Der Verein »Fußball auf Portugiesisch e. V.« besiegt die Verletzungen der Vergangenheit • von Christian Sachse
> Fußball auf Portugiesisch e.V.: So nennt sich ein in Berlin gegründeter Verein mit einer langen Geschichte. Es fing an im Jahre 2012, als die Berliner Zweigstelle der SOS Kinderdörfer ein Projekt der Kinderhilfe in der Willy-Brandt-Teamschule hatte. Die in dem Projekt tätigen Mitarbeiter des SOS Kinderdorf nutzten die Gelegenheit, sich nach Unterrichtsschluss zu einer gemeinsamen Runde Volleyball zu treffen. So entstand eine lockere Runde.
Nach und nach wurden auch aufgrund der entstandenen Freundschaften die unterstützten Jugendlichen zu dieser Aktivität eingeladen. Nach einiger Zeit kamen mehr und mehr Jugendliche zusammen, und es wurde beschlossen, statt Volleyball Fußball zu spielen. Es kamen vor allem Jugendliche aus den portugiesischsprachigen afrikanischen Ländern und aus Brasilien, die sich aus der gemeinsamen Schulzeit in der Grundschule Neues Tor und aus der Kurt-Schwitter-Gesamtschule kannten. Beide Schulen geben zusammen mit den Kindergärten Casa Azul, Carvalho Marinho und Primavera den Kindern portugiesischsprachiger Eltern die Möglichkeit, ihre Kinder bilingual aufwachsen zu lassen. Hauptbetreuer und längster Spieler im Verein ist Herr Friese, der viele der Jugendlichen über etliche Jahre begleitet hat. Zuletzt war er auch der einzige aus dem SOS Kinderdorf, der noch der Fußball-Gruppe angehörte.
Als er Ende 2018 nach Hamburg zog, war die Fortsetzung des Fußballspielens in der Halle nicht gewährleistet, da kein Verantwortlicher aus dem Verein die Halle mehr nutzt. Aus diesem Grund haben die Spieler der Gruppe gemeinsam den Verein Fußball auf Portugiesisch e.V. gegründet. Dieser steht für die Spieler, die fast ausschließlich portugiesisch miteinander sprechen. Dieser Verein soll nun die Räume übernehmen, damit weiterhin gespielt werden kann. Der Verein und die Spielweise zeichnen sich − trotz heftiger und hitziger Diskussionen − vor allem durch gegenseitige Rücksichtnahme aus, da die als Tore verwendeten Matten oft keine eindeutige Aussage zulassen, ob es ein Tor war oder nicht.
Sie selbst sind teilweise Profifußballer, teilweise Schüler und Hobbyspieler. Dieser Zusammenschluss der Schüler und Spieler steht auch für einen Zusammenschluss der portugiesisch-sprachigen Länder als Zeichen, dass die gegenseitigen Vorurteile und Verletzungen aus der Vergangenheit zwischen Portugal, den ehemaligen afrikanischen Kolonien und Brasilien in den Köpfen der heutigen Jugendlichen zumindest in Berlin nicht mehr bestehen.