Ausführlicher Bericht zur ungewöhnlichen Mitgliederversammlung am 31.10.2020 im Berliner NH Hotel Friedrichstraße und Online • von Gabriele Baumgarten-Heinke
> Liebe Mitglieder, »eigentlich wollten wir uns ja heute im wunderschönen Porto treffen, bei schönem Wetter, motiviert und gut gelaunt…
Daraus ist nun leider nichts geworden! Wir sitzen hier, reduziert auf eine kleine Anzahl von Mitgliedern die man an vier Händen abzählen kann, nicht kuschelig zusammen wie gewohnt, sondern weit auseinander, ohne Kulturprogramm und abhängig von digitaler Übertragungstechnik. Und das alles wegen einem Virus, den man Covid-19 benannte, den man noch nicht einmal sehen oder begreifen kann, der vor elf Monaten in China seinen unheilvollen Weg antrat, sich rasant über die ganze Welt verbreitete und überall tausendfach Chaos, Schrecken und Tod mit sich brachte.«
Michael Wirges auf der Jahrestagung der DPG in Berlin · © Herbert Schlemmer
Das, liebe Mitglieder, ist ein Auszug der Begrüßungsrede des Präsidenten Michael W. Wirges zur DPG-Mitgliederversammlung im NH Hotel Berlin Friedrichstraße. Noch im Sommer, nachdem wir die DPG Reise nach Porto um ein Jahr verschoben hatten, glaubten wir optimistisch an eine ganz normale Tagung in Berlin und freuten uns auf die Vorbereitung. Es sollte eine feierliche Tagung werden im 30. Jahr der Wiedervereinigung Deutschlands und dem 30. Jahrestag der Fusion der DPG der BRD und der DPG der DDR. Fotos aus dem Vereinsleben der DPG und ein Bericht über den Stand der Dokumentation der DPG-Geschichte, waren in Vorbereitung. Auch der Botschafter Portugals in Berlin, S. E. Francisco Ribeiro de Menezes, hatte seine Teilnahme bestätigt.
Bis September hatten sich 40 Mitglieder angemeldet, doch je näher der Termin rückte und je mehr Städte zu Risikogebieten erklärt wurden, stornierten viele Mitglieder ihre geplante Reise nach Berlin. Auch wenn wir und das Hotel immer wieder versicherten, alle Maßnahmen der Hygiene einzuhalten, blieb natürlich für viele das Risiko der Anreise. Und so mussten wir ganz schnell reagieren und haben uns, nach Rücksprache mit dem DPG Präsidium, für eine verkürzte Tagung und einer virtuellen Übertragung der Mitgliederversammlung für drei Stunden, entschieden. Letztlich nahmen vom Landesverband Berlin – Brandenburg 17 Mitglieder und vom Landesverband NRW nahm Herr Kriegel an der Präsenztagung teil. Wir möchten uns bei den Mitgliedern auf diesem Weg noch einmal für ihre persönliche Teilnahme bedanken, denn dadurch kam so ein ganz klein bisschen das Gefühl einer normalen Tagung auf.
Gabriele Baumgarten-Heinke bei der Präsentation des Finanzberichtes · © Herbert Schlemmer
Der positive Effekt aller dieser Maßnahmen war letztlich für uns als DPG die Premiere, allen Mitgliedern in Deutschland und in Portugal die digitale Teilnahme an der Mitgliederversammlung zu ermöglichen. Die Firma KFP Five Star Conference Service GmbH stellte uns die Technik bereit und beriet uns bei der Umsetzung der Übertragung. Ricardo Schäfermeier managte die Übertragung über seinen ZOOM-Account und unsere Kamerafrau war Martina Sophie Pankow, beide vom Landesverband Berlin–Brandenburg. Noch war sicher nicht alles ganz perfekt, einige Mitglieder hatten Schwierigkeiten, sich einzuwählen und bei einigen war die Tonübertragung nicht besonders gut. Das werden wir verbessern! Für die DPG war es ein erster Schritt in Richtung Digitalisierung. Nach der Abstimmung über die üblichen Formalien mit den Präsenzmitgliedern, begann um 14 Uhr die digitale Übertragung.
Der Präsident Michael W. Wirges begrüßte alle Mitglieder und verlas die Grußworte von Dra. Ana Patrícia Severino, Kulturrätin der portugiesischen Botschaft in Berlin. Darin fühlte sie sich verpflichtet, denjenigen herzlich zu danken, die seit 1964, danach 1975 und schließlich durch die Wiedervereinigung der beiden Vereine Ost und West, eine hervorragende Arbeit zugunsten der Beziehung Portugal−Deutschland geleistet haben. Sie äußert ihr Bedauern zu den pandemischen Umständen, lud aber alle Interessierten zur Buchmesse 2021 nach Leipzig ein, wo ihrer Meinung nach, die portugiesische Literatur gefeiert werden wird und die DPG die Möglichkeit haben könnte, die Geschichte der Gesellschaft zu präsentieren. Sie wünschte der DPG Glück und äußerte die Hoffnung, sich bald persönlich vorstellen zu können.
In seinem weiteren Bericht verwies Michael W. Wirges auf Termine, die noch vor der Corona-Pandemie stattfanden, so unter anderem seine Vorstellung der DPG am 10. März bei dem neuen Botschafter Portugals, S.E. Francisco Ribeiro de Menezes.
Liebe Mitglieder, lassen Sie mich ein paar Themen aufgreifen, die mir auf dieser Mitgliederversammlung besonders am Herzen lagen. Als Leitung der Geschäftsstelle habe ich im Tagesordnungspunkt 6 einen Bericht über die Statistik und Mitgliederentwicklung gegeben. Aus unterschiedlichen Gründen, wie z. B. der fehlende Bezug zu Portugal, altersbedingt oder Umzüge in andere Städte oder Länder, haben wir in den Jahren 2017 und 2019 besonders viele Mitglieder verloren. Sicher ist es bei der DPG nicht anders als bei anderen Verbänden, neue und jüngere Mitglieder suchen oft andere Wege der Vernetzung. Umso wichtiger erscheint es mir da anzuknüpfen, was ein Mitglied in der Mitgliederbefragung geschrieben hatte: »Hilfreich wäre vielleicht eine Reflexion über Schwerpunkte für die zukünftige Ausrichtung der DPG …« Ich denke, wenn wir uns über die Strategie und Zielstellungen der DPG wieder mehr Gedanken machen, wird uns die nach Corona sicher an Fahrt gewinnende DPG-Arbeit besser gelingen. Ich habe in der Mitgliederversammlung dem Präsidium die Empfehlung gegeben, über einen Strategie-Workshop im Frühjahr 2021 für die Landesvorsitzenden, die Vorsitzenden der Stadtsektionen und interessierte Mitglieder, nachzudenken. Die Akquise neuer Mitglieder erscheint mir als eine zunehmend dringendere Aufgabe unseres Verbandes. Eine Möglichkeit der Neugewinnung von Mitgliedern sehe ich zum Beispiel in der Verbesserung der Öffentlichkeitsarbeit, das heißt, der Kommunikation der Arbeit der DPG in den deutschen Medien.
Als Ergebnis des ersten Strategie-Workshops der DPG, der auf Initiative von Falk Zirnstein, Rechtsanwalt und Vorsitzender der Stadtsektion Leipzig, 2018 in Leipzig stattfand, konnte in diesem Jahr die Mitgliederbefragung gestartet werden. Jedes Mitglied hat seinen eigenen Fragebogen erhalten, der verschiedene Punkte, vorwiegend zu seinem Bezug zu Portugal, hinterfragt. Die Auswertung der ersten Fragebögen hat bestätigt, dass diese Antworten außerordentlich wichtig für unsere Arbeit sein werden. Gerade unter der Rubrik Ich wollte schon immer einmal sagen … sind sehr wertvolle Hinweise für unsere Arbeit eingegangen. So wünschen sich viele Mitglieder den Erhalt des Portugal Reports und einen guten Mix aus Kultur, Geschichte, Tourismus und über Mitglieder, die sich in der DPG engagieren. Die Artikel über die portugiesische Geschichte finden besonderen Anklang, gewünscht sind auch mehr Informationen über die Sozialpolitik in Portugal.
Die Ergebnisse aus den Rubriken Ich habe spezielles Wissen zu / ich kann mich einbringen und Ich kann Kontakte vermitteln werden unsere Arbeit bereichern. Wir haben mehrere Mitglieder, die auf dem Gebiet des Journalismus arbeiten, Übersetzungen machen, auf dem Gebiet Tourismus tätig sind oder sich mit Geomorphologie beschäftigen. Einige Mitglieder brachten zum Ausdruck, dass sie nun mehr Zeit haben, sich in Projekte einzubringen.
Liebe Mitglieder, das sind wunderbare Voraussetzungen, um die Arbeit der DPG zu bereichern. Wir müssen das nur nutzen und die Mitglieder aktiv einbeziehen. Wir werden nach Auswertung der Fragebögen diese Hinweise, unter Einhaltung der Datenschutzregeln, an die Landesvorsitzenden weitergeben.
Mit 10 Prozent Rücklauf des FRAGEBOGENS zur MITGLIEDERBEFRAGUNG ist ein guter Anfang gemacht. Vielen Dank all denen, die uns bis zur Mitgliederversammlung ihre Fragebögen zugesandt haben. Aber da geht noch viel mehr − und so möchten wir Sie bitten, uns, insofern noch nicht erfolgt, Ihren ausgefüllten Fragebogen schnellstmöglich zuzusenden, vielen Dank!
Gert Peuckert berichtete über den Stand der Dokumentation der Geschichte der DPG, an der er zusammen mit Dr. Rainer Bettermann aus Jena und mir intensiv arbeite. Momentan werden umfassende Originaldokumente gelesen und für das Archiv gescannt. Dr. Bettermann von der Universität Jena hat viele Dokumente der Städtepartnerschaft Jena-Porto, die registriert und archiviert werden konnten.
Andreas Lahn hat auf der Website der DPG die bisherigen Artikel zur Dokumentation der Geschichte der DPG veröffentlich und auch die Zeittafel der DPG, die noch ergänzt werden muss. Gert Peuckert spornte alle Mitglieder zur Mitarbeit an. Es ist das Ziel, die zusammengetragenen Dokumente von 1964−2020 in einer Broschüre zusammenzufassen.
Es wurde der Entwurf des Covers (von Martina Sophie Pankow) der zukünftigen Broschüre gezeigt. Der Titel lautet Eine geschichtliche Dokumentation im Kontext deutsch-deutscher Beziehungen zu Portugal 1964−2020.
Für die Finanzierung der Broschüre wird ein Förderantrag über die diplomatischen Vertretung Portugals in Deutschland gestellt. Die DPG ist registriert beim Ministério dos Negócios Estrangeiros (MNE) in Lissabon und damit berechtigt, Anträge auf Projektförderung für zielgerichtete Projekte im Sinne der Zusammenarbeit mit Portugal durch die Portugiesischen Gemeinschaften (Comunidades Portuguesas) einzureichen.
Im Tagesordnungspunkt 11 Berichte der Landesverbände wurde Falk Zirnstein aus Leipzig zugeschaltet. Er berichtete vom Aufbau eines sozialen Netzwerks mit der Helios Herzklinik in Leipzig, bei der einige portugiesische Fachkräfte als Pflegekräfte angestellt sind. Das Herzzentrum betreibt ein Pilotprojekt zur Einbindung von ausländischen Fachkräften im Pflegebereich. Die Stadtsektion hatte sich Anfang Januar dort vorgestellt und war mit ausländischen Fachkräften in Kontakt gekommen. Ziel ist eine soziale Integration der Fachkräfte in die Stadt Leipzig.
Carlos Rodrigues, zugeschaltet aus Stuttgart, sprach von den gleichen Problemen wegen der Pandemie. Es konnte noch im Dezember 2019 ein Konzert mit einer portugiesischen Pianistin stattfinden. Er hofft, in diesem Jahr ein Konzert zur Weihnachtszeit zu veranstalten.
Hans-Heinrich Kriegel berichtete von der Initiative Lissabon—Düsseldorf. Anlässlich der Einweihung des Gartens des Palácio Alfeite der Prinzessin Stefanie aus dem Haus Hohenzollern-Sigmaringen aus Düsseldorf und des Gemahls Dom Pedro V in Lissabon, der mit eigenen Mitteln unter der Leitung des DPG-Mitglieds Carlos Quintas restauriert wurde. Im Museu da Arte Decorativa fand im November 2019 ein Konzert statt, bei dem Hans-Heinrich Kriegel ein Quartett aus jungen Musikern der staatlichen Musikschule musikalisch betreute.
Ricardo Schäfermeier berichtete, dass er sich und seine Stellvertreterin, Martina Sophie Pankow, am 18. November 2019 im Café Lisboa den Mitgliedern des Landesverbandes Berlin-Brandenburg vorgestellt hat. Für den 14. Februar organisierten sie die Teilnahme an der Weinmesse Berlin (Messegelände), an der einige Mitglieder des Landesverbandes teilnahmen. Jetzt laden sie alle zwei Wochen die Mitglieder des Landesverbandes über Zoom ein, sich virtuell zu treffen. Nach der Pandemie müsse man sich neu erfinden.
(Anm.: Funktioniert zur Zeit nicht – März 2021) Zu dem Tagesordnungspunkt Neues von der Website berichtete ich für Andreas Lahn, dass er auf der Website einen SPENDEN-BUTTON installieren möchte, um die finanzielle Lage der DPG zu verbessern und um den Portugal Report weiterhin finanzieren zu können. In der Mitgliederbefragung haben sich mehrere Mitglieder dafür ausgesprochen, dass der Portugal Report in Druckform erhalten bleiben und vier Mal pro Jahr erscheinen sollte. Der Spenden-Button ist mit PayPal verbunden. Wer darauf klickt, kann über sein eigenes PaPal-Konto oder per Kreditkarte Geld an die DPG spenden, das dann auf dem Konto der DPG bei der Berliner Sparkasse landet. So versucht Andreas Lahn, bis Ende des Jahres einen größeren Spendenbetrag für die DPG zu erwirtschaften. (Anm.: Funktioniert zur Zeit nicht – März 2021)
FILM + TV: Auf der Website der DPG gibt es den Menüpunkt FILM + TV, unter dem Filme über Portugal gelistet sind, die in nächster Zeit im TV laufen, aber auch Filme, Dokus und Nachrichten, die zu Internetseiten von TV-Sendern verlinken. Wer Lust auf einen Film hat, kann dort stöbern. Im Übrigen freut sich Andreas Lahn über Unterstützung bei der Sammlung der Filme: Wer Infos zu anstehenden Filmen über Portugal hat, möge ihm das bitte mitteilen: portugal-report@dpg.berlin.
Am Ende der Tagung gab es noch die Möglichkeit, über Neuigkeiten zu berichten. Dr. Ruth Tobias stellte das kürzlich erschienene Buch ihres Vaters, Werner Tobias, mit dem Titel Soenga vor, das die Cerâmica Preta genannte Keramikherstellung im Norden Portugals behandelt.
Katharina Stillisch erinnerte an die Ausstellung über Aristides de Sousa Mendes (1885−1954), die bereits in 33 Städten gezeigt wurde. Die Renovierung des Geburtshauses des Diplomaten in Cabanas de Viriato, der 30.000 Menschen half, mit einem Visum auf der Flucht vor den Nationalsozialisten über Portugal auszureisen, ist fast fertig. Dort soll ein Museum eingerichtet werden. Frau Stillisch ermunterte die Mitglieder, mehr Facebook zu nutzen.
Liebe Mitglieder, TROTZ ALLEM war es eine Tagung mit vielen Informationen und wir hoffen, Ihnen mit diesem Bericht einen kleinen Einblick gegeben zu haben. Lassen Sie uns trotz schwieriger Zeiten in Kontakt bleiben, senden Sie uns Ihre Fragebögen zu, senden Sie uns auch Dokumente und Berichte aus der Geschichte der DPG und merken Sie sich schon jetzt den Termin der Buchmesse vom 27.5. bis 30.5.2021 in Leipzig vor!
Aber vor allem: Bleiben Sie gesund!
NACH DER MITGLIEDERVERSAMMLUNG erreichten uns die Grußworte des Botschafters der Portugiesischen Republik in Deutschland, S.E. Francisco Ribeiro de Menezes. In seinem Schreiben spricht er der DPG seinen Glückwunsch aus für die geleistete Arbeit für die Vertiefung der freundschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und Portugal und für das langjährige und vielfältige Engagement seiner Mitglieder: »Die DPG kann stolz auf das Erreichte und auf ein sehr erfolgreiches Zusammenwachsen zurückblicken. An dieser Stelle möchte ich besonders dem Ehrenpräsidenten der DPG, Herrn Harald Heinke, meinen aufrichtigen Dank aussprechen.«
Besonders begrüßt er den PORTUGAL REPORT, über den die Zusammenarbeit der DPG und der Botschaft von Portugal in verschiedenen Bereichen stattfindet.