Kategorie: Geschichte der DPG

Projekt »Dokumentation der Geschichte der DPG 2020«, Teil I

Aufruf zur Beteiligung an der Schaffung eines Archivs zur Geschichte der DPG    von Gabriele Baumgarten-Heinke

Liebe Mitglieder, am 9. November 2019 findet die DPG-Jahrestagung in Berlin statt. Dieser besondere Termin, 30 Jahre nach dem Mauerfall, ist vom DPG-Präsidium bewusst so ausgewählt worden. An diesem Tag erinnern neben der Tagung mit verschiedenen Programmpunkten an die Zeit vor 30 Jahren. Der Besuch des Panoramas Die Mauer von Yadegar Asisi hat die TeilnehmerInnen sehr stark beeindruckt und wird in Erinnerung bleiben. 
Aber wir begehen nicht nur diesen Höhepunkt, sondern auch einen besonderen Jahrestag − 55 Jahre DPG! Otto Wolff von Amerongen (6.8.1918−8.3.2007), einer der einflussreichsten Unternehmer in Deutschlands nach 1945 und Wegbereiter des Osthandels, gründet am 6. Mai 1964 in den Räumen der Firma Otto Wolf Eisenhandel in Köln die Deutsch-Portugiesische Gesellschaft West (DPG). Gründungsmitglieder sind neben Otto Wolff von Amerongen (erster Präsident), Sprachwissenschaftler der Universitäten Köln und Coimbra und der Botschafter der Republik Portugal in Bonn, Manuel Homem de Mello. Die Gesellschaft hat am Anfang 67 Mitglieder. Die Eintragung ins Vereinsregister Köln erfolgt 1966. 
Auch in der DDR gibt es Einrichtungen, die sich den Beziehungen zu Portugal widmen: Am 27. Juni 1975 wird an der Liga für Völkerfreundschaft der DDR ein Komitee DDR–Portugal mit zunächst 34 berufenen Mitgliedern gegründet. Dieses Komitee ist die Partnereinrichtung der offiziell am 4. Dezember 1974 in Lissabon gegründeten Associação Portugal-RDA mit dem Status eines eingetragenen portugiesischen Vereins. 
Aus dem Komitee DDR–Portugal geht am 16.1.1990 die frei gewählte Deutsch-Portugiesische Gesellschaft der DDR hervor. 
Liebe Mitglieder, auf meinen Antrag hin hat die Mitgliederversammlung 2019 in Berlin das Projekt Dokumentation der Geschichte der DPG 2020 beschlossen. 2020 begehen wir den 30. Jahrestag der Vereinigung der DPG aus der BRD und der DDR. Diese Vereinigung ist sechs Tage vor der offiziellen Wiedervereinigung Deutschlands erfolgt. Nach Aussagen des heutigen Ehrenpräsidenten, Harald Heinke, erfolgt diese Vereinigung von Anfang an auf einer freundschaftlichen und konstruktiven Basis der gegenseitigen Anerkennung. 
Im Rahmen dieses Projektes wollen wir Materialen aus der Geschichte der DPG, und vor allem aus 30 Jahren vereinigte DPG, zusammentragen. Ziel ist es, an die vielen aktiven Mitglieder und die hervorragenden Projekte der DPG zu erinnern und dies in einer Broschüre zu präsentieren. 
Wir rufen Sie, liebe Mitglieder, dazu auf, uns Ihre Berichte, Fotos und/oder Unterlagen aus dieser Zeit zu zusenden. Nur so können wir diese Geschichte vollständig dokumentieren. Vielen Dank! 

Und so ist das im Jahre 1990

Dank der Initiative des damaligen Architekten und DPG-Präsidenten der DPG der Bundesrepublik Deutschland finden am 21. Mai 1990 (?) im Hotel Barragem in Montargil (Alentejo) in einer kleinen Gruppe von Deutschen aus West und Ost mit dem portugiesischen Rechtsanwalt und Schriftsteller Dr. Alexandre Babo (Generalsekretär der Associação Portugal–RDA) erste Gespräche über die zukünftige Gestaltung der Zusammenarbeit statt. Es nehmen neben Dr. Alexandre Babo (Portugal), Peter und Marys Neufert (BRD) und von der DDR Harald Heinke sowie Dr. Inge Jank und Dr. Hans-Georg Jank (Deutschlektoren aus der DDR an der Associação Portugal-RDA), teil. Es geht u.a. um die Schaffung einer neuen unabhängigen Gesellschaft, um einen gemeinnützigen Verein unter der tragenden Klammer der Freundschaft und Zusammenarbeit mit Portugal. 
Am 27. September 1990 wird mit einer Festveranstaltung im Schauspielhaus (jetzt Konzerthaus) auf dem Gendarmenmarkt in Berlin die Vereinigung der DPG der BRD mit der DPG der DDR vollzogen und eine Vereinbarung über gleichberechtigte Zusammenarbeit zwischen den DPG-Präsidenten Peter Neufert und Dr. Klaus Steiniger getroffen. 

Quelle: Bericht von Harald Heinke (2004)

Senden Sie Dokumente für dieses Projekt an die Geschäftsstelle der DPG:
Deutsch-Portugiesische Gesellschaft (DPG)
c/o Heinke
Zillertalstraße 51
13187 Berlin

oder per E-Mail: office@dpg.berlin

Telefon: 0176 | 54079866

Zeittafel zur Geschichte der DPG

Deutsch-Portugiesische Gesellschaft (DPG) – eine deutsche Vereinigung für Portugal

6. Mai 1964

  • Gründung der Deutsch-Portugiesischen Gesellschaft (DPG) in der Firma Otto Wolff Eisenhandel, Köln: 60 Mitglieder
    • Präsident: Dr. Otto Wolff von Amerongen
    • Geschäftsführer: Dr. Manfred Zapp
    • Unterstützt von Prof. Dr. Joseph Piel, Sprachwissenschaftler (Universität
    • Köln/Coimbra) und Botschafter Portugals, Dr. Manuel ­Homen de Mello

3. Mai 1966 

  • Eintragung ins Vereinsregister Köln

1974

  • Aprilrevolution in Portugal
  • Lissabon: Gründung der Freundschaftsgesellschaft Portugal−DDR (4.12.1974)
    • Präsident: Prof. Dr. João Freitas Branco, Staatssekretär für Kultur
    • Vizepräsident: Dr. jur. Alexandre Babo, Schriftsteller/Theaterregisseur

1976

  • Änderung des Namens der Gesellschaft in Deutsch–Lusitanische Gesellschaft e.V. – Sociedade Luso-Alemã (DLG)
    • Präsident: Dr. Otto Wolff von Amerongen
    • Vizepräsident: Werner Delvendahl, Essen
    • Vizepräsident/Schatzmeister: Architekt Dipl. Ing. Peter Neufert
    • Vizepräsident: Heinz Peter Ptak, Brigade General a.D., Dipl. Volkswirt
    • Köln: 1. Satzung der Deutsch–Lusitanische Gesellschaft e.V. in der BRD
    • Schwerpunkt Südwestdeutscher Raum
    • Eintragung der DLG Vereinsregister Köln u. a. neue Zielsetzung der DLG
    • 1. Erwähnung der Förderung des deutschen Tourismus nach Portugal
    • Erneute Namensänderung: Aus der Deutsch-Lusitanischen Gesellschaft wird Deutsch–Portugiesische Gesellschaft e.V., da der Begriff lusitanisch in der deutschen Öffentlichkeit zu Missverständnissen führte.

1981

  • Gründung der Schwestergesellschaft in Portugal: Associação de Cooperação Portugal − República Federal da Alemanha in Portugal (Lisboa)

1982

  • Herausgabe der Vereinszeitschrift Portugal–Nachrichten; Herausgeber: Heinz Peter Ptak; Redakteure: Dr. W. Födisch, Gerhard Scholz, Magret Ochsenfarth

Ende 1986  

  • Übergabe des Bundesvorsitzes der DPG auf Wunsch von Heinz Peter Ptak (gesundheitliche Probleme) an Dipl. Ing. Peter Neufert

16. Januar 1990

  • Berlin: Vollversammlung der Freundschaftsgesellschaft DDR−Portugal: Demokratische öffentliche Wahl des neuen Vorstandes und Beitritt neuer Mitglieder; Präsident: Dr. Klaus Steiniger
    Aus dem Komitee DDR-Portugal geht am 16.1.1990 die frei gewählte Deutsch-Portugiesische Gesellschaft der DDR hervor. 

18. April 1990

  • Berlin–Ost / Club der Kulturschaffenden: Lesung der Gesellschaft DDR−Portugal mit dem Münchner Autoren und ehem. Leiter des Goethe-Instituts der BRD in Lissabon, Curt Meyer–Clason

Mai 1990

  • Ostberlin: Besuch des Präsidenten der Deutsch-Portugiesischen Gesellschaft der BRD, Peter Neufert bei der Freundschaftsgesellschaft DDR–Portugal

21. Mai 1990 (?)

  • Montargil (Alentejo): Dank der Initiative des damaligen Architekten und DPG-Präsidenten der  DPG der Bundesrepublik Deutschland finden im Hotel Barragem in Montargil (Alentejo) in einer kleinen Gruppe von Deutschen aus West und Ost mit dem portugiesischen Rechtsanwalt und Schriftsteller Dr. Alexandre Babo (Generalsekretär der Associação Portugal-RDA) erste Gespräche über die zukünftige Gestaltung der Zusammenarbeit statt. Es nehmen neben Dr. Alexandre Babo (Portugal), Peter und Marys Neufert (BRD) und von der DDR Harald Heinke sowie Dr. Inge Jank und Dr. Hans-Georg Jank (Deutschlektoren aus der DDR an der Associação Portugal-RDA), teil. Es geht u.a. um die Schaffung einer neuen unabhängigen Gesellschaft, um einen gemeinnützigen Verein unter der tragenden Klammer der Freundschaft und Zusammenarbeit mit Portugal.

7. Juli 1990

  • Berlin–Ost: Öffentliche Vollversammlung der Gesellschaft DDR−Portugal Grußschreiben der DPG der BRD. Empfehlung der Vollversammlung an den neuen Vorstand, den Zusammenschluss der beiden Gesellschaften (BRD / DDR) bis Oktober 1990 vorzubereiten.
  • Aufhebung der Beantragung von Visa nach Portugal für Bürger der DDR
  • Berlin: Registrierung der neuen freigewählten Deutsch-Portugiesischen Gesellschaft in der DDR − Vereinsregister N° 595 Stadtbezirksgericht Berlin-Mitte

27. September 1990

  • Berlin–Ost / Schauspielhaus: Vereinigung der DPG der Bundesrepublik und der DPG der DDR, gegründet im Februar 1990. Nachfolger des 1974 gegründeten Freundschaftskomitees, später Freundschaftsgesellschaft DDR−Portugal. 
  • Vereinbarung der gleichberechtigten Zusammenarbeit zwischen DPG Präsident der BRD Peter Neufert und Präsident der DDR Gesellschaft, Dr. Klaus Steiniger 

29. Oktober 1990

  • Bonn / Deutsch Parlamentarische Gesellschaft: Vortrag von Dr. Klaus Steiniger − im Namen des Präsidiums der DPG »Die Deutsch-Portugiesische Gesellschaft − eine deutsche Vereinigung für Portugal«
  • Einladung der Deutsch-Portugiesischen Parlamentariergruppe des Deutschen Bundestages: Dr. Max Kunz, MdB

17.11.–19.11.1990

  • Kassel: 1. Gesamtdeutsche Jahrestagung der DPG auf Schloss Waldeck: Zusammenschluss der DPG mit ­der Portugiesischen Gesellschaft Thüringen
  • Ausstellung: Portugiesische Literatur/ Oberlausitzer Kunstgewerbe 
  • Wahl des Präsidiums: Präsident Peter Neufert; Vizepräsidenten: Theo Morgenschweis, Prof. Dr. Dr. Manfred Kuder, Rainald Orbach, Dr. Klaus Steiniger, Harald Heinke, Ernst Heise
  • 200 Teilnehmer bundesweit

14. Februar 1992

  • Stuttgart: Gründung des Ortsverbandes; Vorsitz: Dr. jur. Daniela Kreidler-Pleus

15. März 1996

  • Gründung der Stadtsektion Leipzig; Leiter: Horst Herold

6. August 1996

  • Hamburg: Spaltung des Vorstandes des LV Hamburg − Austritt einiger Vorstandsmitglieder aus dem Bundesverband und Gründung der Portugiesisch-Hanseatischen Gesellschaft im Kulturhaus Eppendorf (Hamburg)
  • Berlin / ITB: Herausgabe der Zeitschrift «Bom Dia Portugal»

Oktober 1999  

  • Eröffnung der Olimar-Repräsentanz Berlin – Sitz der DPG-Geschäftsstelle und 2002 Nutzung des Büros für Veranstaltungen der DPG 

Januar 2000

  • Herausgabe der neuen Zeitschrift der DPG »Portugal Report«; Redaktion: Richard Blumenthal

 

Quelle: Aufzeichnungen von Ehrenpräsident Harald Heinke

Dokumentation der Geschichte der DPG 2020, Teil II

Zum 30-jährigen Jubiläum der Vereinigung der DPG der BRD und der DPG der DDR    von Gabriele Baumgarten-Heinke

ZIELSTELLUNG DES PROJEKTES 
Liebe Mitglieder, wir möchten Sie alle aufgerufen, am Projekt »Dokumentation der Geschichte der DPG 2020« mitzuarbeiten und noch tiefer in die Zeit der Entstehung der DPG, der Vereinigung der DPG bis hin zur Gegenwart einzutauchen. Seit diesem Aufruf wird mit Unterstützung einiger Mitglieder, recherchiert, gelesen und digitalisiert. Ein Ziel ist, die zahlreichen Unterlagen, die nach den vielen Jahren teilweise schlecht lesbar sind, dem DPG-Archiv zu erhalten. Darunter sind Statuten, Protokolle, Aufzeichnungen und Briefe, so auch von unserem langjährigen und Ende 1999 verstorbenen Präsidenten Peter Neufert, sowie historische Dokumente aus der Zeit der Nelkenrevolution 1974. Des Weiteren geht es auch darum, die Geschichte früherer Vereinigungen, die ebenfalls die deutsch-portugiesischen Beziehungen zum Gegenstand haben, in der Dokumentation zu berücksichtigen. 
Am 6. Mai 1964, also fast genau vor 56 Jahren, erfolgt die Gründung der Deutsch-Portugiesischen Gesellschaft in der Firma Otto Wolff Eisenhandel Köln. Erster Präsident ist Dr. Otto Wolff von Amerongen. Und 26 Jahre nach der Gründung passiert das, womit eigentlich keiner so richtig gerechnet hat: Am 27.9.1990 kommt es in Berlin/Ost – nur wenige Tage vor der Wiedervereinigung Deutschlands – zur Vereinigung der DPG e.V. der BRD und der DPG e.V. der DDR.
Dieses 30-jährige Jubiläum der Vereinigung der DPG im 30. Jahr der Wiedervereinigung Deutschlands ist Anlass genug zu beginnen, die einzelnen Ereignisse und Entwicklungen der DPG in beiden Ländern, bis hin zur Vereinigung, genauer zu analysieren und zu dokumentieren. Herr Dr. Rainer Bettermann, seinerzeit wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Friedrich-Schiller-Universität Jena und Vorsitzender der »Deutsch-Portugiesischen Gesellschaft Thüringen e.V.«, ist auf dieses Projekt aufmerksam geworden und beschreibt das in einem Brief vom 9.12.2019 an den Präsidenten Michael W. Wirges wie folgt: »Es scheint nun gerade an der Zeit zu sein, über Vergangenes, Verschwundenes, Verschwiegenes, Verdrehtes und Vergessenes der deutsch-deutschen Vergangenheit nachzudenken und nachzuforschen.« Und genau das ist das Anliegen dieses Projektes.
Zum 40. Jubiläum der Deutsch-Portugiesische Gesellschaft e.V. im Jahr 2004, lädt Harald Heinke, der damalige Präsident der DPG, Mitglieder, Wissenschaftler und Freunde Portugals nach Berlin zu einem wissenschaftlichen Kolloquium mit dem Thema »Deutschland und Portugal, langjährige Freunde und Partner in Europa«, ein.  In den Vorträgen geht es u.a. um das Portugalbild nach 1945 und die deutsch-portugiesischen Wirtschaftsbeziehungen nach der Nelkenrevolution. Zu diesem Zeitpunkt entsteht die jetzige Chronologie der DPG, ohne dabei auf die einzelnen Gesellschaften in Portugal, der BRD und der DDR, näher einzugehen. Das wollen wir jetzt nachholen.

Die Dokumentation verfolgt vier Schwerpunkte:

I. Die Gründung und Arbeit der DPG in der BRD seit 1964

Schwerpunkte sind die Gründung der einzelnen Landesverbände, die Vervollständigung der Chronologie des Präsidiums über die Jahre bis zur Gegenwart und die Recherche nach der damaligen »Schwesterngesellschaft« Associação de Cooperação Portugal − República Federal da Alemanha. Diese wird im Jahr 1981 in Lissabon gegründet. 

II. Die Arbeit der Associação Portugal – RDA

Bereits im Dezember 1974 wird in Lissabon von namhaften Persönlichkeiten, wie dem damaligen Staatssekretär für Kultur, Prof. Dr. João Freitas Branco und dem Schriftsteller Dr. jur. Alexandre Babo, die Associação Portugal − RDA gegründet. Dieser portugiesische Verein arbeitet – nach jetzigem Kenntnisstand – bis 1989 mit landesweit mehr als 25 Basisgruppen und 6000 Mitgliedern.

III. Freundschaftskomitee DDR–Portugal

Unter dem Dach der Liga für Völkerfreundschaft wird im Juni 1975 in Berlin das Freundschaftskomitee DDR−Portugal ins Leben gerufen. Zwischen der Associação Portugal −RDA und dem Freundschaftskomitee gibt es eine enge Zusammenarbeit, auch wenn deren Strukturen unterschiedlich sind.

Bevor es am 27. September 1990 zur Vereinigung der Deutsch-Portugiesischen Gesellschaft kommt, wird die neue, frei gewählte Deutsch-Portugiesische Gesellschaft der DDR e.V. im Januar 1990 gegründet und in das damalige Vereinsregister des Stadtbezirkes Berlin-Mitte eingetragen.

IV. Die Deutsch-Portugiesische Gesellschaft e.V. von 1990 bis zur Gegenwart

Das Projekt »Dokumentation der Geschichte der DPG 2020« verfolgt die Recherche und die Dokumentation der Entwicklung der heutigen Deutsch-Portugiesischen Gesellschaft e.V. sowie die Würdigung der vielen engagierten ehrenamtlichen Mitgliedern, sowohl in Deutschland als auch in Portugal, die zum Gelingen und Erfolg dieser Freundschaftsgesellschaft beitragen. 
Helfen auch Sie bei der Recherche mit und senden Sie uns Unterlagen und Materialien zur Archivierung und Digitalisierung. Wir freuen uns über Ihre persönlichen Berichte und Fotos aus der Geschichte Ihres Landesverbandes der DPG. Unser Dank gilt Maja Wolff, die dem DPG-Archiv ihre historischen Materialien zur Verfügung stellt.

Senden Sie Dokumente für dieses Projekt an die Geschäftsstelle der DPG:
Deutsch-Portugiesische Gesellschaft (DPG)
c/o Heinke
Zillertalstraße 51
13187 Berlin

oder per E-Mail: office@dpg.berlin

Telefon: 0176 | 54079866

30 Jahre vereinigte DPG

Fakten und Meinungen zur Geschichte der Fusion von DPG Ost und West     von Gabriele Baumgarten-Heinke

Was für eine wunderbare Geschichte: Noch vor der Vereinigung Deutschlands ­finden sich Freunde Portugals aus beiden Teilen Deutschlands zusammen und vereinen sich am 27. September 1990 in der Deutsch Portugiesischen Gesellschaft.
Aber wie lief das ab vor 30 Jahren− immerhin waren die DPG der BRD und die DPG der DDR Gesellschaften aus zwei unterschiedlichen Wirtschaftssystemen. Die Berichte aus dieser Zeit klingen harmonisch, »auf Augenhöhe« wird immer wieder zitiert. Um das genau zu erfahren, befragte ich mehrere Zeitzeugen unserer Gesellschaft. 
Vorab der historische Ablauf: Die seit Juni 1975 in der DDR unter dem Dach der Liga für Völkerfreundschaft bestehende  Freundschaftsgesellschaft DDR—Portugal, der nur berufene Mitglieder angehörten, öffnete sich unmittelbar nach dem Fall der Mauer im November 1989 für alle Interessenten und Fachleute. Am 16.1.1990 wurde die DPG der DDR e.V. gegründet, Dr. Klaus Steiniger wurde zum Präsidenten gewählt. Die DPG der DDR e.V. hatte zu diesem Zeitpunkt 530 Mitglieder in 5 Regionalgruppen. Zu den ersten Mitgliedern gehörten Wolfgang Weiß (LV BB), Bernhard Profé (LV BB), Maja Wolff (LV BB) und Horst Herold (LV Sachsen). Am 30. Mai 1990 war der damalige Präsident der DPG der Bundesrepublik Deutschland, Peter Neufert, bei der neugegründeten Deutsch-Portugiesischen Gesellschaft der DDR zu Gast. 
Ohne zu wissen, das bereits ein halbes Jahr später die deutsch-deutsche Mauer fallen sollte, fanden bereits am 21. Mai 1989 in Montargil (Alentejo) und Lissabon erste Gespräche zur Vereinbarung einer zukünftigen Zusammenarbeit zwischen Vertretern der DPG der BRD (Peter und Marys Neufert) und dem Komitee DDR-Portugal (Harald Heinke) statt. Anwesend war außerdem Dr. Alexandre Babo von der Gesellschaft Portugal-DDR. Wahrscheinlich war dieses Treffen ein Grundstein der gesamten weiteren Entwicklungen. »Das klingt wie ein Wunder«, sagt Bernhard Profè, bis 2003 der Vorsitzende des Landesverbandes Berlin/Brandenburg, »und als ein solches wurde es von den damaligen Mitgliedern auch empfunden. Von Anfang an gab es eine freundschaftliche Atmosphäre im vereinten Landesverband Berlin/Brandenburg und das setzte sich, nach einigen wenigen holprigen Schritten, auch in der gesamten DPG fort«. 
»Die Festveranstaltung im Schauspielhaus Berlin, dem heutigen Konzerthaus, war sehr emotional«, sagt Andrea Runge, die von 2003−2015 den Landesverband BB leitete. »Man war sich der Bedeutung der Veranstaltung bewusst.«
Auch weitere Mitglieder, die sich zu diesem Thema geäußert haben, waren sich einig, dass ohne das diplomatische und engagierte Handeln von Harald Heinke, der auch Peter Neufert begeistern konnte, die Fusion und dieses für die deutsche Geschichte herausragende Ereignis, unter Umständen nicht statt­gefunden hätte.  
Die erste gesamtdeutsche Jahrestagung der DPG fand am 19. November 1990 im Schloss Waldeck südwestlich von Kassel statt. Gewählt wurden Peter Neufert zum Präsidenten und  Dr. Klaus Steiniger zum stellvertretenden Präsidenten der DPG. Die Arbeit der vereinten Deutsch-Portugiesischen Gesellschaft nimmt ihren Anfang.

Wie Brecht wieder nach Portugal kommt

Aus den Archiven der DPG    von Gert Peuckert

Bereits am 4. Dezember 1974, nur wenige Monate nach dem Sturz des faschistischen Regimes, wird in Lissabon die Associação Portugal−RDA gegründet. Zu den Gründungsvätern der Nationalen Freundschaftsgesellschaft gehört der international anerkannte Musikwissenschaftler Prof. Dr. João de Freitas Branco, der später zu ihrem Präsidenten gewählt wird.
Bei einem seiner ersten DDR-Aufenthalte nach den Ereignissen des 25. April 1974 spricht er auf einer Veranstaltung des Freundschaftskomitees mit Portugal der Liga für Völkerfreundschaft über die Bedeutung der April-Revolution für die Kulturschaffenden Portugals, die von der Salazar Diktatur kontrolliert und politisch verfolgt wird. Nach seinen Worten unterliegen in dieser Zeit sämtliche Theater- und Filmvorstellungen einer strengen Zensur, und Brecht ist schlechthin verboten.
In diesem Kontext berichtet er von der Gastspielreise einer brasilianischen Theatergruppe, die ein Stück von Brecht im Programm hat und mit Unterstützung ihrer Botschaft die Aufführung des Theaterstücks in Lissabon erreichen kann. Da den Zensurbehörden in diesem Fall ein Verbot verweigert ist, schleust man mit Unterstützung der ­Geheimpolizei PIDE eine Gruppe von Provokateuren in die ausverkaufte Theatervorstellung, die durch ihr aggressives Auftreten einen Eklat in der Öffentlichkeit inszeniert. Die Botschaft Brasiliens wird anschließend darüber in Kenntnis gesetzt, dass eine weitere Aufführung des Brecht-Stückes aus Sicherheitsgründen und zum Schutz der Schauspieler untersagt wird.
Erst mit der Nelkenrevolution werden die Voraussetzungen für die Entwicklung einer demokratischen, vom Staat geförderten und dem ganzen Volke zugänglichen Kulturpolitik in Portugal geschaffen. Am 30. Juli 1975 wird in Berlin ein ­ Kooperationsabkommen zwischen der Associação Portugal−RDA und dem Freundschaftskomitee DDR−Portugal abgeschlossen, in dem sich beide Organisationen zu einer engen Zusammenarbeit im Geiste des Friedens, der Freundschaft und internationalen Solidarität verpflich­­ten. Als gemeinsame Zielstellung wird »die Entwicklung des gegenseitigen Vertrauens zum Wohle beider Völker und die Förderung der Kooperation und des Austausches auf kulturellem, wissenschaftlichem und sozialem Gebiet im ­Interesse der internationalen Verständigung und des Weltfriedens vereinbart«.
Als erste konkrete Maßnahme zur Umsetzung des Abkommens wird die Organisation einer «Semana Bertolt Brecht» in Portugal beschlossen. 
Die Brecht-Woche soll aber kein elitäres Kulturereignis werden, sondern allen Schichten des Volkes zugänglich sein. Deshalb sind alle Veranstaltungen eintrittsfrei. Das wird dank der aktiven Mitarbeit und finanziellen Unterstützung seitens der Gulbenkian-Stiftung, der Stadtregierung von Lissabon und der DDR-Botschaft in Portugal möglich.
Im Herbst 1975 ist es dann soweit: Vom 19. bis 26. September werden Theater- und Filmvorstellungen sowie Ausstellungen des Berliner Ensembles über Brecht im Teatro S. Luís in Lisboa sowie in Évora, Almada und Setúbal organisiert.
Das Künstlergruppe «Novos Horizontes» vom Volkstheater Rostock wird von dem in der DDR beliebten Schauspieler Hans-Peter Minetti geleitet, der unter großem Beifall des begeisterten Publikums die Brecht-Gedichte in Portugiesisch rezitiert. 
Ich begleitete damals im Rahmen meines Auslandspraktikums an der Botschaft die Künstler auf ihrer Tournee durch Portugal und halte die Eindrücke von dieser Reise noch heute in leben­diger Erinnerung. Etwas Vergleichbares habe ich vorher noch nicht erlebt. Die Theatersäle sind überfüllt, und die ­politische Aufbruchstimmung bei den portugiesischen ZuhörerInnen ist überall spürbar. Nach Abschluss der Aufführungen wird vom Publikum spontan die »Internationale« angestimmt.
Zu einem besonderen Höhepunkt gestaltet sich die Brecht-Veranstaltung in Almada. Die dortige Basisgruppe der Freundschaftsgesellschaft, die zu den aktivsten der später über 20 «nucleos» mit landesweit insgesamt 6.000 Mitgliedern zählt, organisiert nach dem Theaterstück ein Zusatzprogramm mit dem anerkannten Brecht-Kenner Werner Hecht, das von dem in seiner Mehrzahl aus Werftarbeitern der Lisnave bestehendem Publikum mit Ovationen, Gesängen und Sprechchören begleitet wird.
Brecht ist auch wieder in Portugal…