Bauwerke in Mafra und Braga erhalten begehrte Auszeichnung der UNESCO • von Andreas Lausen
> Große Freude herrscht in Mafra und Braga, denn das Komitee der UNESCO sprach auf seiner Tagung im Juli 2019 in Baku/Aserbaidschan beiden Städten dieses weltweit begehrte Prädikat zu.
In Mafra wurde der barocke Palaçio Nacional anerkannt, nachdem er schon mehrfach auf der Vorschlagsliste stand. Das 1730 eingeweihte Edifiçio Real umfasst ein Kloster für einst 330 Mönche, einen königlichen Palast und eine prunkvolle Basilika. Ebenfalls Teil der Anerkennung sind der Park Jardim do Cerco und das ummauerte, 1200 Hektar große Jagdrevier (Tapada de Mafra).
Der UNESCO-Entscheidung gingen langjährige Bemühungen von Direktor Dr. Mario Pereira voraus. Die weltweit einzigartigen sechs Orgeln unter der Vierungskuppel, für die es mehr als 50 nur hier spielbare Kompositionen gibt, erklingen nach 200-jähriger Pause wieder. Die prachtvolle Bibliothek mit fast 40.000 historischen Bänden wird unter Leitung von Maria Teresa Amaral aufgearbeitet. Die beiden raffinierten Glockenspiele sind in der abschließenden Restaurierungsphase. Als nächstes wird das Musikmuseum Portugals in prachtvolle Räume des Südflügels einziehen.
Bei der Entscheidung in Baku waren sich die 21 Delegierten (Portugal ist nicht vertreten) nicht sofort einig. Den Ausschlag gaben die Voten von Brasilien und Angola, die auf die weltweiten Verbindungen beim Bau von Mafra hinwiesen. Portugals damalige globalisierte Wirtschaft machte den Bau mit brasilianischem Gold und angolanischer Sklavenarbeit erst möglich.
Ebenfalls zum Welterbe erklärt wurde die Wallfahrtskirche Bom Jesus do Monte bei Braga mit ihrer prachtvollen barocken Treppenanlage. Sie fand weltweit Nachfolgebauten, so auch in der nordportugiesischen Stadt Lamego, im indischen Goa und in Brasilien.
In Portugal gibt es 17 anerkannte Welterbestätten, angesichts der Dimension des Landes eine einzigartige Fülle. Weitere 15 Welterbestätten portugiesischen Ursprungs sind über die ganze Welt verteilt − von der Barockstadt Ouro Preto in Brasilien bis zur Ilha de Moçambique.
Es fällt auf, dass die UNESCO inzwischen alle Anträge sehr sorgfältig und kritisch prüft. In der Vergangenheit wurde offenbar manche Attraktion zu schnell anerkannt. Der portugiesische Botschafter bei der Weltorganisation stellte klar: »Jeder Vorschlag muss eine Qualität außerordentlichen und einzigartigen Charakters haben, damit die UNESCO-Liste nicht zu einer Art Telefonbuch wird.«
Mafra und Braga wurde diese Qualität nun weltweit zuerkannt.