Eindrücke aus der Templer-Stadt Tomar
Ein farbenfroher Spaziergang mit Andreas Lahn
Wer mit dem Zug von Lissabon nach Tomar fährt, ist in zwei Stunden da. Tomar ist bekannt als »Stadt der Templer« durch das auf einem Hügel gelegene Convento do Cristo, der bereits 1983 als Weltkulturerbe anerkannt wird. Die geschäftige Stadt hat circa 40.000 Einwohner und liegt am Rio Nabão. Sie liegt zwischen Santarém und der früheren Hauptstadt Coimbra.
Mir gefällt die Ruhe und Gelassenheit der Menschen. Alle gehen respektvoll miteinander um und warten in den Geschäften und Läden geduldig, bis sie an der Reihe sind. Ein heißer Sommertag sorgt für grelles Licht. Alles leuchtet und funkelt. Die riesige Praça da República beeindruckt mich durch das imposante Rathaus auf der einen Seite und die Kirche São João Baptista auf der anderen. An den Seiten befinden sich gemütlich eingerichtete Cafés.
Wer sich für Streichhölzer interessiert, wird sich über das Streichholz-Museum freuen, das über 40.000 Schachteln aus diversen Ländern besitzt. Alle vier Jahre findet ein Stadtfest statt unter dem Namen Festa dos Tabuleiros, bei dem Mädchen und Frauen Tabletts mit riesigen Broten durch die geschmückten Straßen tragen. Es gibt seine Synagoge und mit dem Hebraico Abraão Zacuto ein Museum, das sich mit der jüdischen Geschichte Tomars beschäftigt.
Ich weiß nicht, ob sie dieses Gefühl kennen: Sie kommen in eine fremde Stadt und spüren nach wenigen Minuten, dass es reizvoll ist, hier für längere Zeit zu verweilen. Mir geht es mit Tomar so, weil durch die Straßen der Wind der Liebe und der Lockerheit weht. Die Atmosphäre ist überall betont freundlich und herzlich. Ich bin gespannt, ob ich eines Tages mehr Zeit in Tomar verbringe.
Doch nun ist es an der Zeit den Aufstieg anzugehen, denn natürlich will auch ich die berühmte Klosteranlage Convento do Cristo sehen.
Convento do Cristo
Es übersteigt schlicht meine Vorstellungskraft, wie diese riesige Klosteranlage an dieser Stelle errichtet wurde − vor 950 Jahren. Farben, Verzierungen, Mauerwerk, Räume, Gänge, Türen, Gartenanlage − alles wirkt akribisch geplant und sorgfältig gearbeitet. Ich möchte diesen beeindruckenden Ort portugiesischer Geschichte durch ein paar Fotos vorstellen. Wer die Möglichkeit hat, nach Tomar zu fahren, wird mit bleibenden Eindrücken belohnt. Und es werden immer andere Bestandteile faszinieren, weil Menschen unterschiedliche Gefühle haben. Um es mit Fernando Pessoa zu sagen: »Was wir sehen, ist nicht, was wir sehen, sondern was wir sind.« Laut Kulturministerium besteht die Anlage der Tempelritter aus der Templerburg, den Wandmalereien und Skulpturen der Charola, dem Manuelinischen Fenster, dem Hauptkreuzgang, der Kapelle der Heiligen drei Könige, der Vierungskapelle, der Südfassade, den Gemüsegärten und dem Orangenhain, der Festungsmauer und der kleinen kastilischen Charolinha, dem sechs Kilometer langen Aquädukt und der bemerkenswerten Renaissance-Basilika Nossa Senhora da Conceição. Ich erkunde jetzt seit ein paar Stunden diese Burganlage und spüre die Vergangenheit durch die Räume ziehen. Es gibt hier etliche magische Orte, die einfach nur beeindruckend sind. Schön im Prospekt der Burg auf den Punkt gebracht, heißt es: »Die unterschiedlichen Bauten und Kunstwerke, die die Gesamtanlage der Christusritterburg bilden, (…) machen dieses Gesamtkunstwerk zu einem einmaligen Kulturdenkmal von historischer Bedeutung, einem Hauptwerk portugiesischer Kultur und des Weltkulturerbes.«