Reisebericht (26.2.–8.3.2022) von Michael W. Wirges
> Einer meiner lang gehegten Träume wurde wahr − eine Reise auf die Kapverdischen Inseln, auch kurz Kapverden genannt! In Lissabon geboren, wollte ich seit vielen Jahren auch den afrikanischen Teil des Atlantiks kennen lernen.
Vorab beschäftigte ich mich intensiv mit dieser Inselwelt, die etwa 570km von der westafrikanischen Küste entfernt liegt. Die Bezeichnung stammt aus dem Portugiesischen − Cabo Verde − bedeutet Grünes Kap und besteht aus zehn Inseln, wovon nur neun tatsächlich bewohnt sind. Die Flagge der Kapverden symbolisiert mit den zehn goldenen Sternen die Inseln des Landes, die Farben Blau, Weiß und Rot stehen für Gleichheit, Freiheit, Gerechtigkeit. Die Kapverden haben nach der Nelkenrevolution in Portugal 1975 ihre Unabhängigkeit erlangt.
Die nördlich gelegenen acht Inseln werden die Inseln über dem Wind (Ilhas do Barlavento) genannt, zu denen Santo Antão, São Vicente, Santa Luzia, Branco, Razo, São Nicolau, Sal und Boa Vista gehören. Die vier Inseln unter dem Wind (Ilhas do Sotavento) liegen südlich und bestehen aus den Inseln Brava, Fogo, Santiago und Maio. Die von mir gebuchte Reise hatte die drei Inseln São Vicente, Santo Antão und Sal im Programm.
Die Reise von Michael W. Wirges in Bildern
26./27. Februar: BERLIN − LISSABON − SÃO VICENTE
Von Berlin ging es frühmorgens nach Lissabon, wo wir einen Tag Aufenthalt hatten. Nach dem Frühstück in unserem sehr schönen Hotel erfolgte der Transfer zum Internationalen Flughafen von Lissabon und der check-in. Mittags starteten wir pünktlich mit TAP Air Portugal und flogen über den Atlantik nach São Vicente, unserem ersten Reiseziel. Der Flug dauerte etwa 6 Stunden, gegen 17 Uhr landeten wir auf dem Aeroporto Internacional Cesária Évora in Mindelo. Der Transfer mit dem Bus brachte uns zum 4* Blue Marlin Hotel, das auf einer Anhöhe lag, mit herrlichem Blick über den Hafen und die Bucht.
Nach einer Begrüßung von der örtlichen Reiseleitung mit Caipirinha auf einem schwimmenden Restaurant in der Marina von Mindelo, nahmen wir das Abendessen in dem für die Region typischen Restaurant, dem Clube Nautico, ein. Wir wurden verwöhnt mit Inselspezialitäten und einem kleinen Live-Konzert mit der für die Kapverden bekannten Morna-Musik, moll-lastig und sehnsüchtig, und die dem portugiesischen Fado sehr ähnlich ist. Die bereits 2011 verstorbene Sängerin Cesária Évora konnte diese Musik wie niemand anders interpretieren.
Unser Reiseführer, José Antonio Almeida, kurz José genannt, hatte hervorragende Deutsch-Kenntnisse, und war mit seiner Lebendigkeit und Hilfsbereitschaft von Anfang an dabei, begleitete uns auf die ersten beiden Inseln, die wir besuchten − São Vicente und Santo Antão.
28. Februar: SÃO VICENTE
Nach diesem wunderbaren afrikanischen Auftakt war ich gespannt auf den folgenden Tag und auf alles das, was in den nächsten Tagen noch auf mich zukommen würde.
José führte uns auf einem Rundgang durch die Inselhauptstadt Mindelo. Besonders sehenswert waren hier unter anderem die Markthallen des Mercado Municipal und des Fischmarktes Mercado do Peixe, die mich sehr an meine Reise nach Madeira erinnerten. Bei beiden Märkten kann man die Vielfalt der Landwirtschaft und der Fischerei, die die Natur auf diesen Inseln hergibt, bestaunen. Exotische Früchte wie Mango, Papaya, Kokosnuss, Bananen, auch Maniok, Süßkartoffeln, Mais, Bohnen, Chilischoten, sowie Fische in allen Arten und Größen.
Besonders gespannt war ich auf den Besuch des Museums über das Leben der Musiklegende Cesária Évora (1940−2011), die sich durch die Interpretation und Verbreitung der traditionellen Musik aus den Kapverden, weltweit einen Namen gemacht und das kapverdische Lebensgefühl in die Welt getragen hat.
Der berühmte, von Cesária Èvora besungene Karneval von São Vicente, fand corona-bedingt leider nicht statt, was uns alle zwar sehr enttäuschte, wofür wir aber Verständnis zeigten.
Auf einer Serpentinenstrecke ging es danach mit einem Kleinbus auf den 750 Meter hohen Berg Monte Verde im gleichnamigen Naturpark in vulkanischem Gebiet, welches auf den Inseln überall zu sehen ist, und die von kargen, braunschwarzer Landschaften geprägt ist. Wir fuhren durch die bewohnten, aber sehr kleinen und einfachen Ortschaften Viana und Salamancia.
Nach einem Besuch des Strandes Praia Grande an der Baía das Gatas hielten wir Rast im Hafenörtchen Calhau mit leckeren Gerichten, die vielfach aus Fisch bestanden.
1. März: SÃO VICENTE − SANTO ANTÃO
Frühmorgens Check-out aus dem Hotel Blue Marlin und Fahrt mit der Fähre über den aufgewühlten Atlantik nach Porto Novo auf der Insel Santo Antão − Unterbringung im 4* Hotel Tiduca in Ponta do Sol. Auch unser neuer Reiseführer hier auf Santo Antão sprach sehr gut Deutsch und war eine angenehme Begleitperson.
Stark beeindruckt hat mich die Panoramafahrt auf der Corda-Pass-Straße mit mehreren Foto-Stopps, unter anderem zum Vulkan-Einsturzkrater Cova do Paúl, von den Einheimischen auch caldeira oder cratera do vulcão genannt. Von da aus ging es weiter durch bizarre, vulkanische Gebirgslandschaften.
Weitere Orte, die wir durchfuhren, waren Combo de Figueira, Delgadim, Corda, und Ribeira Grande, wo wir zu Mittag aßen. Viele Speisen werden mit Maismehl, Erbsen, Süßkartoffeln und Maniok zubereitet. Selbstverständlich serviert man viel frischen Fisch aus der Vielfalt des Atlantiks. Im grünen Tal Vale da Ribeira da Torre sahen wir Anpflanzungen mit Zuckerrohr, Maniok, Bananen, Mango, Süßkartoffeln und anderen exotischen Früchten, sowie Brotbäume, Kokospalmen und wir konnten Angola- und Kapverden-Enten bestaunen.
Am frühen Nachmittag waren wir wieder in unserem Hotel Tiduca in Ponta do Sol zurück.
2. März: SANTO ANTÃO
Nach dem Frühstück besuchten wir die Kleinstadt Ribeira Grande mit Reiseleiter Tino, auch er sprach ein recht gutes Deutsch. Wir fuhren weiter mit dem Kleinbus entlang der Küstenstraße, die, wie die meisten Straßen auf dieser Insel, eher mit Granit- und Basaltsteinen gepflastert waren als mit Asphalt belegt.
Im Tal Vale de Paúl stieg noch Begleitperson Lilly dazu, da wir für diesen Tag zwei anstrengende Wanderungen zu erwarten hatten. Die erste, über zweistündige Wanderung, begann mit einem beschwerlichen, steilen Aufstieg bergaufwärts, später durchs Tal hindurch. Hier besichtigten wir eine Farm, in der Zuckerrohr zu verschiedenen Sorten Schnaps verarbeitet wird. Für mich war es völlig neu zu erfahren, dass es so viele verschiedene Sorten von Zuckerrohr- Schnaps gibt. Dieser konnte käuflich erworben werden.
Mittags hielten wir eine kurze Rast in einer Hütte, die sich dann als Bar-Restaurant entpuppte. Die Inhaberin von O Curral war eine Deutsche, die mit ihren erwachsenen Kindern dieses Lokal und eine Farm mit Zuckerrohr betreibt. Ihr verstorbener Mann, der Österreicher Alfred Mandl (1950−2019) hatte sich hier bereits in den 1980er Jahren zunächst als Student, später als Aussteiger, niedergelassen und eine ökologische und nachhaltige Landwirtschaft aufgebaut. Er galt als Pionier des sanften und ökologischen Tourismus, den er ab 1987 mit seinem Reiseunternehmen Alsatour gründete. Dieses Unternehmen erhielt für diese Leistung später einen Preis des Deutschen Reiseverbandes (DRV). Seine Frau Christine, die während ihres BWL-Studiums hierherkam und bei ihm blieb, führt mit ihren Söhnen sein Lebenswerk fort.
Nach dem Mittagessen in Ribeira Grande besichtigten wir eine Ruine auf einem Felsvorsprung am Meer. Hier stand einmal eine Synagoge (Sinagoga), die verlassen wurde, als sich die in Pombas und Ponta do Sol lebenden Juden aus Mangel an Geschäften von der Insel zurückzogen.
Nach einer kleinen Pause in unserem Hotel starteten wir am Nachmittag erneut zu einer weiteren Panorama-Wanderung durchs Gebirge nahe Ponta do Sol, zu dem malerischen Bergdörfchen Fontaínhas. Der 45-minütige steile Aufstieg hatte sich gelohnt, denn das mitten an Gebirgshängen liegende, malerische Dörfchen war umgeben von terrassenförmig angelegter Landwirtschaft. Der Weg bot zudem noch eine wunderschöne Aussicht auf das Meer. Auch der gleiche Rückweg, an steilem vulkanischen Gebirge entlang, war für mich sehr beeindruckend.
3. März: SANTO ANTÃO
Der nächste Tag der Busrundreise begann mit einem Fotostopp nahe dem Leuchtturm Cruzinha da Garça.
Auf einem anschließenden Rundgang durch die Stadt Porto Novo zeigte uns unser Reiseleiter zwei Straßenzüge mit kunstvoll, bunten Graffitis bemalten Häuschen, die das farbenfrohe, wenn auch karge Leben der Kapverdianer, widerspiegelten. Auf den Fahrten über vorwiegend mit Kopfstein gepflasterten Straßen und mit wenig Ampeln fiel mir wohlwollend die peinliche Sauberkeit in den Ortschaften auf.
Karge, braun-schwarze Landschaften, zeigten sich besonders im Landesinnern. Bei einem Fotostopp im Western Canyon Ponte Sul, nahe dem Dörfchen Lagedos, an der Schlucht von Ribeira das Pajas, kam ich beim Aussteigen aus dem Bus ins Rutschen, stürzte zum Entsetzen aller Businsassen fast die Schlucht hinunter. Zum Glück konnte ich schnell die Kurve kriegen, mich abfangen und kam mit dem Schrecken davon! Es war alles nochmal gut gegangen!
Weiter ging die Fahrt über den Pass der Selada. Der Pass Selada de Alto Mira ist etwa 1.200 Meter hoch, ein fast menschenleerer Landstrich, Norte genannt. Der Berggipfel Pico de Alto Mira ist etwa 1.900 Meter hoch, wir hielten kurz auf halber Höhe für Fotoaufnahmen dieser kargen, vulkanischen Gebirgslandschaft an. Während der Fahrt durch das Gebirge fuhren wir durch mehrere Dörfer weiter in das Dorf Alto Mira, das etwa 900 Meter hoch liegt. Die Weiterfahrt bergab erfolgte durch fast unwegsames Gelände zu dem Bauernhof Babilonia, in dessen Restaurant wir zu Mittag aßen.
Weiter ging es direkt zum Hafen in Porto Novo. Unser Gepäck war schon vom Hotel dorthin gebracht worden. Am Nachmittag bestiegen wir die Fähre, die uns wieder zurück nach São Vicente brachte. Diesmal war es eine Überfahrt auf dem Atlantik bei ruhigerem Seegang. Es erfolgte eine Übernachtung in dem uns schon bekannten Blue Marlin Hotel. Entgegen den ersten zwei Nächten hier, bekam ich nach Reklamation diesmal das wohl beste Zimmer mit dem schönsten Blick auf den Hafen und die Bucht. Meiden Sie also bitte das Zimmer Nummer 20, wenn Sie jemals dort übernachten sollten!
4. März: SANTO ANTÃO – SAL
Nach dem Frühstück wurden wir früh um 6.30 Uhr mit dem Kleinbus vom Hotel zum Flughafen Aeroporto Internacional Cesária Évora gebracht. Wir flogen mit einer kleineren Turboprop-Maschine der Fluggesellschaft bestfly, Typ ATR 72 für etwa 80 Passagiere, von São Pedro auf São Vicente nach Espargos auf Sal, zum Aeroporto Internacional Amílcar Cabral. Gleich nach Ankunft erfolgte der Bustransfer zum 5* Strandhotel Meliá Dunas Beach Resort & Spa / Tortuga Beach bei Santa Maria. Diese Ferienanlage der spanischen Hotelgruppe Meliá kann ich jedem Besucher der Insel Sal nur empfehlen, da dieser Komplex keine Wünsche offenlässt.
Nach Ankunft und Check-in unternahmen wir individuell einen Erkundungsgang über die riesige, touristische Hotel- und Erholungsanlage mit diversen Restaurants, Bars, Pools und sogar einem eigenen Strand am Meer! Fast alles war all inclusive!
5. März: SAL
Für diesen ersten Tag auf Sal war eine Inselrundfahrt mit dem Kleinbus geplant. Uns begleitete wieder José, der Reiseleiter von São Vicente. Unsere Fahrt ging zunächst zu dem Fischerdörfchen Santa Maria, das sich neben Fisch- inzwischen auch auf Touristenfang eingestellt hatte. Ein Spaziergang durch den Ort zeigte uns das Fischer- und Strandleben sowie exklusive Herbergen, unter anderem das Hotel Morabeza, welches vor Jahrzehnten eines der ersten am Platz war.
Die Busfahrt ging weiter durch sehr karge Landschaften zu dem Städtchen Espargos (= Spargel!), der Inselhauptstadt. Von hier aus ging es hinauf auf einem Hügel über der Stadt, auf der sich eine Kaserne befand. Von hier aus hatten wir einen wunderbaren Rundblick auf Espargos und den internationalen Flughafen von Sal.
Gespannt war ich auf den kleinen, am Meer gelegenen Vulkan Monte Leão, der eine Höhe von etwa 400−500 Metern aufweist. Die Fahrt dorthin führte uns durch wüstenähnliche Landschaft. Der Vulkan selbst erscheint wenig spektakulär, stellt aber dennoch eine besondere Sehenswürdigkeit in dieser kargen Landschaft dar. Weiter ging die Fahrt nach Palmeira, einem kleinen Ort mit Fischerhafen.
Nach einem kurzen Spaziergang am Strand und Fischerhafen in Palmeira fuhren wir weiter zu den Salinen von Pedra de Lume (= Feuerstein). Diese wurden 1805 von Manuel António Martins gegründet und liegen in einem Vulkankrater. Die Salinen wurden später durch die Franzosen neu ausgebaut. Der Zufluss von Meerwasser erfolgt unterirdisch, wobei die Meerwasserentsalzung im Krater erfolgt.
Es ging mit dem Bus weiter auf einer langen Ruckelfahrt durch unwegsames Gelände, zur heftigen Meeresbrandung bei Buracona. Hier besichtigten wir die Grotte Blue Eye, in welche das Meereswasser mit aller Gewalt hineinschießt und je nach Sonneneinstrahlung ein zeitweise blau schimmerndes Auge erscheinen lässt. Was für ein Naturereignis!
Etwas weiter entfernt, ebenfalls in dieser Wüstenlandschaft − wenig Grün, ein paar Sträucher, amerikanische Akazien −, die merkwürdigerweise den Namen Terra Boa (= Gute Erde!) trug. Hier konnten wir das Phänomen einer echten Fata Morgana miterleben. Am Horizont erschien uns ein seeähnlicher, blauglitzernder Streifen, der in der Realität aber gar nicht existierte.
Auf der Rückfahrt zum Hotel fuhren wir vorbei an Wellblechhütten, einem ehemaligen Gefängnis und verlassenen Neubauprojekten, die sich noch im Rohbau befanden. Welch ein Kontrast zu unserer Unterkunft!
6. März: SAL
Endlich kam für uns ein Vormittag zum Ausschlafen, Relaxen und zum individuellen Bummeln. Am frühen Nachmittag fuhren wir von der Hotelanlage zum Hafen von Palmeira. Wir wurden mit einem Tenderboot eingeschifft − alle mussten Schwimmwesten anlegen − und zu einem Katamaran gebracht, der zwischen Fischerbooten vertäut lag.
Mit diesem Katamaran folgte eine Stunde Fahrt auf dem relativ ruhigen Atlantik bis zum kleinen Vulkan Monte Leão, den wir bereits am Vortag besucht hatten. An Bord hörten wir internationale und afrikanische Musik, es gab Snacks und Getränke, Entertainment mit der jungen, einheimischen Begleiterin Gigi, die auf afrikanisch tanzte. Zur Crew gehörte weiterhin der Schiffsmaat, der Bordarbeiten erledigte. Fun, Relax, und auch die Gelegenheit, ein Bad im Meer zu nehmen, blieben nicht aus.
7. März: SAL
Heute war kein Besuchsprogramm. Den ganzen Tag über hatten wir Zeit zur freien Verfügung, um auch leider wieder unsere Koffer zu packen! Ich nutzte diese Zeit, um mit einem Taxi von der Hotelanlage noch einmal nach Santa Maria zu fahren, am Strand spazieren zu gehen und dem Treiben der Fischer zuzusehen.
Zur ungewöhnlichen Zeit erfolgte der Late Check-Out gegen 19 Uhr, danach gab es ein gemeinsames Abschiedsessen in einem Restaurant in der Hotelanlage.
Gegen 23 Uhr wurden wir von der Hotelanlage mit Kleinbussen abgeholt und zum Aeroporto Internacional Amílcar Cabral in Espargos gebracht. Unsere kleine Gruppe nahm herzlichen Abschied von unserem tollen Reiseleiter José, und von diesem herrlichen Inselhopping.
8. März: SAL−LISSABON−BERLIN
Um 1:00 Uhr Rückflug mit TAP Air Portugal nach Lissabon, Landung gegen 6.00 Uhr früh in der portugiesischen Hauptstadt. Sechs Stunden später Weiterflug von Lissabon (LIS) nach Berlin (BER) mit TAP / Portugália, wo wir nach etwa 3,5 Stunden Flug am Nachmittag landeten.
KAPVERDEN – Stürmischer Atlantik (Video von Michael W. Wirges)