Eine Spurensuche von Dr. Ingolf Wernicke
> Als das »Adlon des 19. Jahrhunderts« galt das einstige, legendäre und heute beinahe vergessene Hotel »König von Portugal« in Berlin. Es befand sich in der Burgstraße in Berlin-Mitte, direkt auf der dem Berliner Stadtschloss gegenüber liegenden Spreeseite.
Das bereits Ende des 17. Jahrhunderts errichtete Haus hieß zunächst »Logis zur Spree«. Nachdem unter dem Preußischen König Friedrich Wilhelm I. eine portugiesische Sondergesandtschaft hier einquartiert war, erhielt das Haus den Namen »Hotel König von Portugal«. Es entwickelt sich zu einer beliebten Unterkunft für Besucher bei Hofe, ausländische Gesandte, Geschäftsleute und Künstler.
Friedrich Nicolai (1733−1811), Verlagsbuchhändler, Schriftsteller und Regionalhistoriker, erwähnte das Hotel 1786 in seinem Berlin-Führer und rechnete es zur ersten Klasse der Berliner Hotels. Im Laufe der Jahre haben manche außergewöhnlichen Gäste im »König von Portugal« gewohnt, wie z.B. Minna von Barnhelm, die hier bei ihrer Ankunft aus Sachsen den Herrn von Tellheim trifft. Allerdings verfremdete Gotthold Ephraim Lessing (1729−1781) den Namen des Hotels in seinem Stück und nannte es »König von Spanien«. Friedrich der Große (1712−1786) brachte die Primaballerina Barbara Campanini (genannt Barberina) zunächst hier unter. Theodor Fontane, der 1833 in einem der Nachbarhäuser bei seinem Onkel August wohnte, lässt in seinem Roman »Vor dem Sturm« den Herrn von Vitzewitz im »König von Portugal« von seinem Hotelzimmer den Blick zum gegenüberliegenden Schloss genießen.
Ende des 19. Jahrhunderts wurden vom Besitzer des Hotelbetriebes, dem Weinhändler G. Richter, auch im »König von Portugal« Festsäle und Salons geschaffen, die für verschiedene Zwecke wie z. B. Ausstellungen und Konferenzen, genutzt werden konnten. In historischen Broschüren wurde hingewiesen auf die großartigen Festsäle nebst ihren dazu gehörigen »comfortablen Salons«, die bis zu 300 Personen Platz boten.
Eine der Zielgruppen und Gäste des Hotels waren jüdische Reisende. In einer Anzeige warb das »Hotel König von Portugal« damit, dass es über eine hauseigene Synagoge verfüge und eine streng rituelle Küche biete. Es war bis in die 30er Jahre des 20. Jahrhunderts ein Ort für kulturelle Aktivitäten der jüdischen Bevölkerung.
Am Ende des Zweiten Weltkrieges fielen das Berliner Stadtschloss und das benachbarte Altstadtviertel alliierten Bombenangriffen zum Opfer − darunter auch das »Hotel König von Portugal«. Der gesamte Abschnitt der Burgstraße wurde als »nicht wiederaufbaufähig« klassifiziert und enttrümmert. Beim Bau des Berliner Fernsehturms in den Jahren 1965−1969 wurde die Fläche, auf dem einst das Hotel stand, in die umgebende Grünanlage, das Marx-Engels-Forum, einbezogen.