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Ein wilder Ausflug auf fliegendem Pferd

Foto de caminho ao Caldeirão do Corvo (Açores)

Bericht von einer Reise nach Corvo (Azoren) • von Ana Carla Gomes Fedtke und Eberhard Fedtke

> Carlos, der Kapitän unseres fragilen, aber charmanten Bootes, scheint zutiefst berauscht zu sein von einer gewissen Inspiration an Geschwindigkeit und Schnelligkeit. Verantwortlich für etwa dreißig Passagiere, brilliert und spielt er mit seiner beruflichen, privilegiert anziehenden und mit ultra-expressiver Hingabe versehenen Beschäftigung, eines dieser eleganten Schlauchboote zu manövrieren und zu dirigieren, welche gleichsam in wahrhaftiger und wilder Bravour über das Wasser fliegen. Heute sind wir in seiner Hand. Seine gesamte Figur steht im Einklang mit seiner Bestimmung, seiner Beschäftigung und permanent überbordender Freude.

Indessen, Schritt für Schritt in chronologischer Reihenfolge: Wir befinden uns in den Ferien auf den Azoren, auf der Insel Flores, die Azoren sind nichts anderes als unser auserwählter Garten, und dies seit Jahren. Teil des unbedingt wichtigen und unvergleichlichen Programms ist ein Tagesausflug auf die Insel Corvo, kärgliche 23 Kilometer vom Blickpunkt  unseres blumigen Domizils entfernt.

Wir haben zwei Möglichkeiten, das Meer zu überqueren: entweder in einem Ferry-Boot in ruhiger und beschaulicher Seefahrt, in entspannten Gesprächen mit anderen Passagieren und in nautisch intimer Art und Weise einen Kaffee oder einen Champagner an der Schiffsbar oder mit profundem Erlebnis dieses kleine Wassergefährt zu nehmen. An die erste Möglichkeit ist gar nicht zu denken, nicht heute.

Die Möglichkeit, die sich uns also bietet, von uns seit langem beschlossen, viel schneller und entschieden riskanter, extrem verwegener und gleichzeitig waghalsiger, verbunden mit einem exzentrischen und ungestümen Programm, von Herrn Carlos dirigiert, ist die Wahl seines Schlauchbootes. Unsere unabänderliche und unwiderrufliche Entscheidung hat mit dem explosiven Erlebnis dieses Abenteuers zu tun, mit dem Boot auf den Kämmen der Wellen zu reiten. Wir fliegen gern, zu Wasser und zu Lande. Im nächsten Leben werden wir Piloten sein, diese unsere Entscheidung ist gefällt.

Im Hafen von Santa Cruz begrüßt uns Carlos graziös. Breitschultrig und mit gespreizten Beinen balanciert er, das eine auf der Kaimauer, das andere auf der Balustrade des vehement schwankenden Bootes, die einheimischen und ausländischen Passagiere ins Boot, einige unter ihnen schon mit sichtbarer Transpiration beim Einsteigeversuch mit wenig Gleichgewicht im Angesicht. Wir sind ob der Tatsache erstaunt, dass das kleine Gefährt voll besetzt ist. Uns gelingt es, zwei letzte Plätze direkt vor Carlos zu ergattern, welcher beide Hände am Steuer hält.

Sobald alle an ihren bestimmten Plätzen und die Sicherheitsgurte angeschnallt sind, lässt Carlos den Bootsmotor aufheulen und mit einem spektakulären Start und erstem hohem Bootsbug fährt er aus dem Hafen, mit einem gewitzten Lächeln sichtbar ab da auf seinem Gesicht. Unser seismographisches freiluftiges Abenteuer beginnt gut und furios. Hohe Gischt rechts wie links des Bootes, springt sie manchmal bebend über die Passagiere.  Die Zöpfe der Mädchen wehen waagerecht im starkem Wind, das Boot schlägt gegen die Wellen, tanzt mit Ungestüm, die Spitze mal nach oben, mal nach unten, als handele es sich um eine horizontale Berg- und Talbahn. Wir sind verblüfft und begeistert von diesem originellen Spektakel, ohne Rückgriff auf irgend etwas derart Erlebtes, gesund für unsere Seele.

Carlos muss jeden Quadratzentimeter vor der Küste kennen, die riskanten Manöver auf unglaublich hoher Geschwindigkeit zwischen den Felsen am Strand einzuschätzen. Abrupt macht er Andeutungen von Pirouetten, einige Passagiere in Angst versetzend, welche ihre Hände erschrocken an die Metallhalterungen klammern, die sich vor jedem Sitz befinden. Fehlt uns noch, bitte Herr Carlos, es zu machen, eine totale Pirouette. Die schüchternen Aufschreie einiger Passagiere hallen von den Schutthalden wider, als wir Grotten und Höhlen besuchen, dies bezahlter Teil des fulminanten Programms. Lediglich eine exorbitante Musik, welche von Wasserfällen direkt über uns kommt, macht einen signifikant höheren Lärm. Das einzigartige Spektakel könnte nicht größer sein, diese wunderbare Sinfonie von Wasser, Wind, Felsgestein und restlichen Naturwundern, nichts kann unseren passionierten Geschmack an diesem vulkanischen Ambiente mit dem starken und unverwechselbaren Geschmack aufgewühlten Meeres übertreffen. Hin und wieder droht eine große Welle, Gesichter und Rettungswesten nass zu machen. Einige Passagiere zittern. Aber dieses Risiko ist, ersehen wir an dem vergnügten Gesicht von Carlos, Teil eines ausgewählten Programms unseres exzentrischen Kapitäns mit äußerst extravaganten Einfällen, sobald er mit dem wildem Meer konfrontiert wird. Wir sind sehr begeistert, applaudieren laut mit unseren erhobenen  Händen, aber nicht alle Passagiere fühlen sich wohl, wie an ihren eingekrümmten Figuren zu sehen. 

Nach unseren kurzen Einfall in die Küste »von der Wasserseite her« mit ihren Kuriositäten an Grotten, Wasserfällen und Sehenswürdigkeiten überqueren wir das Meer in Richtung Corvo, 20 Minuten schnellen Sprints mit romantischem Kampf gegen die Wellen, heute moderat, wie Carlos mir erklärt. Es gibt wenige Tage während eines ganzen Jahres, dass ein Ausflug Flores nach Corvo und zurück völlig ausgeschlossen ist, das heißt, sofern die atmosphärischen Bedingungen es nicht zulassen, das Risiko für dieses fragile Boot zu groß ist.

In Corvo angekommen, betreten wir in eine indigene und ursprüngliche Welt. Ein unvermittelter Kontrast, sofern wir uns an die 20 Minuten vorher erinnern. Alles erscheint uns in einem bezaubernden Rhythmus von Gemächlichkeit und Ermattung. Die Straßen schlummern, die Leute scheinen allesamt von jeglichen modernen Aktivitäten befreit. Hier, auf dem Festland ohne Bewegung, ermüdet die Hitze. Nur ein Gruppe, die Taxifahrer, zeigen eine gewisse Neigung zu Aktivität, Geld zu verdienen. Zumindest reagieren sie wenige Male mit diesem Ritual an Lebendigkeit, wenn täglich einmal das Ferry-Boot und zweimal der flinke Carlos mit seinem sprinter kommen, die Stille und Zurückhaltung der gelassen Insel zu unterbrechen, und dies in brutaler Form polyglotter Individuen. Mit Fotoapparaten bewaffnet, mit bunten Touristikhüten und Smartphonen im Anschlag, alles im Umkreis impertinent zu fotografieren, für, wie sie sagen, ihr eigenes dauerndes Archiv oder um ihren Nachkommen die Schönheiten zu zeigen, welche ein Teil des westlichsten Europas ist. Die Taxifahrer, kapriziös ohne Pause superaktiv, laden engagiert die Touristen ein, sie auf den Gipfel der Insel zu begleiten, die große Lagoa mit ihren 365 Grad magischen Horizonten und übersättigt mit unendlichen Fantasien zu besuchen. Wir mieten eines dieser Vehikel, der gross gewachsene Taxifahrer war ein wortreicher Erzähler über sein tektonisches Domizil.

Foto von Vila Nova do Corvo (Azoren)

Bela vista sobre a ilha de Corvo e a cidade Vila Nova do Corvo · © Ana Carla Gomes Fedtke

Die Lagoa, von enormer Ausdehnung und noch immer teilweise mit Wasser gefüllt, erläutert den Besuchern das Porträt und die Geschichte dieser kleinen glamorösen Insel, aktuell mit 383 Einwohnern gemäß amtlicher Angabe. Ein kleiner Flughafen neben einem blühenden Friedhof, eine innen und außen pittoreske Kirche mitten in der Stadt, nahe einem Arzt für die Gesunderhaltung der kleinen Bevölkerung, wobei dieser Doktor, wie wir erzählen hören, vom Kontinent stammt. Man betrachtet hier oben als ein außergewöhnliches Exemplar die typische und immer wieder beeindruckende Episode eines kumulativen geologischen Produkts: Ein roter Berg vom magischer Lava hat sich aus dem Meer erhoben und schuf das lichtvolle Panorama einer weiten Schüssel, von der nach allen Seiten Abhänge und Böschungen hinabfielen, heute mit Wiesen und unzähligen Kühen und Wiesenblumen bedeckt, dieselbe nützlich für die Fauna und Flora in reiner Monokultur. Uns grüßen auch kleine Weingärten um die hübsche Stadt herum, mit weißen Häuser ausgestattet: Die noble Einfachheit des gesamten natürlichen Ambientes tut gut, besänftigt und heilt die Seele. Es lässt uns darüber nachdenken und aufzeigen, dass in dieser so überzogenen heutigen Welt wenig wirklich notwendig ist, in gesunder maritimer Ruhe und spiritueller Beschau zu leben. Auch mit dem praktischen Vorbehalt eines modernen Lebens, die elegante Hilfe eines kleinen Motorflugzeuges zu nutzen: Dieses Gefährt ist gleichsam wie eine Nabelschnur, um gelegentlich in die laute Welt zu entfliehen, indes gut genesen in dieses Paradies mit der gesunden Stimmung exotischer Lava zurückzukehren.

Es  lohnt, zurück zu kommen und mit Nostalgie Corvo total zu erkunden,  nicht lediglich für einen schnellen Sprung einiger Stunden von Flores für ein minutiöses Intermezzo mit Carlos, welcher sich seinem lukrativen Geschäft zweimal pro Tag widmet, sondern wenigstens für ein paar Tage oder deren mehr, um besser und tiefer in die schönen Gemeinnisse dieses Mikrokosmos von anmutiger Fauna und Flora, diese kontemplativ und melancholisch, einzutauchen. Mithin bis bald, nach einem Zwischenaufenthalt auf dem Kontinent.

Madeira und Corona

Foto vom Neujahrsfeuerwerk in Funchal (Madeira) 2020/2021

Reisen in ungewöhnlichen Zeiten (13.12.2020–17.1.2021)    von Gunthard Lichtenberg

> Dieser stark gekürzte Reisebericht basiert auf Tagebuch-­Ein­tragun­gen während unserer Reise nach Madeira vom 15.12.2020 bis zum 17.1.2021 − mit aktuellen Ergänzungen.

Sindelfingen, den 6. Februar 2021     

Bereits um Neujahr 2020 haben wir die Flüge für das Jahresende nach Funchal gebucht und die Zusage von unserem Vermieter »Tony« erhalten, dass wir das Apartment im Annex des «Fórum Madeira» auch ein weiteres Mal haben können − für fünf Wochen. Und es klappt dank der Regionalregierung, die bereits Anfang August (!) das Notwendige in Gang setzt, wodurch die Inzidenz-Zahlen bei ­unserer Ankunft am 13.12. deutlich unter den ominösen 50 liegen.   

Sonntag, 13. Dezember 2020

DER FLUG: Was wir schon im Warte­bereich des Stuttgarter Flughafens befürchten, tritt ein: Das TUIfly-Flugzeug ist bis auf den letzten Platz gebucht! Bei den deutschen Reisebüros hat es sich offensichtlich herumgesprochen, dass Madeira eine »sichere« Destination ist. 

FLUGHAFEN FUNCHAL: Auf Madeira herrscht seit Anfang August strikte Maskenpflicht., der Mindestabstand beträgt zwei Meter, was am Gepäckband durch deutliche Markierungen sichtbar ist − anders als in deutschen Flughäfen. Nach kurzer Zeit kommen unsere Koffer, und am Gepäckband geht es dank der Abstandsmarkierung zivilisiert zu. Wir holen Unterlagen und Schlüssel für unseren Mietwagen, was relativ lange dauert (30 Minuten). Inzwischen ist die Warteschlange zum Corona-Test geschrumpft, und wir kommen zu einer junge Dame, die versucht, die Daten abzurufen, die wir vor unserem Abflug unter https://madeirasafe.com/#/login eingegeben haben. Da das nicht klappt, geben wir ganz konventionell unsere Namen und Mobil-­Telefonnummern an. Wir bekommen ­einen Abschnitt mit Barcode und weitere drei, die wir bei der Fachkraft abgeben, die dann den Abstrich vornimmt. Das ist schnell erledigt, zweimal in der Nase und einmal im Rachen: Es tut nicht weh, ist allerdings unangenehm − weil ungewohnt.

Wir halten uns streng an die Quarantäne-Vorschrift: Nicht aus dem Haus gehen, bis der negative Testbescheid eintrifft, was sieben Stunden später per E-Mail der Fall ist. Nun können wir uns auch draußen frei bewegen − immer mit Maske.

    

Montag, 14. Dezember 2020

Vormittags: Einkauf im Supermarkt «Continente» des «Madeira Shopping»-­Zentrums. Wir kaufen für den ersten größeren Bedarf ein und stellen fest, wie preiswert viele Artikel in Portugal sind, selbst auf Madeira. Ein Einkauf von ­etwas über 70 Euro, der bei uns zu Hause deutlich über 100 Euro gekostet hätte.

Mittagessen im Buffet-Restaurant des Supermarkts «Pingo Doce», direkt nebenan im Fórum Madeira. Leider erst um circa 13 Uhr mit etwas Gedränge.

Foto vom Weihnachts-Leuchtbaum in Funchal 2020/2021

Weihnachts-Leuchtbaum in Funchal 2020/2021 · © Gunthard Lichtenberg

Später am Nachmittag fahren wir ins Zentrum von Funchal, parken im «La Vie» und laufen die uns bekannten Straßen entlang. Es gibt nur wenige TouristInnen, und alles ist deutlich ruhiger als in vergangenen Jahren um diese Zeit. Immerhin, die kleine Show des «Bolo do Caco» läuft. Es gibt einige wenige Stände des «Mercadinho de Natal» an der Avenida Arriaga, aber der Poncha-Stand gegenüber dem «Golden Gate»-Restaurant ist leider nicht da. Schade, denn dort konnte man immer erleben, wie der Saft ­direkt aus den Zuckerstauden gepresst und anschließend serviert wird.

Immerhin, eine Weihnachtskrippe mit lebensgroßen Figuren ist wieder aufgebaut. Allerdings ist die Landschaft ringsherum nicht so üppig ausgestattet wie in vergangenen Jahren. Dafür ist wieder eine wahre Hügel-Landschaft in dem kleinen Musterdorf an der Avenida Arriaga aufgebaut. Wir laufen an der Sé vorbei bis zum «Mercado dos Lavradores». Im Markt herrscht gähnende Leere. Nun, es ist später Nachmittag und nicht die Zeit, um  Einkäufe zu tätigen. Außerdem fehlen die TouristInnen.

Dienstag, 15. Dezember 2020

Nachmittags geht’s zum Flughafen, um unseren Enkel Christoph und seine Partnerin Nadine abzuholen. Wir verhandeln erfolgreich mit dem Wachmann, dass er uns in den Ankunftsbereich bei den Mietwagenschaltern reinlässt, damit wir die beiden gleich am Ausgang nach der Gepäckabholung empfangen können − in Deutschland undenkbar. 

Abends fahren wir zu einem unserer Lieblingsrestaurants, dem «Madeira Flavours» gegenüber dem «Hotel Reid’s» an der Estrada Monumental. 

Mittwoch, 16. Dezember 2020

Funchal: Wir fahren also wieder zum «La Vie» und laufen die üblichen Wege in die Stadtmitte, schauen im Bazar do Povo vorbei und kaufen einen Schraubendreher, um die derangierte Tür des Kühlschranks im Apartment nachzujustieren.  

Dann kaufen wir im «Mercado dos Lavradores» Bananen und Kaki und nehmen die Fischhalle in Augenschein. 

Donnerstag, 17. Dezember 2020

Foto: Über den Wolken am Pico do Areeiro

Über den Wolken am Pico do Areeiro · © Gunthard Lichtenberg

AUSFLUG ZUM PICO DO AREEIRO: Ganz oben hängen am Morgen zwar einzelne Wolken, aber wir fahren nach dem Frühstück mutig los. Immer bergauf, bis wir uns plötzlich im Hochnebel wiederfinden. Umkehren wollen wir nicht, denn vielleicht scheint ja ganz oben bereits die Sonne … Wir durchstoßen tatsächlich die Wolkenbank und genießen schönsten Sonnenschein. Wirklich warm ist es allerdings nicht. Wir steigen vom Parkplatz aus hinauf, genießen die Aussicht, die allerdings durch die Wolkenbänke hier und da nach unten begrenzt ist.  

Zu Mittag essen wir in dem kleinen Restaurant knapp unterhalb des Gipfels. Dann fahren wir durch die Wolken hindurch zurück − die Dicke hat merklich abgenommen − und erreichen das sonnige Funchal. Eine wunderschöne Fahrt, Christoph und Nadine haben begonnen, sich in Madeira zu verlieben.

Freitag, 18. Dezember 2020

Heute gehen Christoph und Nadine die Levadas entlang: «25 Fontes» und «Levada do Risco» bei Rabaçal. Sie sind sehr angetan, aber nach der Rückkehr von ihrer Wanderung auch ziemlich müde.

Wir selbst kaufen im «Pingo Doce» nebenan Lebensmittel ein. Am Eingang  steht ein Wachmann: Mit einem Temperaturfühler wird am Puls der Kunden gemessen und anschließend Desinfektionsmittel auf die Hände gesprüht. Wenn schon »zu viele« Menschen im Supermarkt sind, müssen die neuen Kunden warten. Wir werden noch− vor allem vor den Feiertagen − lange Warteschlangen sehen.   

Samstag, 19. Dezember 2020

Da die Grotten in São Vicente leider geschlossen sind, fahren wir weiter durch Tunnel und offene Strecken und erreichen schließlich Porto Moniz. Es liegt  »verlassen« da. Wir bummeln über die Uferpromenade in Richtung der Meerwasser-Schwimmbecken. Die starke Brandung haben wir so noch nicht  erlebt: der Atlantik in seiner spektakulären Form! Im nahen Souvenir-Laden machen wir ein paar Einkäufe: Postkarten, ein Kleidchen und kleine Schuhe für Fabians und Annikas Tochter, die ja nun bald das Licht der Welt erblicken soll.

Zurück fahren wir die Küste entlang  zum Leuchtturm am «Ponta do Pargo». Wir genießen die schöne Strecke, machen am Farol einen längeren Halt, und vermissen ein Café. In Funchal zurück lesen wir, dass die 7-Tage-Inzidenz mittlerweile auf über 60 gestiegen ist.

Sonntag, 20. Dezember 2020

Heute bleiben wir in Funchal und zeigen Christoph und Nadine die Weihnachtsbeleuchtung. Wir essen alle «Bolo do Caco», die madeirische Spezialität, deren Fans Christoph und Nadine geworden sind. 7-Tages-Inzidenz jetzt auf 65.

Dienstag, 22. Dezember 2020

Bevor Christoph und Nadine abreisen, besuch wir noch einmal den Mercado dos Lavradores, wo sich die beiden mit Madeira-Spezifischem eindecken. Nach dem Abschieds-Essen im «Madeira Flavours» fahren wir zurück zum Apartment, wo die beiden ihre Koffer packen und wir gemeinsam zum Flughafen aufbrechen.

Sie haben einen angenehmen Flug und sind kurz nach Mitternacht wieder zu Hause. Keine Quarantäne, die Behörden in Deutschland haben Madeira − im Unterschied zum Festland − noch nicht als Risikogebiet eingestuft.

Freitag, 25. Dezember 2020

Ein völlig verregneter Weihnachtstag. Nach dem Mittagessen fahren wir mal kurz in das menschenleere Funchal. 

Sonntag, 27. Dezember 2020

Wir machen einen Ausflug nach Jardim do Mar und fahren gleich hinunter nach Portinho, das wir von unserem letzten Aufenthalt her kennen. Da es auf die Mittagszeit zugeht, kehren wir in einem kleinen Restaurant ein, um eine leckere mehrstöckige Torrada mit Spiegel­ei zu essen. Wir laufen bei schönstem, sonnigem Wetter die Promenade entlang und sind vom Wellengang beeindruckt.

Dienstag, 29. Dezember 2020  

Wir gehen heute zu Bruno, dem »deutschen« Bäcker an der nahe gelegenen Ponta da Cruz. Bruno ist in Wirklichkeit Portugiese, hat aber lange in Deutschland gelebt. Wir kaufen ein körniges Brot, ein paar Brötchen dürfen auch noch mit. 

Dann geht’s ins Zentrum von Funchal, wo wir in der Avenida Arriaga den kleinen Weihnachtsmarkt besuchen. Wir kaufen einen Bolo de Caco mit Schinken und Käse, den wir an der Hafenmole verzehren, etwas im Schatten, da die Sonnenstrahlen heute ziemlich heiß sind.

Mittwoch, 30. Dezember 2020

Foto von Ponta do Sol (Madeira)

Uferstraße in Ponta do Sol (Madeira) · © Gunthard Lichtenberg

Unser heutiger Ausflug führt uns in den Küstenort Ponta do Sol. An der kleinen Uferpromenade fällt eine große Krippen-Installation auf. Wir gehen den Hügel im Ort nach oben, entdecken in der Ortsmitte neben der «Casa do Povo» ein Kulturzentrum, das nach dem weltweit bekannten Sohn dieser Stadt, John dos Passos, benannt ist, dem Autor des bekannten Romans «Manhattan Transfer». Wir schauen uns im Erdgeschoss die Ausstellung über die zu verschiedenen Zeiten verwendeten Kopfbedeckungen der Männer und Frauen von Madeira an. Dann steigen wir am Ostende der Uferstraße hinauf an die Kaianlage, trinken in dem Café oben mit Aussicht auf Stadt und Strand unsere Bica cheia, und saugen die Meeresluft ein.

Donnerstag, 31. Dezember 2020

Kurz nach 23 Uhr brechen wir dann auf, wollen zum Miradouro da Nazaré fahren, um uns das Neujahrs-Feuerwerk anzusehen, das die Stadtverwaltung mitnichten abgesagt hat. 

Viele PortugiesInnen (TouristInnen sieht man praktisch nicht) haben es sich bequem gemacht und Decken mitgebracht, ihre «Merenda» verzehrt, freuen sich nun auf das Spektakel und stoßen schon einmal auf das neue Jahr an.  

Dann, Schlag Mitternacht, wird unter dem Jubel der Menge das Feuerwerk gezündet. Unter lautem Donner füllt sich die Luft mit Rauch, der hinaus auf den Ozean zieht. Nach acht Minuten ist alles vorbei: Das Feuerwerk wird mit einem letzten, großen dumpfen Knall beendet. Wir brechen nach kurzer Pause auf, fahren nach Hause und freuen uns auf ein besseres Jahr 2021 …

Freitag, 1. Januar 2021

Am Abend besuchen wir das Neujahrskonzert mit dem Symphonie-Orchester von Madeira. Wir haben im Vorverkauf Sitze  im Parkett ergattert, andere waren nicht zu haben. Beginn ist um 21 Uhr. Auch wenn der Saal zu höchstens 15% belegt ist, legen sich die Orchestermusiker − der Dirigent sowieso – mächtig ins Zeug und wirken hochmotiviert. Dadurch kommt eine gute Stimmung auf. Wir sind froh, dass wir dieses Konzert gebucht haben.

Donnerstag, 7. Januar 2021

Heute morgen sind wir noch ziemlich »erschlagen« von dem, was wir letzte Nacht auf CNN gesehen haben: die unwürdige Erstürmung und zeitweise Besetzung des Kapitols in Washington DC. Eine Bewertung erspare ich mir an dieser Stelle.

Samstag, 9. Januar 2021

Seit heute nun gilt die Reisewarnung von RKI und AA auch für Madeira. Gestern kam die Nachricht per E-Mail: Wir sind auf dem Verteiler des AA für Portugal. Das war zu erwarten, die Inzidenz liegt seit ziemlich längerem deutlich über 50, eher bei oder etwas über 100. 

Von Tony, unserem Vermieter, wissen wir, dass ab heute an Wochenenden eine Ausgangssperre ab 18 Uhr gilt. Das ist sicher der Versuch, die bisherige weitere Ausbreitung des Virus durch Verhinderung von Partys zurückzufahren. Da die EngländerInnen in diesem Jahr aus bekannten Gründen ausgeblieben sind, ist davon auszugehen, dass der Anstieg der Fallzahlen hausgemacht ist.

Die kurze Zeit guten Wetters ab 11 Uhr nutzen wir zu einem Spaziergang an der Praia Formosa. Das ist sehr schön, und nur sehr wenige Leute sind unterwegs. Auf der Promenade müssen wir natürlich immer mal Entgegenkommenden oder Überholenden ausweichen, insbesondere wenn sie keine Masken tragen. Es hält sich jedoch in Grenzen und ist genauso, wie wir es aus Deutschland kennen.

Montag, 11. Januar 2021

Ein Besuch auf Madeira ohne dem Cabo Girão einen Besuch abzustatten, das geht eigentlich nicht. Also fahren wir hoch, doch dort, wo sich normalerweise die Menschen drängen, sind fast keine BesucherInnen. Das Café ist leer, im Souvenir-Laden gerade mal ein Interessent.Auch ganz vorne auf der spektakulären Aussichtsplattform ist nur eine kleine Gruppe aus Brasilien. Wir genießen den Ausblick.

Für den nächsten Besuch nehmen wir uns vor, mit der wohl etwas halsbrecherischen Seilbahn hinunter zur Fajã dos Padres zu fahren. Diese Fajã ist nur über die Seilbahn oder von der See aus erreichbar.

Dienstag, 12. Januar 2021

Heute steht «Engenhos da Calheta» im gleichnamigen Ort auf dem Programm. Es geht um Maschinen der Zuckerrohr-­Fabrik, in der Zuckerrohr unter anderem zu Rum, Poncha und Melasse verarbeitet wird. Es geht um teilweise mehr als hundert Jahre alte Maschinen − Kompressoren, Pumpen usw., alle solide gebaut, jetzt aber trotzdem ins Museum ausgemustert. Wir erfahren die Einzelheiten der Zuckerrohr-Verarbeitung und decken uns im Fabrikladen mit Mitbringseln ein: Poncha natürlich und Honigkuchen, der hier nicht aus Honig, sondern mit Melasse gemacht wird.

Danach gehen wir noch an den Strand, um die Füße ins Wasser zu halten.

Mittwoch, 13. Januar 2021  

In der Stadtmitte, an der Praça Colombo liegt das «Museu do Açúcar». Es ist klein, aber fein, der Eintritt ist gratis und  die Ausstellungen sehr interessant: über  Ausgrabungen in Funchal, die Geschichte von Funchal, die Bedeutung des Zuckerrohrs mit vielen Schau-/Texttafeln und Exponaten der Ausgrabungen. 

Beim Hinausgehen bekommen wir noch einige Kleinigkeiten mit, darunter ein schönes Büchlein über architektonische Kostbarkeiten in Funchal. 

Den Sonnenuntergang genießen wir wieder an der Praia Formosa.

Donnerstag, 14. Januar 2021

Wir gehen an der Uferpromenade bei der Ponta da Cruz spazieren, wo uns nur eine Handvoll Einheimische begegnen. Nachmittags an der Marina genehmigen wir uns angesichts des sehr warmen Wetters ein Eis.

Freitag, 15. Januar 2021

Da in Deutschland die Friseur-Salons noch geschlossen haben, lassen wir uns die Haare schneiden. Wer weiß, wann das in Deutschland wieder möglich ist …

Frisch frisiert gehen wir am Nachmittag an der Praia Formosa spazieren. Wir brauchen einfach das Meer und seinen Geruch. Deswegen sind wir ja hier! 

Wir beobachten, dass sich immer weniger PortugiesInnen an die gültigen Vorschrif­ten halten. Inzwischen aber hat die Regional-Regierung eine Ausgangssperre verfügt, die werktags ab 19 Uhr, samstags und sonntags ab 18 Uhr gilt. 

Von unserem Apartment beobachten wir, dass die Polizei die Einhaltung der Ausgangssperre genau kontrolliert.

Samstag, 16. Januar 2021

Pack-Tag. Wir nehmen von Funchal auf dem nahen Pico dos Barcelos Abschied. «Até à próxima»! 

Sonntag, 17. Januar 2021  

Zum Glück ist der Rückflug nicht ausgebucht, auch der Mittelsitz bleibt frei. Bei der Ankunft im winterlichen Stuttgart parkt das Flugzeug draußen. Nach und nach steigen immer mehr Passagiere in den Zubringer-Bus, bis er rappelvoll ist: Keine Rede mehr von Abstandsregeln! Am Gepäckband ist die Disziplin ganz gut. Beim Gang durch den Zoll wird keine Temperatur gemessen. Wir fragen den Zollbeamten, wohin wir uns zum Corona-­Testzentrum wenden müssen: »Da brauchen Sie erst gar nicht hinzugehen, das geht nur mit Voranmeldung.«

Wir machen − beraten durch das örtliche Gesundheitsamt − unseren Corona-­Schnelltest am Tag nach der Ankunft, und erfahren am nächsten Tag von eben diesem Gesundheitsamt, dass wir zum Verkürzen der Quarantäne noch einen zweiten Schnelltest nach fünf Tagen bräuchten. Wir beschließen, die zehn Tage Quarantäne »auszusitzen«.

Nachtrag

Der obige Bericht ist kein Reiseführer für Madeira. Wer sich umfassend auf eine Reise nach Madeira vorbereiten möchte, der sei auf die einschlägigen gedruckten Reiseführer verwiesen.

Für diejenigen, die gerne digital unterwegs sind, sei die «Go VISTA»-App empfohlen, dort kann man einen informativen Madeira-Reiseführer für das Smartphone herunterladen.

Für Dezember/Januar 2022 haben wir wieder eine Reise nach Madeira gebucht.