Bericht über Reise und Jahrestagung der Deutsch-Portugiesischen Gesellschaft (27.10.–31.10.2021)
> Wir möchten Ihnen Eindrücke aus allen Teilen des Reiseprogramms schildern. Die Module können einzeln gewählt werden, so dass alle je nach Zeit und Lust das buchen, was sie interessiert. Die Texte stammen von Gunthard Lichtenberg (GL) und Andreas Lahn (AL).
Mittwoch, 27.10.2021 (GL)
Pünktlich am späten Nachmittag des 27.10.2021 treffen wir uns in noch kleinem Kreise in einem netten Aufenthaltsraum (Lounge) des Hotels Vila Galé. Bei kleinen Petiscos und einem Gläschen Sekt begrüßt der frisch aus Lissabon eingetroffene DPG-Präsident Michael W. Wirges, die Anwesenden. Danach wechseln wir ins Hotel-Restaurant, wo wir à la carte essen. Die Qualität der Speisen und der Service sind ausgezeichnet.
Donnerstag, 28.10.2021, I (GL)
Um 9 Uhr früh brechen wir mit einem Reisebus zur Besichtigung einiger Sehenswürdigkeiten Portos auf. Der kundige Reiseführer (Vicente) stellt sich vor. Erster Stopp ist die Casa da Música, das in jeder Hinsicht bedeutsame Konzerthaus an der Rotunda da Boavista, dessen Entwurf von einem niederländischen Architekten stammt. Der Bau wird 2005 eingeweiht und hat alle beeindruckt.
Nächste Station ist der Park von Serralves. Die vom bekannten portugiesischen Architekten Álvaro Siza Vieira entworfene Anlage liegt mit Park, Herrenhaus und Museum für moderne Kunst an der Avenida Gomes da Costa, einer breiten Straße mit schönen, sehr teuren Häusern. Bei gutem Wetter gehen wir durch den schön angelegten Park und machen einen Rundgang im relativ neuen hölzernen Baumwipfelpfad.
Zur Mittagszeit lädt uns der Bus an der Cordoaria in der Nähe der Clérigos-Kirche ab, weil es hier viele Restaurants gibt.
Nach dem Mittagessen treffen wir uns am Cordoaria-Platz, sehen uns die Livraria Lello von außen an und kommen einige Minuten später in der Avenida dos Aliados an, wo wir die Sicht auf das imposante Rathaus genießen. Nach Überquerung der Aliados gehen wir weiter bis zur zentralen Rua de Sá da Bandeira, an deren unterem Ende viele der alten Häuser bestens renoviert wurden. Auch das ehrwürdige und restaurierte Gebäude der Brasileira erstrahlt in neuem Glanze.
Obwohl viele schon etwas müde sind, geht der Weg weiter in die Rua de Santa Catarina zum Café Majestic, beliebter Ort für TouristInnen wegen der schönen Jugendstil-Dekoration, vielleicht aber auch, weil Joan K. Rowling hier das Konzept für ihre Harry Potter-Romane entworfen hat. Nach einem Blick in den mit 20.000 Kacheln verkleideten Bahnhof von São Bento gehen wir am Torre dos Clérigos vorbei zur Ribeira am Ufer des Douro. Alle sind glücklich und müde zugleich und deshalb froh, als der Bus gegen 18 Uhr das Hotel Vila Galé erreicht.
Donnerstag, 28.10.2021, II (AL)
Zum Abendessen finden sich jeden Tag unterschiedliche Gruppen zusammen, die sich selbständig ein Restaurant aussuchen. Bekannte sehen sich wieder und weniger Bekannte lernen sich besser kennen. Ich komme gerade aus Caniçada und gehe mit ins Restaurant eines anderen Hotels. Auch wenn Ambiente und Essen aus meiner Sicht nicht gerade spannend sind, ist es natürlich wundervoll, Menschen wiederzutreffen, die ich coronabedingt einige Jahre nicht gesehen habe. Wir haben uns den ganzen Abend über viel zu erzählen, alles vereint unter dem Oberthema Portugal.
Freitag, 29.10.2021 (AL)
Am nächsten Morgen steht der Bus pünktlich vor der Tür und fährt uns nach dem üblichen Check auf Vollständigkeit durch Porto in Richtung Douro-Mündung. Auch wenn die Sonne Porto meidet, ist die Stimmung gut. Viele kennen den Weg zur Küste. Erster Stopp ist das Toilettenhäuschen im Art déco-Stil, direkt am Douro gelegen. Keine Sensation, aber aufgrund der verwendeten Farben und Formen ein Hingucker und gut geeignet für einige Fotos zur Erinnerung.
Die Busfahrt geht weiter an der Douro-Mündung entlang bis zur Atlantikküste in Matosinhos, wo ein schöner Strand zum Baden ist. Ich erinnere, dass ich vor einigen Jahren von hier aus am Strand entlang bis nach Porto gegangen bin. Doch unser Objekt der Begierde liegt noch einige Kilometer entfernt: die Fischkonservenfabrik Portugal Norte. Wir sind alle mit Sendern und Kopfhörern ausgestattet, um die erklärenden Texte des Reiseleiters zu verstehen. Die Fabrik betreten wir über einen Verkaufsraum, in dem auch einige Snacks und Kaffee serviert werden.
Die Arbeitsstationen in der Fabrik sind natürlich aufeinander abgestimmt. Jede ArbeiterIn muss einen Arbeitsschritt ausführen, um die Fisch-Konserven so zu produzieren wie gewünscht. Vom ersten Stock haben wir einen guten Blick über die gesamte Produktion: von den gelieferten Sardinen über die versandfertigen Dosen bis zur Endkontrolle. Natürlich probieren wir noch einige Fischkreationen (Pasteis) im Bistro und tauschen Eindrücke über die gesehenen Fabrikationsschritte aus.
Danach geht es per Bus weiter zum Portweinkeller der englischen Firma Graham’s auf die andere Seite des Douro nach Vila Nova de Gaia. Ein freundlicher Guide erläutert die einzelnen Arbeitsschritte für die Produktion von Portweinen und erklärt die unterschiedlichen Qualitätsmerkmale von Ruby, Tawny, Late Bottled Vintage und Jahrgangsweinen.
Die gigantischen Fässer um uns herum beeindrucken mich. Nach den theoretischen Erläuterungen folgt die praktische Prüfung, bei der wir zwei Portweine unterschiedlicher Qualitäten probieren. Isabel spendiert Mini-Pasteis und Trufas für alle, was die Portweine noch leckerer macht und die Stimmung weiter hebt. Vielen Dank! Wir genießen die Zeit miteinander, und viele kaufen sich den einen oder anderen Portwein. Ich gönne mir eine Mischung mit fünf kleinen Flaschen unterschiedlicher Qualitäten. In der Zwischenzeit sind alle Flaschen getrunken. Der weiße Portwein hat es mir angetan − einfach wundervoll!
Der restliche Nachmittag steht zur freien Verfügung, was ich zum Arbeiten nutze. Abends treffe ich mich mit Stefan, um zusammen essen und plaudern zu gehen. Wir müssen nicht lange suchen, um bei leichtem Regen das Restaurant Roma mit portugiesischer Küche zu finden. Schöne Atmosphäre, freundliche Kellner, köstliches Essen und leckerer Wein: Was will man mehr?
Andere haben den Abend bei einem Fado-Konzert mit Abendessen verbracht, was natürlich gut zu Porto passt.
Samstag, 30.10.2021 (AL)
Am nächsten Morgen nutzen einige DPG-Mitglieder die Zeit zu einer einstündigen 6-Brücken-Tour auf dem Douro und kehren nach der Schifffahrt begeistert ins Hotel zurück, wo wir uns um 12.30 Uhr zum gemeinsamen Mittagessen treffen. Das bereitgestellte Buffet bietet eine gute Auswahl, so dass für jede etwas Leckeres dabei sein sollte.
Um 13.30 Uhr beginnt der Check-in zur Jahrestagung 2021. Als alle auf ihren Plätzen sitzen, gibt es technische Probleme bei der Zuschaltung von DPG-Mitgliedern aus Deutschland und Portugal, die aber nach einigen Minuten gelöst werden.
Michael W. Wirges spricht in seinem Rückblick von einem »schwierigen Jahr«, da etliche Veranstaltungen aufgrund der Corona-Pandemie ausgefallen seien und die Kontaktpflege zur Zeit schwierig sei. Er verwies als Beispiel auf die Tourismusmesse ITB in Berlin und die Leipziger Buchmesse, auf der Portugal Gastland ist (nunmehr 2022). Immerhin fänden digitale Encontros regelmäßig statt, zusätzlich ein Weihnachts- und Oster-Encontro, auf dem einige Mitglieder stimmungsvolle Beiträge geleistet hätten. Der Präsident der DPG geht auch auf den Strategie-Workshop vom Juni 2021 in Berlin ein, wo bei der Auswertung der Mitgliederbefragung besonderen Wert auf den Aspekt gelegt werde, wer sich wie in die Arbeit der DPG einbringen könne. Die Geschäftsordnung sei neu erstellt worden und in einem 2-Jahres-Plan sollen anstehende Aktivitäten koordiniert werden. Michael W. Wirges berichtet, dass ein Corporate Identity (CI)-Konzept eingeführt worden sei, das einen einheitlichen Außenauftritt der DPG zum Ziele habe und Bereiche betreffe wie Visitenkarten, E-Mail-Adressen, Briefköpfe etc. Sein Schlusswort »Verantwortung ist nicht nur das, was man tut, sondern auch das, was man nicht tut« lässt Raum für verschiedene Interpretationen.
Schatzmeisterin Gabriele Baumgarten-Heinke ist zugeschaltet und stellt Einnahmen und Ausgaben aus dem Jahr 2020 gegenüber. Es ergibt sich ein Überschuss von 3707,82€, was auch auf die erfolgreiche Spendenaktion zum Ende des letzten Jahres zurückzuführen sei. Aus diesem Grund gibt es eine ähnliche Aktion auch in diesem Jahr!
Bei einem Brainstorming über die zukünftigen Notwendigkeiten in der Vereinsarbeit der DPG werden folgende Aspekte genannt: portugiesische Vereine ansprechen / Sprachreisen und Sprachkurse anbieten / Schnupperjahr: Mitgliedschaft bei der DPG im 1. Jahr kostenfrei / Generalkonsulate und Fluggesellschaften kontaktieren / Fernsehsendungen zu Portugal veröffentlichen / Musik (DPG-Chor!), Lesekreise, Kulturschaffende / Instituto Camões / Dia de São Martinho und andere portugiesische Traditionen / portugiesisches Pflegepersonal kontaktieren / Anzeige bei Olimar / portugiesische Läden und Geschäfte kontaktieren / Kochkurse anbieten / Facebook-Seite pflegen / Deutsche mit Bezug zu Portugal ansprechen / Fluggesellschaften / nächste Hannover-Messe im April 2022 und die Buchmesse in Leipzig (März 2022) haben Portugal als Schwerpunkt . Mal schauen, was von dieser Liste in den nächsten zwölf Monaten umgesetzt wird.
Ich selbst habe die Website der DPG vorgestellt und nochmals darum gebeten, Infos zu Veranstaltungen und kurze Berichte zu DPG-Aktivitäten zu schicken, doch wirklich Ernst scheint das kaum jemand zu nehmen … Ein Ärgernis für mich ist das Aussehen der Facebook-Seite der DPG. Neben uralten Veranstaltungen aus Leipzig steht dort kein Satz über oder aus dem PORTUGAL REPORT. Das wird sich aber hoffentlich bald ändern!
Als nächster Tagungsort wird Berlin festgelegt. Die Jahrestagung mit etlichen Wahlen soll dort am 29.10.2022 stattfinden. Das Programm wird rechtzeitig auf der Website und im PORTUGAL REPORT veröffentlicht.
Nach dem harmonischen Verlauf der Tagung ruhen sich alle ein Stündchen aus. Viele treffen sich um 19.30 Uhr zum gemeinsamen Essen im Hotel-Restaurant, wo bis in den späten Abend gegessen und geplaudert wird. Ja, auch die eine oder andere Flasche Wein muss dran glauben. Ein schöner Ausklang!
Sonntag, 31.10.2021 (AL)
Fast alles an diesen Tagen ist perfekt organisiert. Besten Dank also an alle, die für die Organisation verantwortlich sind.
Ich selbst fahre am Sonntagmittag mit dem Alpha Pendular nach Lissabon, um noch drei schöne Tage dort zu verbringen, aber auch weil Ryanair mittlerweile so dämliche Handgepäckregeln hat, dass ich keine Chance habe, meine technische Ausrüstung (Kamera, Objektive, Laptop) als Handgepäck mitzunehmen. Nun gut: Wer keine Passagiere mehr braucht…
Ich hoffe, wir sehen uns alle in Berlin wieder. Viele andere und gerne auch neue Gesichter sind natürlich immer herzlich willkommen.