachtsbräuche von Ana Paula Goyke

Immer wenn ich an Weihnachten denke, reise ich durch die Zeit und empfinde ein Gefühl der Wärme und Geborgenheit. Es war immer – und ist noch heute – eine große Freude zu überlegen, wie wir dieses Jahr die Wohnung dekorieren, wie groß der Tannenbaum wird, welche Farben die Kugeln haben, wo die Krippe stehen wird etc. Es fängt alles um den 6. Dezember herum an: mit dem Kauf des Baumes und der Vorbereitung der Krippe, die jeden Tag ein bisschen größer wird. Der Kranz hängt an der Tür, die Kerzen werden verteilt, es riecht schon so gut nach Tanne. Der 24. Dezember rückt immer näher und wir müssen anfangen, die Lebensmittel zu besorgen, zu backen und zu kochen – alle gemeinsam!
Die Geschenke wurden gut versteckt – so dachten jedenfalls unsere Eltern. Doch mein Bruder und ich haben sie fast immer vorher gefunden. Um Mitternacht wurden sie dann vom Weihnachtsmann bzw. Christkind unter den Baum gelegt. Wir haben das Spiel immer mit Freude mitgespielt.
Ich habe als kleines Kind immer ein Weihnachtslied am Klavier gespielt. »Der arme Weihnachtsmann braucht ein bisschen Musik, um nach so viel Arbeit richtig in Stimmung zu kommen.« Das Fenster wurde weit geöffnet, und Opa und Mama schauten, ob er schon da war… Und dann kam die Freude über die bunten Pakete!
Erst waren wir in der wunderschönen Mitternachtsmesse Missa do Galo. Sie heißt der Legende nach »Hahn-Messe«, weil ein Hahn in dem Moment der Geburt Jesus sang.
Traditionell treffen sich die Familien am 24. Dezember. Zum Abendessen werden Stockfischgerichte serviert, meistens mit Kartoffeln, portugiesischem Kohl, Möhren und manchmal mit Eiern. Alles wird gekocht – Bacalhau com todos. Eine Leckerei!!! Am 25. Dezember wird dann die gefüllte und gebackene Pute verspeist.
Zum Nachtisch darf der Bolo Rei (Königskuchen) nicht fehlen. Er wird gefüllt mit kristallisierten Früchten oder Trockenfrüchten, neben den traditionellen frittierten Leckerbissen wie Filhós, Sonhos und Rabanadas. Die Rabanadas (ähnlich wie »Arme Ritter«) habe ich immer mit meiner Mama zusammen gebacken und – seit ich selbst Mama geworden bin – backe ich sie jedes Jahr mit meiner Tochter. Ein Fest! Noch heute ist diese Zeit für mich und meine Familie eine Zeit voller Magie und Wärme!
Gastronomisch gibt es vom Norden Portugals bis in den Süden einige Unterschiede. Im Norden – Minho, Trás-os-Montes, Douro, Beiras – essen die Menschen zu Weihnachten gerne Tintenfischreis (Arroz de Polvo) und Zicklein (Cabrito Assado). Im Alentejo und im Algarve werden Azevias serviert – ein mit Süßkartoffeln oder Kichererbsen gefülltes Gebäck. Ach, die Azevias von meiner Mutter – himmlisch! Und auch die Broas de Milho (Maisküchlein) und die Broas de Mel e Nozes (Honig- und Wallnuss-Küchlein).
Einige Kuriositäten: In einigen Regionen, wie in Bragança, Guarda oder Castelo Branco, verbrennt man auf dem Vorplatz der Kirche während der Nacht noch Brennholz zu einem großen Feuer. Der Platz dient als Treffpunkt, um mit Freunden und Nachbarn zusammenzukommen und sich frohe Weihnachten zu wünschen. Das nennt man die queima do madeiro.
Die Weihnachtszeit bietet auch spezielle Musikprogramme und sehr viel Unterhaltung in den historischen Zentren der Städte. Am 6. Januar, am Tag der Heiligen Drei Könige, enden die Feierlichkeiten mit den »Janeiras«, die seit dem 1. Januar gesungen werden. Auf der Straße oder in Monumenten und Kirchen, auch an Wohnungstüren, werden diese traditionellen Lieder gesungen, um sich ein gutes neues Jahr zu wünschen. Man bekommt dazu Reste der Weihnachtsspeisen, die man später mit allen Teilnehmern teilt, und sogar Geld.

Ruas floridas de Redondo

Foto der Ruas floridas in Redondo

Ruas floridas in Redondo · © Município do Redondo

Ruas floridas de Redondo

Eberhard Fedtke e Ana Carla Gomes

Temos a sensação que passamos dentro de vales assimétricos de ondas coloridas, aliás voamos em vez de caminhar, melhor ainda: digamos que há algo nos eleva euforicamente. Em cima de nós flutuam inúmeras bandeiras que compõem os tectos das ruas floridas e se fecham tremulamente para o azul do céu. Em baixo e à nossa volta, múltiplos indivíduos agitam-se sem pressa. Vê-se neste autêntico convento de cultura e arte, uma simbiose fascinante entre o homem e a matéria, cidadãos redondenses ­caminhando confortavelmente com um recolhimento modesto, com uma discri­ção significativamente patriótica e alentejana nos seus rostos. Perto ou longe, ­notam-se os dialectos e vozes poliglotas, policromas dos turistas, que esgotam com rigor todos os expoentes nas ruas; com os olhos e com as camaras dos seus «smartphones» sempre prontas a disparar.

A famosa festa é apadrinhada pela Nossa Senhora de ao pé da cruz, padroeira da vila e da região. O cenário deste espectáculo decorre no labiríntico centro de Redondo. São 36 as ruas e praças seleccionadas. Cada uma delas apresenta uma vitrina de curiosidades, um arranjo de obras e objectos de arte regionais e do próprio país que brilham em baixo dos impenetráveis telhados de bandeirinhas de papel tão ilustres quanto as suas gentes. Até num ambiente de acalmia atmosférica, elas praticam com dinamismo um sem-fim de cataventos. Estas bandeiras produzem um admirável conglomerado de cores e agilidade, um ambiente que para nós é uma aventura inesquecível de contrastes, contrapontos, fantasias, categorias sociais, afinidades espirituais e acções religiosas. Reza a história que a origem autêntica da festividade remonta ao ano de 1838.

De forma bastante ambiciosa o Redondo, uma pérola do Alentejo, de dois em dois anos oferece um cartão-de-visita especial, nove dias de profundas narrativas de actualidades culturais e sociais oriundas da vila, da região, do país, resultados característicos das gentes, cuja originalidade e genialidade são claramente inesgotáveis, resumindo: um profuso místico na vida desta localidade.

Cada uma das 36 ruas e praças tem a sua própria cor das bandeiras e um tecto artístico. Muitos meses antes da próxima celebração, os moradores escolhem e decidem sobre as decorações e os temas dos locais que mantêm estritamente em segredo até à data da inauguração. A ­Câmara Municipal apenas assume o ­papel de moderação e o controle do evento. Abre-se aos espectadores um tsu­nami de surpresas, de obras volumosas e simultaneamente franzinas, repletas de alusões, sugestões, anedotas, completa-se com colagens, montagens, recepções, metamorfoses, com amplas categorias de sensibilidade exótica e conteúdos líricos e transcendentais.

Qualquer morador do Redondo põe em frente da sua porta uma obra, uma elaboração simples, sem ter necessidade de recorrer à magia do grande artesanato da filigrana. Feita com a sua própria mão, o morador mostra a sua paixão honesta para com a sua vila, tornando-a numa prenda original, nativa, sensível e comovente. Bravo, caro vizinho!

Esta partitura inteiramente cultural durante estes nove dias repleta de efeitos dignos de uma gala e afectações de festival, em ambiente pleno no Redondo, investe em todas as variações habituais e habilidosamente portuguesas. Das 10 da manhã até à meia-noite os pontos principais centram-se na animação das ruas, contrastes alentejanos, múltiplos grupos de folclore, festivais para crianças, ­torneios de ténis, concursos de pesca desportiva, actividades no polidesportivo municipal, noites de fado e flauta, ­concertos filarmónicos e de orquestras, exibições de samba e flamengo, etc. A todo este programa acrescem ainda as apresentações de trovadores, as moças do campo e cantadeiras de Redondo. À noite, diversos DJ´s animam as hostes. O imbatível ponto alto é a corrida de toiros. A festa das ruas floridas tem como fim espiritual uma missa campal na igreja do Calvário. Nove dias completos exigem um planeamento e concentração de ­tempo bem racionais assim como uma excelente condição física. E é bom não esquecer que neste aroma composto por arte e cultura há também os virtuosos sabores da comida e das especialidades alentejanas, como por exemplo a tradicional sopa de cação ou o ensopado de borrego, acrescentando à ementa a iguaria maravilhosa do cericá, tudo carinhosamente preparado e servido num destes restaurantes da pitoresca vila.

Fizemos uma pequena pausa num balcão de café, numa destas ruas depois de alguns dias bem passados com os familiares. Olhamos as gentes conhecidas e anónimas que passam em frente a nós; alguns exemplares estáticos, outros com admiração nos olhos, outros perdidos em pensamentos, outros dançando desinibidamente à volta numa criação exorbitante no meio da rua, num diálogo recíproco com o público. Vivemos momentos de aplauso afectuoso no Redondo que ­reflecte a sua autêntica cara, inequivocamente afectuosa, em reais e irreais silhuetas de uma multicultural qualidade de vida alentejana.

Über die Zucht der Schwarzen Schweine

Fotos von Porcos Pretos im Alentejo

Porcos Pretos im Alentejo · © Catrin George

Die »Porcos Pretos« in Vale Açor de Baixo

José Luis Cravinho züchtet die Schwarzen Schweine mit Herz und Verstand · von Catrin George

Bei Senhor José Luis Cravinho und seiner Frau María Célia gibt es herzhafte hausgemachte Räucherwaren und mürbe gereiften Schinken zu kaufen − exklusiv vom Schwarzen Schwein aus eigener Zucht.
Die Casa Cravinho ist ein Familienbetrieb mit drei Geschäftsbereichen: Zucht, Fleischverarbeitung mit Hof-Verkauf und Gaststätte. Das urige Lokal mit Räucherei liegt direkt an der Nationalstraße N 122 im Dorfweiler Vale Açor de Baixo zwischen Mértola und Beja im Vale Guadiana im Baixo Alentejo. Ehefrau María Célia führt das Café mit Hofladen im Dezember 2017 seit dreißig Jahren. Zünftige dicke Scheiben Holzofenbrot mit großzügig von Hand geschnittenem Schinken vom Schwarzen Schwein belegt und als herzhaftes Sandwich serviert, stillt den Hunger von Bauern, Handwerkern und Durchfahrenden, und verführen zu weiteren Kostproben wie pikante Salami Linguiça, rohe Blutwurst Chouriça de Sangue, geräuchertes Filet Naco de Lombo, Nacken Paiola de Cachaço oder die kräftige Paprikawurst Salpicão. Die warm geräucherten und gut abgehangenen Enchidos-Würste in der üppig bestückten Vitrine verströmen den Duft von Lorbeer, Knoblauch und Pfeffer. Zum Mitnehmen im Ganzen eingewickelt oder vakuumiert zum Sofort-Verzehr als Petisco angerichtet, schmeckt ein bisschen hiervon und davon am besten mit Sauerteigbrot und Oliven. Neben der Vitrine hängt eine dunkelrote, zart mit Fett­fasern marmorierte, 12 bis 24 Monate lang behutsam in speziellen Trockenkammern gereifte, schlanke Schinkenkeule mit schwarzer Klaue am Knochen in ihrem Gestell − auf dem Schneidebrett darunter griffbereit das scharfe Messer mit schmaler Klinge.
Die Porco-Preto-Hausmacher-Wurst­fabrik ist ein Geheimtipp und Senhor José Luis berühmt für sein kulinarisches Talent, jedes Enchido lecker und anders zu würzen sowie für seine Geduld, den 14−16 Kilogramm schweren Schinken-­Keulen nach dem Salzen beim Lufttrocknen bis zur optimalen Reife zuzuschauen. Bestimmte Wurstsorten − allen voran Paiola und Salpicão − sind schnell ausverkauft, was an an der gewollt limitierten Menge der Porco-Preto-Spezialitäten im Hause Cravinho liegt. Die Nachfrage nach dem bekömmlichen Fleisch der ­gesetzlich vorgeschrieben, artgerecht gehaltenen Schweinerasse, wächst ­beständig. Das liegt am exquisiten ­Geschmack, an der gesunden Struktur des Fleisches und am Nährwert, technisch betrachtet an den mehrfach ungesättigten Fettsäuren. Gesundes Fleisch von glücklich freilaufenden Schweinen! Trotzdem strebt Familie Cravinho keine industrielle Vergrößerung ihres Betriebes an und nennt solide kaufmännische und ideelle Gründe für diese Entscheidung: Damit der gewünschte Qualitätsanspruch gewahrt, die Kalkulation austariert und die Rendite stabil bleiben, reicht die momentane Produktion aus. »Unter ideellen Gesichtspunkten beleuchtet, macht eine Vergrößerung auch keinen Sinn, möchten wir die mehrere Jahrhunderte alte Nachhaltigkeit der Zucht und Haltung bewahren und nicht zwecks Gewinnoptimierung opfern«, erklärt Senhor José Luis. »Nur wenn die Tiere auch künftig artgerecht gehalten freilaufen und sich aus ihrem genuinen Umfeld gesund ernähren, bleiben Fleisch und Fett so gesund wie bisher und die Blutlinie unserer Schwarzen Schweine rein« Eine Einmischung in diesen natürlichen Kreislauf möchte Senhor José Luis vermeiden. »Als Landwirt kann man sein Land nicht eigennützig ausbeuten, man muss es lieben wie ein Kind, damit die Kinder des Kindes in Zukunft in diesem Land leben können.« Eine simple Lebenswahrheit, gesprochen von einem bodenständigen Unternehmer.
Zwei Herbste und Winter lang soll das Porco Preto Alentejano sich mit Eicheln von der Steineiche sattfressen, sagt eine alte Bauernregel, jeden Tag zwanzig ­Kilometer laufen, sich im Schlamm wälzen, im Teich baden, nach Würmern und Wildkräutern suchen, bevor es mit etwa zwanzig Monaten ausgewachsen und muskulös bepackt schlachtreif ist. Zum Freilauf-Gelände der Cravinhos sind es zwanzig Minuten Fahrt über Stock und Stein, bis die Rotte im Schatten einer ausladenden Steineiche auftaucht. Im durchsichtig klaren Licht der Nachmittagssonne heben sie sich optisch kaum von der herbstlich trockenen Umgebung ab. Erst als sie gemächlich in Reih und Glied loszuckeln, erkennt man, dass es weit mehr als fünfzig ausgewachsene Schwarze Schweine sind. Der Rottenchef fehlt, erkennt Senhor José Luis auf den ersten Blick. Aber man hört ihn näherkommen. Sein röhrendes Grunzen auf der Suche nach seiner Sippe echot hohl wie ein Zweitaktmotor durch die stille Weite des Alentejo. Der Eber ist unterwegs auf seiner Patrouille durch das sechzig Hektar große Territorium ­irgendwo falsch abgebogen und muss jetzt den Durchgang zwischen zwei Weiden wiederfinden. Sich ihm in den Weg stellen möchte niemand. Mit einem über 150 Kilogramm schweren muskelbepackten Eber ist nicht zu spaßen, vor allem dann nicht, wenn Sauen mit Frischlinge in der Nähe sind. Besser stillstehen und dem laut grunzenden Porco Preto hinterher staunen, wie elegant rhythmisch es durch das Gelände trabt. »Gut für den Schinken«, zwinkert Senhor José Luis und seine Augen strahlen: Züchter und Schlachter mit Herz und Verstand!

Ausstellung von Timo Dillner in Lagos

Foto vom Bild Grandes Projetos

Grandes projetos – Große Pläne · © Timo Dillner

Der Poetische Contineralismus –
Neue Horizonte

Anmerkungen zu Timo Dillners Ausstellung im Centro Cultural in Lagos (Algarve) · von Andreas Lahn

Wer dieses Jahr an den Algarve fährt, kann die Ausstellung von Timo Dillner im »Centro Cultural de Lagos« ansehen. Sie heißt »Der Poetische Contineralismus − Neue Horizonte« und ist bis zum 31.12.2017 zu besichtigen.
Wer leichte Kost erwartet, den muss ich enttäuschen. Dafür ist der Künstler Timo Dillner nicht zu haben. Wenn Sie sich auf seine Werke einlassen, werden Sie belohnt mit wundervollen Zeichnungen und aussagekräftigen Gedanken zu Themen der Zeit. Timo legt Wert darauf, dass die Bilder aus drei Teilen bestehen, die zusammengehören: aus dem eigentlichen Bild, dem Gedicht und der Überschrift. Nur wer sich intensiv mit allen drei Teilen beschäftigt, kommt dem nahe, was Timo vermitteln möchte. Und trotzdem lässt jede Komposition genug Spielraum für eigene Gedanken.
Timo Dillner beschreibt seine Tätigkeit so: »Ich male und dichte, forme Figuren; ich zeichne und schreibe Bücher, fertige ­Gebrauchsgegenstände und verwirkliche multimediale Projekte. Ich mache Trick­filme, nehme Hörbücher auf, halte Vorträge und Lesungen, ich layoute und ich gestalte Ausstellungen. Das alles unter dem Dach des Contineralismus. Das heißt, ich präsentiere meine Botschaften, so deutlich es geht auf möglichst originelle, wirksame und handwerklich hochwertige Weise.«
Als »Poetischen Contineralismus« bezeichnet Timo Dillner seinen eigenen Stil und meint damit Kunst, die alle sechs Elemente enthält, die er als Voraussetzung für das Kunst-Sein versteht: Wahrnehmbarkeit, Persönlichkeit, Wissenschaft, Experiment, Wirkung und ­Botschaft. Dillner sagt, er könne sich künstlerisch mittels jeden Mediums ausdrücken. Er sei als Künstler nicht Maler, Grafiker oder Bildhauer, sondern eben Contineralist (lat. continere=beinhalten, zusammenhalten). »Es könnte einen ab­strakten Contineralismus geben oder einen impressionistischen. Mein persönlicher ist der poetische, weil meine Arbeiten die ­V­ertonung von Gedanken sind. Oft unterstreiche ich das dadurch, dass ich meinen Werken neben ihren Titeln tatsächlich ­Gedichte zur Seite stelle.«
Wenn Sie bei einigen Bildern das Gefühl haben, hierbei könne es sich um ein Selbstportrait handeln, liegen Sie weder richtig noch falsch. Denn in jedem seiner Bilder steckt das Leben Timo Dillners. Man kann nur das schaffen, was man fühlt. Und für die BetrachterIn gelten die Worte Fernando Pessoas: »Was wir sehen ist nicht was wir sehen, sondern was wir sind.« In den Bildern und Texten sind Motive und Gedanken kombiniert, die ein Eintauchen in die portugiesische Seele ermöglichen. Lassen Sie Ihren Gefühlen freien Lauf und wundern Sie nicht darüber, wohin Sie sich selbst entführen.
Neben den gehängten Bildern gibt es einige Figuren zu bestaunen und eine lebensgroße Skulptur Heinrich des Seefahrers, die am Eingang zu einem kleinen Raum steht, in dem Timos Film Aufbeschworen läuft.
Es lohnt auch ein Blick in das aus­gelegte Buch zum Aufschreiben von Gedanken und Gefühlen. Hier haben einige BesucherInnen Ihre Eindrücke notiert. mit oft überschwänglichem Lob nicht nur für die wunderschönen Zeichnungen, sondern auch für die akribisch formulierten Texte. Der Raum ist einfach gehalten und strahlt die nötige Ruhe aus, um sich auf die Ausstellung einzulassen. Nichts wirkt gedrängt, alles hat genug Platz, um gebührend zu wirken.
Die Eröffnung der Ausstellung am 24. Oktober 2017 ist Teil der Festivitäten zum 25. Jahrestag des Centro Cultural. Der Saal ist gerammelt voll. Viele Menschen aus Lagos und Umgebung sind gekommen, um sich die ausgestellten ­Arbeiten des deutschen Künstlers anzusehen. ­Allein das ist eine Anerkennung seiner Arbeit und zeigt auch, dass er und seine Frau Ingeborg in Lagos verankert sind, auch wenn sie einige Kilometer außerhalb der Stadt in Bensafrim wohnen.
Das Centro Cultural veranstaltet Ausstellungen für regionale und überregionale KünstlerInnen. Sämtliche Kosten für Transport, Versicherung, Hängung, Beschilderung, Katalog und Werbung werden von der Stadtverwaltung Lagos ­getragen. Die KünstlerInnen selbst sind sozusagen eingeladene Gast-Stars.
Den Katalog können Sie übrigens − ebenso wie einige Postkarten − im Café des Museums kaufen. Wer sich nicht mit kleinformatigen Bildern begnügen möchte, fragt bei Timo Dillner einfach nach dem Preis für die Originale.
Eine rundum gelungene Ausstellung mit farbenfrohen Bildern, faszinierenden Texten und einem spannenden Film. Timo Dillner präsentiert uns eine inspirierende Sicht auf die Welt. Ich kann ihm weitgehend folgen. Sie auch?

Interview mit dem Komponisten Manuel Durão

Foto des Komponisten Manuel Durão (Leipzig)

Der Komponist Manuel Durão (Leipzig) · © Andreas Lahn

»Ich muss mich anstrengen!«

Manuel Durão ist Komponist und arbeitet an der Hochschule für Musik und Theater in Leipzig. Er spricht über Musik, die Nelken-Revolution, Fußball und Weihnachten · Fragen von Andreas Lahn

In Lissabon gibt es eine riesige und gesellschaftlich anerkannte Kulturszene. Warum sind Sie nach Leipzig gekommen?

Manuel Durão: Ich bin 2007 im Rahmen des ERASMUS-Programms als Austausch-­Student an die Hochschule für Musik und Theater nach Leipzig gekommen. Eigentlich wollte ich nach Frankreich, aber die Musikhochschule in Lissabon hatte damals keine Partnerschaft mit dem Pariser Konservatorium. Ich hatte vorher sogar schon ein bisschen deutsch gelernt, allerdings nur, um die Sprache der großen Komponisten der Geschichte ein wenig zu verstehen: Bach, Beethoven, Mozart etc. Das erste Semester hier hat mir sehr gut gefallen. Deshalb habe ich später mein Studium hier verlängert. 

Aber Sie haben mit dem Gedanken gespielt, nach Portugal zurückzukehren, oder?

Genau. Ich bin auch nach dem ersten Semester nach Portugal zurückgegangen, um mein Studium zu beenden. Damals hatte ich keine Perspektive in Portugal, weil es weder ein Master- noch ein Aufbau-Studium im Fach Komposition gab. Daher habe ich 2008 die Aufnahmeprüfung in Leipzig gemacht, und blieb dort bis zu meinem Diplom-Abschluss. Ich habe danach in der Meisterklasse studiert − ein Aufbau-Studium. Nach Beendigung wurde mir hier ein Lehrauftrag angeboten.

Die PortugiesInnen werden für Ihre lockere Art zu leben geliebt. Wie kommen Sie mit der deutschen Mentalität klar?

Die Dinge, vor denen man vermeintlich Angst haben könnte − vor der Organisation, Pünktlichkeit, Strenge etc. − waren für mich kein Problem, weil ich in einer Familie aufgewachsen bin, in der Pünktlichkeit immer eine große Rolle gespielt hat. Großen Einfluss hatte, dass mein Vater aus Afrika kommt. Die Kolonien waren stark von der englischen Art und Weise zu leben beeinflusst. Vor allem in Mosambik, Rhodesien, Südafrika. Ich glaube, die Deutschen können auch sehr locker sein, wie auch die Portugiesen streng, pünktlich und organisiert sind. Die Deutschen genießen z.B. sehr ihren Urlaub und ihren Feierabend. Im Portugiesischen gibt es kein Wort für Feierabend. Es gibt eine Kultur der Freizeit in Deutschland. Die Deutschen gehen gerne wandern, in die Natur, machen Ferien am Meer etc.

Was genau machen Sie als künstlerischer Mitarbeiter für Tonsatz und Gehörbildung an der HMT Leipzig?

Ich unterrichte Tonsatz, d.h. Musiktheorie oder Komposition. Gehörbildung soll das Gehör schulen, um aufmerksamer und auch präziser hören zu können. Wenn etwas gespielt wird, soll man aufschreiben können, was gespielt wird, also die Umwandlung von Klängen in die Notation und auch anders herum. Man muss die Zusammenhänge der Klänge verstehen, um es aufschreiben zu können. Eigentlich bin ich Komponist. An der Hochschule gibt es verschiedene Studiengänge von Komposition und Tonsatz: Wie schreibt man Musik, wie komponiert man, was gibt es für Regelwerke…

Sie scheinen Bach und Beethoven zu mögen. Nach welchen Kriterien wählen Sie Komponisten aus?

Bach und Beethoven sind Komponisten, an denen niemand vorbeikommt, der Musik studiert. Ich wähle keine Komponisten aus. Ich mag Musik allgemein, und Musik, die mir gefällt, höre ich gerne. Es gibt also keine Auswahl.

Ihre Werke werden vom MDR-Sinfonie-Orchester, den Opern in Hamburg und Leipzig aufgeführt. Macht Sie das stolz?

Ja, natürlich macht mich das stolz. Aber wenn meine Stücke gespielt werden, ist wichtig, dass sie den Musikern und dem Publikum gefallen. Das ist das Schönste für einen Komponisten. Und es ist eine sehr schöne Erfahrung, für große Opern-Häuser arbeiten zu dürfen. Es ist sehr interessant, und man lernt dabei viele Leute kennen.

Sind das Auftragsarbeiten oder bieten Sie Ihre Arbeiten an?

In Leipzig war es so, dass ich das Werk dem Chef-Regisseur Peter Konwitschny bei einem Speed-Dating angeboten habe. Es kamen einige wichtige Leute aus der Musikszene in die Hochschule. Man durfte mit denen zwei Minuten sprechen. Einige Monate später kam die Nachricht, dass das Stück in Leipzig gespielt werden soll. Manchmal gibt es solche Situationen. In Hamburg wurde ich beauftragt, das Stück zu komponieren, also die Musik für ein Theaterstück zu schreiben. 

Aber einen solchen Auftrag erhalten Sie vermutlich nur dann, wenn Sie schon bekannter in der Szene sind, oder?

In Hamburg war es so: Ich war von 2013 bis 2015 Stipendiat der Deutschen-Bank-­Stiftung. Zu dem Programm gehörte, dass man am Ende mit den anderen Stipendiaten einen Abend an der Oper gestaltet. Ich habe die Musik komponiert, andere haben die Inszenierung gemacht, die Dramaturgie, das Bühnenbild etc.

Woran arbeiten Sie gerade?

Zur Zeit bin ich mit der Vorbereitung des Unterrichts beschäftigt, weil ich in diesem Semester mehr Fächer habe als ich bisher unterrichtet habe. Deshalb komme ich zur Zeit gar nicht zum Komponieren, sondern muss erst einmal Lehrmaterial für die Hochschule erarbeiten. Allerdings habe ich weitere Kompositionsaufträge.

Sie spielen Trompete und Pauke. Spielen Sie diese Instrumente manchmal bei öffentlichen Aufführungen?

Pauke spiele ich hin und wieder bei Konzerten. Als ich Komposition studiert habe, habe ich zusätzlich noch Klavierspielen gelernt. Das hat viel Zeit gekostet, auch weil mit 20 Jahren erst relativ spät angefangen habe. Man sagt auf portugiesisch »Burro velho não aprende lição« (Ein alter Esel lernt keine Lektion.). Dadurch hatte ich keine Zeit mehr, Trompete zu spielen. Die Trompete ist ein Instrument, das Kondition braucht und besonders viel Übung. Und wenn man dann wieder zur Trompete greift, ist man unglücklich darüber, wie schräg die Töne rauskommen. Das macht natürlich wenig Spaß!

Es ist ja ein Unterschied, ob man komponiert, dirigiert oder ob man selbst irgendwo als Musiker mitspielt

Die Hochschule bildet vor allem Instrumentalisten aus. D. h., Musiker, die dann im Orchester spielen, Jazz, Pop-Musik etc. Ich mache oft folgenden Vergleich, vielleicht deshalb, weil mein Vater Architekt ist: Ich sehe mich eher als Architekt. Ich mache das Projekt, wie die Musik klingt, und andere müssen es dann umsetzen. Ich mache also die Planung, und andere müssen es dann umsetzen. Ich mache die Planung, und andere Spezialisten, die besser sind als ich, spielen.

In Deutschland wird portugiesische Musik häufig mit dem Fado verbunden. Hören Sie selbst Fado?

Natürlich. Für mich ist Fado ein enormer Reichtum. Kaum eine andere Stadt in der Welt hat etwas Vergleichbares. Lissabon hat mit dem Fado ein eigenes Musik-Genre, vergleichbar vielleicht mit New Or­leans und seinem Jazz. Vor allem die großen Namen wie Amália oder Mariza und auch die Fado-Komponisten, die oft nicht erwähnt werden, sind Musiker von Weltniveau. Es ist richtig, dass der Fado ein Aushängeschild für Portugal ist. Ich habe vor einigen Wochen im Unterricht Fado als Beispiel benutzt. Die Studenten mussten dann die Melodie abschreiben.

Der Fado wird ja ein wenig in Einklang gebracht mit den Hörgewohnheiten der Leute, die die Tickets für die großen Konzerte kaufen sollen. Stört Sie diese Kommerzialisierung? 

Ich kenne Fado vor allem aus den kleinen Kneipen in Lissabon. Es ist gemütlich, Fado in einem kleinen Raum zu hören. Aber ich akzeptiere, dass Fado auch ein großes Publikum erreichen muss. Es ist natürlich nicht das Gleiche. Wenn man den ursprünglichen Fado hören will, sollte man das eher in den kleinen Kneipen Lissabons tun.

Sie sind 1987 geboren und haben Salazar-Diktatur und Nelken-Revolution nicht miterlebt. Beschäftigen Sie sich mit portugiesischer Geschichte?

Es wird natürlich in der Schule vermittelt. Aber auch meine Eltern haben mir erklärt, wie wichtig dieses Ereignis ist. Mein Vater ist in Mosambik geboren. Nach der Nelken-Revolution wurden die Kolonien unabhängig. Meine Mutter lebte in Lissabon und hat miterlebt, wie es unter der Diktatur war. Für sie ist dieses Datum immer sehr wichtig. Wir sind oft zusammen zu der Kundgebung am 25. April in Lissabon gegangen, wo die Revolution gefeiert wird. Meine Eltern haben mir dieses Datum immer als wichtigen Wendepunkt in der portugiesischen Geschichte vermittelt. Auch als Öffnung in Richtung Europa. Das war auch für die Entwicklung sehr wichtig. Man kann Portugal von 1974 nicht mit dem Portugal in den 1990er Jahren vergleichen.

Ihr Vater hat also ursprünglich in Mosambik gelebt und hat Ihre Mutter in Lissabon kennengelernt?

Mein Vater ist in den 1950er Jahren in Mosambik geboren, und ist zum Studieren nah Lissabon gekommen, wo er meine Mutter kennengelernt hat. Ich war leider noch nie dort, wo mein Vater geboren wurde. 

Interessieren Sie sich für Fußball?

Ja. Vor allem, wenn die portugiesische Nationalmannschaft spielt. Gestern haben sie gegen die USA 1:1 unentschieden gespielt.

Sie sind in Lissabon geboren. Sporting oder Benfica?

Ich bin Fan von Belenenses, dem drittgrößten Club in Lissabon, der auch in der ersten Liga spielt.

Und das Spiel von Leipzig gegen Porto?

Am spannendsten fand ich, dass das portugiesische Fernsehen live vom Augustus-Platz berichtet hat. 

PortugiesInnen haben eine Vielzahl an Weihnachtsbräuchen. Sie auch?

Ja, auf jeden Fall! Ich fahre über Weihnachten immer nach Portugal zu meiner Familie. Da gibt es vor allem immer sehr viele schöne Sachen zu essen. Am 24. Dezember gibt es Stockfisch, und am 25. dann Ente. Einen Weihnachtsbaum gibt es auch, aber typisch portugiesisch ist die Krippe mit ganz vielen kleinen Figuren. In der alten Fischhalle wird zu Weihnachten immer eine riesige Landschaft aus kleinen Figuren und Häuschen gebaut. Wir besuchen auch Verwandte in Nazaré, weil meine Mutter von dort kommt.

Gibt es im nächsten Jahr wieder »Música e Poesia« in Leipzig?

Geplant ist es für 2019 mit dem Zusammentreffen von 45 Jahre Nelken-Revolution und 30 Jahre Mauerfall. Das Konzert soll dann am 25. April stattfinden. Bis dahin sind es noch eineinhalb Jahre.

Welche Wünsche und Hoffnungen haben Sie für die Zukunft?

Ich hoffe, dass das europäische Projekt erhalten bleibt. Ich glaube sehr daran. Was ich selbst bis heute erreicht habe, war nur möglich, weil es die Europäische Union gibt. Europa sollte mehr zusammenwachsen als in einer Vielzahl kleinerer Staaten zersplittert zu werden. Wir müssen kooperieren, damit Europa stärker und effizienter wird.

Haben Sie auch persönliche Wünsche?

Ich würde gerne wieder am Theater arbeiten, weil ich mich dort sehr wohl fühle und ich das Gefühl habe, dort etwas Neues schaffen zu können: Neue Musik, neue Theaterstücke. Das würde mir großen Spaß machen.

Wie stehen die Chancen?

Ich muss mich anstrengen! (lacht)

Spaziergang mit Timo Dillner in Lagos

Foto einer Wandmalerei in Lagos

Wandmalerei in Lagos · © Andreas Lahn

Spaziergang in Lagos

Der seit 1998 am Algarve lebende deutsche Künstler Timo Dillner zeigt mir seine Stadt · von Andreas Lahn

Wir beginnen unseren Rundgang am sogenannten Mercado de Escravos. Heute ist das an der Praca Infante D. Henrique gelegene Haus ein Museum, das an die Zeiten der Sklaverei erinnert. Als es vor einigen Jahren noch im Besitz des Militärs ist, steht es leer und ist für KünstlerInnen nutzbar, die dort Ausstellungen machen, erzählt Timo Dillner. Die weißen Wände und der Innenhof seien ideal gewesen, alles habe sich so gestalten lassen wie gewollt. Von drinnen hört man die Reiseleiter erzählen, dass Portugal damals das erste Land gewesen sei, das mit Sklaven gehandelt habe. Und an diesem Ort seien die Sklaven verkauft worden – daher der Name. Doch das ist schlicht falsch, wie Timo Dillner weiß. »Das hier war nie ein Sklavenmarkt!« So etwas würde auch niemand in der Stadtverwaltung von Lagos behaupten. Die Touristen interessieren solche Details nicht. Sie hätten sich an die Gitter gestellt und als arme Sklaven fotografieren lassen. Nach dem Erdbeben von 1755 stand hier kein Stein mehr auf dem anderen. Sklaven seien außerhalb der Stadtmauern verkauft worden. Dort habe man auch einige negroide Skelette gefunden.
Früher habe es hier ganz anders ausgesehen, erzählt Timo Dillner. Da reichte das Meer bis an die Stadtmauer heran.Hier waren ein Fischereihafen und schöne Buchten. Die Avenida sei erst vor wenigen Jahrzehnten gebaut worden, was ältere Lagobrigenser heute noch auf die Palme bringe. Sie sagen: »Das alte Lagos wurde kaputtgemacht. Lagos ist keine Hafenstadt mehr, da ein direkter Zugang zum Meer nur hinter der kleinen Fortaleza existiert.«
In der Kirche Santa Maria hat Timo Dillner mit seinem Chor gesungen. Überhaupt kenne er die Kirchen in Lagos ziemlich gut − aus den Zeiten, als er mit dem Skizzenblock durch die Stadt gezogen sei. Auch die Kirche Santo António, wo drinnen ein Museum ist. Er könne Kirchen unter architektonischen und kulturhistorischen Gesichtspunkten betrachten und die Religion rauslassen. Das muss ich noch lernen − oder auch nicht…
Wenn Timo Dillner durch die Stadt geht, setzt er Scheuklappen auf, um seinen Kram möglichst schnell zu erledigen und schnell an die Staffelei zurückzukehren. Seine Frau Ingeborg sei da ganz anders. Sie gehe aktiv durch die Stadt, gucke nach links und nach rechts, treffe hier jemanden und dort. So nehme sie Lagos ganz anders wahr als er. Ohnehin ergänzen die beiden sich gut, wie nicht nur ich finde.
Bei der Buchmesse im Frühjahr haben sie mit einer Gruppe von Fotografen der Universidade dos Seniores zusammengearbeitet, die zum Thema Lesen und Schreiben Fotos von Büchern und Tintenfässern gemacht haben, um damit die Wände zu dekorieren.
Wir erreichen das 1992 eröffnete Centro Cultural, wo gerade Timo Dillners Ausstellung unter dem Titel läuft »Der Poetische Contineralismus − Neue Horizonte«. Bevor er anfängt zu zeichnen, legt er das Format fest. Häufig ist es ein Quadrat: »Das Format ist wie ein Spielfeld, auf dem ich mich dann austoben kann.« Auf einigen Bildern sind Seekarten zu erkennen, und Timo Dillner erklärt: »Ich schaue mir gerne intensiv Landkarten an. Ich war schon als Kind begeistert, wenn in einem Buch eine Schatzkarte abgebildet war.« Er weist auf drei Bilder zu den Hauptreligionen Judentum, Christen und Islam hin. Die abgebildeten Männer würden auf etwas warten, was sie auf ihre Buchseiten schreiben können, um es dann als Religion zu verbreiten.
Auf den Vorwurf einer Ausstellungsbesucherin, er würde zu viele Brüste malen, habe er geantwortet: »Jede Frau hat zwei. Ich kann nichts dafür.« Die erste Bild-­Zeitung seines Lebens habe er gekauft, um damit die Figur des Hohlkopfes zu füttern.
Als wir wieder durch die Straßen von Lagos spazieren, kommen wir an einer riesigen Wandmalerei vorbei, die die Künstlerkommune LAC im Rahmen von Urban Art schaffen ließ. In einer unscheinbaren Kirche finden Chorproben statt und auch einige Auftritte. Ursprünglich sein die Kirche ein Nonnenkloster gewesen, das komplett renoviert worden sei und nun für Kulturveranstaltungen genutzt werde. Zum Glück würden sie im Chor keine Volkslieder singen, was ihm sehr entgegenkomme.
Wir laufen an einem Schild vorbei mit der Aufschrift »Hortas Urbanas Sociais«. Hinter der Tür verbergen sich landwirtschaftliche Flächen, von denen sich vorwiegend ältere Leute ein Stück Garten bestellen, um Gemüse und Nahrungsmittel anzubauen und um sich mit anderen zu treffen.
Im »Zentrum der lebendigen Wissenschaft« (Centro Ciência Viva) gehe es um Entdeckungsfahrten. Hier können Kinder nautische Instrumente ausprobieren und mit Sextanten und Kompass auf Schatzsuche gehen. Eine Idee zur Steigerung der Attraktivität des Lagoser Hafens hat Timo Dillner auch. Er kann sich gut vorstellen, aus einer Ecke des Hafens einen »historischen Hafen« zu machen mit Piratenschiffen, Dreimastern und ­alten Hafenspelunken.
Was seine Kunstwerke angeht, hat Timo Dillner eine klare Linie. Ihm sei wichtig, dass seine inhaltlichen Anliegen rüberkommen, zur Kommunikation anregen und formuliert klar: »Das Verkaufen ist nicht mein Hauptanliegen.« Und von den BesucherInnen der Ausstellung fordert er: »Man muss auch als Betrachter investieren, sonst wird man mit Obeflächlichkeit bestraft. Ich mache keine fertig präsentierten, leicht verdaulichen Sachen. Aber natürlich kann man sich meine Bilder auch einfach nur ansehen und sie schön finden − und ist auch damit gut bedient.« Er stellt z. B. prinzipiell nicht in Restaurants aus, was bisweilen auf Unverständnis stößt.
Ingeborg und Timo Dillner sind 1998 mit zwei Kindern nach Lagos gekommen, haben alle auf ihrem Weg liegende Steine aus dem Weg geräumt und sind als einheimische Künstler aus Lagos akzeptiert. Es sind Ausstellungen in Faro und Portimão geplant. Gibt es Pläne, den Ort nochmal zu wechseln? »Vom Gefühl her, − sagen wir zu achtzig Prozent − möchten wir hierblieben. Aber da bleiben zwanzig Prozent übrig. Da ist immer noch Abenteuerlust und Neugier. So interessiert uns auch der portugiesische Norden.. Aber schon der Gedanke an einen Umzug, ist grausig! Die ganzen Maschinen, die man mitnehmen müsste, die Bücher, die Schallplatten…«
Doch Timo Dillner will auch herausgefordert werden. Das hat er schon als Kind gemocht und gerne Texte gelesen, die er nicht komplett versteht, in denen es Worte gibt, die er nicht kennt. Er hat ein paar Mal das Wort Montage gelesen, und gedacht: »Ich krieg das nicht hin. Was hat das mit Montag zu tun. Warum nicht Dienstage und Mittwoche. Bis mir einfällt, es heißt Montage. Dann habe ich mich gefreut und war so stolz auf mich, dass ich das rausgekriegt habe.« Na dann! Liebe Ingeborg, lieber Timo, vielen Dank für die schönen Stunden in Lagos. Ich wünsche euch alles Gute für die hoffentlich spannende Zukunft!