Grußwort zum 30-jährigen Jubiläum der Vereinigung der DPG-Gesellschaften in West- und Ostdeutschland und zur Wiedervereinigung Deutschlands • von Michael W. Wirges
> Liebe Mitglieder der Deutsch-Portugiesischen Gesellschaft e.V., liebe Freunde Portugals und der deutsch-portugiesischen Freundschaft, caros membros, caros amigos e amigas!
In diesem Jahr begehen wir am 3. Oktober den 30. Jahrestag der Wiedervereinigung Deutschlands. Ein Jubiläum, das uns gedanklich zurückführt an das Ende des Zweiten Weltkrieges vor 75 Jahren und an den Mut vieler Menschen, die Chance eines Neuanfangs zu wagen, mitten in der Trümmerlandschaft total zerbombter Städte und verwüsteter Landschaften. In Europa und in fast der ganzen Welt keimte die Hoffnung auf eine bessere, friedlichere Zeit.
Nach der Aufteilung Deutschlands durch die Siegermächte vor 75 Jahren und der Gründung zweier deutscher Staaten im Jahre 1949, nahmen nicht nur in Deutschland, auch in Europa und in der ganzen Welt die Spannungen zwischen den Machtblöcken des Westens und des Ostens immer mehr zu, der Kalten Krieg begann. Beide deutsche Staaten entwickelten sich in unterschiedlichen Wirtschaftssystemen und standen bis zur friedlichen Revolution in der DDR in einem prekären Verhältnis zueinander. Erst 1970 erkannte die Bundesrepublik Deutschland durch die neue Ostpolitik und der Abkehr von der Hallstein-Doktrin unter Bundeskanzler Willy Brandt die DDR als Staat an.
Ab Mitte der achtziger Jahre begann, dank der Öffnungspolitik des sowjetischen Generalsekretärs Gorbatschow und durch das Aufbegehren der Menschen in mehreren Ländern des Warschauer Paktes gegen Diktatur und für Reisefreiheit, das Ende des kalten Krieges. Das Resultat war die Wiederherstellung souveräner Staaten, die sich in ihrer Verfassung die Demokratie auf die Fahnen geschrieben haben.
Wir erlebten in Europa − abgesehen von dem Krieg auf dem Balkan in den neunziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts − die längste Periode überhaupt, ohne militärische Konflikte. Auch wenn wir fast 50 Jahre unter einem kalten Krieg der Supermächte zu leiden hatten − es hat sich immer wieder gezeigt, dass Kommunikation und Dialoge unter Krisenteilnehmern letztendlich zu friedlichen Lösungen führen, gegenseitiger Respekt und Verständnis vorausgesetzt.
Der Zusammenschluss von 28 europäischen Staaten (nunmehr sind es leider nur noch 27!) hat Europa geeint und gefestigt, wenn auch nicht alle Staaten immer gleiche Meinungen vertreten, was durchaus demokratisch ist, und Supermächten und anderen Staaten auf dieser Welt bewiesen, dass Europa als demokratischer Staatenbund seine Berechtigung hat, und als solcher funktionieren kann.
So hat auch das Wirken der DPG (Deutsch-Portugiesische Gesellschaft) gezeigt, dass ein respektvolles Miteinander aus verschiedenen kulturellen, menschlichen und politischen Ebenen möglich ist und die Beziehungen zu Portugal in den vergangenen Jahren weiter vertieft wurden.
Noch vor dem Termin der Wiedervereinigung Deutschlands am 3. Oktober 1990 gab es für die Deutsch-Portugiesische Gesellschaft ein Ereignis von großer Tragweite: die Fusion der DPG der BRD und der DPG der DDR am 27.9.1990 im Berliner Schauspielhaus.
Dieser Zusammenschluss führte in den Jahren nach 1990 zu einer engagierten Arbeit der DPG in Gesamtdeutschland. In den neuen Bundesländern entstanden Stadtsektionen und Landesverbände. Das Interesse an Portugal wuchs vor allem nach der eingetretenen Reisefreiheit und es kam zu einem sprunghaften Anstieg der Mitgliedszahlen.
In den vergangenen dreißig Jahren wurden durch die aktive, ehrenamtliche Arbeit vieler Mitglieder unserer Gesellschaft sehr viele Projekte, Programme, soziale Aktionen und kulturelle Veranstaltungen durchgeführt, die die DPG landesweit und natürlich auch in Portugal und den portugiesischsprachigen Ländern sehr bekannt gemacht haben. Unsere Zeitschrift PORTUGAL REPORT, Vorträge namhafter Persönlichkeiten, Teilnahme an Empfängen von Botschaften und Veranstaltungen hochkarätiger internationaler Institutionen und deutsch-portugiesischer Foren trugen dazu bei. Die Zusammenarbeit mit der deutsch-portugiesischen Parlamentariergruppe im Deutschen Bundestag ermöglichte auch den Zugang zu politischen Themen.
Jährliche Herbsttagungen mit Mitgliederversammlung und kulturellem Programm führten zu weitergehender Kommunikation und Austausch und stärkten den Gemeinsinn in der Gesellschaft. Alle drei Jahre finden weiterhin gleichzeitig Wahlen zum Präsidium und den ehrenamtlichen Verantwortlichen in den Landesverbänden und Stadtsektionen statt.
Heute ist die DPG zu einer wichtigen und anerkannten Gesellschaft herangewachsen, die sich auch auf dem internationalen Parkett Respekt verschafft hat.
Das Jahr 2020 wurde weltweit zum Jahr Corona und überall verbreitete sich das Coronavirus Covid-19, verbunden mit vielfacher Krankheit, Tod und Restriktionen im In- und Ausland.
So kam es natürlich auch in Deutschland und Portugal zum kulturellen und sozialen Stillstand, sodass auch die üblichen Begegnungen und Austausch eingefroren wurden.
Nichtsdestotrotz gab es Bemühungen in den Landesverbänden (wie z. B. in Berlin-Brandenburg), durch digitale Konferenzen den Kontakt zum Präsidium und den Mitgliedern aufrecht zu erhalten.
Hoffen wir alle, dass sich die geschlossenen Tore bald wieder öffnen, und wieder mehr Zugang untereinander möglich ist!
Halten Sie sich bitte an die Corona-Schutzmaßnahmen und bleiben Sie gesund!