Eine Erfolgsgeschichte am Deutschen Herzzentrum München (DHM) •
erzählt von Thomas Schmid
> Auch das Deutsche Herzzentrum München (DHM) als Fachkrankenhaus für Herz- und Kreislauferkrankungen ist vom Fachkräftemangel betroffen − insbesondere im Bereich Pflege und in medizinisch-technischen Berufen. Das DHM ist eine Einrichtung des Freistaates Bayern und zählt europaweit zu den großen Zentren für Herzerkrankungen. Von den 1.200 Beschäftigten arbeiten rund 450 Personen im Pflege- und Funktionsdienst. Wegen der hohen Spezialisierung ist der Anteil an Intensivpatienten sehr hoch.
Da auf dem deutschen Markt durch den Fachkräftemangel auf absehbare Zeit kein ausreichendes Personal mehr zur Verfügung steht, hat sich das DHM bereits im Jahr 2012 dafür entschieden, fokussiert in Portugal Fachkräfte anzuwerben. Mittlerweile sind rund 100 Kollegen aus Portugal tätig, die Fluktuation ist äußerst gering. Kündigungen sind meistens nur darin begründet, dass die Fachkräfte in ihrer Heimat Portugal wieder einen Arbeitsplatz in ihrer Branche gefunden haben oder aus familiären Gründen wieder zurückreisen. Die geringe Fluktuation spricht nicht nur für das DHM als Arbeitgeber, sondern auch für das Know-how aus Portugal. Mittlerweile sind die Portugiesen voll integriert, ohnehin war die Wertschätzung auch seitens der (deutschen) Stammbelegschaft von Beginn an sehr hoch.
Inzwischen wurden wiederholt Pflegekräfte und medizinisch-technisches Personal in Portugal angeworben, dies erfolgte auch immer in Eigenregie direkt durch das DHM. Es ist bekannt, dass viele »ominöse« private Vermittlungsagenturen aus Deutschland in Portugal ihr Unwesen trieben und nicht immer ein positives Image vermittelt haben. Hiervon wollte sich das DHM immer abgrenzen. Es erfolgt seit jeher eine tarifliche und faire Bezahlung.
Die Werbung in Portugal erfolgte über Anzeigen, das Internet oder durch Mundzu-Mund-Propaganda von bereits in München tätigen portugiesischen Kollegen. Interviews mit den Fachkräften wurden dann jeweils in Porto, Coimbra und Lissabon durchgeführt.
Gemeinsam mit den beiden Goethe-Instituten in Lissabon und Porto wurden sodann eigene Vollzeitkurse durchgeführt. Die Qualifikation bis zum Sprachlevel A2/B2 dauert mehrere Monate und wird voll durch das DHM finanziert. Die zukünftigen Kollegen haben in dieser Zeit ein monatliches Taschengeld erhalten. Bereits während des Sprachkurses erhalten alle ihren Arbeitsvertrag für Deutschland, was zusätzlich motiviert. Selbstverständlich ist auch die weitere Betreuung in Deutschland: Anmeldung bei Behörden, Eröffnung eines Bankkontos, Anmeldung bei der Krankenkasse etc.
Bei Einreise und zum Praxisstart in der Klinik verfügen die neuen Kollegen dann über einen guten B1-Sprachlevel. Ein mehrmonatiger Sprachkurs an zwei Tagen pro Woche während der Arbeitszeit führt dann zum B2-Niveau. Dieser ist immer Voraussetzung für eine deutsche Berufsanerkennung als Pflegekraft. Mit Erteilung der Berufsanerkennung erhalten alle portugiesischen Fachkräfte einen unbefristeten Arbeitsvertrag mit dem Freistaat Bayern. Viele Portugiesen nutzen dann rege das Angebot an vergünstigten Staatsbedienstetenwohnungen. Dies ist für den Standort München natürlich nicht uninteressant.
Die Einarbeitung auf den Stationen funktioniert mittlerweile routiniert. Durch die hohe Spezialisierung dauert diese auch für deutsche Fachkräfte meist mehrere Monate. Das DHM investiert auch hier sehr viel: So sind freigestellte Praxisanleiter in den ersten Monaten immer an der Seite der neuen Kollegen in der Pflege.
Das in Portugal an den Hochschulen und Universitäten vermittelte Fachwissen ist sehr hoch. Durch die schlechte Arbeitsmarktsituation in Portugal fehlt den jungen Leuten meistens entsprechende Praxiserfahrung. Dies wird dann durch die strukturierte Einarbeitung ausgeglichen. Einige Kollegen haben bereits ihre sog. Fachweiterbildung (Anästhesie-/Intensivmedizin) absolviert und möchten sich auch in Deutschland weiterentwickeln.
Insgesamt ist dieses Projekt eine große Erfolgsgeschichte, sowohl für das Deutsche Herzzentrum München, aber auch für die portugiesischen Kollegen. Einige haben in München schon eine Familie gegründet und fühlen sich in der bayerischen Landeshauptstadt sehr wohl.