Wandern auf dem Fischerpfad an der portugiesischen Costa Vicentina • von Regina & Ray Hartung
> Der Trilho do Pescadores ist ein Teil der Rota Vicentina, einem insgesamt 400 km langen Wanderweg entlang der Westküste Portugals. Dieser Abschnitt befindet sich im mittleren Teil, im Naturpark Parque Natural do Sudoeste Alentejano e Costa Vicentina. Dieser zauberhafte Wanderweg führt meist direkt entlang der Steilküste oder in unmittelbarer Nähe zur Küste. Dünenlandschaften, reizvolle Steilküsten, beschauliche Sandbuchten, eine reiche Flora, u. a. mit vielen endemischen Pflanzen, und die immer etwas salzige Atlantikluft, sind die Markenzeichen des Trilho dos Pescadores. Jedoch hält auch die Fauna etwas Einmaliges bereit: Eine absolute Besonderheit der viertägigen Tour, die durch ein sensibles Ökosystem − meistens fernab von motorisiertem Verkehr führt −, sind die Klippenstörche. Die weltweit einzige Storchenkolonie, die direkt auf den Felsen in der Brandung des Atlantiks nistet, hat hier ein sicheres Domizil. Dieser südwestliche Küstenabschnitt Portugals ist besonders dramatisch geformt: Schroffe, steile Klippen und Felsen treffen hier auf kilometerlange, fast unberührte weiße Sandstrände. Das mitten in dieser Szenerie gelegene und von den schönsten Stränden der Costa Vicentina umrahmte Fischerdorf Porto Covo ist der perfekte Ausgangspunkt der Tour. Die Anreise nach Porto Covo ist mit dem Überlandbus von Lissabon aus in etwa drei Stunden leicht zu meistern (mit Kaffeepause). Im Ort laden zahlreiche kleine typische Restaurants zu einer leckeren Mahlzeit ein.
ÜBERNACHTUNGSTIPP: Porto Covo Hotel, Rua Vitalina da Silva Lote 1, 7520-404 Porto Covo,Tel.:+351 | 269959140
Von Porto Covo nach Vila Nova de Milfontes
Die erste Wanderetappe beginnt am Hauptplatz, führt uns zunächst durch das Dorf hinunter zum kleinen Fischerhafen und dann schon bald in die Klippenlandschaft hinein. Anfangs direkt am Klippenrand, später vorbei an Dünen und Stränden, gelangt man durch kleine Buchten bis zum Strand der Ilha do Pessegueiro (Pfirsichbaum-Insel). Weiter geht es an der Küste entlang und später auf einem breiteren Sandweg ins Landesinnere. Letztendlich erreichen wir wieder das Meer an den Stränden Praia dos Aivados und Praia do Malhão. Der nun folgende Abschnitt des Weges bietet uns atemberaubende Ausblicke auf steinige Buchten und schroffe Felsformationen, die aus dem Meer in seinen vielen verschiedenen Blau- und Türkistönen herausragen.
ÜBERNACHTUNGS-TIPP: sehr großzügige Apartamentos Dunamar, Rua dos Médos 2, 7645-281 Vila Nova de Milfontes,Tel.:+351 283 998 208
Von Vila Nova de Milfontes nach Almograve
Vila Nova de Milfontes, benannt nach den vielen Süßwasserquellen, die an den benachbarten Stränden aus den Felsen ins Meer fließen, ist ein beliebtes Urlaubsziel. Der Fischerpfad verläuft südwärts auf der anderen Flussseite. Zum Überqueren des Flusses bis zum gegenüberliegenden Strand Praia das Furnas hat man zwei Möglichkeiten: Man kann entweder zu Fuß über die mehr oder weniger stark befahrene Brücke laufen — Dauer ca. 50 Minuten − oder mit einem Boot auf die andere Seite des Rio Mira übersetzen. Wir hatten uns für die ruhigere Variante entschieden und eine sehr nette Begegnung mit dem freundlichen Ehepaar, das das kleine Fährboot betreibt und in dem auch der Hund mit an Bord sein darf. Für die Fährüberfahrt benötigt man nur circa 10 Minuten, und man landet direkt am gegenüberliegenden, wunderschönen weißen Sandstrand, wo der Rio Mira in den Atlantik mündet. Dieser traumhafte Strand lädt eigentlich zum Verweilen ein, aber wir sind ja erst am Beginn unserer Tagesetappe. Also wandern wir erst einmal einen steilen Anstieg hinauf durch die abwechslungsreiche Klippenlandschaft. Felder und Wiesen wechseln sich ab mit mediterraner Klippen- und Dünenlandschaft, kleinen Buchten und bewirtschafteten Landstücken, die sich in überraschend nah am Meer befinden. Auf dem folgenden Weg wandelt sich die Landschaft weiter: Felder mit hohen Gräsern wechseln sich ab mit leicht sumpfigen Gebieten und kleinen Akazienwäldern, bis die Flussmündung bei Almograve, unserem heutigen Tagesziel, sichtbar wird.
ÜBERNACHTUNGS-TIPP: Natura Maris Dunas Residence, Avenida da Praia, 7630-017 Almograve,Tel.:+351 | 283647115
Von Almograve nach Zambujeira do Mar
Almograve ist ein kleiner beschaulicher Ort, der hauptsächlich in den Sommermonaten aus seinem Dornröschenschlaf erwacht. Entlang der herrlichen Strände, durch Dünen, Pinien- und Kiefernwäldchen und auf Klippenpfaden erwandert man die Bucht Lapa de Pombas mit dem kleinen Fischerhafen Almograves und das Dorf Cavaleiro, in dem sich einige kleine Lokale und Geschäfte befinden. Das stark umwehte Cabo Sardão mit seinem hübschen Leuchtturm ist bekannt für die vielen hier brütenden Vogelarten. Weiterführend bietet die Route wunderbare Ausblicke auf große Buchten mit imposanten Felsformationen. Hübsche Fischerhäuschen säumen den Weg. Jetzt ist es nicht mehr weit bis zum Tagesziel, dem Dorf Zambujeira do Mar, mit seiner direkt an der Steilküste errichteten Dorfkirche Nossa Senhora do Mar.
ÜBERNACHTUNGSTIPP mit Selbstversorgung und -bedienung in der Küche: Hakuna Matata Hostel, Rua Dr. Jaurez 1B, 7630-781 Zambujeira do Mar,Tel.:+351 918 470 038
Von Zambujeira do Mar nach Odeceixe
Zambujeira do Mar, einst eine kleine Fischer- und Bauerngemeinde, ist heute ein beliebter Badeort. Die heutige Etappe bietet uns vielfältige landschaftliche Impressionen: Dünenlandschaften, kleine Pinienwäldchen, mediterrane Macchia, Akazienwäldchen, Sümpfe mit hohen Gräsern sowie Blicke auf wunderschöne Buchten, Strände und Felsvorsprünge. Vorbei am ehemaligen Feriengrundstück der wohl bedeutendsten Fadosängerin Portugals, Amália Rodrigues, auch bekannt als die »Königin des Fado«, gelangen wir durch ein dicht bewachsenes Tal zum Strand Praia da Amália. Weiter geht es zum kleinen Ort und Hafen Azenha do Mar. Ein bei den Einheimischen beliebtes Fischrestaurant am Hafen und ein kleines Restaurant am Ortsausgang laden mit ihren äußerst delikaten Angeboten zum Verweilen und zum Schlemmen ein. Der Weg steigt nun wieder auf die Felsklippen und führt uns schließlich zur Mündung des Flusses Seixe: Odeceixe ist erreicht. Hier beginnt die südlichste Region Portugals, die Algarve. Durch ein Wäldchen gelangt man zur Straße, die sich am Fluss entlang ins Landesinnere windet. Nach etwa vier Kilometern erreicht man die Brücke und das Dorf Odeceixe. Bis zum Ortsteil, der am Strand des Atlantiks liegt, sind noch drei weitere Kilometer zu gehen. Wir haben uns sagen lassen, dass man bei Ebbe durchaus den Weg in die Ortschaft abkürzen kann, indem man den Fluss durchwatet. Leider war bei unserer Ankunft keine Ebbe und das Wasser schien uns zum Durchwaten zu hoch. So hatten wir Gelegenheit, den weiter oben gelegenen Teil der Ortschaft kennenzulernen. An der Mündung der Seixe, wo das Süßwasser des Flusses in den Atlantischen Ozean hinein fließt, hat sich wohl einer der schönsten Strände, wenn nicht sogar der schönste Strand des Atlantiks, gebildet. Wie eine kleine Halbinsel geformt, bietet er die Möglichkeit, im Fluss oder im Meer, im Süß- oder im Salzwasser ein Bad zu nehmen.
ÜBERNACHTUNGS-TIPP mit herrlichem Ausblick im Casa Dorita, Praia de Odeceixe, 8670-325 Odeceixe,Tel.:+351 967 371 302
Die Länge der einzelnen Tagesabschnitte beträgt zwischen 15 und 22 Kilometern. Die Wege sind teilweise sehr sandig, man benötigt etwas Durchhaltevermögen und eine einigermaßen gute Kondition. Als beste Zeit für diese Tour werden oft die Monate von Oktober bis April genannt. Für uns ist es hier jedoch zwischen Mitte und Ende März am schönsten. Dann ist es noch nicht zu heiß, und in den Dünen blühen unzählige Pflanzen in allen Farben, die die Flora des Trilho des Pescadores für uns bereithält. Die Beschilderung des Weges ist durchgängig gut bis sehr gut. Man achte auf Holzpflöcke, die jeweils am oberen Ende mit einem grünen und einem blauen Streifen bemalt sind. Auf keinen Fall vergessen sollte man einen guten Sonnenschutz.