Kategorie: PR78

Coimbra: Stadt mit Nostalgie und Vision

Foto des Patio der Universität von Coimbra

Rundgang durch die alte Universitätsstadt und Fado-Hochburg am Mondego • von Catrin George Ponciano

> Erhaben schwemmt der Mondego- Fluss an der altehrwürdigen Universitätsstadt Coimbra vorbei. Ebenso erhaben thront die einstige ­königliche Residenz und spätere Universität auf dem Hügel Alta und blickt mit ihrem Glockenturm auf die mittelalterlich geprägte Stadt zu ihren Füßen. Im Laufe von sieben Jahrhunderten erbaut, schmiegen sich 21 Kollegien um die Mutter-Universität, die von König D. Dinis im Jahre 1290 gegründet worden ist und seit 2013 zum UNESCO Weltkultur­erbe zählt.
Am Hang unterhalb des Campus liegt ein Häusergürtel. Schmale mittelalter­liche Häuser, steile Treppenstiegen bis zum Flussufer und ein kunterbuntes Gassen-Labyrinth verraten die maurische Vergangenheit bis zum Torre de Barracá, der vom Mittelalter durch ­einen Torbogen in die Gegenwart führt. Edle Geschäftshäuser in der Baixa säumen die kunstvoll mit Kopfsteinpflaster ausgelegte Fußgängerzone. Art Nouveau und Art déco beherrschen das noble Stadtbild. Boutiquen mit Markenbekleidung, Schmuck und kostbaren Mitbring­seln reihen sich an quirlige Café­-Häuser und familiär geführte Restaurants. Wenige Schritte entfernt liegen die Uferpromenade und ein lauschiger Park, in dem man unter Platanen Schatten und Muße findet.
Lassen wir den Streifzug durch Coimbra mit Liebe beginnen − mit D. Dinis von Portugal und Isabel von Aragon, die den portugiesischen Monarchen zwölfjährig geheiratet und ihn seine ganze 46 Jahre andauernde Ägide begleitet hat. Eine große und aufrichtige Liebe, von D. Dinis in Dutzenden innig formulierten Sonetten niedergeschrieben. Seine fromme Gattin sorgte für Notleidende, unterstützte den Santa Clara Orden in Coimbra und trat nach dem Tod ihres Mannes selbst in den Orden ein. In der romanischen Klosterkirche Santa Clara Velha in der Fluss­aue am südlichen Mondego-Ufer fand sie ihre letzte Ruhestätte. Umgebettet in das drei Jahrhunderte später errichtete Kloster Santa Clara Nova, gedenkt ihr Coimbra jedes Jahr am 4. Juli, dem Todestag der heiliggesprochenen Königin. Ihr Mann, D. Dinis, der Bauernkönig, war der sechste König Portugals. Ihm hat Coim­bra die erste Universität des Landes und eine der ­ältesten Lehrstätten für Geisteswissenschaften in Europa zu verdanken.
Die Fährte der Liebe führt aber noch ein Stück weiter durch die Flussaue am Mondego entlang bis zur Fonte dos Amores, dem heimlichen Treffpunkt von D. Pedro I mit der Hofdame Inês de Cas­tro. Das verbotene tête à tête endete in einer Tragödie, lyrisch erstmalig besungen vom Nationaldichter Luis de Camões in dem Nationalepos As Lusíadas und kunsthistorisch in der Klosterabtei zu Alcobaça an den Sarkophagen der Liebenden in Stein gemeißelt. In Coimbra in­spi­rierte die unsterbliche Liebe des un­glei­chen Paares etliche Theaterstücke und Literaten. Inês heißt auch eine moderne Brücke, über die man zu Fuß das Ufer wechseln und den Brunnen der Tränen hinter sich lassen kann, an dem einst die Meuchelmörder die Geliebte des Königs hingerichtet haben. Was für eine trau­rige Geschichte!
Die Fluss-Allee führt zum Hotel Astoria und weiter in die Fußgängerzone. Am Ende der Einkaufsstraße steht die Kirche Igreja de Santa Cruz mit ihrem kunstvoll mit Figuren und Ornamenten dekorierten Portal. Im Hochaltar ruhen D. Afonso Henrique, erster König Portugals, und sein Sohn Sancho I, umrahmt von aufwendig ornamentierten Triumphbögen mit den Insignien des Königshauses. In das Mosterio de Santa Cruz zog sich D. Afonso Henrique nach seinen Rückeroberungszügen zurück. In der nebenan liegenden Sakristei unterhält die ­Kirche ein Museum mit sakralen Kunstgegenständen. Im Heiligtum Santuário im ersten Stock befindet sich die größte Reliquiensammlung des Landes. Der im 16. Jahrhundert von Diogo Boitaca, dem Hofarchitekten für Kirchenbaukunst, entworfene Kreuzgang und die freitragende Gewölbedecke im Kirchenschiff zählen zu den Meisterwerken der portugiesischen Renaissance.
Nicht weit von Santa Cruz entfernt trennt der Torre de Barracá-Burgfried die Art Nouveau-Unterstadt vom mittelalterlichen Stadtkern. Bis zur alten Kathedrale Sé Velha sind es etliche Stufen, die im Zickzack durch eine Marktstraße aufwärts führen. Eine Gitarre mit langem schlanken Hals begrüßt die Gäste gleich am Eingang in die innere Feste, weiter oben eine Bäuerinnen-Skulptur. Dazwischen lädt das kleines unschein­bares Theater Fado ao centro zum Konzert mit Fado de Coimbra ein. Der traditio­nelle Studentengesang, einst als Ballade im Mondschein am Fenster für die Angebetete gesungen, existiert als Musik- und Liedkultur bereits seit 400 Jahren. Der 12-saitigen Coimbra-Gitarre entlocken geschickte Finger den passenden Klang für romantische Balladen. Nach einem kurzen Film über die Entwicklung des Fado de Coimbra kann man ihn als Live-Musik genießen.
Auf dem Platz vor der Sé Velha hebt sich der Blick an der maurisch, romanisch und gotisch geprägten Fassade bis in den Himmel. Die Stadt dahinter verschwindet. Die Sé Velha dominiert den Platz und das Leben drumherum.
Zeit für eine Mittagspause. Regionale Spezialitäten bietet das Restaurant O Trovador an der Kathedrale. Legendär ist ­Chanfana, Milchzicklein in Rotwein im Tontopf geschmort.
An der Sé Velha vorbei führt eine schmale Gasse weiter hinauf nach Alta bis zur neuen Kathedrale, dem früheren Jesuiten-Kolleg. Der anstrengende Aufstieg zu Fuß lohnt, denn von der Terrasse des Machado de Castro, dem ältesten Museums Portugals für Kunst, Archäologie und Volkskunde, reicht der Ausblick über die gesamte Unterstadt und den Fluss. Die Sé Nova daneben beherbergt eine überwältigende Fülle an Gold­altar-Kunst der hier einst federführenden ­Jesuiten-Gemeinschaft. Die Sé Nova steht in deutlichem Kontrast zu ­ihrer älteren Schwester Sé Velha und veranschaulicht allein optisch die Unterschiede im religiösen Bewusstsein des Klerus im Mittelalter und nach der Gegenreformation.

Foto aus dem Zentrum von Coimbra (Portugal)

Art Nouveau im Zentrum von Coimbra (Portugal)

Ganz am Ende der Straße geht es links zum Botanischen Garten und zum Aquädukt São Sebastião. Am Eingang zum Park wacht die Statue von D. Dinis. Vorbei an der Fakultät für Naturwissenschaften mit dem an Exponaten reichen Naturwissenschaftlichen Museum und dem Chemielabor erreicht man über den Vorplatz der alten Universität den Eingang Porta Ferrea. Gesäumt von Plattenbauten während der Salazar-Diktatur errichtet, stehen die Fakultät für Sprachen und Medizin sowie die Universitäts-Bibliothek Spalier. Die mit Figuren der Weisheit geschmückte Porta Ferrea gewährt Eintritt in das Herz der heiligen Hallen des Wissens. Recht, Medizin, Theologie und Geisteswissenschaft vereinen die Insignien der Universität.
Durch das Atrium gelangen die BesucherInnen in den einstigen königlichen Palast Paço Real, in den Doktorsaal Sala dos Actos, in die Kapelle de São Miguel und nach vorheriger Anmeldung in die imposante barock geprägte Bibliothek Biblioteca Joanina, in der mehrere hunderttausend antike Bücher aufbewahrt werden. Damit Raumklima, Raumtem­peratur und Luftfeuchtigkeit zum Schutz des kostbaren Bücherschatz ausgeglichen bleiben, erfolgt der Besuch lediglich zu bestimmten Uhrzeiten, im 15-Minuten-Takt und unter Beschränkung der Besucherzahlen. Der Hauch des Wissens atmet hinter ­jedem ledernen Buchrücken. Den Uhrenturm Torre da Universidade erreicht man über eine 300-stufige Wendeltreppe, die jedoch von Menschen mit Klaustrophobie oder Kreislaufproblemen gemieden werden sollte.
Über die Treppe der Göttin Minerva oder durch den Botanischen Garten und einen Abstecher in die Gewächshäuser, geht es abwärts zurück bis zum Flussufer. Am anderen Ufer des Mondego lockt nun noch ein Highlight Coimbras zu einem Besuch: der Themenpark Portugal dos ­Pequenitos. Hier sind die historischen ­Monumente Portugals für Kinder im ­Miniaturformat errichtet.
Coimbra, die gediegene alte Stadt am Mondego, schenkt saudade. Hier hört man die verliebten männlichen Stimmen des Fado, den zitternden Klang der portugiesischen Gitarre, das geschäftige Murmeln in der Altstadt und das jugendliche Lachen der StudentInnen, die ihren schwarzen Schal locker über die Schulter geworfen haben, frohen Mutes dem Leben entgegenblicken und die Gassen mit ihrem Frohsinn füllen.

Kehrst Du, Emigrant, nicht heim, komme ich zu Dir nach »draußen«

Graffiti-Foto aus Lissabon

von Ana Carla Gomes Fedtke und Eberhard Fedtke

> Die fortlaufenden Rückkehr-Programme für Emigranten, vom Staat in Perioden von vier Jahren ausgearbeitet, erbringen keinen nennenswerten Erfolg. Mit dieser Erkenntnis muss er letztendlich verstehen, dass sehr wenige seiner Landsleute in der Welt draußen zurückkehren wollen, nachdem sie ihren Lebensabschnitt in spezieller Absicherung in irgendeinem Land in beliebiger Position bewerten – sofern nicht in den Ferien oder im Ruhestand. So sieht das wahrhaftige gegenwärtige Szenario aus. Ein drängendes politisches Thema ist, darüber nachzudenken und zur bedrückenden Realität zu gelangen: Entsprechend offizieller Untersuchungen wird Portugal bis 2060 2 bis 3 Millionen seiner Einwohner verlieren – mehrheitlich hochqualifizierte Jugendliche. Es ist als Tatsache festzustellen, dass mehr Portugiesen draußen leben als im Heimatland. Portugal, ein Land der Emigration, läuft – unvermeidbar – Gefahr, zumindest in ländlichen Regionen ein Altenheim sowie eine Zuflucht für Rentner zu werden, zumal Portugal bereits in der Welt den fünften Platz des Altenanteils in der Bevölkerung einnimmt.. Heimzukehren bleibt spirituell ein hübscher Titel für einen fröhlichen Fado.

Als Ergebnis der Analyse dieser neuen sozialen Plattform der portugiesischen Gesellschaft wird der Staat künftig seine Prioritäten und Visionen auf die Diaspora draußen in mehr als 80 Ländern ausrichten, um die Verbindungen zwischen Emigranten und Heimatstaat zu festigen und letztlich die portugiesische Kultur zu bewahren. Das reichhaltige Libretto enthält als vorrangiges Geflecht: Vereinswesen, Wirtschaft und Entwicklung, Bürgerrechte für Neubürger, Unterstützung vor Ort, Träger der sozialen Kommunikation in der Diaspora sowie authentisches Kulturwesen. Dieses Programm eines Wechsels der Prioritäten von Rückkehr zu einer Stärkung der Diaspora agil der Öffentlichkeit vorzustellen, diente eine grandiose Aufführung mit weiter Ausschau: Auf einem Ersten Kongress der Portugiesischen Diaspora, abgehalten am 13. Juli 2019 in Porto mit mehr als 400 Teilnehmern und in Anwesenheit der Chefs vom Staat, Regierung und Parlament, wurden von zahlreichen Rednern die bestehenden Probleme Portugals mit der Diaspora analysiert, debattiert und behandelt – insbesondere auch die der zweiten und dritten im Ausland geborenen Generation. Vorhaben des Treffens war vor allem, die Multi-Strukturen der aktuellen Emigrationspolitik zu erneuern oder gegebenenfalls zu korrigieren. Die Teilnahme des Außenministers belegt, dass diese neue Öffnung zur Diaspora einen Teil der offiziellen Außenpolitik bildet und ein politisches Gewicht erster Kategorie haben soll.

Das Ziel ist evident: Portugal möchte nicht die Verbindung zu seinen emigrierten Mitbürgern verlieren – einem enormen menschlichen Kapital an Intelligenz und kultureller Kreativität –, wobei dieses ethnische Potenzial seit dem Jahr 1900 in wachsenden Bewegungen das Land verließ, in seiner Mehrheit nach Zentraleuropa mit entwickelten Volkswirtschaften auf der Suche nach Spezialisten. Viele dieser Spitzenköpfe trachten nicht mehr danach heimzukehren. Ein signifikantes Beispiel: Heute bietet der deutsche Staat circa eine Million freier Stellen in unterschiedlichen Arbeitskategorien an. Es fehlen Fachkräfte in allen wichtigen ökonomischen Sektoren.

Die Frage ist, ob es dieser Anstrengung des Staates für die Diaspora bedarf. Jedwede portugiesische Familie hat ihre kleine wirkungsvolle Diaspora – vermögende Familienmitglieder oder Freunde in vielen Ländern draußen, was eine dauerhafte und vielseitige Verbindung mit charakteristischen Abdrücken lusitanischen Esprits belegt. Mithin fehlt es nicht an vielfältig einwirkenden Botschaftern für sämtliche Kulturbereiche in beiderlei Richtung. Die beeindruckende Demonstration durch Emigranten dieser Internationalisierung zeigt sich in den jährlichen Ferien zum Ergötzen der anderen hierzulande, wenn sie in luxuriösen Automobilen herumfahren und Häuser kaufen oder bauen – eine Rückkehr für die Zeit der Rente geplant. Dieser neue Reichtum zeitigt eine spektakuläre Sprache, was wirtschaftlich möglich ist, draußen zu leben, zu arbeiten und nicht zurückzukehren. Gegenüber derlei fortwährender Unausgewogenheit antwortet der Staat mit Besorgnis, möchte darauf mit Vordringlichkeit, Intensität und Fantasie reagieren.

Der erste Kongress der Diaspora definierte exakt die anstehenden Probleme der Emigration, dies in Ersetzung der Rückkehr-Programme. Im Kongress von Porto wurden folgende Punkte erarbeitet und beschlossen:

Ein neues Gesetz der Staatsbürgerschaft sieht vor, dass Kinder und Kindeskinder von Emigranten die portugiesische Staatsangehörigkeit erwerben können, auch wenn die Eltern geschieden sind. Ein neues Wahlrecht erfasst 1,5 Millionen Portugiesen, die in ausländischen Wählerlisten verzeichnet sind, und denen das Recht, in Portugal zu wählen, gewährt wird, was bisher nicht möglich war. Eine doppelte Staatsangehörigkeit stellt kein Hindernis dar. Analysten versprechen sich von diesem Sachverhalt eine signifikante »demokratische Reserve«. Das große Problem wird sein, diese neue »Klientel« zu motivieren. Das ist eine fundamentale Aufgabe der nationalen Presse, die Emigranten fortgesetzt über diese sozialen Neuheiten zu unterrichten. Eine maßgebliche Arbeit in sensibler Dimension.

Weitere Themen betreffen die Harmonisierung in Fragen der Steuerverfassung, wozu ein neuer Steuer-Leitfaden ausgearbeitet wurde, die Aufwertung von Sozialversicherung und Justiz, vor allem auf dem Gebiet des Schutzes von Minderjährigen, ferner die internationale Wertstellung der beruflichen Ausbildung in portugiesischer Sprache, draußen vermehrt das Studium der portugiesischen Sprache anzubieten, und dies mit Blick auf die neuen Regelungen. Einbezogen als weiteres Projekt ist die Stärkung gleichwertiger Zugänge zu sozialen Sektoren im allgemeinen. Schließlich hat das Land die Zusammenarbeit mit den gegenwärtig 66 Handelskammern in der Diaspora zu verstärken, damit diese über bloße Posten der Vertretung hinaus Unterstützung bei Projekten auf vielen Gebieten anbieten, um so Traditionen und kulturelle Gebräuche zu praktizieren.

Jede Diaspora-Gemeinde draußen kann ihre eigene integrale Plattform ausformen und realisieren sowie seine Zukunft zum Mutterland mit konkreten, realistischen Initiativen definieren. Das Fehlen allgemeiner Glaubwürdigkeit für dieses ethnische Ziel wäre unverzeihlich.

Der erste Kongress von Porto sensibilisierte die Teilnehmer umfänglich, indem er ausgesuchte Themenstellungen wählte, zukünftige Prognosen behandelte sowie das Symposium zu kreativen Vorhaben eines »neuen und weiten Portugals« anregte und ermunterte, und dies nicht lediglich im Sinne einer virtuellen Inspiration, sondern im Umfang praktischer Methoden von schlicht realistischer Struktur.

Hoffen wir, dass das Programm einer Rückkehr ins Heimatland weiter in der Agenda der Innen- und Außenpolitik eingebunden bleibt, um auf diese Weise berufsaktive Portugiesen zu bewegen, Erfahrungen aus dem Ausland nach Portugal zu importieren, damit das Land dadurch gewinnt, und dass die neue euphorische Vision für die Diaspora dazu dient, die Bindungen zu allen Portugiesen in der Welt draußen zu intensivieren sowie aufzuwerten und sie nicht als eine voluminöse mystische Demonstration ohne substantielle Ergebnisse verbleibt. Von Seiten der Staatsorgane muss erkannt werden, was konkret die Diaspora und ihre Gemeinschaften benötigen.

Wir werden sehen, was ein nächster Diaspora-Kongress an selbstkritischen Erkenntnissen über den Kongress »Porto 2019« erbringt. Wir werden sehen, ob das Diaspora-Programm ein hübscher Traum wie derjenige des Rückkehr-Programms ist.

Doch zu träumen ist ein Privileg der portugiesischen Mentalität.

Unterwegs auf dem Trilho dos Pescadores

Foto vom Traumstrand direkt an der Flussmündung bei Odeceixe

Wandern auf dem Fischerpfad an der portugiesischen Costa Vicentina • von Regina & Ray Hartung

> Der Trilho do Pescadores ist ein Teil der Rota Vicentina, einem insgesamt 400 km langen Wanderweg entlang der Westküste Portugals. Dieser Abschnitt befindet sich im mittleren Teil, im Naturpark Parque Natural do Sudoeste Alentejano e Costa Vicentina. Dieser zauberhafte Wanderweg führt meist direkt entlang der Steilküste oder in unmittelbarer Nähe zur Küste. Dünenlandschaften, reizvolle Steilküsten, beschauliche Sandbuchten, eine reiche Flora, u. a. mit vielen endemischen Pflanzen, und die immer etwas salzige Atlantikluft, sind die Markenzeichen des Trilho dos Pescadores. ­Jedoch hält auch die Fauna etwas Einmaliges bereit: Eine absolute Besonderheit der viertägigen Tour, die durch ein sensi­bles Ökosystem − meistens fernab von motorisiertem Verkehr führt −, sind die Klippenstörche. Die weltweit einzige Storchenkolonie, die direkt auf den Felsen in der Brandung des Atlantiks nistet, hat hier ein sicheres Domizil. Dieser südwestliche Küstenabschnitt Portugals ist besonders dramatisch ­geformt: Schroffe, steile Klippen und Felsen treffen hier auf kilometerlange, fast unberührte weiße Sandstrände. Das mitten in dieser Szenerie gelegene und von den schönsten Stränden der Costa Vicentina umrahmte Fischerdorf Porto Covo ist der perfekte Ausgangspunkt der Tour. Die Anreise nach Porto Covo ist mit dem Überlandbus von Lissabon aus in etwa drei Stunden leicht zu meistern (mit Kaffeepause). Im Ort laden zahlreiche kleine typische Restaurants zu einer leckeren Mahlzeit ein.
ÜBERNACHTUNGSTIPP: Porto Covo Hotel, Rua Vitalina da Silva Lote 1, 7520-404 Porto Covo,Tel.:+351 | 269959140

Von Porto Covo nach Vila Nova de Milfontes

Die erste Wanderetappe beginnt am Hauptplatz, führt uns zunächst durch das Dorf hinunter zum kleinen Fischerhafen und dann schon bald in die Klippenlandschaft hinein. Anfangs direkt am Klippenrand, später vorbei an Dünen und Stränden, gelangt man durch kleine Buchten bis zum Strand der Ilha do Pessegueiro (Pfirsichbaum-Insel). Weiter geht es an der Küste entlang und später auf einem breiteren Sandweg ins Landesinnere. Letztendlich erreichen wir wieder das Meer an den Stränden Praia dos Aivados und Praia do Malhão. Der nun folgende Abschnitt des Weges bietet uns atemberaubende Ausblicke auf steinige Buchten und schroffe Felsformationen, die aus dem Meer in seinen vielen verschiedenen Blau- und Türkistönen herausragen.
ÜBERNACHTUNGS-TIPP: sehr großzügige Apartamentos Dunamar, Rua dos Médos 2, 7645-281 Vila Nova de Milfontes,Tel.:+351 283 998 208

Von Vila Nova de Milfontes nach Almograve

Vila Nova de Milfontes, benannt nach den vielen Süßwasserquellen, die an den benachbarten Stränden aus den Felsen ins Meer fließen, ist ein beliebtes Urlaubsziel. Der Fischerpfad verläuft südwärts auf der anderen Fluss­seite. Zum Überqueren des Flusses bis zum gegenüberliegenden Strand Praia das Furnas hat man zwei Möglichkeiten: Man kann entweder zu Fuß über die mehr oder weniger stark befahrene Brücke laufen — Dauer ca. 50 Minuten − oder mit einem Boot auf die andere Seite des Rio Mira übersetzen. Wir hatten uns für die ruhigere Variante entschieden und eine sehr nette Begegnung mit dem freundlichen Ehepaar, das das kleine Fährboot betreibt und in dem auch der Hund mit an Bord sein darf. Für die Fährüberfahrt benötigt man nur circa 10 Minuten, und man landet direkt am gegenüberliegenden, wunderschönen weißen Sandstrand, wo der Rio Mira in den Atlantik mündet. Dieser traumhafte Strand lädt eigentlich zum Verweilen ein, aber wir sind ja erst am Beginn unserer Tagesetappe. Also wandern wir erst einmal einen steilen Anstieg hinauf durch die abwechslungsreiche Klippenlandschaft. Felder und Wiesen wechseln sich ab mit mediterraner Klippen- und Dünenlandschaft, kleinen Buchten und bewirtschafteten Landstücken, die sich in überraschend nah am Meer befinden. Auf dem folgenden Weg wandelt sich die Landschaft weiter: Felder mit hohen Gräsern wechseln sich ab mit leicht sumpfigen Gebieten und kleinen Akazienwäldern, bis die Flussmündung bei Almograve, unserem heutigen Tagesziel, sichtbar wird.
ÜBERNACHTUNGS-TIPP: Natura Maris Dunas Residence, Avenida da Praia, 7630-017 Almograve,Tel.:+351 | 283647115

Von Almograve nach Zambujeira do Mar

Almograve ist ein kleiner beschaulicher Ort, der hauptsächlich in den Sommermonaten aus seinem Dornröschenschlaf erwacht. Entlang der herrlichen Strände, durch Dünen, Pinien- und Kiefernwäldchen und auf Klippenpfaden erwandert man die Bucht Lapa de Pombas mit dem kleinen Fischerhafen ­Almograves und das Dorf Cavaleiro, in dem sich einige kleine Lokale und Geschäfte befinden. Das stark umwehte Cabo Sardão mit seinem hübschen Leuchtturm ist bekannt für die vielen hier brütenden Vogelarten. Weiterführend bietet die Route wunderbare Ausblicke auf große Buchten mit imposanten Felsformationen. Hübsche Fischerhäuschen säumen den Weg. Jetzt ist es nicht mehr weit bis zum Tagesziel, dem Dorf Zambujeira do Mar, mit seiner ­direkt an der Steilküste errichteten Dorfkirche Nossa Senhora do Mar.
ÜBERNACHTUNGSTIPP mit Selbstversorgung und -bedienung in der Küche: Hakuna Matata Hostel, Rua Dr. Jaurez 1B, 7630-781 Zambujeira do Mar,Tel.:+351 918 470 038

Von Zambujeira do Mar nach Odeceixe

Zambujeira do Mar, einst eine kleine Fischer- und Bauerngemeinde, ist heute ein beliebter Badeort. Die heutige Etappe bietet uns vielfältige landschaftliche Impressionen: Dünenlandschaften, kleine Pinienwäldchen, mediterrane Macchia, Akazienwäldchen, Sümpfe mit hohen Gräsern sowie ­Blicke auf wunderschöne Buchten, Strände und Felsvorsprünge. Vorbei am ehemaligen Feriengrundstück der wohl bedeutendsten Fadosängerin Portugals, Amália Rodrigues, auch bekannt als die »Königin des Fado«, gelangen wir durch ein dicht bewachsenes Tal zum Strand Praia da Amália. Weiter geht es zum kleinen Ort und Hafen Azenha do Mar. Ein bei den Einheimischen beliebtes Fischrestaurant am Hafen und ein kleines Restaurant am Ortsausgang laden mit ihren äußerst delikaten Angeboten zum Verweilen und zum Schlemmen ein. Der Weg steigt nun wieder auf die Felsklippen und führt uns schließlich zur Mündung des Flusses Seixe: Odeceixe ist erreicht. Hier beginnt die südlichste Region Portugals, die Algarve. Durch ein Wäldchen gelangt man zur Straße, die sich am Fluss entlang ins Landesinnere windet. Nach etwa vier Kilometern erreicht man die Brücke und das Dorf Odeceixe. Bis zum Ortsteil, der am Strand des Atlantiks liegt, sind noch drei weitere Kilometer zu gehen. Wir haben uns sagen lassen, dass man bei Ebbe durchaus den Weg in die Ortschaft abkürzen kann, indem man den Fluss durchwatet. Leider war bei unserer Ankunft keine Ebbe und das Wasser schien uns zum Durch­waten zu hoch. So hatten wir Gelegenheit, den weiter oben gelegenen Teil der Ortschaft kennenzulernen. An der Mündung der Seixe, wo das Süßwasser des Flusses in den Atlantischen Ozean hinein fließt, hat sich wohl einer der schönsten Strände, wenn nicht sogar der schönste Strand des Atlantiks, ­gebildet. Wie eine kleine Halbinsel ­geformt, bietet er die Möglichkeit, im Fluss oder im Meer, im Süß- oder im Salzwasser ein Bad zu nehmen.
ÜBERNACHTUNGS-TIPP mit herrlichem Ausblick im Casa Dorita, Praia de Odeceixe, 8670-325 Odeceixe,Tel.:+351 967 371 302

Die Länge der einzelnen Tages­abschnitte beträgt zwischen 15 und 22 Kilometern. Die Wege sind teilweise sehr sandig, man benötigt etwas Durchhaltevermögen und eine einigermaßen gute Kondition. Als beste Zeit für diese Tour werden oft die Monate von Oktober bis April genannt. Für uns ist es hier jedoch zwischen Mitte und Ende März am schönsten. Dann ist es noch nicht zu heiß, und in den Dünen blühen unzählige Pflanzen in allen Farben, die die Flora des Trilho des Pescadores für uns bereithält. Die Beschilderung des Weges ist durchgängig gut bis sehr gut. Man achte auf Holzpflöcke, die jeweils am oberen Ende mit einem grünen und einem blauen Streifen bemalt sind. Auf ­keinen Fall vergessen sollte man einen guten Sonnenschutz.

Die Klosterkirche der Karmelitinnen in Lagos

Foto der Kirche »Igreja da Nossa Senhora do Carmo« in Lagos

Über die Igreja da Nossa Senhora do Carmo • von Timo Dillner

> Ihrer Funktion nach sind die großen Kirchen unserer Städte Zentren des öffentlichen Lebens, und als solche dazu bestimmt, vielen Menschen Treffpunkt und Versammlungsort zu sein. Also stehen sie mitten drin. Was ich meine, wird jeder wissen, der schon einmal versucht hat, das Bild einer Kirche fotografisch oder zeichnerisch festzuhalten: Oft muss man das Objekt seiner Begierde weiträumig umwandern. Man nähert und entfernt sich von ihm; schleicht sich gewissermaßen an; und was aus einiger Distanz so fabelhaft aussah, dass man neugierig darauf ist, es aus der Nähe zu betrachten, verschwindet bald hinter ­anderen Häusern, Plakatwänden oder parkenden Autos. Hat man das Glück, endlich eine freie Passage mit dem Wirklich Guten Blick gefunden zu haben, dann ist es genau die Ansicht, die bereits auf unzähligen Bildern unzähliger Autoren zu finden ist. Und trotzdem − wer sich die Mühe macht, wird doch immerhin den Vorteil haben, die Stadt Schritt für Schritt besser kennenzulernen. Lagos beispielsweise hat vier große Kirchen. Wer die Städte hier unten im Süden Portugals ein wenig kennt, wird bei den Worten große Kirchen nicht an Monumente im Maßstab des Kölner Doms denken. Trotzdem sind es Bauwerke, die auffallen, und als Künstler interessiere ich mich, auf oben beschriebene Weise, sehr für Bauwerke, die auffallen. Also zeichnete ich als erstes die Igreja de Santa Maria, die dem begehrlichen Betrachter immerhin zwei Ansichten bietet, die es wert sind, abgebildet zu werden. Dann die Igreja de Santo António, die einmal die Straße hinauf und einmal die Straße hinunter ein reizvolles Bild bietet. Außerdem die Igreja de São Sebastião, die es fertigbringt, als höchste Kirche der Stadt fast völlig unsichtbar zu bleiben: Man sieht sie von weitem oder aber, wenn man ganz dicht davor steht. Eine interessante Kirche; ein schwieriges ­Motiv. In allen drei Kirchen finden neben den Gottesdiensten auch musikalische Veranstaltungen statt, und die Kenntnis ­davon ergibt sich quasi automatisch, während man seine Ansicht sucht. Und also wussten wir auch bald, wie diese Kirchen von innen aussahen. Nur die Nossa Senhora do Carmo kannten wir jahrelang lediglich von außen. Dabei ist das Gebäude recht eindrucksvoll. Das Gewölbedach des Chores an der Nordwestseite des Baus wird optisch zur linken von einem funktionslosen Mäuerchen flankiert, das durch seine drei ­bogenfensterartigen Durchbrüche sehr attraktiv wirkt. Also zeichnete ich die Ansicht mehrere Male, und es entstanden sogar zwei Malereien aus verschiedenen Perspektiven, derweil sich nebenbei die Neugier regte, weshalb die Kirche wohl nicht mehr in Betrieb und immer verschlossen war. Von außen sah sie recht gut erhalten aus. Eine Klosterkirche war es einst, so erfuhr ich irgendwann von einer älteren Portugiesin. Nonnenkloster. Und bekam die Information gewürzt mit der Nachricht, es sei auch ein Geheimgang gefunden worden, und in dem Gang die Knochen von … Psst … und deshalb wäre da jetzt immer alles abgeschlossen. Nun, was wäre ein mysteriöses altes Gebäude ohne Geheimgang und Knochen! Und möglich ist ja bekanntlich ­alles. In historischen Büchern über die Stadt sind nur wenig Angaben über die frühere Geschichte der Kirche zu entdecken: Als Kirche des Klosters der Karmelitinnen wurde die Igreja da Nossa Senhora do Carmo in Lagos 1463 erbaut. Das Erdbeben 1755 zerstörte den größten Teil der Stadt und also auch das Kloster. Es wurde wiederaufgebaut und überlebte in seiner Funktion bis 1833, daselbst die Order erging, alle Klöster, deren Bewohnerzahl unter das Dutzend gesunken war, zu schließen. Man hatte keine rechte Verwendung mehr dafür, und die Welt tat sich schwer, die Gemäuer anschließend einer einigermaßen endgültigen Nutzung zu bestimmen. Nach vielen unterschiedlichen Funktionen war die Anlage schließlich Sitz des Theaters Gil Vicente und des Gerichts, bis die Stadt dann eine Berufsschule daraus machte. Die eigentliche Kirche blieb geschlossen und reifte sozusagen dringendem Restaurations­bedürfnis entgegen. Im Jahr 2004 wurde von Klerus und Staat ein Vertrag über die 25jährige Nutzung der Anlage durch die Stadt, auch zum Zwecke umfangreicher Wiederherstellung, unterzeichnet. Diese Arbeiten wurden in zwei Abschnitte geteilt, deren erster − die bauliche Sanierung − 2007 abgeschlossen war. Seitdem öffneten sich die Türen in unregelmäßigen Abständen zu kulturellen Veranstaltungen, und anlässlich einer solchen Veranstaltung war es auch, dass wir die Kirche zum ersten Mal von innen sehen konnten. Es war ein nachhaltig wirkendes Erlebnis. Nicht nur des Konzertes wegen, das wie so viele, die so oft in Lagos angeboten werden, in seiner ­Mischung aus hoher Professionalität und improvisatorischem Geschick bezaubernd war. Sondern zu einem gewaltigen Teil auch wegen der Kirche selbst. Ohne jeden Zweifel war sie restauriert worden: Die Wände weiß, der Fußboden in Ordnung, die hohe Decke modern und schlicht verstrebt … − und das war es schon. Der Altar, die Emporen, die Nischen und Säulen für die Figuren der Heiligen − alles noch da und vorhanden, und doch beeindruckend unvollständig. Keine Heiligenfiguren in den Nischen, keine Engel auf den Säulen, keine ­altersbraunen Bilder und keine Bemalungen an den Wänden. Bei genauerem Hinsehen entdeckte man auch, dass manch ein geschnitztes Englein nur noch durch den Umriss zu erahnen war, den sein Fehlen auf einer hölzern verzierten Tafel hinterlassen hatte. Ganz armen ­Figuren waren Gesicht oder Hände abhanden gekommen. Die Wirkung war ­äußerst eigenartig. In vielen hölzernen Rückwänden klafften Spalten oder ­Löcher, und doch wirkten sie nicht ­ruiniert sondern durch die unbesorgte Ausbesserung mit vorhandenem Gehölz wie absichtlich festgehalten in einem besonders kostbaren Stadium des Verfalls. Verlorenes und Bewahrtes hielten sich eine perfekte Waage. Und all die verschwundenen Details schienen zwar ­gegangen zu sein, aber vielleicht doch nicht für immer, denn ihre Plätze waren sozusagen freigehalten. Die Stühle, auf denen sie gesessen hatten, fast noch warm. Der Eindruck, zwar in einer Kirche, jedoch weder in einem Gotteshaus noch in verweltlichter Sakralarchitektur zu sitzen, erlaubte uns die Wahl, und wir wählten das Empfinden, uns im perfekten Ambiente aufzuhalten. Seitdem kennen wir die Kirche besser und wissen, dass auch die Sakristei und die anderen Räume ähnlich aussehen und ähnlich ausstrahlen; und inzwischen sind sie uns nicht nur vertraut, sondern sogar ein Stück Zuhause geworden. Denn die Sakristei ist inzwischen der Ort der Proben der Grupo Coral de Lagos, der wir seit drei Jahren angehören. Montags und donnerstags wird für Konzerte geübt. Die vier Stimmen des Chores (Sopran, Alt, Tenor und Bass) sind zumeist Portugiesen, von denen einige schon seit seiner Gründung, 1976, hier singen. Die Kon­zerte selbst finden nicht nur in der Igreja das Freiras − wie die Kirche im Volksmund genannt wird − statt, sondern überall an der Algarve und in anderen Distrikten Portugals. Auch im Ausland vertritt die Grupo Coral ihre Stadt Lagos würdig und mit Erfolg, wie beispielsweise im vergangenen Jahr in Slowenien. Der Chor ist mit seinen 44 Jahren übrigens der älteste von inzwischen drei ­Akteuren der Associação Grupo Coral de Lagos. Der zweite Akteur der Associação ist der Kinder- und Jugendchor, der Coro ­Infanto-Juvenil de Lagos, den es seit 1996 gibt. Die Sänger sind zwischen sieben und zwölf Jahren alt, und so mancher von ihnen wechselt später in den größeren Chor, was fast unauffällig vonstatten geht, da gelegentlich gemeinsam gesungen wird und man mit Vera Batista auch eine gemeinsame Chorleiterin hat. Das jüngste Kind der Associação ist das vor zwei Jahren gegründete Conservatório de Música e Arte de Lagos. Mit direkter finanzieller Unterstützung des portugiesischen Bildungsministeriums wird hier Unterricht gegeben und zum Beispiel die musikalische Schulausbildung von Abiturienten vollendet. Auch das Konservatorium hat seinen Sitz in der Kirche und lehrt in den Räumen der ­angrenzenden Gebäude, die für einen ­geregelten Schulbetrieb sehr günstige Bedingungen bieten. Fast 20 unterschiedliche Instrumente, Gesang und Musik­theorie stehen auf dem Lehrplan, der meiner ursprünglichen Annäherung an die Kirche übrigens ein unerwartetes und glückliches Ziel gegeben hat: Da das Konservatorium sich nicht nur der Musik sondern auch der Bildenden Kunst annimmt, gibt es auch Kurse fürs Zeichnen und Malen und Kreativ-Projekte für Erwachsene und Kinder. Und so hat mich die zeichnende Umkreisung der Kirche auf der Suche nach einem guten Motiv letztendlich in ihr Inneres geführt, wo ich als Lehrer weitergeben darf, was mich als Künstler begeistert. Zum Abschluss dieses Schuljahres wird es zwei Schulaufführungen geben, in denen Instrumente, Gesang, Theater und Bildende Kunst zu einer großen Darbietung verknüpft sind. Nutzen Sie, wenn Sie in der Gegend sind, diese oder andere Gelegenheiten, sich die seltsamste der Lagoser Kirchen von innen anzusehen!

Se não regressas, emigrante, vou ter contigo «lá fora»

Graffiti-Foto aus Lissabon

de Ana Carla Gomes Fedtke e Eberhard Fedtke

> Os sucessivos programas do regresso dos emigrantes, elaborados pelo estado por períodos de quatro anos, não têm sucesso digno de menção. Com esta experiência sólida e imutável o governo deve finalmente perceber que pouquíssimos dos seus compatriotas pelo mundo fora depois de terem avaliado o modo de vida com especial segurança em qualquer país, qualquer que seja a profissão, não querem voltar, senão nas férias ou na reforma. É o cenário verdadeiro da atualidade. Um tema político é o de refletir e voltar à realidade pesando: conforme sondagens oficiais até 2060 Portugal irá perder entre 2 a 3 milhões dos seus cidadãos, na sua esmagadora maioria jovens altamente qualificados. É caso para dizer que quase mais portugueses viverão fora do que na pátria. Portugal, um país de emigração, corre − inevitavelmente − o risco de ser, pelo menos nas regiões rurais, uma casa de velhotes e um refúgio de reformados. Regressar é espiritualmente um lindo título para uma canção do fado triste.

Analisando esta nova plataforma ­social da sociedade portuguesa, futuramente o estado concentrará as suas prioridades e visões para as diásporas fora, em mais de 80 países, para reforçar a ­ligação entre os emigrantes e o país, a fim de salvar a cultura portuguesa. O ­libreto rico contém como principais redes: o associativismo, a economia e o desenvolvimento, a cidadania dos luso-eleitos, o apoio local, os órgãos de comunicação social da diá­spora e a cultura autêntica. Este programa de mudar as prioridades para «regres­sar e dinamizar a diáspora» servia apenas para demonstrar agilmente ao público com uma encenação grandiosa e de vista larga: Num Primeiro Congresso da Diáspora Portuguesa, que teve lugar no dia 13 de Julho de 2019 no Porto com mais de 400 inscritos, na presença dos chefes do estado, governo e do parlamento, analisou-se, debateu-se e tratou-se com muitos oradores os problemas pendentes de Portugal com as suas diásporas, particularmente também no que toca à segunda e terceira geração, nascida fora. O intuito deste encontro foi, sobretudo, o de renovar e talvez corrigir estruturas multi sociais da política de emigração atual. A presença do Ministro dos Negócios Estrangeiros prova que esta nova abertura da diáspora faz parte da politica externa oficial, devendo ter visivelmente um peso político de importância de primeira ­categoria social.

O fim é evidente: Portugal não quer perder os laços com os seus compatriotas emigrados, um enorme capital humano de inteligência e criatividade cultural, tendo esta potência étnica começado a sair do país a partir dos anos 1900 em mobilidades crescentes, na sua prioridade para a Europa central com países economicamente evoluídos, que procurando especialistas, muitos destes cérebros emigrados não mais pretendem regressar. Um exemplo significativo: hoje em dia o estado alemão oferece cerca de um milhão de postos livres para trabalhos de múltiplas categorias profissionais. Faltam especialistas em todos sectores económicos preponderantes.

A pergunta é se precisa este reforço estadual com a diáspora. Cada família portuguesa tem a sua «pequena diáspora eficaz» via familiares ou amigos em vários países fora, provando uma comunicação geral permanente e multilateral com sedimentes características do espirito lusitano. Assim não faltam múltiplos missionários eficazes em todos os sectores de cultura ida e volta. A impressionante demonstração dos emigrantes ­desta internacionalização verifica-se nas férias anuais aqui, fazendo deleitar os outros, circulando com os carros furiosos de ­superluxos, comprando ou construindo casas, um regresso planeado à minha terra uma vez na reforma. Ora, esta coreografia de uma riqueza nova traduz uma língua espetacular: a de que é possível economicamente viver e trabalhar fora e não regressar. A este desequilíbrio contínuo o estado responde com preocupação, quer reagir com urgência, intensidade e fantasia. O primeiro congresso de diá­spora deu as definições certas para os problemas em causa da emigração, sub­stituindo os programas de regressar. ­Foram programados e decididos no congresso do Porto os seguintes pontos da primeira categoria: Uma nova lei de nacionalidade prevê que filhos e netos dos emigrantes possam obter a nacionalidade portuguesa, também no caso de os pais serem divorciados. Um novo regulamento das leis ­eleitorais abrange um universo de 1,5 ­milhões de portugueses que são recenseados no estrangeiro, e que lhes confere o direito de votar em Portugal, coisa que até hoje não era possível. Uma dupla ­nacionalidade não é um obstáculo. Os analistas veem nesse facto uma significante reserva democrática. O grande problema será a motivação desta nova clientela. É uma tarefa fundamental da ­imprensa nacional para informar os ­emigrantes continuamente sobre estas novidades sociais. Um trabalho decisivo de uma dimensão sensível.

Mais temas disseram respeito à harmonização nas questões de estruturas fiscais, foi elaborado um novo Guia Fiscal, para fomentar e reforçar os campos da segurança social e da justiça, nomeadamente no sector de proteção dos menores, assim como a valorização internacional da formação profissional em língua portuguesa, oferecer fora mais o estudo da língua portuguesa, esta com uma base irrenunciável com vista a aproveitar dos novos regulamentos. Incluir-se ainda a dinamização da igualdade de oportunidades de forma global em todos os setores sociais, é outro objetivo. Finalmente o país deve intensificar a colaboração com as atuais 66 câmaras de comércio na diáspora para que mais do que meros postos de representação, sejam um suporte para constituir um apoio em múltiplos sectores e projetos, nomeadamente praticar as tradições e hábitos culturais do país.

Cada comunidade fora pode estruturar e realizar a sua própria plataforma integral e definir o seu destino na relação com o país nas concretas iniciativas, mas em perspetivas realistas. A falta de credibilidade global para este destino étnico seria imperdoável.

O primeiro congresso no Porto sensibilizou largamente os participantes, escolhendo temáticas selecionadas e prognósticos visuais, estimulando e desafiando o simpósio para missões criativas dum «Portugal novo e amplo», não só no sentido duma inspiração virtual, mas com extensões de métodos práticos de uma estrutura simplesmente realista. Esperemos que o programa de regresso para a pátria se enquadre mais na agenda da politica interna e externa, animando dessa forma os portugueses ativos para reimportar experiências do estrangeiro para Portugal, a fim de que ganhe o país, e que a nova visão eufórica para a diáspora sirva para intensificar e valorizar a ligação de todos os portugueses pelo mundo fora, evitando permanecer como uma volumosa demonstração ­mítica e plicativa (?) sem resultados substanciais. Deve ver-se do lado dos ­órgãos do estado que necessitam concretamente da diáspora e das suas comunidades.

Vamos ver se um próximo congresso da Diáspora apresentará os resultados bem autocríticos do congresso de Porto 2019. Vamos ver, se o Programa Diáspora é um lindo sonho político como o Programa de Regresso.

Mas sonhar é um privilégio da mentalidade portuguesa.

Nelken-Revolution in Chemnitz

Foto auf dem Largo do Carmo zur Erinnerung an den 25.4.1974

Bericht von der Tagung »Portugal im deutsch-deutschen Fokus« • von Andreas Lahn

> Im Rahmen einer zweitägigen Tagung sind am 5. und 6.12.2019 in Chemnitz alle Augen auf Portugal gerichtet: An der Technischen Universität findet eine Tagung statt, bei der es um die Beziehungen von DDR und BRD zu Portugal zwischen 1960 und 1990 geht, aber auch um Themen der portugiesischen Geschichte wie Salazar-Diktatur, Kolonialkriege, Nelken-Revolution, Agrarreform, Sport und die Einflussnahme von außen. Die Organisatoren sind Thomas Weißmann von der TU Chemnitz und Antonio Muñoz Sánchez vom ICS Lisboa. Die Themenblöcke werden von einzelnen ReferentInnen vorgestellt oder im Rahmen einer Podiumsdiskussion mit kurzen Statements abgearbeitet. Bei den sogenannten Zeitzeugen spürt man deutlich, wie die Jahrzehnte zurückliegenden Ereignisse wieder lebendig werden. Es macht für mich einen riesigen Unterschied, ob man in einem wissenschaftlichen Seminar über Sinn und Zweck von Nelken-Revolution und Agrarreform diskutiert, oder ob Menschen diese historischen Prozesse kommentieren, an denen sie selbst beteiligt gewesen sind. Auch der Aspekt der Revolutions-Romantik wird angesprochen. Denn Ende der 1970er Jahre sind auch viele deutsche Linke nach Portugal gefahren, um den in der BRD unmöglich erscheinenden Systemwechsel in Portugal live zu erleben. Es ist auch rückblickend erstaunlich, was in den wenigen Tagen um den 25. April 1974 herum in Portugal passiert ist. Antonio Munõz Sánchez bringt es auf den Punkt: »In 24 Stunden wurde eine 48-jährige Diktatur abgeschafft.« Mit Prof. i. R. Bodo Freund und Gert Peuckert ist die DPG unter den ReferentInnen gut vertreten. Während sich Gert Peuckert in seinem Vortrag »Hände weg von Portugal. Die SED und die Nelkenrevolution« als Zeitzeuge mit der Beziehung der DDR zu Portugal beschäftigt (siehe S. 12−14), ist Bodo Freunds Vortrag ein Ritt durch ein halbes Jahrhundert mit dem Titel »54 Jahre Portugal-Erfahrung − ein Rückblick«. Er beschreibt die Veränderungsprozesse der portugiesischen Gesellschaft anhand ökonomischer Parameter und demografischer Entwicklungen. Er geht auch auf Verwaltungsstrukturen, Stadtsanierung, Tourismus, den Verkehrssektor etc. ein − kenntnisreich, anschaulich, authentisch. Ich möchte mich bei allen bedanken, die in Chemnitz an der Vorbereitung und Durchführung der Tagung beteiligt sind. Die Kombination aus Vortrag, Diskussion, gemeinsamen Gesprächen, Abendessen, Plaudereien und neuen Kontakten ist schlicht großartig. Und das Care-Paket für die Rückfahrt ist eine wundervolle, unvergessliche Geste. Herzlichen Dank!
Wer Interesse am Kontext dieser Tagung hat und Fotos sehen möchte, findet spannende Einblicke auf dieser Website: https://www.tu-chemnitz.de/phil/iesg/professuren/swandel/forschung/tagungen/Portugal/index.php

»Hände weg von Portugal!«

Rote Nelken zur Erinnerung an den 25.4.1974

Hintergründe der SED-Politik zur Zeit der Nelken-Revolution • von Gert Peuckert

> Anlässlich des Jubiläums der Nelkenrevolution, mit der vor 45 Jahren die faschistische Diktatur in Portugal endete, lud die Technische Universität Chemnitz vom 4. bis 6. Dezember 2019 zur Tagung Portugal im deutsch-­deutschen Fokus ein. Eine Gruppe junger Wissenschaftler an der TU in Chemnitz hatte die Idee, die historischen Ereignisse im Fokus der damals noch existierenden beiden deutschen Staaten aufzuarbeiten und suchte Zeitzeugen aus der damaligen DDR für die Umsetzung ihres Vorhabens. In Abstimmung mit dem Vorstand der DPG nahm ich die Einladung zur Teilnahme gerne an und nutzte die Gelegenheit zu den Beziehungen der DDR mit Portugal in dieser Zeit und über unser Projekt zur Dokumentation der Geschichte der Freundschaftsgesellschaft in den beiden deutschen Staaten zu sprechen. Den Organisatoren in Chemnitz war bei ihren Recherchen zum Gegenstand der Tagung aufgefallen, dass die Beziehungen Portugals zu den beiden deutschen Staaten nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges bisher nur selten in wissenschaftlichen Forschungsarbeiten thematisiert wurde, da vor allem die Nelkenrevolution 1974 auf großen Widerhall gestoßen und auch die postrevolutionäre Entwicklung Portugals ganz entschieden von der BRD und der DDR beeinflusst wurde. Die zweitägige Konferenz verfolgte das Ziel, dieses Thema in einem Rahmen zu diskutieren, in welchem wissenschaftliche Forschung durch Augenzeugenberichte von Akteuren aus Ost und West flankiert und neben wissenschaftlichen Vorträgen auch Diskussionsrunden den deutsch-deutschen Blick auf Portugal freilegen sollten. Bei Vorbereitung meines Vortrags wurden viele Erinnerungen an die unvergessliche Aufbruchszeit in Portugal geweckt, und ich fand unter meinen persönlichen Sachen ein altes Tagebuch mit Aufzeichnungen, das ich als Quellenmaterial nutzte. Im Sommer 1975 konnte ich als Student am Institut für internationale Beziehungen in Moskau ein Auslandspraktikum in Lissabon absolvieren und dort für meine Diplomarbeit zur Rolle der MFA in den ­Ereignissen des 25. April 1974 in Portugal recherchieren. Meine erste Begegnung mit Freunden aus Portugal hatte ich bereits bei den Weltfestspielen der Jugend und Studenten 1973 in Berlin als Dolmetscher für die portugiesische Delegation. Die Mehrzahl der portugiesischen Teilnehmer reiste damals über Paris an, wo sie als Emigranten lebten, um nicht in den Kolonialkrieg nach Afrika zu müssen. Während der Weltfestspiele hatten mich die vielen herzlichen Begegnungen der Jugendlichen aus Portugal mit den Teilnehmern von den nationalen Befreiungsbewegungen aus Afrika und die gemeinsamen Protestaktionen zur Beendigung der blutigen Kolonialkriege nachhaltig beeindruckt. Das waren Vorboten für ein baldiges Ende des Krieges. Wir ahnten aber zu dieser Zeit noch nicht, dass wir schon am Vorabend des Militäraufstandes der MFA vom 25. April 1974 stehen würden. Nachdem in den frühen Morgenstunden des 25. April 1974 Zeca Afonsos Grândola, Vila Morena das Startsignal zum Marsch nach Lissabon für die aufständischen Einheiten der Bewegung der Streitkräfte gegeben und die Nelkenrevolution das Ende der faschistischen Diktatur in Portugal gebracht hatte, stand mein Entschluss fest, meine Diplomarbeit zu diesem Thema zu schreiben. In ganz Europa befanden sich in dieser Zeit die Anhänger der Politik der friedlichen Koexistenz auf dem Vormarsch. Der Helsinki-Prozess hatte mit der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) seinen Höhepunkt erreicht. Im Ergebnis der Nelkenrevolution war eine der letzten faschistischen Diktaturen gefallen und eröffneten sich neue Perspektiven für die Vertiefung des Entspannungsprozesses in Europa und den Sieg der nationalen Befreiungsbewegungen in Afrika. Für die meisten Bürger im Osten Deutschlands war Portugal bis dato ein schwarzer Fleck auf der Landkarte. Politische Kontakte seitens der DDR-Führung bestanden lediglich zu den in der Emi­gration lebenden Vertretern der Portugiesischen Kommunistischen Partei (PKP). Der Aufstand der linken Militärs zum Sturz der 48-jährigen faschistischen Diktatur und das Bild von der roten Nelke im Gewehr des Soldaten der MFA verbreitete sich wie ein Lauffeuer, und es kam zu Solidaritätsbekundungen im ganzen Land. In Fernsehen und Presse der DDR wurde fast täglich über die Entwicklung der politischen Ereignisse in Portugal berichtet. Nur wenige Monate zuvor hatte nach dem blutigen Militärputsch Pinochets zum Sturz der Allende-Regierung eine breite Solidaritätsbewegung mit Chile das ganze Land erfasst, die sich nun auch auf die Unterstützung der linken Militärs und der Nelkenrevolution in Portugal ausweitete. Für mich unvergessen sind bis zum heutigen Tage die mit Hochrufen auf die internationale Solidarität begleiteten Auftritte von Zeca Afonso auf dem Festival des Politischen Liedes in Berlin. Noch vor Aufnahme der offiziellen diplomatische Beziehungen im Juni 1974 wurden seitens der DDR mit Hilfe der PKP Kontakte zu den führenden Vertretern der MFA in Lissabon hergestellt. Zu diesem Vortrupp gehörte neben Politbüro-Mitglied Hermann Axen auch der Journalist und spätere Präsident der Freundschaftsgesellschaft, Klaus Steiniger. Danach gaben sich Delegationen aus allen Bereichen des öffentlichen Lebens der DDR die Klinke in die Hand, von denen ich 1975 eine ganze Reihe persönlich vor Ort begleitet habe. Zu einem Höhepunkt gestaltete sich die Durchführung der ersten Brecht-­Woche der DDR im September 1975 mit Theateraufführungen in Lissabon, Porto, Coimbra, Almada, Setúbal und Évora. Die Brecht-Gruppe vom Volkstheater Rostock spielte im ganzen Land vor ausverkauften Häusern und einem begeisterten Publikum, das jedes Mal zum Ende der Vorstellung die Internationale anstimmte. Die erste DDR-Vertretung war in der Avenida de Berna eröffnet worden. Im Januar 1976 erfolgte dann der Umzug in ein mehrstöckiges Gebäude in der Alameda Dom Afonso Henriques. Das Casa Azul − wie es von den DDR-Leuten und portugiesischen Freunden genannt wurde − stand weithin sichtbar auf dem vom Instituto Superior Técnico gegenüberliegenden Hügel über der Fonte Luminosa. Der damalige Botschafter, Dr. Butzke, scharte innerhalb kurzer Zeit ein Team von erfahrenen Diplomaten um sich, die durchgängig über portugiesische Sprachkenntnisse verfügten. Die repräsentative und zahlenmäßig große Vertretung der DDR in Portugal zeugte vom hohen Stellenwert des Landes für die Entwicklung künftiger Beziehungen, war aber für die rechte Presse Anlass zur Verbreitung verschiedenster Verschwörungstheorien im Bezug auf die Rolle von DDR und SED bei den revolutionären Ereignissen des 25. April in Portugal. Allerdings waren die wirklichen Verschwörer wohl eher unter den politisch rechten Kräften in der damaligen BRD zu finden, wie Günter Wallraff in seinem 1976 veröffentlichten Buch über die Kontaktaufnahme von General Spinola zu CSU-nahen Kreisen um Franz Josef Strauß zur Finanzierung von Waffenkäufen bei der Vorbereitung eines Putsches aufdeckte. Mit Fortschreiten der revolutionären Entwicklungen, insbesondere nach den Maßnahmen der Regierung von General Vasco Goncalves im März 1975 zur Nationalisierung von Banken und Konzernen und Umsetzung der Agrarreform, wurde die Unterstützung der DDR für Portugal weiter intensiviert. Ab diesem Zeitpunkt gab es eine sprunghafte Entwicklung der Beziehungen auf allen Ebenen, vor allem im Handels- und Wirtschaftsbereich. In meinen persönlichen Tagebuchaufzeichnungen vom September 1975 ist ein Gespräch mit dem damaligen DDR-Handelsrat Seifert vermerkt, der zum Inhalt einer politischen Richtlinie des Ministeriums für Außenhandel zum vorrangigen Ausbau des Handels mit Portugal berichtete, insbesondere mit den von Arbeiterkommissionen in Verwaltung genommene Unternehmen und neu entstandenen Kooperativen im Alentejo. Die DDR leistete materielle Hilfe durch Lieferung von Saatgut und Landwirtschaftsmaschinen und den Kauf von Waren aus enteigneten Betrieben, die nach dem Wegbrechen ihrer traditionellen Märkte Absatzprobleme hatten und um ihr wirtschaftliches Überleben kämpften. Im Rahmen des 1975 geschlossenen Handelsabkommens wurde beispielsweise der Import großer Mengen von Portwein und Schuhen im Umfang von mehreren Millionen Valutamark (VM) aus Portugal vereinbart. Die DDR verzehnfachte innerhalb eines Jahres die Importe auf 20 Millionen VM und lieferte u. a.Textilmaschinen, polygrafische Maschinen und Düngemittel im Umfang von 8 Millionen VM. Damit war innerhalb ­eines Jahres der Handel mit Portugal von faktisch Null auf fast 30 Millionen VM gewachsen. Auch die politisch-kulturellen Beziehungen stiegen sprunghaft an. Im Juni 1975 konstituierte sich in Berlin das Freundschaftskomitee DDR-­Portugal bei der Liga für Völkerfreundschaft, dessen Hauptpartner für die Zusammenarbeit die Nationale Freundschaftsgesellschaft (NFG) Portugal−DDR wurde. Die NFG war von Freunden des Alemanha democrática − wie die DDR im Volksmund von den Portugiesen im allgemeinen genannt wurde − bereits im Dezember 1974 in Lissabon gegründet worden. Zum Präsidenten wurden der anerkannte portugiesische Musikwissenschaftler Prof. Freitas Branco und als Generalsekretär der Rechtsanwalt und Schriftsteller Alexandre Babo gewählt. Die Gesellschaft fand großen Zuspruch und hatte bald 2.000 Mitglieder, die aus den unterschiedlichsten kulturellen und sozialen Schichten ­kamen und die landesweit in 28 Basisgruppen organisiert waren. Der Beitritt von Admiral Rosa Coutinho, José Saramago und weiteren anerkannten Persönlichkeiten aus Politik und Kultur belegt, dass die Nationale Freundschaftsgesellschaft und damit die DDR einen relativ breiten Zuspruch auch in intellektuellen Kreisen fand. Das ist auch darauf zurückzuführen, dass die DDR aufgrund ihrer Geschichte und Größe für Portugal einen Vergleichsrahmen bildete und den erfolgreichen Aufbau einer antifaschistischen demokratischen Ordnung voraushatte. Beide Staaten befanden sich in einer ähnlichen Ausgangs­lage: Sie hatten eine faschistische Diktatur hinter sich und mussten nun mit dieser Hypothek, welche sich ja vor allem in den Köpfen der Menschen befand, eine neue Gesellschaft aufbauen. Auf Beschluss des Ministeriums für Hoch- und Fachschulwesen wurden 1975 bei der Nationalen Freundschaftsgesellschaft (NFG) Portugal–DDR ein Deutsch-­Lektorat eingerichtet und ein Deutsch-Lektor aus der DDR nach Portugal entsendet. In Zusammenarbeit mit der NFG wurden auf Basis jährlicher Arbeitsvereinbarung zum Beispiel die Woche der DDR in Lissabon und weiteren wichtigen Zentren Portugals und die Solidaritätswoche mit Portugal in der DDR veranstaltet. Nach Aufnahme der diplomatischen Beziehungen wurden in den Jahren 1975/76 weitere Abkommen unterzeichnet und entwickelte sich ein reger Delegationsaustausch, besonders im kulturellen Bereich. Auch Studienauf­enthalte in der DDR, Freiplätze für internationale Sommerkurse sowie Hochschulstudienplätze und Plätze für postgraduales Studium wurden seitens der DDR für die portugiesische Seite angeboten. Diese euphorische Phase in den beiderseitigen Beziehungen erfuhr mit dem Wahlsieg der PS im Jahre 1976 eine spürbare Abkühlung, und die Errungenschaften der Nelkenrevolution wurden in ihrem weiteren Verlauf von den Mechanismen des Kalten Krieges entscheidend beeinflusst. In meinem Vortrag habe ich versucht, basierend auf persönlichen Erinnerungen und Tagebuchaufzeichnungen, die Ereignisse des 25 April 1974 ins Gedächtnis zurückzurufen und die Reaktion der DDR auf die Nelkenrevolution in dem ­damaligen historischen Kontext darzustellen.

Von Licht und Schatten · Interview und Buchbesprechung

Das Cover des Buches »Schatten und Licht in Lissabon«

Interview mit Birte Stährmann zu ihrem Roman »Schatten und Licht in Lissabon« • Fragen von Andreas Lahn

> Sind Sie eine Naschkatze und würden für ein Pastel de nata alles stehen und liegen lassen?
Birte Stährmann: Im Traum schon, aber im realen Leben eher nicht.

Welche Verbindung haben Sie zu Portugal und speziell zu Lissabon?
Die Stadt hat mich schon seit langem fasziniert. Deshalb wollte ich mit meinem Mann ohnehin nach Lissabon fahren. Ich wusste schon vor der Reise, dass ich dort einen Roman ansiedeln wollte. Dann kamen das besondere Licht hinzu, die Kacheln (azulejos) und der morbide Charme. Und die Portugiesen sind in meinen Augen ein liebenswertes Volk, mit ihrer Melancholie und dem Fado.

Die Figuren in Ihrem Roman erkunden ­Lissabon zu Fuß. Sie auch?
Alle Wege, die ich in dem Roman beschreibe, sind wir auch selbst gegangen. Wenn ich durch eine Stadt gehe, nehme ich viele Bilder in mir auf und habe sie danach im Herzen. Außerdem schreibe ich meine Eindrücke in ein Tagebuch.

Welche Reaktion der LeserInnen wünschen Sie sich, wenn Sie einen Roman veröffentlichen?
Ich wünsche mir, dass sie sich in die Fußstapfen der ProtagonistInnen begeben können und auf den Spuren von Judith oder Mirjam wandeln, um so in die Figuren zu schlüpfen und das nachzuempfinden, was die beiden erleben. Da ich bildreich schreibe, gelingt mir das hoffentlich ganz gut.

Foto von der Roman-Autorin Birte Stährmann

Roman-Autorin Birte Stährmann · © Torsten Köster

 Ihr Roman »Schatten und Licht in Lissabon« spielt in Stuttgart und Portugal. Was ist der Kern der Geschichte?
Ich lade die LeserInnen ein, sich auf eine lange Reise von 1933 bis ins Heute zu begeben. Ich erzähle die Geschichte von Frauen mehrerer Generationen, ihrem Leben, Leiden, Lieben, und zeige, wie das Gestern ins Heute wirkt. In ­einem Teil spielt das Thema Flucht eine Rolle. Weniger bekannt ist die Bedeu­tung, die Lissabon im Zweiten Weltkrieg hatte − als letzter Hafen mit ­Zugang zum Atlantik. Dementsprechend voller Flüchtlinge war Lissabon.

Die Geschichte bleibt ja nicht in der Vergangenheit stehen, sondern geht weiter bis in die heutige Zeit.
Ja. Die aus Stuttgart stammende 41-jährige Mirjam steht eigentlich mitten im Leben. Doch durch den Tod ihrer Mutter wanken ihre Grundfesten, und sie begibt sich auf Spurensuche, um ein lang gehütetes Familiengeheimnis zu entschlüsseln. Mirjam reist nach Lissabon und macht sich auf die Suche nach ihren Wurzeln. Der Roman ist nicht zuletzt auch eine Liebeserklärung an Lissabon. Ich nehme meine Leserinnen und Leser mit auf vielfältige Erkundungen in der Stadt des gleißenden Lichts und der Melancholie des Fado.

Es geht auch um portugiesische Geschichte rund um die Themen Flucht, Vertreibung, Solidarität und um konkrete Hilfe.
Der Roman orientiert sich an tatsächlichen politischen Ereignissen und an historischen Personen wie zum Beispiel Aristides de Sousa Mendes, den portugiesischen Generalkonsul von Bordeaux, der vielen Juden und anderen Verfolgten Visa ausgestellt und ihnen so die Flucht ermöglicht hat. Das ist alles historisch verbürgt. Auch möchte ich zeigen, dass es nie zu spät ist, seinen eigenen Spuren zu folgen, sich auf den Weg zu machen und Dinge in die Hand zu nehmen, um sie zu verändern.

Mirjam ist die zentrale Figur Ihres Romans. Ist alles fiktiv oder finden sich Fragmente Ihres eigenen Lebens in Mirjam wieder?
Mirjam ist eine fiktive Figur, aber dadurch, dass ich selbst in Stuttgart lebe, finden sich auch Fragmente aus meinem eigenen Leben. Mirjam hat zum Beispiel kein Auto, ich auch nicht, Mirjam ist Journalistin, ich selbst arbeite auch journalistisch, die Dinge im Buch, die Mirjam in Stuttgart nicht gefallen, mag ich in der Wirklichkeit auch nicht. Nichtsdestotrotz ist Mirjam eine ganz andere Person als ich. Ich habe kein Tattoo, sie ist ein bisschen cooler als ich. Aber es gibt Parallelen, und manchmal schreibt man sich vielleicht etwas herbei, was man selbst nicht hat.

Mirjams Großmutter hat eine Freundin namens Judith, deren Familie vor den Nazis fliehen muss. Deren Lebensweisheit lautet: »Ich habe gelernt anzunehmen, was ist.« Gilt das auch für Sie?
Das ist tatsächlich eine Lebensweisheit, die in meinem Leben immer eine große Rolle gespielt hat. Aber ich habe auch gelernt, Dinge zu akzeptieren, die nicht so sind, wie ich mir sie einst ausgemalt habe.

Sie sind in Flensburg aufgewachsen und leben jetzt in Stuttgart. Vermissen Sie das Meer?
Jaaaa! Deshalb schreibe ich immer Geschichten, die irgendwo am Meer spielen. Im Sommer vermisse ich das Meer jeden Tag. Im Winter ist es nicht ganz so schlimm. Der Wind vom Meer weht meine Gedanken frei.

Und deshalb gehen Sie vermutlich irgendwann zurück nach Flensburg, oder?
Auf jeden Fall!

Leben Sie Ihre Träume?
Ja. Wenn ich im Leben etwas möchte, etwas träume, versuche ich es auch zu erfüllen. Das Schreiben von Romanen war auch so ein Traum. Ich wollte spätestens zu meinem 50. Geburtstag einen Roman schreiben. Und als ich 49 war, habe ich den ersten veröffentlicht. Das gilt übrigens auch für Reisen, Beziehungen und Lebenseinstellungen. Träume bringen mich zu dem, was für mich wichtig ist im Leben.

Ein wundervolles Buch • von Andreas Lahn

Zugegeben: Ich lese nicht mehr gerne Romane. Doch als ich die ersten Seiten von Birte Stährmanns Roman »Schatten und Licht in Lissabon« überfliege, kann ich gar nicht anders als einfach weiterzulesen. Der Roman spielt in Stuttgart und Lissabon. In Lissabon bin ich ohnehin verliebt, und in Stuttgart wohnen Freunde, die ich ein Mal im Jahr besuche. Eine Frau heißt nicht Mirjam, wie die Hauptfigur des ­Ro­mans, aber immerhin Miriam. Zu viele Parallelen! Meine Neugier ist geweckt und hält das ganze Buch über an. Es geht hier nicht nur um reine Fiktion. Birte Stährmann erzählt aus der portugiesischen und deutschen Geschichte und schreibt über Flucht, Vertreibung, Faschismus, Kolonialkriege, Nelkenrevolution mit Emotionen wie Trauer, Verzweiflung, Glück, Enttäuschung, Liebe, Leidenschaft, über die Siege und Niederlagen im Leben − ein Roman, in dem Geschichte lebendig wird. Ich spüre den Atem der Personen, bin träumend durch Stuttgart und Lissabon gelaufen, habe mitgelitten und mich an viele eigene Erlebnisse an den jeweiligen Orten erinnert. Glückwunsch zu diesem wundervollen Roman, Frau Stährmann! Und natürlich gilt: »Für alle, die eine Schattenzeit erleben – das Licht wird zurückkehren.«

Birte Stährmann, Schatten und Licht in Lissabon, Roman 
Verlag tredition®, 2019
ISBN 978-3-7497-2932-6 Paperback, 11,99€
ISBN 978-3-7497-2933-3 Hardcover, 20,99€
ISBN 978-3-7497-2934-0 E-Book, 3,99€

Cozido à Portuguesa: Rezept und Geschichte

Foto vom Cozido à Portuguesa

präsentiert von Ana Paula Galaz Goyke

> Der Ursprung des Cozido à Portuguesa ist nicht geklärt. In ganz Europa finden wir einige Versionen dieses Gerichts: Olla Podrida oder Cocido in Spanien, Pot-eu-Feu in Frankreich, Bollisto Misto in Italien, Hoche­pot in Belgien, Hotspot in den Niederlanden. Fleisch und gekochtes Gemüse sind die gemeinsame Grundlage.
Das erste schriftliche Rezept des ­Cozido à Portuguesa wurde 1680 in Arte da Cozinha von Domingos Rodrigues gedruckt und hatte den spanische Namen Olla Podrida.
Der Cozido kann Hähnchen, Schinken, Bohnen, Rüben und Kichererbsen enthalten − oder auch nicht. Er kann sogar Mais, Reis, Schweinefüßchen und Süßkartoffeln haben − oder auch nicht: Doch die typische portugiesische Wurstware darf auf keinen Fall fehlen! Sie gibt dem Cozido à Portuguesa seinen einzigartigen Geschmack. Dieses Gericht ist ideal für Wintertage, besonders dann, wenn es richtig kalt wird.
Trotz der Varianten in den verschiedenen Regionen des Landes ist das Basisrezept immer gleich: Rind-, Schweine- und Hähnchenfleisch, chouriço (Paprikawurst), farinheira (Fleischmehlwurst), morcela (eine Art Blutwurst), Couve portuguesa (portugiesischer Kohl) mit Wirsing, Kartoffeln, Karotten und Rüben.
Dazu kommen:

  • im Minho: ein dickes Huhn, Räucherschinken, Räucherwurst, Schweinskopf. Der Kohl ist wie Grünkohl, und der Reis wird im Ofen mit Hähnchenleber gebacken.
  • in Trás-os-Montes: Hähnchen oder Huhn, Schweinekoteletts oder dicke Rippen, Blutwurst und die portugiesischen Wurstwaren alheira und farinheira, außerdem grüne Bohnen, Wirsing- und portugiesicher Kohl (Couve Portuguesa).
  • im Alentejo: Lammfleisch. Das Schwein ist hier König und wird fast komplett verwendet. Und die Wurstwaren sind wie immer dabei: Morcela (Blutwurst), farinheira und linguiça (chouriço). Kichererbsen dürfen nicht fehlen! Hier heißt der Cozido À Alentejana.
  • auf den Azoren in Furnas auf São Miguel: Eine kulinarische Kuriosität ist das Essen, das über mehrere Stunden im heißen vulkanischen Boden langsam gegart wird und dabei einen ganz eigenen charakteristischen Geschmack bekommt. In großen Töpfen werden Rind- und Hähnchenfleisch, Räucherspeck, Jamswurzel (eine Art Süßkartoffel), einige Wurstsorten (chouriço, morcela) und Gemüse (Kartoffeln, Karotten, Kohl und Süßkartoffeln) in ausgegrabenen Erdlöchern mit Seilen heruntergelassen. Der Topf wird von oben mit einer großen Holzplatte verschlossen, um die ein Erdhaufen aufgetürmt wird.
  • auf Madeira: mit Brotscheiben und Minze.

Oft werden die Gemüsesorten zusammen mit den Wurstwaren gekocht, um einen intensiveren Geschmack zu erhalten. Und aus der Kochflüssigkeit wird oft eine geschmackvolle Brühe mit kleinen Nudeln gezaubert.
Wichtig: Cozido à Portuguesa sollte stets in Begleitung eines guten portugiesischen Rotweins serviert werden!

Quellen:
http://www.virgiliogomes.com/index.php/cronicas/608-cozido-a-portuguesa
https://descobrirportugal.pt/cozido-portuguesa-historia-receita/
https://byacores.com/cozido-das-furnas/

COZIDO À PORTUGUESA

Portugiesischer Eintopf für 6 Personen

  • 800 g  Rindfleisch (aus der Hüfte) 
  • 800 g Schweinefleisch (Rippen, Bauchfleischstücken und Koteletts)
  • 1 küchenfertiges Hähnchen (ca. 1,2 kg) 
  • Chouriço (Paprikawurst)
  • 2 Farinheiras (Fleischmehlwurst) Wurst anstechen, um zu vermeiden, dass sie beim Kochen platzt
  • 2 Morcelas (Blutwurst)
  • 500 g geräucherter Schinkenspeck
  • 2 Räucherwürste
  • 200 g Kichererbsen 
  • 1/2 Wirsingkohl
  • 1/2 Portugiesischen Kohl (500 g)
  • 1−2 Rüben
  • 2 Knoblauchzehen
  • 2 Zwiebeln
  • 125 g kleine Möhren 
  • 400 g Kartoffeln

 
Zubereitung: 180 Minuten (leicht)

  • Kichererbsen mit kaltem Wasser bedeckt am besten über Nacht einweichen. Sie können auch Kichererbsen aus dem Glas benutzen.
  • Zwiebeln schälen und vierteln; Knob­lauch schälen.
  • Rind- und Schweinefleisch, geräucherten Schinkenspeck (vorher kurz waschen) mit einem Teelöffel Salz, Zwiebeln und Knoblauch in einen großen Topf geben.
  • Mit so viel Wasser auffüllen, dass alles bedeckt ist; bei höchster Stufe aufkochen und den aufsteigenden Schaum abschöpfen. Zugedeckt bei mittlerer Hitze zwei Stunden kochen lassen. Anschließend abgetropfte Kichererbsen dazugeben. Nochmals eine Stunde weiterkochen lassen (Wenn die Kichererbsen aus dem Glas sind, reichen 30 Minuten).
  • Huhn in einen zweiten Topf geben. Einen Liter der Fleischbrühe zum Huhn geben. Zugedeckt eine Stunde garen. In der Zwischenzeit Möhren schälen, waschen, längs halbieren. Kartoffeln schälen, waschen und halbieren. Portugiesischen- und Wirsingkohl putzen, waschen, Strunk entfernen. Kohl in grobe Stücke schneiden. Nach 40 Minuten alle Wurstsorten, Möhren, Kohl und Kartoffeln zufügen.
  • Fleisch aus der Brühe nehmen.
  • Von der Poularde die Haut ablösen. Fleisch von den Knochen lösen und klein schneiden. Rind-, Schweinefleisch und Würste ebenfalls klein schneiden. Brühe durch ein Sieb gießen und auffangen. Fleisch und Gemüse auf einer Platte anrichten.
  • Mit etwas Brühe angießen. Die restliche Brühe eventuell als Suppe verwenden. Mit Petersilie garnieren.

Guten Apetit!

DPG-Mitgliederversammlung am 31.10.2020

Foto von der Brücke Dom Louis I und der Ribeira in Porto

Termin: 31.10.2020 · Infos folgen 

Reise nach Porto für DPG-Mitglieder und deren Partner – 
verschoben auf 2021

Liebe Mitglieder,
auf Wunsch vieler Mitglieder wurde zur Mitgliederversammlung 2019 in Berlin beschlossen, dass die Mitgliederversammlung 2020 mit einer Reise nach Porto verbunden wird und dort stattfinden soll. Im Portugal Report 078 haben wir Ihnen die DPG – Reise vom 28.10.–1.11.2020, reserviert über OLIMAR Reisen, vorgestellt.
Und dann kam es ganz anders. Corona hat die Welt verändert, der Tourismus steht still.
Dennoch hatten wir die Hoffnung, die Reise durchführen zu können. Mit OLIMAR Reisen haben wir uns auf einen neuen Anmeldeschluss am 17.6.2020 verständigt. Darüber haben wir Sie per Mail und per Post am 19.4.2020 informiert.
Am 6. Mai haben der Bund und die Ministerpräsidenten der einzelnen Bundesländer Lockerungen beschlossen, die für das Leben in Deutschland erfreulich sind und ein kleines Stück zurück in die Normalität aufzeigt. Die Situation im Auslandstourismus hat sich aber in keiner Weise verändert.
»Das Auswärtige Amt warnt vor nicht notwendigen, touristischen Reisen in das Ausland, da weiterhin mit drastischen Einschränkungen im internationalen Luft- und Reiseverkehr, und der weltweiten Einreisebeschränkungen, Quarantänemaßnahmen und der Einschränkung des öffentlichen Lebens in vielen Ländern zu rechnen ist. Das Risiko, dass Sie Ihre Rückreise aufgrund der zunehmenden Einschränkungen nicht mehr antreten können, ist in vielen Destinationen derzeit hoch.«
Diese weltweite Reisewarnung gilt derzeit bis zum 14. Juni 2020. Doch was wird danach sein? Wird Portugal die Einreise von Touristen erlauben, ab wann wird es ausreichend Flüge nach und von Portugal geben? Es ist auch damit zu rechnen, dass die Preise der Flüge drastisch steigen werden. Wer von unseren Mitgliedern wird dann noch die Reise antreten? Ein Großteil unserer Mitglieder und viele der potentiellen Reiseteilnehmer fallen unter die Risikogruppe.
Das alles sind Fragen, die uns Sorgen bereiten und über die, unserer Meinung nach, eine frühzeitige Entscheidung gefällt werden musste. Mehrere Mitglieder haben uns angerufen und darum gebeten, die Reise zu verschieben. Verständigt haben wir uns auch mit unserer Portugalvertretung, Frau Ingeborg Dillner, die ebenfalls von der Reise für 2020, abrät.
Am 7. Mai haben sich das Präsidium und Mitglieder, die in die Vorbereitung der Reise involviert waren, im Rahmen einer Telefonkonferenz zu diesen Fragen verständigt und man ist zu dem Ergebnis gekommen, die Reise für dieses Jahr abzusagen.
Aus den oben genannten Gründen schlägt das Präsidium den Mitgliedern vor, die Reise nach Porto für DPG Mitglieder und deren Partner um genau ein Jahr zu verschieben. Es wird davon ausgegangen, dass sich die Situation bis zu diesem Zeitpunkt beruhigt hat und wir die Reise dann ohne Sorgen um Gesundheit und Angst um Rückreisen, antreten können. Das Präsidium schlägt als neuen Termin den 27.10.–31.10.2021 vor. Dieser Termin muss von den Teilnehmern der Mitgliederversammlung 2020 beschlossen werden.
Die Mitgliederversammlung 2020 wird nicht ausfallen, wir werden sie in Deutschland durchführen. Bitte merken Sie sich als Termin Samstag, den 31.10.2020, vor. Im Moment können wir Ihnen allerdings noch nicht sagen, wie die Modalitäten sein werden. Das heißt, wir wissen nicht, ob wir uns in einem Hotel treffen können oder ob die Mitgliederversammlung digital stattfinden muss. Aus diesem Grund haben sich die Teilnehmer der Telefonkonferenz auf eine Mitgliederversammlung ohne kulturelles Programm verständigt. Sicher haben Sie für die Situation Verständnis.
Wir werden die Entwicklungen, genau so wie Sie, aufmerksam beobachten und Sie rechtzeitig über den Verlauf der DPG Mitgliederversammlung 2020 informieren bzw. Sie zur Mitgliederversammlung einladen.