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Pedro Julião Rebolo

Foto vom Denkmal für den portugiesischen Papst João XXI in Mafra

Über den einzigen Portugiesen auf dem Papst-Thron (1276–1277)    von Andreas Lausen

> Unter den 266 Päpsten der katholischen Kirche war nur ein Portugiese. Hätte sein Pontifikat länger als acht Monate gedauert, hätte er als Reformer und Pionier in die Geschichte eingehen können.

Pedro Julião Rebolo wurde irgendwann zwischen 1205 und 1220 in Lissabon geboren. Seine wohlhabenden Eltern (sein Vater war ein erfolgreicher Arzt) ermöglichten ihm Studienaufenthalte der Philosophie, der Medizin und der Mathematik an der Pariser Sorbonne, in León und Siena. In Italien verfasste er in den Jahren von 1246 bis 1252 medizinische und mathematische Bücher, die für die damalige Zeit fortschrittlich und bahnbrechend waren. 

Im Thesaurus Pauperum (Schatz der ­Armen) gab er kompetente Ratschläge zur Heilung von Krankheiten und für gesunde Ernährung, in denen sein soziales Gewissen zum Ausdruck kommt. De curis oculorum heißt sein Werk zur Augenheilkunde, das damals in zwölf Sprachen übersetzt wurde und die Medizin in ­Europa für Jahrhunderte beeinflusste. Sogar über die Tabuthemen Empfängnisverhütung und Schwangerschaftsabbruch schrieb er. 

1263 begann seine kirchliche Laufbahn mit dem Priorat an der Pfarrkirche Santo André in der Kleinstadt Mafra nördlich von Lissabon. 1273 wurde er zum Erz­bischof von Braga ernannt. 

Aber die Medizin ließ ihn nicht los. ­Neben geistlichen Funktionen in Italien war er Leibarzt von Papst Gregor X. Am 16.9.1276 wurde er selbst zum Papst gewählt, dem 187. in der Kirchengeschichte, jedoch mit vielen Gegenstimmen und ­gegen erhebliche Widerstände.

Als Papst João XXI. (Johannes der 21.) bemühte er sich, die Konflikte zwischen den europäischen Herrschern zu schlichten, Reformen in der Kirche in Gang zu bringen und die Kirche mit den Naturwissenschaften zu versöhnen. 

Päpstliches Wappen von 1276

Päpstliches Wappen von 1276 · Foto: © commons.wikimedia.org/wiki/File:C_o_a_Johannes_XXI.svg.png CC Share

Am 20.5. 1277 starb der portugiesische Papst im italienischen Viterbo an den schweren Verletzungen, die er beim Einsturz eines Gewölbes im päpstlichen ­Palast erlitten hatte, im Alter von vermutlich 62 Jahren. War sein Tod die Folge eines Erdbebens? Oder von Pfusch am Bau? Oder eines Anschlags? Es wurde nie geklärt. Sein bescheidenes Grabmal befindet sich im Dom von Viterbo.

Für die Kirche bedeutet sein Tod nach nur acht Monaten Amtszeit einen tragischen Verlust. João XXI. hätte das katholische Christentum in eine ganz andere Richtung lenken, eine Modernisierung anschieben können, die vielleicht bis heute wirksam wäre. Aber das bleibt Spekulation. 

Auch in Portugal ist dieser Papst heute kaum bekannt. Nur die Stadt Mafra errichtete ihm 2019 ein Denkmal aus schneeweißem portugiesischem Marmor. Dabei wäre er auch ohne seine kirch­liche Laufbahn ein bemerkenswerter Mensch und Wissenschaftler gewesen.

Auf ein Neues: DPG begeistert!

Illustration mit Smilies

Berichte aus Landesverbänden und Stadtsektionen    von Gabriele Baumgarten-Heinke

> Liebe Mitglieder, liebe FreundInnen Portugals, in der letzten Ausgabe des Portugal Reports (086) haben wir über die geplanten Vorhaben 2022 der einzelnen Landesverbände und Stadtsektionen berichtet. Es ist endlich wieder möglich, sich zu präsenten Veranstaltungen treffen zu können und daran möchten wir Sie teilhaben lassen. Zukünftig werden wir an dieser Stelle von den Encontros der DPG berichten und auch von Veranstaltungen, an denen DPG Mitglieder und Verantwortliche im Namen der DPG vertreten waren. Damit möchten wir Ihnen, liebe Mitglieder und FreundInnen Portugals, mehr Einblicke in die Aktivitäten und interessanten Veranstaltungen unseres Vereines geben. 

Trotz der Absage der Leipziger Buchmesse war Portugal als Gastland 2022 in Leipzig präsent und stellte dem deutschsprachigen Lesepublikum seine vielfältige Literatur vor. So waren am 17. und 18. März zehn AutorInnen aus Portugal und weiteren portugiesisch-sprachigen Ländern mit Lesungen und Gesprächsrunden vertreten. Unerwartete Begegnungen − so das Motto des Gastlandauftrittes. Ein Höhepunkt war am 17. März die Eröffnung der Ausstellung Frauen bei Saramago über den Literaturnobelpreisträger José Saramago anlässlich seines 100. Geburtstags. Am 20. März klang das Programm mit einem Konzert der portugiesischen Musiklegende Rodrigo Leão in der Schaubühne Lindenfels musikalisch aus.

Auch unser Mitglied und Verantwortliche für die Algarve, Catrin George Ponciano, konnte ihre schriftstellerischen Leistungen als in Portugal lebende Schriftstellerin, im Rahmen des Leipziger Alternativ-Autorenprogramms weiterlesen – Leipzig-22 vorstellen. Am 19. März gehörte ihr als letzte auftretende Autorin des Tages, das Turmzimmer im Felsenkeller, wo sie aus ihrem Essay »Das Lissabon des Fer­nando Pessoa«, vorgelesen und ihr Publikum gedanklich auf eine literarische Reise in die Hauptstadt Portugals während der Avantgarde eingeladen hat.

Im Rahmen der Reise nach Leipzig nutzte Catrin auch die Gelegenheit, um am 16. März an einem Encontro des Landesverbandes Berlin-Brandenburg in dem neuen Treffpunkt, den Räumen des Sozialverbandes Deutschland (SoVD) in der Kurfürstenstraße in Berlin, teilzunehmen. In einer lockeren Gesprächsrunde ging es um die Frage, wie einzelne Mitglieder ihren Weg nach Portugal gefunden haben. Als Höhepunkt der Veranstaltung las Catrin nach einem kleinen Imbiss aus ihrem erfolgreichen Roman Leiser Tod in Lissabon. 

Ebenfalls im März moderierte DPG-Mitglied Jörg Ulrich Hahn eine öffentliche Lesung mit dem in Lissabon lebenden Autor Konstantin Arnold im Traditions-­Wirtshaus Mainlust in Frankfurt-­Schwan­heim, zu dem die Vorsitzende des Landesverbandes Hessen, Maria de Fátima Veiga, auch die Mitglieder des Landesverbandes einlud. Arnold stellte hier sein Buch mit dem Titel Libertin – Briefe aus Lissabon, vor. In den Rezessionen kann man über das Buch lesen, dass es die innere Reise eines Künstlers, die Suche nach sich selbst sei und eine Liebeserklärung an eine Stadt, hinter der sich die Liebesgeschichte zu einem portugiesischen Mädchen verbirgt, das ihn zum Mann macht und an den Abgrund des Lebens stellt. »Dahin, wo die Aussicht am schönsten ist«, wie er gerne sagt.

Einen zweiten gemütlichen Abend erlebten die Mitglieder des Landesverbandes Berlin-Brandenburg am 27. April. Bei einem guten Rotwein aus dem Alentejo, dem Guarda Rios, und einem kleinen Imbiss lauschten die TeilnehmerInnen dem Vortrag von Michael W. Wirges über seine Reise zu den Kapverden. Ein langer Traum wurde wahr, so seine Einleitung. Sein Bericht über die Reise zu den Inseln São Vicente, Santo Antão und Sal war gespickt mit vielen Informationen über die Kapverden und mit spektakulären Fotos untermalt. 

 

Wie Falk Zirnstein mitteilt, plant die Stadtsektion Leipzig für das Jahr 2022 regelmäßige, quartalsweise Stammtische durchzuführen. Situationsbedingt konnte damit erst im Monat Mai 2022 anfangen werden. Besonders erfreulich ist die Tatsache, dass die Mitglieder der Stadtsektion die Gelegenheit haben, den (ersten) Stammtisch als Gäste der Helios-Kliniken gemeinsam durchzuführen, dies anknüpfend an der Tatsache, dass dort seit November 2019 portugiesische Fachkräfte tätig sind, mit denen wir in unserem Stammtisch neben weiteren interessierten Personen aus dem Kreis der Mitarbeiter der Kliniken ins Gespräch kommen können. Lesen Sie dazu den Artikel Portugiesische Pflegekräfte in Leipzig auf Seite 2.

Auch im Landesverband NRW sind nach der Corona-Pandemie Stammtische in verschiedenen Städten geplant. Bei dem Stammtisch in Köln im portugiesischen Restaurant Alfama, nahmen unsere Mitglieder H. Brecher, Prof. H. Siepmann, J. Guimarães und das Ehepaar Saecker teil. Familie Saecker wird im Sommer nach Machico auf Madeira übersiedeln und die DPG auf der Insel verstärken. 

Wild-romantisch ging es auf einer Wanderung der Mitglieder des Landesverbandes Baden-Württemberg am 8. Mai auf der Schwäbischen Alb zu. Lesen Sie dazu einen Beitrag unserer Mitglieder Anita Dreischer und Jürgen Lotterer auf Seite 2 dieser Ausgabe.

Am 27. April 2022 traf sich − diesmal unter freiem Himmel im Lissaboner Stadtteil Principe Real − mit Ariane Reipke, Madalena Leal de Faria und Oliver Wedekind erneut die Task Force der DPG Lissabon, um die weiteren Schritte abzustimmen. Die Planungen gehen dabei u. a. in die Richtung, für deutsch- und portugiesischsprachige Interessenten aus Lissabon einen Stadtspaziergang der ganz besonderen Art anzubieten. Diese noch auszuarbeitende Tour wird unter einem speziellen Motto stehen, um das noch eher übersichtliche Lissaboner DPG-Netzwerk weiter auszubauen. Details hierzu folgen in Kürze.

Was ist in der DPG für die kommenden Wochen geplant? 
In Leipzig wird es im Mai gleich zwei Veranstaltungen geben, die auch von der Deutsch-Portugiesischen Gesellschaft unterstützt werden. 

Am 20.5.2022 findet in der Leipziger Stadtbibliothek eine Veranstaltung zum 100. Geburtstag von José Saramago mit dem Titel: Grenzen überwinden – Musik mit dem Duo MEDITERRANEUS und Lesung von Auszügen aus dem Werk von José Saramago durch deutsche Studierende des Instituts für Romanistik der Universität Leipzig, statt. Der Schriftsteller wurde 1922 in der Ortschaft  Azinhaga nahe Lissabon geboren und starb 2010 in Tias auf Lanzarote. 1998 erhielt er den Nobelpreis für Literatur. 

Sein internationaler Durchbruch gelang ihm 1980 mit dem Roman Levantado do Chão, der 1985 in der Übersetzung von Rainer und Rosi Bettermann mit dem ­Titel Hoffnung im Alentejo beim Aufbau-Verlag Berlin und Weimar erschien. In eigener Sache möchte ich anmerken, dass der Ehrenpräsident der DPG, Harald Heinke, zu den Freunden José Saramagos gehörte.

Als zweite Veranstaltung unter Mitwirkung der DPG findet am 25.5.2022 im Studio 3 Leipzig ein musikalischer Abend mit dem Duo Senza statt, die ihr Konzert ankündigen als eine Mischung aus Reflexion über die Welt und unserer Gesellschaft. 

In der Zeit vom 30. Mai bis 2. Juni 2022 findet die HANNOVER MESSE statt, die vor allem Trends der digitalisierten Industrie aufzeigt. In diesem Jahr wird Portugal Gastland der weltgrößten Industriemesse sein, die am Abend des 29. Mai von Premierminister António Costa und Bundeskanzler Olaf Scholz eröffnet wird. Weitere hochrangige Delegationen aus Industrie und Politik des Gastlandes werden hierfür nach Hannover reisen. Aus diesem Anlass nehmen vom Geschäftsführenden Vorstand der DPG auch Präsident Michael W. Wirges und Gabriele Baumgarten-Heinke an der Eröffnung teil.  

Am 10. Juni begeht man in Portugal den Dia de Portugal, e Camões e das Comunidades Portuguesas, auf Deutsch den Portugal-Tag, Tag von Camões und der portugiesischen Gemeinschaften. 

Der 10. Juni ist ein Nationalfeiertag, der dem Land Portugal und den portugiesischen Gemeinschaften gewidmet ist. Herzliche Glückwünsche nach Portugal! 

In Berlin wird sich aus diesem Anlass die Berliner portugiesische Gemeinschaft am 11. Juni im Münzenbergsaal (Friedrichshain) unter dem Thema Nicht alles ist Saudade versammeln, um einen wunderschönen Tag mit Musik, Theater, Kino, Tanz, Ausstellungen, Kunsthandwerk und gastronomischen Verkostungen unter freiem Himmel zu bieten, die vom lusitanischen Land inspiriert sind.

Die Mitglieder des Landesverbandes Berlin-Brandenburg haben sich den 24. Juni 2022 vorgemerkt, an dem die traditionelle Sardinhada des Landesverbandes Berlin-Brandenburg nun endlich wieder stattfinden wird. Der Landesverband lädt ein zur Sardinhada 2022 in den Garten der Heilig-Kreuz-Kirche in Berlin-Kreuzberg und wendet sich an die DPG-Mitglieder, aber auch an FreundInnen Portugals. Genaue Informationen dazu folgen zeitnah. 

Als nächste Veranstaltung des Landesverbandes Baden-Württemberg findet am 2. Juli 2022 das Sommerfest in den Stuttgarter Weinhängen am Roten Berg statt. 

Wir wünschen für alle Veranstaltungen der DPG gutes Gelingen, bestes Sommerwetter und viel Freude an Portugal!